Soziales System
Soziales System (oder der Plural Soziale Systeme) bezeichnet den zentralen Grundbegriff der soziologischen Systemtheorie. Mit dem Begriff wird eine Grenze markiert zum Ökosystem, zum Organismus, zum psychischen System sowie zu Maschinen.
Die Ansätze von Parsons und Luhmann
Innerhalb der Systemtheorie besteht eine Kontroverse darüber, welche Elemente soziale Systeme bilden. Nach Talcott Parsons sind es Handlungen, Niklas Luhmann zufolge sind es Kommunikationen, die soziale Systeme konstituieren. Oberflächlich betrachtet scheint dies ein Streit um Worte zu sein. Tatsächlich ergeben sich aus der Wahl des Grundbegriffs weitreichende theoretische und empirische Konsequenzen. So postuliert Parsons in seiner Evolutionstheorie die Heraufkunft eines "system of modern societies" (System moderner Gesellschaften), während Luhmann schlicht den Begriff "Weltgesellschaft" verwendet. Der handlungstheoretische Bezugsrahmen erlaubt der Soziologin/dem Soziologen wohl Komplexes, in diesem Fall eine Vielfalt von Industriegesellschaften, unter einem einheitlichen Gesichtspunkt zu ordnen. Dabei ist aber stets den normativen und institutionellen Strukturen Rechnung zu tragen, die das Handeln in den jeweiligen Gesellschaften steuern und bedingen. Die Kommunikationstheoretikerin/der Kommunikationstheoretiker richtet dagegen den Fokus auf die Relationierung kommunikativer Ereignisse, finden diese nun in Brasilien oder in Bielefeld statt. Differenzen - z.B. Zentrum/Peripherie, Interaktion/Organisation, Wirtschaft/Politik, Stratifikation/funktionale Differenzierung - werden innerhalb der Weltgesellschaft, Luhmann zufolge, selbst produziert, d.h. kommunikativ generiert.
Literatur
Niklas Luhmann 1997. Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main (2 Bände)
Talcott Parsons 1977. Social Systems and the Evolution of Action Theory, New York
Talcott Parsons 1978. Action THeory and the Human Condition, New York