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Autobahn

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Datei:A13 Autobahn.jpg
Autobahn (A13) bei Chur, Schweiz
Autobahn A2 in Österreich
Datei:A9 Wiki.jpg
Autobahn A9 in Deutschland
Autobahn SP 160 in Brasilien, genannt Rodovia dos Imigrantes (Autobahn der Einwanderer)

Eine Autobahn ist eine Fernverkehrsstraße, die ausschließlich dem Schnellverkehr mit Kraftfahrzeugen dient. Sie besteht aus zwei Richtungsfahrbahnen mit (in Deutschland seit einigen Jahrzehnten) jeweils mindestens zwei Fahrstreifen, meistens mit zusätzlichem Standstreifen. Beide Fahrbahnen sind durch einen Grünstreifen, in dem oft Schutzplanken aus Stahl oder eine Betonschutzwand errichtet sind, voneinander getrennt.

Im Gegensatz zu anderen Straßentypen sind Autobahnen in Deutschland stets höhenfrei: Der Übergang von einer Autobahn auf eine andere erfolgt durch Brücken und Unterführungen (Autobahnkreuz) oder Abzweigungen (Autobahndreieck, in Österreich „Knoten“, bzw. Autobahnverzweigung), Übergänge ins nachgeordnete Straßennetz werden (Autobahn-)Anschlussstellen genannt. Je nach Verlauf der Trasse spricht man in manchen Fällen von Ringautobahnen oder Stadtautobahnen. Tunnel und Brücken im Zuge der Autobahnen sowie die meisten Straßenbrücken über die Autobahnen sind Teile der Autobahnen.

An den meisten Autobahnen sind Autobahnraststätten und Autobahnparkplätze angeordnet, die den Ver- und Entsorgungsbedürfnissen des Fernverkehrs und der Tatsache, dass auf Autobahnen das Halten und Parken nicht erlaubt ist, Rechnung tragen. Diese Anlagen sind Teile der Autobahnen.

Jede Autobahn besitzt mehrere Bedarfsumleitungen, um Staus umfahren zu können.

Ausbaustand

Europastraßenschild

Europäischer Ausbaustand

In den meisten europäischen Ländern bilden Autobahnen eine eigene Straßengattung, in einigen Ländern (zum Beispiel Schweden) werden sie zu den anderen Fernstraßen (beispielsweise Europastraßen) gezählt. Inzwischen existieren in allen europäischen Staaten außer Estland, Lettland, Malta, Moldawien, Montenegro, Andorra, Island und den Zwergstaaten Autobahnabschnitte.

In Europa werden ständig weitere Autobahnen gebaut. In den Jahren von 1994 bis 2004 wuchs das Autobahnnetz in den neuen EU-Mitgliedstaaten um 1000 km, in den alten Mitgliedstaaten sogar um 12.000 km. [1]

Ausbaustand in Nordamerika

Die USA sind von einem für die Größe des Landes sehr dichten Autobahnnetz (Interstate Highways) überzogen, die oft deutlich großzügiger angelegt sind als in Europa. Während Überlandautobahnen oft weniger stark befahren sind, sind Autobahnen in Ballungsräumen sehr stark befahren. Sie sind deshalb dort oft sehr breit (bis zu neun Fahrstreifen je Richtung) und mit großzügigen Anschlussstellen und Knotenpunkten angelegt.

Der äußerste Süden Kanadas (Ontario und Québec) hat ein ähnlich gut ausgebautes Autobahnnetz. Bis auf den Trans-Canada-Highway, der vom Bund gebaut und unterhalten wird, liegt die Straßenbaulast, auch der Autobahnen, bei den Provinzen. Der Trans-Canada-Highway ist in Ballungsräumen oder dichter besiedelten Gebieten jedoch noch nicht durchgängig mehrspurig ausgebaut.

In Mexiko sind die wichtigsten Städte des Landes mit Autobahnen verbunden.

Ausbaustand in der restlichen Welt

In Afrika finden sich autobahnähnliche Straßen nur im Einzugsbereich weniger sehr großer Städte, da dort meistens zu wenig Geld für Investitionen in die Infrastruktur vorhanden ist, jedoch auch weil in ländlichen Gebieten der Fahrzeugverkehr sehr gering ist.

Japan und Südkorea verfügen über Autobahnnetze mit hohem Standard; jedoch bauen viele aufstrebende Staaten Ost- und Südostasiens ihre Autobahnnetze mit großer Geschwindigkeit aus (China hat kürzlich das deutsche Autobahnnetz als das bis dahin zweitlängste der Welt hinter sich gelassen). Australien hat nur Autobahnen im Bereich der Großstädte, in ländlichen Gebieten gibt es aufgrund der dünnen Besiedlung keine Autobahnen.

Auch in Südamerika sind Autobahnen nur im Einzugsbereich von Großstädten üblich, Überlandautobahnen sind eher selten.

Geschichte

Die erste autobahnähnliche Strecke der Welt war die AVUS in Berlin, sie wurde privat finanziert, war gebührenpflichtig und wurde 1921 eröffnet, diente jedoch hauptsächlich als Renn- und Teststrecke. Die erste öffentliche reine Autostraße der Welt wurde 1924 in Italien eröffnet (Mailand-Como). Diese Autostraße war je Fahrtrichtung einstreifig (einspurig) und noch nicht kreuzungsfrei, es gab aber schon Ein- und Ausfahrten.

Als erste öffentliche Autobahn Deutschlands gilt die heutige A 555 zwischen Köln und Bonn. Sie wurde von 1929 bis 1932 gebaut und am 6. August 1932 vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer eingeweiht – allerdings zunächst als Kraftwagenstraße bezeichnet, danach als Landesstraße. Diese Straße war kreuzungsfrei und je Fahrtrichtung zweistreifig (zweispurig), was heute als Mindestmaßstab für die Bezeichnung Autobahn gilt.[2] Den offiziellen Status einer Autobahn bekam die Strecke 1958.[3]

Die Bezeichnung „Autobahn“ wurde evtl. erstmals von Robert Otzen im Jahr 1929 geprägt. Otzen war Vorsitzender des Vereins zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte–Frankfurt–Basel (kurz HaFraBa), der ursprünglich die Planungen für die Straße HamburgFrankfurt am MainBasel zum Ziel hatte. 1932 benannte sich die Fachzeitschrift „Hafraba“, die über die geplante Straßenverbindung berichtete, in Analogie zur Eisenbahn in „Autobahn“ um.

Kennzeichnung

Nicht alle Staaten verwenden das Autobahnsymbol. Zuweilen gibt es auch keine Unterscheidung zwischen Autobahn, Kraftfahrstraße und diesen baulich ähnlichen Straßen in vielen Staaten Europas. Aufgrund mangelnder einheitlicher Kennzeichnung und Definition ist die Angabe der weltweit vorhandenen Autobahnkilometer nicht möglich.

Farbe

In den meisten Ländern haben die Autobahnschilder entweder einen blauen oder einen grünen Hintergrund.

Länder mit blauem Hintergrund

  • Albanien
  • Belgien*
  • Chile
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Großbritannien und Nordirland
  • Irland
  • Israel
  • Luxemburg
  • Niederlande
  • Norwegen
  • Österreich
  • Pakistan
  • Polen*
  • Portugal
  • Spanien
  • Südafrika
  • Thailand
  • Ungarn
  • Vereinigte Arabische Emirate (Emirat Abu Dhabi)
  • Weißrussland

*) Hinweisschilder, die den Weg zur Autobahn weisen, sind jedoch grün.

Länder mit grünem Hintergrund

Datei:AutobahnCH.svg
  • Bosnien und Herzegowina
  • Bulgarien
  • China
  • Dänemark
  • Finnland
  • Griechenland
  • Italien
  • Kroatien
  • Litauen
  • Malaysia
  • Mazedonien
  • Mexiko
  • Rumänien
  • Russland
  • Schweden
  • Schweiz
  • Serbien
  • Slowakei
  • Slowenien
  • Taiwan
  • Thailand (Expressways)
  • Tschechische Republik
  • Türkei
  • USA
  • Vereinigte Arabische Emirate (Emirat Dubai)

Rechtliches

Tempolimits in Deutschland

In den meisten europäischen Ländern gilt auf Autobahnen ein Tempolimit zwischen 110 und 130 km/h sowie ein Verbot für Fahrzeuge, die eine vorgeschriebene Mindestgeschwindigkeit zwischen 45 und 80 km/h bauartbedingt nicht erreichen können. Einzig in Deutschland gilt kein grundsätzliches Tempolimit auf Autobahnen; dieses bedeutet, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen ausdrücklich durch Beschilderung zu kennzeichnen sind. Im übrigen ist die Geschwindigkeit den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen (beispielsweise Schnee oder Nebel) sowie seinen persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen.

Das Halten, Wenden, Rückwärtsfahren sowie das Auf- und Abfahren an nicht gekennzeichneten Stellen auf der Autobahn ist generell verboten. Ausnahmen zum Halteverbot bilden die Autobahnparkplätze und Autobahnraststätten. Im Falle eines Staus darf man seit noch nicht sehr langer Zeit ausschließlich unter Anleitung der Polizei auf seiner Spur wenden und bis zur nächsten Ausfahrt zurückfahren. Dieses Gesetz ist allerdings sehr umstritten.

Kapazität

Der höchste Verkehrsfluss mit bis zu 2600 Autos pro Stunde und Fahrspur stellt sich – wegen des verringerten Sicherheitsabstandes – bei etwa 85 km/h ein, wenn sich die Geschwindigkeiten der einzelnen Fahrzeuge einander anpassen. Eine noch höhere Belastung führt dann zum Stau. Bei subjektiv „freier Strecke“ können hingegen nur etwa 1800 Autos pro Stunde und Spur passieren.[4] Das theoretische Modell für den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Durchlassfähigkeit einer Straße liefert das Fundamentaldiagramm des Verkehrsflusses.

Sicherheit

Getötete pro 1 Mrd. Fahrzeugkilometer1 (2003)[5][6]

Bundesanstalt für Straßenwesen AADT = Verkehr / Netzlänge.

Land Autobahn andere Straßen Autobahn AADT Autobahn (Verkehr%) Tempolimit (km/h) (2003)
Dänemark 3,0 11,9 29 454 25 % 130
Finnland 1,4 08,3 22 780 10 % 120
Frankreich 4,0 12,8 31 979 21 % 130
Deutschland 3,8 12,4 48 710 31 % kein Limit - Richtgeschw. = 130
Irland 7,4 11,0 26 730 04 % 120
Japan 4,0 11,9 26 152 09 % 100
Niederlande 2,1 11,7 66 734 41 % 120
Österreich 5,9 13,4 30 077 23 % 130
Slowakei 8,1 18,7 15 643 19 % 130
Schweden 2,5 09,9 24 183 21 % 110 120 auf E6
Schweiz 2,8 11,8 43 641 33 % 120
Tschechien 9,9 34,3 25 714 11 % 130
Vereinigtes Königreich 2,0 09,3 85 536 23 % 112
USA 5,2 10,7 39 634 24 % 105/112/121/129

1Grundlage für die Verkehrstotenzahlen ist der 30-Tage-Erfassungszeitraum. Die angegebenen Zahlen sind nur unter Berücksichtigung der für die Länder maßgebenden Erfassungsmethoden vergleichbar, so dass Korrekturfaktoren benutzt werden. Der Zeitraum zwischen Unfall und Tod der Person ist sehr wichtig, da er maßgeblich dafür ist, ob sie in der Statistik erfasst wird oder nicht. Diese Zeiträume variieren von Land zu Land.

Maut

siehe auch Hauptartikel Maut

In vielen Ländern muss man für die Autobahnbenutzung eine Benutzungsgebühr bezahlen. Dieses kann zeitabhängig in Form einer Vignette geschehen oder streckenabhängig durch Bezahlen an Mautposten, wie in zahlreichen weiteren europäischen Staaten üblich.

In Österreich gilt für LKW seit dem 1. Januar 2004 eine Maut, die über mitzuführende GO-Boxen und ein entlang der Autobahn installiertes Infrarot-System abgerechnet wird. Um eine Mautflucht zu verhindern werden laufend Fahrverbote für LKW auf parallel verlaufenden Straßen verhängt. In der Schweiz gilt die LSVA auch auf Autobahnen. In Deutschland gilt seit dem 1. Januar 2005 eine LKW-Maut, die entweder an Automaten über dort anzugebene Fahrt-Routen im voraus oder über eingebaute Maut-Geräte satellitengestützt automatisiert erhoben wird. Die Erhebung erfolgt über Toll Collect.

Beleuchtung

Verkehrszeichen Autobahnausfahrt in Deutschland

Im Regelfall werden in Deutschland Autobahnen bei Nacht nur im Zuge mancher innerstädtischer Abschnitte sowie bei heiklen Ein- und Ausfahrten beleuchtet. Des Weiteren werden Autobahntunnel, wie andere Straßentunnel, immer beleuchtet. In vielen anderen Ländern aber (z. B. in Frankreich oder Großbritannien) sind die meisten Autobahnen in Ballungsräumen und alle Autobahnknoten beleuchtet. Es gibt einige Länder wie Belgien, Luxemburg, Vereinigte Arabische Emirate oder die Türkei, wo sogar fast alle Autobahnen nachts beleuchtet werden.

Im Zuge der Energieeinsparungen und der aufwändigen Wartung sowie der sog. Lichtverschmutzung wird aber auch in einigen dieser Länder die Beleuchtung nach und nach eingestellt.

Kultur

Die Autobahnen haben auch zu kultureller Auseinandersetzung angeregt. Beispiele sind die Errichtung von Autobahnkirchen. Im Bereich der Musik das Album Autobahn der Musikgruppe Kraftwerk oder das Lied 'Deutschland Autobahn' des US-amerikanischen Country-Sängers Dave Dudley, dessen Großeltern aus Deutschland stammten. In dem Film The Big Lebowski (1998) taucht ein Trio deutscher Nihilisten auf, das als Gruppe „Autobahn” (ein Kraftwerk-Verschnitt) Ende der Siebziger seine erste Techno-LP mit dem Titel „Nagelbett” herausgebracht haben soll. Auch tragen einige Diskotheken, die an oder in der Nähe einer Autobahn liegen den Namen dieser Autobahn, so zum Beispiel eine Diskothek namens „A7“ an der A 7. Die deutsche Filmkomödie Superstau spielt fast komplett auf einer Autobahn.

Militärische Bedeutung

Neben der Bedeutung für den Truppentransport können manche Autobahnabschnitte auch in kurzer Zeit in Militärflugplätze umgewandelt werden (Autobahn-Notlandeplatz).

Kosten pro Kilometer

Ein Autobahnkilometer kostet in Deutschland rund 26,8 Millionen Euro. Davon entfallen 9,4 Millionen Euro (35 %) auf den Planungsprozess. Er dauert durchschnittlich 20 Jahre. 950 Stunden pro Monat sind Mitarbeiter verschiedener Behörden mit dem Genehmigungsverfahren beschäftigt. Weiterhin werden 5,7 Millionen Euro (21 %) für Gutachten und Beratungsleistungen externer Ingenieure ausgegeben. Der Bau selbst kostet 6,7 Millionen Euro (25 %). Dazu kommen 5 Millionen Euro (19 %) für begleitende Investitionen, also etwa für Lärmschutzwände, Bepflanzungen und elektronische Anzeigetafeln.[7]

Zitat

„So werden die Straßen der Zukunft aussehen.“ – Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer am 6. August 1932 bei der Einweihung der ersten Autobahn Deutschlands zwischen Köln und Bonn.

Siehe auch

Europäische Autobahnnetze

sonstige Autobahnnetze

Literatur

  • Maxwell G. Lay, Die Geschichte der Straße. Vom Trampelpfad zur Autobahn, Frankfurt am Main/New York 1994.
  • Wolfgang Schmidt, Tillmann Stottele: Flora und Vegetation an Straßen und Autobahnen der Bundesrepublik Deutschland. Repräsentativer Überblick über Standorte und Artenzusammensetzung der straßenbegleitenden Vegetation der Bundesrepublik Deutschland sowie ihren ökologischen Wert für Landschaftspflege und Naturschutz. Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Heft 529. Herausgegeben vom Bundesminister für Verkehr, Abteilung Straßenbau, Bonn-Bad Godesberg 1988. 191 S.
Commons: Autobahn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Autobahn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Europäische Umweltagentur (Hrsg.): EEA Briefing 3/2004 - Verkehr und Umwelt in Europa. Kopenhagen 2004
  2. „Eine Legende aus Beton“, Die Welt, 6. August 2007
  3. „75 Jahre Autobahn – Die Roll-Bahn“, Süddeutsche Zeitung 28. Juli 2007
  4. „Ausgebremst. Formeln für den Stau“, Die Zeit, 18. Juni 2003, Nr. 26
  5. Ausgewählte Risikogrößen im Jahr 2003, International Road Traffic and Accident Database (IRTAD)
  6. Ausgewählte Bezugsgrößen im Jahr 2003, International Road Traffic and Accident Database (IRTAD)
  7. „Was kosten... Autobahnen“, GELDidee, Nr. 3, 2007