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Hans A. Pestalozzi

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Hans A. Pestalozzi (* 1929; † 14. Juli 2004 in Steintal bei Wattwil, Toggenburg, Schweiz) war ein Schweizer Manager, Gesellschaftskritiker, Rebell, Vordenker, Agitator und Autor.

Hans A. Pestalozzi studierte an der Hochschule St. Gallen (HSG) und kam 1955 als persönlicher Sekretär von Konzerngründer Gottlieb Duttweiler zur Migros. Nach dem Tod des Gründers wurde Pestalozzi 1962 zum Vizedirektor des Konzerns. Von 1966 bis 1979 leitete er das renommierte Gottlieb Duttweiler Institut im zürcherischen Rüschlikon, das er zu einer international bekannten Denkfabrik entwickelte. Als er seine kritischen Ideen immer radikaler und immer kompromissloser öffentlich postulierte, wurde er 1979 entlassen. In seiner zweiten Laufbahn wurde der Ex-Migros-Manager zum Migros-Management-Kritiker und – wie er selbst postulierte – zum "autonomen Agitator". Er solidarisierte sich mit der wachsenden Jugendbewegung, mit pazifistischen, ökologischen und entwicklungspolitischen Tendenzen und zeigte deutlich auf die Schwachstellen unserer konsumorientierten Wachstumsgesellschaft.

Er zog sich 1984 auf einen Bauernhof in den Bergen zurück, wo er autarke Selbstversorgung praktizierte; er starb dort 75-jährig.


Im Südwestrundfunk (SWR) wurde am Donnerstag, 28. Oktober 2004 um 13:15 Uhr in der Sendung Lebenslinien der Beitrag "Meine Jahre haben Leben - Hans A. Pestalozzi" ausgestrahlt (zuvor am 22. 10. 2004 um 10:15 im "Bayerischer Rundfunk" gesendet):

Lebenslinien - Meine Jahre haben Leben - Hans A. Pestalozzi von Franz Deubzer

Hans A. Pestalozzi, der agile, zähe, alte Schweizer, galt in den 70er- und 80er-Jahren als 'Guru der Pazifisten und Alternativen'. Als Topmanager war er 1979 aus dem Wirtschaftsestablishment ausgestiegen, für das er eine 'Denkfabrik' aufgebaut und geleitet hatte. Im 'Duttweiler Institut' hatte er Wirtschaftsbosse, Politiker, Wissenschaftler, Soziologen und Revolutionäre zusammengebracht, um gemeinsam über die Themen der Gegenwart und Zukunft zu diskutieren: Globalisierung, allein selig machende Fixierung auf Geld, ungebremstes Wachstum, das auf Mensch und Natur keine Rücksicht nimmt. Als Pestalozzi mit den Thesen und Visionen, die in seinem Institut entstanden, an die Öffentlichkeit ging, ließen ihn seine Auftraggeber fallen und stempelten ihn als Revoluzzer ab. Der allein erziehende Vater dreier Kinder musste ein völlig neues Leben beginnen: Er hielt Hunderte von Vorträgen in Sachen 'Umwelt', schrieb Bestseller wie 'Nach uns die Zukunft' und wurde zur Ikone des Widerstands gegen die Macht der Wirtschaft. Als Wohnsitz wählte er sich einen abgelegenen, kleinen Bauernhof bei St. Gallen, wo er sich, umgeben von Katzen, Enten und Ziegen, selbst versorgte und fast völlig autark lebte. Pestalozzis Rückzug - scheinbar 'aufs Altenteil' - war keine Kapitulation, sondern folgte seiner Devise, sich dem System zu entziehen, wo immer es geht. Während mehrerer Besuche, erzählte er von seinem Leben als Schweizer Offizier, Manager, Vermittler, Kämpfer für eine gesündere Welt, Buchautor und Verehrer der Frauen ... und warum ihn immer noch ein 'heiliger Zorn' antrieb. Am 14. Juli 2004 starb Hans A. Pestalozzi im Alter von 75 Jahren einsam auf seinem Bergbauernhof.

Werke