Wiehengebirge

Das Wiehengebirge (auch der Wiehen genannt) ist ein bis 320 m ü. NN hohes Mittelgebirge und Teil des Weserberglands an der Grenze Niedersachsens zu Nordrhein-Westfalen.
Das dicht bewaldete Wiehengebirge zählt zu den Nordausläufern der deutschen Mittelgebirge am Südrand des Norddeutschen Tieflands und ist ein Teil des Naturparks Nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge.
Weithin bekannt ist das Wiehengebirge durch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, das auf dem Osthang des Wittekindsbergs unweit nordwestlich der Stadt Porta Westfalica steht. Umgeben ist das Gebirge, das von zahlreichen Straßen erschlossen ist und ein beliebtes Wandergebiet darstellt, von dicht besiedelten Regionen, in denen Osnabrück die einzige Großstadt darstellt.
Geografie
Das Wiehengebirge, das in den Landkreisen Osnabrück, Minden-Lübbecke und Herford liegt, erstreckt sich ungefähr in West-Ost-Richtung von Bramsche (nordwestlich Osnabrücks) zum Beispiel über Ostercappeln, Bad Essen, Preußisch Oldendorf und Rödinghausen, Lübbecke, Hüllhorst und Bad Oeynhausen bis zu den an der Porta Westfalica bzw. Weser gelegenen Städten Minden und Porta Westfalica. Dabei verläuft es südlich vorbei an Bohmte, Espelkamp und Hille und nördlich vorbei an Bünde, Melle, Bissendorf, Kirchlengern und Löhne.
Nördlich des Wiehengebirges schließt sich das Norddeutsche Tiefland an, am der Porta Westfalica gegenüberliegenden Weserufer liegt das Wesergebirge, das die östliche Fortsetzung des Wiehengebirges ist, geologisch betrachtet ähnlich aufgebaut ist und sich bis etwa nach Hessisch Oldendorf zum Süntel erstreckt. Südöstlich des Wiehengebirges befindet sich das Lipper Bergland, südlich das Ravensberger Hügelland, südwestlich im Bereich des Tecklenburger Lands die nördlichen Ausläufer des Teutoburger Walds und nordwestlich die Ankumer Höhe, die Dammer Berge und der Stemweder Berg. Nördlich vom Nordwestende des Wiehengebirges liegt das Große Moor.
Landschaftsbild
Das kammartige Wiehengebirge ist ein langgestrecktes Gebirge, das aus schmalen, bewaldeten Höhenrücken (als Eggen bezeichnet) besteht, die durch Pässe und Durchbruchstäler (Dören) voneinander getrennt werden. Das vielerorts stark bewaldete Wiehengebirge ist wenige Kilometer breit und etwa 60 km lang. Im „Hoch-Wiehengebirge“ südlich Lübbeckes befinden sich die höchsten Gipfel, dort beträgt die Breite des bewaldeten Gebirgsteiles zwischen Holzhausen und Lübbecke rund 2 km. Weiter nach Osten verjüngt sich der Gebirgszug merklich und ist bei Nettelstedt kaum 500 m breit. Bei Wallücke ist der bewaldete Teil nur noch wenige zehn Meter breit. Man nutzt diese „zweite Porta“ für die Durchführung einer Hochspannungsleitung, auch war durch diese Lücke eine Autobahn zwischen Gießen und Bremen geplant. Noch weiter ostwärts verbreitert sich das Gebirge wieder auf durchschnittlich 1 km bis zu seinem jähen Ende, der Porta Westfalica, erreicht dann aber nicht mehr die Höhe von 300 m ü. NN.
Das Seitenprofil des Gebirges stellt sich, insbesondere im Raum Lübbecke, so dar, dass der Kamm und damit die Wasserscheide nicht in der Mitte, sondern am Südrand des Gebirges liegt. Hier verlaufen auch die politischen Grenzen zwischen der Gemeinde Hüllhorst und der Stadt Bad Oeynhausen im Süden, der Stadt Lübbecke und der Gemeinde Hille im Norden. Entsprechend verläuft der Aufstieg für den Wanderer, der von Norden her den Berg erklimmen will, eher allmählich. Jäh und steil dagegen ist der Abfall nach Süden zum Ravensberger Land. Die Bodenbedeckung, insbesondere die der steilen Hänge, ist nicht sehr mächtig und sehr steinreich. Daher ist die Vegetation auf Buchen und anspruchslose Gräser, Halbgräser und Moose beschränkt. Die zahlreichen Bäche entspringen in feuchten Quellmulden, fließen zunächst in V-Tälern (Siepen) die Hänge hinab, um dann durch die breiteren Sohlentäler zu mäandern.
Geologie
Das Wiehengebirge entstand bereits vor zehn Millionen Jahren in der Saxonischen Gebirgsbildung durch Hebungen der Erdkruste zusammen mit dem Weserbergland. Die aufgefalteten Gesteine stammen aus dem Dogger und Malm und entstanden vor 170 bis 140 Millionen Jahren als Ablagerungen auf dem Meeresgrund. Im Wiehengebirge herrscht überwiegend harter Sandstein vor, der nahe der Porta Westfalica als Porta-Sandstein bezeichnet wird und der z. B. in Bieren-Dono in mittlerweile aufgelassenen Steinbrüchen abgebaut wurde. Der Sandstein ist ein relativ grober Stein, der durch Einlagerung von Eisenmineralen und Ton einen Braunton aufweist und recht verwitterungsresistent ist. Die einzelnen Höhenlagen weisen dabei mehrere aufeinanderliegende Schichten auf. So bestehen die Kammlagen meist aus dem sehr harten und hellen Wiehengebirgssandstein.
Auf der Südseite des Gebirges schließen sich daran die harten Heersumer Schichten (Sandstein), Ornatenton Schichten und der Cornbrash-Kalksandstein an. Wiehengebirgssandstein und Hersumer Schichten gehören zum Oberen Jura oder Malm, der Cornbrash ist dem Mittleren Jura oder Dogger zuzuordnen.
Geschichtliches
Namensdeutung
Wiehengebirge kommt aus einer altsächsischen Wortwurzel und heißt „geweihtes Gebirge“ (den Germanen waren Wälder, insbesondere Bergwälder heilig). Eine eher scherzhafte Erklärung des Namens lautet, das Wiehengebirge sehe nur aus „wie 'n Gebirge“, verdiene aber mit seiner tatsächlichen Höhe von selten mehr als 300 Meter diese Bezeichnung eigentlich nicht. Aufgrund seiner klaren West-Ost-Ausdehnung wird das Wiehengebirge umgangssprachlich auch als „Bauernlineal“ bezeichnet.
Allgemeines
Im Wiehengebirge haben zum Beispiel vor etwa 150 Mio. Jahren Dinosaurier gelebt, was im unweit von Bad Essen-Barkhausen gelegenen „Naturdenkmal Saurierfährten“ 1921 nachgewiesen wurde. Die Spuren stammen vom Elephantopoides barkhausensis und vom Megalosauropus teutonicus.
Das archäologische Ausgrabungsprojekt Schnippenburg bei Ostercappeln hat eine überörtlich bedeutende Befestigungs- und Siedlungsanlage aus der vorrömischen Eisenzeit (300 bis 100 v. Chr.) erforscht.
Im niedersächsischen Teil des Gebirges, in der Fundregion Kalkriese bei Bramsche-Kalkriese, soll im Jahr 9 n. Chr. die Varusschlacht stattgefunden haben.
Sehenswürdigkeiten
Zu den Sehenswürdigkeiten des Wiehengebirges gehören:
Am Ostende des Wiehengebirges stehen an der Porta Westfalica auf dem Wittekindsberg, der sich nordwestlich der Stadt Porta Westfalica an der Porta Westfalica befindet, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, von dem man in Richtung Norddeutsches Tiefland und deutsche Mittelgebirge blicken kann, der „Moltketurm“ und das Bodendenkmal „Wittekindsburg“, eine vorgeschichtliche Fliehburg, die noch im Frühmittelalter benutzt wurde. Bis 1000 n. Chr. gab es hier ein Benediktinerinnenkloster, das um 1000 n. Chr. nach Minden verlegt wurde.
Erwähnenswert ist auch das „Eggetal“. In diesem vollständig von bewaldeten Bergen umgegebenen Talkessel liegen in West-Ost-Richtung betrachtet zum Beispiel die Ortschaften Büscherheide, Eininghausen, Börninghausen und Börninghauser Masch; die zuerst genannten gehören zur nordrhein-westfälischen Stadt Preußisch Oldendorf, letztere zum niedersächsischen Bad Essen.
Zwischen Büscherheide und Rödinghausen, unweit des Bergs Nonnenstein liegt ein kleiner Bergsee, der Grüne See, an dem sich der höchste Wasserfall des Gebirges befindet.
Südwestlich Bad Essens steht auf dem Berg Sonnenbrink der „Sonnenbrinkturm“ (Fernmeldeturm mit Aussichtsplattform), nordwestlich Rödinghausens erhebt sich der „Aussichtsturm auf dem Nonnenstein“ und nordöstlich Preußisch Oldendorf-Börninghausens befindet sich auf dem Limberg die restaurierte Anlage der Burg Limberg.
Unweit süd-südwestlich Bad Essen-Barkhausens befindet sich zwischen Linner Berg im Nordwesten und Kleinem Kellenberg im Südosten das „Naturdenkmal Saurierfährten“, wo in einem ehemaligen Steinbruch etwa 150 Mio. Jahre alte Dinosaurier-Fährten zu sehen sind. An diesem Fundort gibt es Sauriernachbildungen, Informationstafeln und einen 16 km langen Dinosaurier-Rundwanderweg.
Erhebungen
Das Wiehengebirge ist geprägt durch zahlreiche Berge bzw. Erhebungen, die sich kammartig aneinander reihen und im Mittelteil des Gebirges mit dem Heidbrink bis 320 m erreichen. Im Osten sind sie mit dem Wittekindsberg bis 294,2 m und mit dem westlichsten Berg des Wiehengebirges, der Schleptruper Egge, nur noch 148 m hoch.
Zu den Bergen bzw. Erhebungen des Wiehengebirges in West-Ost-Richtung betrachtet gehören (beim höchsten Berg ist die Höhe fett gedruckt; Höhe in Meter über Normalnull):
- Schleptruper Egge (148 m; mit einer Sendeanlage; südöstlich Bramsche-Schleptrups)
- Kalkrieser Berg (auch: „Schmittenhöhe“ 157 m; mit nahem Schloss Barenaue; nördlich Bramsche-Engters)
- Venner Egge (158 m; nördlich Ostercappeln-Vehrtes)
- Oldendorfer Berg (219 m; nördlich Melle-Oldendorfs)
- Sonnenbrink (177 m; mit „Sonnenbrinkturm“, einem Fernmeldeturm mit Aussichtsplattform; südwestlich Bad Essens)
- Meller Berg (218 m; mit Diedrichsburg; nördlich Melles)
- Eickener Egge (206 m; mit Aussichtsturm „Ottoshöhe“; nordöstlich Melles)
- Linner Berg (181 m); mit „Naturdenkmal Saurierfährten“; süd-südwestlich Bad Essen-Linnes
- Kleiner Kellenberg (161 m); mit „Naturdenkmal Saurierfährten“; süd-südöstlich Bad Essen-Barkhausens
- Großen Kellenberg (211 m); mit nahem Grünen See; nordöstlich Melle-Buers)
- Egge (198 m; mit Wiehenturm; südwestlich Preußisch Oldendorfs)
- Nonnenstein (früher: „Rödinghauser Berg“; 274 m; mit „Aussichtsturm auf dem Nonnenstein“; nordwestlich Rödinghausens)
- Maschberg (190 m; nördlich Schwenningdorf)
- Limberg (190 m; mit restaurierter Anlage der Burg Limberg; nordöstlich Preußisch Oldendorf-Börninghausens
- Donoer Berg (243 m; nördlich Bieren-Dono)
- Glösinghauser Berg (289 m; östlich Preußisch Oldendorf-Glösinghausens)
- Altes Verbrenn (291 m; östlich Preußisch Oldendorf-Glösinghausens)
- Babilonie (ca. 245 m; mit Kulturdenkmal Wallburg und nahem Schierecks Tempel; südlich Lübbecke-Obermehnens)
- Wurzelbrink (318 m mit Aussichtsturm „Wartturm“; südlich Lübbeckes)
- Kniebrink (315 m; südlich Lübbeckes)
- Reineberg (276 m; mit Resten der Ruine Reineburg; südlicher „Hausberg“ Lübbeckes
- Heidbrink (319,6 m; nördlich Hüllhorst/Ahlsen-Reinebergs)
- Gehlenbecker Berg (ca. 275 m; mit beeindruckendem Eichenbestand in Gipfelnähe; südlich Lübbecke-Gehlenbecks
- Nettelstedter Berg (288 m; südwestlich Lübbecke-Nettelstedts)
- Eidinghauser Berg (247 m; nördlich Bad Oeynhausen-Eidinghausens)
- Wittekindsberg (294,2 m; u. a. mit „Kaiser-Wilhelm-Denkmal“, „Moltketurm“ und „Wittekindsburg“; westlich der Porta Westfalica)
Gewässer
Zu den Kanälen nahe dem Wiehengebirge gehören:
- Mittellandkanal – verläuft unweit nördlich des Wiehengebirges zwischen den Städten Bramsche und Minden in West-Ost-Richtung und ist Wasserstraßenverbindung zwischen Ems im Westen und Elbe im Osten
- Stichkanal Osnabrück – verläuft unweit westlich des Wiehengebirges zwischen den Städten Osnabrück und Bramsche in Süd-Nord-Richtung und ist Wasserstraßenanbindung des Osnabrücker Hafens im Süden an den Mittellandkanal im Norden
Zu den Fließgewässern im bzw. nahe dem Wiehengebirge gehören:
- Else – entsteht bei Gesmold durch Bifurkation aus der Hase, passiert das Wiehengebirge südlich, fließt ostwärts und mündet in die Werre
- Große Aue – entspringt bei Rödinghausen, verlässt das Wiehengebirge nach Norden, fließt nord-nordostwärts und mündet in die Weser
- Großer Diekfluß – entsteht nahe Preußisch Oldendorf, fließt überwiegend nordostwärts und mündet in die Große Aue
- Hase – entsteht im Teutoburger Wald, passiert das Wiehengebirge westlich, fließt überwiegend nordwestwärts und mündet in die Ems
- Hunte – entsteht westlich Melle-Buers, fließt überwiegend nordwärts und mündet in die Weser
- Werre – entsteht im Teutoburger Wald, passiert das Wiehengebirge südöstlich, fließt überwiegend nordwärts und mündet in die Weser
- Weser – entsteht in Südniedersachsen bei Hann. Münden aus der Vereinigung der Fulda und der Werra, passiert das Wiehengebirge östlich in Süd-Nord-Richtung verlaufend und ist ein in die Nordsee mündender Strom
Zu den Stillgewässern im Wiehengebirge gehören:
- Grüne See – unweit nordöstlich Melle-Buers bzw. östlich des Großen Kellenbergs gelegen; mit höchstem Wasserfall des Gebirges
- Crollager Teich – südlich Preußisch Oldendorf-Holzhausens nahe dem Weiler Glösinghausen gelegen (Naturdenkmal)
Ortschaften
Zu den Ortschaften im bzw. am Wiehengebirge, das zwischen den Städten Porta Westfalica und Minden (südöstlich bzw. nördlich der Porta Westfalica am Übergang zum Wesergebirge) im Osten und der Stadt Bramsche im West-Nordwesten befindet, gehören:
Diese und weitere Ortschaften am Wiehengebirge sind (alphabetisch sortiert):
|
|
|
Verkehrsanbindung
Das Wiehengebirge wird südlich zwischen Osnabrück und Bad Oeynhausen etwa in West-Ost-Richtung von der Bundesautobahn A 30 passiert, von der im Westen Anschlüsse an A 33 und A 1 bestehen, wobei letztere in Nord-Süd-Richtung verlaufend den äußersten Westteil des Gebirges durchschneidet.
An der östlich des Wiehengebirges gelegenen Porta Westfalica wird es von den Bundesstraßen B 61 und B 482 passiert. Nördlich des Gebirges verläuft in West-Ost-Richtung die B 65, die den Westteil des Gebirges gemeinschaftlich mit der B 51 durchschneidet. Im äußersten Westen verlaufen die B 68 und B 218. Von einigen dieser Bundesstraßen besteht Anschluss an die zuvor genannten Bundesautobahnen. Zahlreiche von diesen Straßen abzweigende Landes- und Kreisstraßen verästeln das Straßensystem des Gebirges weiter.
Als einzige Bahnlilie durchquert die RB 71 „Ravensberger Bahn“ Bünde-Rahden das Wiehengebirge.
Weblinks
- BfN Landschaftssteckbrief Wiehengebirge
- BfN Landschaftssteckbrief östliches Wiehengebirge
- "Wie'n Gebirge" Literaturkreise & Co. rund um das Wiehengebirge