Ein Sommernachtstraum
Daten | |
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Titel: | Ein Sommernachtstraum |
Originaltitel: | A Midsummer Night's Dream |
Gattung: | Komödie |
Originalsprache: | englisch |
Autor: | William Shakespeare |
Erscheinungsjahr: | 1595 oder 1596 |
Uraufführung: | vor 1600 |
Ort und Zeit der Handlung: | Athen und ein Wald in der Nähe |
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Die Komödie Ein Sommernachtstraum (engl. A Midsummer Night's Dream) wurde 1595 oder 1596 von William Shakespeare geschrieben und vor 1600 uraufgeführt.
Das Stück ist eines der meistgespielten Shakespeare-Stücke. In den englischsprachigen Ländern ist der Sommernachtstraum ein Klassiker für Schul- und Laientheaterinszenierungen. Auch im Film Club der toten Dichter wird dieses Stück von den Welton-Schülern gespielt.
Das Stück wird sehr oft auch als Ballett aufgeführt (z. B. im Januar/Februar 2004 in der Semperoper in Dresden). Es lieferte die Vorlage für verschiedene Opern, so The Fairy Queen (1692) von Henry Purcell, Le Songe d'une nuit d'été (1850) von Ambroise Thomas und A Midsummer Night's Dream (1960) von Benjamin Britten. Sehr bekannt wurde auch die Schauspielmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auch moderne Autoren haben sich auf den Sommernachtstraum bezogen, so etwa Botho Strauß in Der Park (1983) und Neil Gaiman in The Sandman – Dream Country (1991).
Die Handlung
Die erste Szene spielt in Athen. Theseus, Herzog von Athen, und Hippolyta, Königin der Amazonen, wollen heiraten. Da erscheint Egeus, ein Athener. Seine Tochter Hermia und der junge Athener Lysander sind ein Liebespaar. Egeus jedoch hält Demetrius für die bessere Wahl. Dieser ist vernarrt in Hermias Schönheit, und hat bei Egeus auch schon um ihre Hand angehalten. Als er Hermia gesehen hatte, buhlt er nur noch um die Liebe Hermias. Davor hatte er sich aber bereits mit Helena, einer Freundin Hermias, und des alten Nedar Tochter verlobt. Hermia fragt nun den Herzog Theseus, was geschehen würde, wenn sie sich weigert, Demetrius zu heiraten. Sollte diese sich weiterhin nicht dem Willen des Vaters Egeus fügen, müsste sie sterben. Somit war klar, dass der Vater Hermias gegen seine eigene Tochter vor Gericht ziehen würde. Theseus setzt ihr daraufhin eine Frist, in der sie sich entscheiden soll. Da allerdings der Herzog Theseus selbst mit seiner eigenen Heirat beschäftigt ist, richtet er, dass Hermia Demetrius heiraten muss. Als alle weg sind, entwickeln Lysander und Hermia einen Plan, um aus Athen zu fliehen. Helena, die Freundin Hermias kommt. Hermia erzählt ihr von dem Plan. Doch Helena verrät Demetrius, dass die beiden fliehen wollen. Sie hofft, da sie in Demetrius verliebt ist, auf diese Weise seine Gunst zurück zu gewinnen.
Wenig später treffen sich sechs Handwerker. Unter der Leitung von Peter Squenz wollen sie das Stück Pyramus und Thisbe (nach Ovid) auf der Hochzeit von Theseus und Hippolyta aufführen. Sie verteilen die Rollen und verabreden sich zur Probe im Wald.
In eben diesem Wald streiten sich am Abend Oberon, König der Elfen, und Titania, Königin der Elfen. Oberon gibt seinem vertrauten Elf Puck, der auch Robin Gutfreund heißt, den Auftrag, eine bestimmte Blume zu holen. Der Nektar dieser Blume, kommt er in die Augen eines Schlafenden, sorgt dafür, dass dieser sich in die nächste lebende Kreatur verliebt, die er sieht. Oberon will Titania einen Streich spielen. Während Puck unterwegs ist, kommen Demetrius, der Lysander und Hermia sucht, und Helena, die ihm gefolgt ist. Oberon beobachtet den Streit der beiden und gibt Puck, als er zurückkommt, den Auftrag, mit Hilfe der Blume dafür zu sorgen, dass Demetrius Helena liebt.
Oberon findet wenig später die schlafende Titania und tropft ihr den Nektar der Blume in die Augen. Daraufhin kommen Hermia und Lysander und legen sich schlafen. Sie schlafen kaum, als Puck kommt und Lysander für Demetrius hält. Dann kommen Helena und der echte Demetrius. Helena stolpert über Lysander, der sich in sie verliebt und ihr folgt. Als er geht, kommen die Handwerker, die ihr Stück proben. Puck kommt dazu und verwandelt den Kopf des Webers Niklaus Zettel (engl.: Nick Bottom) in den eines Esels. daraufhin führt er ihn zu Titania, die aufwacht und sich in Zettel mit dem Eselskopf verliebt. Oberon, der sich darüber köstlich amüsiert, entdeckt kurz darauf Pucks Fehler. Er befiehlt Puck, die Blume bei Demetrius anzuwenden. Dann lieben beide, Lysander und Demetrius, Helena. Oberon erkennt das Chaos und befiehlt Puck, es rückgängig zu machen. Dieser ordnet die Schlafenden nebeneinander an und verwendet nochmals die Blume. Daraufhin entzaubert Oberon Titania, die dann wieder ihn liebt.
Am nächsten Morgen finden Theseus, Hippolyta und Egeus die schlafenden Liebenden und geben ihr Einverständnis zu deren Hochzeit. Die Handwerker finden Zettel, den Puck von seinem Eselskopf befreit hat und spielen bei der Dreifachhochzeit ihr Stück vor. Zum Schluss kommt noch einmal Puck auf die Bühne und spricht direkt zum Publikum. Er bittet sie, wenn ihnen das Stück nicht gefallen hat, es als einen Traum zu betrachten. Wenn es ihnen aber gefallen hat, sollen sie klatschen. In Shakespeares Worten: Give me your hands, if we be friends and Robin shall restore amends.
Datierung des Stücks
Die korrekte Datierung des Stücks ist nicht gesichert. Die eingangs erwähnte mögliche Datierung des Stücks zwischen 1595 und 1596 basiert auf den folgenden Indizien:
- der Löwe
- das Wetter
- Romeo und Julia
- Erstaufführung (Zweck)
Der Löwe (bei der Aufführung der Handwerker)
Der Löwe schlägt Thisbe in die Flucht und befleckt ihren Mantel mit Blut. Die Handwerker fürchten, dass die Damen vor dem Löwen Angst haben.
1594 ergab sich am Schottischen Königshaus beim Tauffest von Prince Henry am 30. August folgende Episode, welche am 24. Oktober "with the Stationers" registriert und publiziert wurde:
At the feast, while King James was at dinner, a chariot was drawn in by a blackamoor. This chariot should have been drawne in by a lyon, but because his presence might have brought some feare to the nearest, or that the sights of the lights and the torches might have commoved his tameness, it was thought meete that the Moor should supply that room
Zu Deutsch: Beim Fest, während König James anwesend war, wurde ein Wagen von einem Mohr gezogen. Dieser Wagen hätte von einem Löwen gezogen werden sollen. Da jedoch der Löwe den Anwesenden Angst hätte einjagen können oder da die Lichter und Lampen den Löwen aufregen hätten können, wurde entschieden, dass der Mohr den Platz des Löwen einnehmen sollte. Da im Stück der Handwerker ein Löwe vorkommen sollte und da sie ihren Plan entsprechend abänderten, kann eine Parallele nicht von der Hand gewiesen werden. Besonders da die Handwerker bedenken, ob der Löwe nicht zuviel dramatische Illusion darstellt, obwohl er im Sommernachtstraum gerade nicht furchteinflössend ist, deutet auf einen eingebauten Scherz, welcher sicher auch Assoziationen des damaligen Publikums weckte (siehe Erstaufführung). Es ist deshalb plausibel, wenn man annimmt, dass die obige Episode im Gedächtnis von Shakespeare geblieben sein muss. Dies bedeutet, dass Herbst 1594 der früheste Zeitpunkt für den Sommernachtstraum darstellen kann.
Das Wetter
Oberon und Titania treffen sich und Titania klagt Oberon an, dass das schlechte Wetter und alle Plagen nur von ihrem Streit herrühren.
Original-Text:
These are the forgeries of jealousy:.... ...But with thy brawls thou has disturb'd our sport Therefore the winds, piping to us in vain, as in revenge have suck'd up from the sea contagious fogs; which, falling in the land, hath every pelting river made so proud That they have overborne their continents....
Bemerkenswert schlechtes Wetter herrschte von März 1594 an bis zum Jahresende, mit Ausnahme von August; gefolgt von schlechten, nassen Sommern in den Jahren 1595 und 1596. In der "Memoranda" von Simon Forman ist vermerkt, dass der Sommer so kalt war wie der Winter: June and July were very wet and wonderfull cold like winter, that the 10 dae of Julii many did syt by the fyer, yt was so cold; and so was yt in Maye and June... There were many gret fludes this summer, and about Michelmas, thorowe the abundaunce of raine and that fell sodeinly
Das zitierte schlechte Wetter in den Jahren 1594 bis 1596 und die Uebereinstimmung mit der grossen Rede von Titania, in welcher ausserordentlich schlechtes Wetter und die Konfusion der Jahreszeiten beklagt wird, ist der zweite Hinweis für die Datierung des Stücks.
Romeo und Julia
Im Sommernachtstraum fallen 2 Passagen auf, welche mit dem Stück Romeo und Julia eng verknüpft sind: 1) Hermia ist Demetrius versprochen, liebt aber Lysander. Der Vater Egeus verstösst eher seine Tochter als dass er in die Heirat mit Lysander einwilligt. 2) Pyramus und Thisbe sterben wie Romeo und Julia. Wenn man glaubt, dass sich Shakspeare im Sommernachtstraum über sein eigenes Stück (Romeo und Julia) lustig gemacht hat, dann ist die Folge davon, dass der Sommernachtstraum nach Romeo geschrieben wurde. Jedoch brauchte Shakespeare einen possenhaften Gegenpart zum Trotz von Hermia und Lysander bezüglich dem väterlichen Verdikt und muss auf Ovid zurückgegriffen haben, was bedeutet, dass der Sommernachtstraum vor Romeo und Julia geschrieben wurde. Aufgrund dieser Tatsache muss der Sommernachtstraum zeitlich eng mit dem Stück Romeo verknüpft sein. Shakespearians glauben, dass - abgesehen vom Sommernachtstraum – eine "lyrische Gruppe" von Stücken besteht, welche Richard II, Romeo und Love's Labour's Lost umfasst. Richard II kann mit einiger Sicherheit auf das Jahr 1595 datiert werden. Für Love's Labour's Lost hat ein anderer Arden Author (siehe Quelle) 1593 vorgeschlagen.
Erstaufführung (Zweck)
Es ist wahrscheinlich, dass Shakespeare den Sommernachtstraum für eine "private" Erstaufführung vorgesehen hat. Der Sommernachtstraum hat manche Charakteristiken eines "wedding play" eines Stückes, speziell geschrieben für eine Hochzeit. Einerseits waren Stücke für eine Hochzeit textlich eher kürzer und wurden anderereits mit Songs und Tänzen "aufgefüllt". Die Songs und die Verfügbarkeit von Buben, welche die Elfen spielten und der verschwenderische Umgang mit Musik legt nahe, dass Shakespeare auf grössere Ressourcen zählen konnte als normal im öffentlichen Theater. Es ist wahrscheinlich, dass Queen Elisabeth I an der Erstaufführung anwesend war. Diese Feststellung basiert auf zwei Komplimenten, welche im Stück eingebaut sind und auf die Queen zugeschnitten erscheinen. Natürlich kann Shakespeare den Tribut der nicht anwesenden Queen gezollt haben, aber natürlicher erscheint es, dass Shakespeare diese Komplimente im Stück einbaute, weil er wusste, dass die Queen erscheinen würde.
Der Blick auf den Kalender der königlichen Hochzeiten in den Jahren 1594 bis 1598 suggeriert 2 Möglichkeiten. Die frühere, zwischen Elizaeth Vere and William, Earl of Derby. Die spätere und wahrscheinlichere Möglichkeit war die Heirat zwischen Elizabeth Carey und Thomas, Sohn von Henry, Lord Berkeley, am 19. Februar 1596 und wurde in der Villa des Vaters der Braut abgehalten. Allerdings sind keine Details bekannt und somit auch nicht, ob die Queen anwesend war. Jedoch war Elizabeth Carey (wie auch Elizabeth Vere) eine Patentochter der Queen aber auch Enkelin von Henry, Lord Hunsdon, welcher der Lord des königlichen Haushaltes (Lord Chamberlain) und der Queen's Cousin war. Lord Hunsdons's Sohn (Sir George, der Vater von Elizabeth Carey) war von der Queen offenkundig geschätzt.
Die Beziehung von Shakespeare war enger mit den Careys als diejenige mit dem Earl of Derby. Die Shakespeare Company (möglicherweise aber nicht Shakespeare selber) waren Mitglieder von Strange's (später Earl of Derby) Men, wessen Förderer Ferdinando, Lord Strange war. Dieser starb als Earl of Derby am 16. April 1594, neun Monate vor der Heirat seines jüngeren Bruders William (oben kurz vermerkt). Kurz nach Ferdinando's Tod und vor William's Hochzeit, gehörten die Shakspeare's Company bereits zu Lord Hunsdon's bis zu dessen Tod am 22. Juli 1596 und blieben unter der Patronage seines Sohns Sir George danach. Als Sir George den Posten seines Vaters (Lord Chamberlain of the Household) antrat, wurde Sir George Lord Chamberlain und die Shakespeare's Männer die Lord Chamberlain's Men.
Es gibt wenig Zweifel, dass Shakespeare das Stück "The Merry Wifes of Windsor" für den Ritterschlag von Sir George schrieb, wobei Shakespeare für eine Szene zusätzliche Buben brauchte, welche singen konnten. Solche Buben wurden auch beim Sommernachtstraum gebraucht. Sir George hielt in seinem Haushalt auch ein musisches Establishement woher diese Buben wahrscheinlich kamen. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass Shakespeare auf diese Quelle für seinen Sommernachtstraum zurückgriff. Sir George war ein bedeutender Förderer von Musik und liess Robert Johnson (später 10 Jahre lang Komponist der Shakespeare Company) eine musische Ausbildung zukommen.
Die erste Ausgabe (1st Quarto) des Sommernachtstraums wurde 1600 von Thomas Fisher publiziert, in wessen Name das Stück kurz bevor im "Stationer's Register" eingetragen wurde.
A/Midsommer nights/dreame./As it hath been sundry times pub-/lickely acted, by the Right honroura-/ble, the Lord Chamberlaine his/seruants./Written by William Shakespeare./[Fisher's device, McKerrow 321] mprinted at London, for Thomas Fisher, and are to/be soulde at his shoppe, at the Signe of the White Hart,/in Fleete streete. 1600
Ein Theaterstück, bei welchem Musik ein integraler Bestandteil ist, wäre ja auch ideal um Sir George, den Vater der Braut und Sohn des Patrons der Shakespeare Company an der Hochzeit seiner Tochter zu erfreuen.
Konklusion
Die Tatsache, dass Sir George eng mit Musik und der Shakespeare's Company verknüpft war, bei der Queen hoch im Kurs stand und später Lord Chamberlain wurde, dass Shakespeare in seinem Stück Komplimente für die Queen einbaute, dass der Sommernachtstraum viele Elemente eines "Hochzeits-Theaterstücks" aufweist und Shakespeare offensichtlich auf erweiterte Ressourcen zugreifen konnte, sind wichtige Hinweise für die Datierung.
Ein weiterer Hinweis ist die Episode mit dem Löwen, welche Shakespeare vor Ende Oktober 1594 nicht bekannt gewesen sein kann.
Die Schlechtwetter-Jahre 1594, 1595 und 1596 und die Koinzidenz in der Rede von Titania geben weiteren Aufschluss.
Schlussendlich hat Shakespeare eine "lyrische Gruppe" von Stücken geschrieben, welche mit Love's Labour Lost von ~1593 und Richard II ~1595 datiert sind.
Die Hypothese, welche die meisten Tatsachen und Möglichkeiten vereint (und doch eine Hypothese bleibt) ist, dass der Sommernachtstraum im Winter 1595 - 1596 für die Heirat der Careys vom 19. Februar 1596 geschrieben wurde. Mit Vertrauen kann das Stück zwischen Herbst 1594 und Frühling 1596 datiert werden und mit Sicherheit vor 1598.
Quelle bezüglich der Datierung des Stücks
"Introduction" von "The Arden Shakespeare", Edited by Harold F. Brooks"
Weblinks
- E-Text Ein Sommernachtstraum bei Project Gutenberg
- Illustrierte Artikel über das Werk bei www.Klassiker-der-Weltliteratur.de
- Shakespeares Sommernachtstraum Herrschaft und Sexualität. Eine Interpretation
Vertont
- Henry Purcell in einer Bearbeitung Bettertons
- Felil, August Wilhelm von Schlegel, 1767–1845 http://www.gutenberg.org/etext/7022
- http://www.digbib.org/William_Shakespeare_1564/De_Ein_Sommernachtstraum
Siehe auch
- Atta Troll. Ein Sommernachtstraum. Text by Heinrich Heine (1797–1856).
Wichtige Verfilmungen
- IMDb – A Midsummer Night's Dream (1935; Regie: William Dieterle, Max Reinhardt)
- IMDb – Le songe d'une nuit d'été (1969; Regie: Jean-Christophe Averty)
- IMDb – A Midsummer Night's Dream (TV) (1981; Regie: Elijah Moshinskij)
- IMDb – A Midsummer Night's Dream (1996; Regie: Adrian Noble)
- IMDb – A Midsummer Night's Dream (1999; Regie: Michael Hoffman)