Gioachino Rossini

Gioacchino Antonio Rossini (* 29. Februar 1792 in Pesaro; † 13. November 1868 in Passy) war ein italienischer Komponist. Er gilt als einer der bedeutendsten Opernkomponisten des Belcanto. Seine Opern Der Barbier von Sevilla und Aschenputtel (La Cenerentola) gehören zum weltweiten Standardrepertoire der Opernhäuser.
Leben
Eigentlich wurde der Sohn eines Hornisten und einer Sängerin noch am Tag seiner Geburt in Pesaro auf den Namen Giovacchino getauft, doch bekannt wurde sein Name ohne 'v', und Rossini selbst schrieb ihn sogar noch kürzer als Gioachino. Als Kind lernte er, Violine und Cembalo zu spielen, außerdem hatte er eine gute Gesangsstimme. Seine Mutter lehnte jedoch energisch den Vorschlag ihres Bruders ab, seine Sopranstimme als Sängerkastrat zu bewahren - wofür ihr Rossini später verständlicherweise dankbar war. Im Alter von 14 Jahren wechselte er aufs Konservatorium in Bologna und erhielt dort Unterricht in Komposition sowie Cello und Klavier. Vier Jahre später machte er seinen Abschluss und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seine erste Oper sowie einige weitere Stücke komponiert.
In den folgenden Jahren schrieb Rossini mehrere Opern, die jedoch nicht sonderlich bekannt wurden. Erst mit Tankred komponierte er 1813 seine erste wirklich erfolgreiche Oper. Nach einigen weiteren Opernkompositionen, darunter Die Italienerin in Algier, für verschiedene Opernhäuser in Italien wurde er 1815 Leiter der beiden Opernhäuser in Neapel. Er war dabei zwar vertraglich verpflichtet, für jedes der beiden Häuser eine Oper pro Jahr zu schreiben, konnte daneben aber auch für andere Städte tätig sein.
Nicht alle seine Opern wurden gleich von Anfang gefeiert: Die Uraufführungen von Il Barbiere di Siviglia und La Cenerentola in Rom waren kein großer Erfolg, erst durch spätere Inszenierungen wurden die Werke beliebt. In Neapel lernte Rossini Isabella Colbran, eine Opernsängerin, kennen, mit der er von 1823 bis zur Scheidung 1836 verheiratet war. Nach einem fünfmonatigen Aufenthalt in London, wo er am King's Theatre tätig war und mit 7000 Pfund großzügig entlohnt worden war, nahm er 1824 den Posten des Leiters der italienischen Oper in Paris an. Zwei Jahre später wurde er königlicher Hofkomponist und Generalinspekteur des Gesangs in Frankreich.

1829 schrieb Rossini mit Wilhelm Tell die letzte Oper seines Lebens. Insgesamt hatte er in zwei Jahrzehnten 39 Opern verfasst. In dieser Zeit hatte er sich seinen Ruf als Meister der Opera buffa, der komischen Oper, erworben, obwohl er auch ernste Opern komponiert hatte. Das Jahr 1830 brachte für Rossini den Verlust seiner Ämter, da der französische König im Verlauf der Julirevolution abdanken musste. Es gelang Rossini jedoch, gerichtlich eine lebenslange Rente durchzusetzen.
Von 1836 bis 1848 wirkte Rossini in Bologna als Direktor des Musiklyzeums. Er war auch weiterhin als Komponist tätig, widmete sich aber mehr der geistlichen und der Kammermusik. In dieser Zeit (1846) heiratete er auch seine zweite Frau, die Französin Olympe Pélissier; diese Ehe hielt bis zu seinem Tod. Wegen politischer Unruhen in Bologna floh Rossini 1848 nach Florenz. 1855 zog er erneut nach Paris und lebte dort für den Rest seines Lebens.
Zu den bekannten Werken nach seiner Zeit als Opernkomponist zählen Stabat mater und Petite Messe Solennelle, die trotz ihres Namens (kleine Messe) ein immerhin 90-minütiges Werk ist. Rossinis Kompositionen sind bekannt für ihren Witz und auch die Titel einiger seiner Péchés de vieillesse (Alterssünden), eine Sammlung kleinerer Kompositionen zeugen vom Humor Rossinis, unter anderem Gefolterter Walzer, asthmatische Etüde, chromatischer Drehteller oder Fehlgeburt einer Polka-Mazurka.
Rossini litt insbesondere in seiner zweiten Lebenshälfte an Depression, die möglicherweise die Folge einer Gonorrhoe sind, die er sich schon in jungen Jahren zuzog. Er starb an den Folgen einer Darmoperation.
Werke
Opern
- Demetrius und Polybius (Demetrio e Polibio)
- Der Heiratswechsel (La cambiale di matrimonio); (1810)
- Durch List zum Ziel (L'equivoco stravagante)
- Der geglückte Betrug (L'inganno felice); (1812)
- Cyrus in Babylonien (Ciro in Babilonia, ossia La caduta di Baldassare); (1812)
- Die seidene Leiter (La scala di seta); (1812)
- Die Liebesprobe (La pietra del paragone); (1812)
- Gelegenheit macht Diebe (L'occasione fa il ladro)
- Signor Bruschino oder Der im Glücksspiel gewonnene Sohn (Il Signor Bruschino, ossia Il figlio per azzardo); (1813)
- Tankred (Tancredi); (1813)
- Die Italienierin in Algier (L'italiana in Algeri); (1813)
- Aurelian in Palmyr (Aureliano in Palmira); (1813)
- Der Türke in Italien (Il turco in Italia); (1814)
- Siegesmund (Sigismondo); (1814)
- Elisabeth, die Königin von England (Elisabetta, regina d'Inghilterra)
- Torvaldo und Dorliska (Torvaldo e Dorliska); (1815)
- Il Barbiere di Siviglia(Der Barbier von Sevilla), (1816)
- Die Zeitung (La gazzetta); (1816)
- Othello oder Der Mohr von Venedig (Otello, ossia Il moro di Venezia); (1816)
- Aschenputtel (La Cenerentola, ossia La bonta in trionfo)
- Die diebische Elster (La gazza ladra); (1817)
- Armide (Armida); (1817)
- Adelaide von Burgund (Adelaide di Borgogna); (1817)
- Moses in Ägypten (Mosè in Egitto); (1818)
- Adina oder Der Kalif von Bagdad (Adina, o Il califfo di Bagdad); (1818)
- Ricciardo e Zoraide (Ricciardo e Zoraide); (1818)
- Ermione; (1819)
- Eduard und Christine (Eduardo e Cristina); (1819)
- Die Dame vom See (La donna del lago); (1819)
- Bianca e Falliero (Bianca e Falliero, o sia Il consiglio dei Tre Maometto); (1819)
- Maometto secondo (Mohammed der Zweite); (1820)
- Mathilde von Shabran (II Matilde (di) Shabran, o sia Bellezza, e cuor di ferro); (1821)
- Zelmira (Zelmira); (1822)
- Semiramis (Semiramide)
- Die Reise nach Reims oder Das Hotel zur goldenen Lilie (Il viaggio a Reims, ossia L'albergo del giglio d'oro); (1825)
- Die Belagerung von Korinth (Le siege de Corinthe); (1826)
- Moses und Pharao oder Die Durchquerung des Roten Meeres (Moise et Pharaon, ou Le passage de la Mer Rouge); (1827)
- Graf Ory (Le Comte Ory); (1828)
- Wilhelm Tell (Guillaume Tell); (1829)
Andere Werke (Auswahl)
- Stabat mater
- Petite Messe Solennelle
- Péchés de vieillesse (Alterssünden)
Literatur
- Stendhal: Vie de Rossini. 1824 (deutsch: Athenäum, Frankfurt 1988 ISBN 3-610-08472-3)
- Richard Osborne: Rossini. Leben und Werk. Droemer Knaur, München 1992 ISBN 3-426-02421-7
- Volker Scherliess: Gioacchino Rossini. Rowohlt, Reinbek 1991 ISBN 3-499-50476-6