Günther Weisenborn
Günther Weisenborn (* 10. Juli 1902 in Velbert, † 26. März 1969 in West-Berlin) war ein deutscher Schriftsteller.
Frühe Jahre
Nach Abschluss seines Studiums 1927 war er zunächst als Schauspieler an verschiedenen Theatern tätig und wurde 1928 Dramaturg an der Berliner Volksbühne, wo sein Antikriegsstück U-Boot S4 uraufgeführt wurde.
1933 bis 1945
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden seine Bücher verboten, er konnte jedoch (unter den Pseudonymen W. Bohr, Christian Munk und Eberhard Förster) weiterhin schreiben. Nach kurzer Emigration in die USA kehrte er Ende 1937 nach Deutschland zurück und führte dort ein Doppelleben: Einerseits war er Teil des nationalsozialistischen Kulturbetriebs (seit 1941 Dramaturg am Schillertheater), andererseits unterstützte er die Widerstandsorganisation Rote Kapelle. 1942 wurde er verhaftet und vor dem Reichskriegsgericht wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Aufgrund der entlastenden Aussage eines Zellengenossen wurde das Todesurteil gegen ihn in 10 Jahre Festungshaft umgewandelt. Im April 1945 wurde Günther Weisenborn von der Roten Armee aus dem Zuchthaus Luckau befreit.
Nähere Details über seinen Gefängnisaufenthalt sind der Dauerausstellung Topographie des Terrors in der Niederkirchnerstraße in Berlin-Kreuzberg zu entnehmen, weil Günther Weisenborn neben seiner Verweildauer im Zuchthaus Luckau auf dem Gelände der dort ansässigen Leitung der Gestapo von 1942 bis 1943 inhaftiert war. Die Niederkirchnerstraße war zum diesem Zeitpunkt als Prinz-Albrecht-Straße bekannt. Die Kurzgeschichte Die Aussage ist ebenfalls seinen Erlebnissen in Todeshaft gewidmet.
1945 bis 1950
Nach seiner Befreiung im April 1945 übte er vorübergehend die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters von Langengrassau bei Luckau aus. Nach seiner Rückkehr nach West-Berlin gründete er zusammen mit Karlheinz Martin das Hebbeltheater, war von 1945 bis 1947 Mitherausgeber der satirischen Zeitschrift Ulenspiegel und Mitbegründer des Studio 46, das 1946 mit der Uraufführung seines Dramas Die Illegalen, in dem er seine Erfahrungen im Widerstand verarbeitet hatte, eröffnete. Diesbezüglich strengte er 1947 gemeinsam mit Adolf Grimme und Greta Kuckhoff einen Prozess gegen den Chefankläger der Roten Kapelle, Manfred Roeder, an. Der Prozess wurde jedoch 1951 eingestellt.
1951 bis 1960
In der Zeit von 1951 bis 1953 übte Günther Weisenborn eine Tätigkeit als Chefdramaturg der Kammerspiele in Hamburg aus und veröffentlichte 1953 mit dem Buch Der lautlose Aufstand den ersten umfassenden Dokumentarbericht über den deutschen Widerstand. Vortragsreisen führten ihn nach Asien (Burma, in die VR China, Indien, UdSSR) sowie nach London, Paris, Prag und Warschau. Günther Weisenborn engagierte sich immer wieder als Pazifist gegen die Wiederbewaffnung der BRD und warnte vor der atomaren Bedrohung. 1955 schrieb er das Drehbuch zu Falk Harnacks Film Der 20. Juli. Er erhielt für diese Arbeit den Bundesfilmpreis in Silber. Ebenfalls 1955 stiftete er die von der Dramatiker Union ausschließlich an Nicht-Mitglieder vergebene Auszeichnung Silbernes Blatt für „Persönlichkeiten [...], die sich besonders um die Förderung des zeitgenössischen dramatischen Schaffens verdient gemacht haben“.
Späte Jahre
Zu seinen späteren Arbeiten für den Film gehören Dokumentationen des Widerstands im 3. Reich und in der DDR, aber auch das Drehbuch zur Verfilmung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper. Ab 1964 lebte er in West-Berlin, wo er am 26. März 1969 verstarb.
Referenzen
Günther Weisenborn war Vorsitzender des Schutzverbands Deutscher Autoren, Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg, der Deutschen Akademie der darstellenden Künste mit damaligem Sitz in Frankfurt am Main, korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Künste mit damaligem Sitz in Ost-Berlin, des Pen-Clubs, der europäischen Schriftstellervereinigung Comes und erhielt den Preis der Académie des Hespérides.
Werke
- U-Boot S4 (Drama, 1928)
- Barbaren (Roman, 1931)
- Die Neuberin (Schauspiel, 1934; zusammen mit Eberhard Keindorff)
- Das Mädchen von Fanö (Roman, 1935; verfilmt, 1941)
- Die Furie (Roman, 1937)
- Ahnung (Gedicht; geschrieben 1942 im Zuchthaus Moabit)
- Die Illegalen (Drama, 1946)
- Die Aussage (1947)
- Memorial (Autobiographie, 1948)
- Zwei Männer (1949)
- Drei ehrenwerte Herren (1951)
- Der lautlose Aufstand (1953), Roman über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus (auf Basis von Ricarda Huch zusammengetragenen Materials), 2. vermehrte und verb. Aufl. (1954), versch. Neuaufl., franz. Fassung: Une Allemagne contre Hitler (2000)
- Der gespaltene Horizont (1964)
- Ein gleichgültiger Mittwoch (1967)
Literatur
- Roswita Schwarz: Vom expressionistischen Aufbruch zur inneren Emigration: Günther Weisenborns weltanschauliche und künstlerische Entwicklung in der Weimarer Republik und im 3. Reich (Lang Verlag, 1995; Frankfurt am Main, ISBN 3-631-47889-5)
Personendaten | |
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NAME | Weisenborn, Günther |
ALTERNATIVNAMEN | W. Bohr, Christian Munk, Eberhard Förster |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Dramaturg |
GEBURTSDATUM | 10. Juli 1902 |
GEBURTSORT | Velbert |
STERBEDATUM | 26. März 1969 |
STERBEORT | West-Berlin |