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Peloponnesischer Krieg

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Der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und dem peloponnesischen Bund, an dessen Spitze Sparta stand, begann im Jahre 431 v. Chr. und dauerte mit einigen Waffenstillständen 27 Jahre bis 404 v. Chr. Der griechische Historiker Thukydides gibt in seiner "Geschichte des Peloponnesischen Kriegs" eine ausführliche zeitgenössische Darstellung der Ursachen und Hintergründe des Kriegs und des Kriegsverlaufs (bis zum Winter des Jahres 411 v. Chr., anschließend fortgesetzt in der Hellenika des Xenophon).

Dabei wird der Konflikt zwischen Athen und Sparta in den Jahren 460 bis 446 v. Chr., der sich u.a. aus dem Übertritt Megaras zu Athen ergab, als Vorstufe zum "großen Krieg" gesehen (so genannter erster Pelop. Krieg). Beide Kriege müssen jedenfalls im Zusammenhang gesehen werden, da der "große Krieg" im Prinzip nur die Fortführung des ersten Pelop. Krieges war, der keine Entscheidung gebracht hatte.


Hellas zu Beginn des Peloponnesischen Krieges

Ursachen und Anlass des Krieges

Während sich Athen nach den Perserkriegen mit dem attischen Seebund eine Vormachtstellung im Raum des Ägäischen Meers verschafftt hatte, baute Sparta mit einer Reihe von Landmächten den peloponnesischen Bund weiter aus.

Athen schützte sich gegen diese Bedrohung mit den so genannten "Langen Mauern" und war bestrebt, eine Hegemonie über ganz Hellas zu errichten, wogegen sich Sparta und seine Verbündeten zur Wehr setzten. Ob die Kriegsschuld nun bei Athen (wegen der Konfrontationspolitik des Perikles) oder bei Sparta lag (wegen dem kalkulierten Risiko eines Krieges, um so Athen zu bezwingen) ist in der Forschung umstritten. Sicher ist, dass aufgrund einer Atmosphäre politischer Verunsicherung, aggressiver Machtpolitik und übersteigerten Prestigedenkens von allen Seiten eine mehr oder weniger große Bereitschaft zum Krieg vorhanden war.

Eine Schlüsselrolle im nun folgenden Konflikt kam Korinth zu, das unabhängig von den großen Bündnissystemen seine Hegemonie im Golf von Ambrakia zu erhalten suchte. Als bei einem Bürgerkrieg in Epidamnos jeweils die eine Partei Korinth, die andere Korinths ehemalige Kolonie Kerkyra um Hilfe bat, entstand zwischen diesen beiden Parteien ein Konflikt um die Vorherrschaft im westlichen Meer. Nach ersten Niederlagen gegen Kerkyra rüstete Korinth eine derart große Flotte auf, dass Athen um seinen Status als größte Seemacht fürchtete und deshalb ein Defensivbündnis (Epimachia) mit Kerkyra einging, welches über die zweitgrößten Flotte Griechenlands verfügte.

Infolge eines weiteren Konflikts verhängte Athen per Volksbeschluss (Megarisches Psephisma; wobei es umstritten ist, ob es ein oder mehrere Beschlüsse waren) ein Handelsverbot gegen die Polis Megara, mit der Athen seit dem Ende des ersten Peloponnesischen Krieges verfeindet war. Megara setzte nun alles daran, Sparta zum Handeln zu zwingen.

Ein dritter Konflikt entwickelte sich in der Stadt Potideia, einem Mitglied des attischen Seebundes, das ebenfalls gute Beziehungen zu der Mutterstadt Korinth pflegte. Als Athen von Potideia verlangte, Korinthische Beamte auszuweisen und die Seemauern niederzureißen, trat dieses aus dem Seebund aus. Trotz der Unterstützung durch Korinth konnten die Athener Potideia allerdings schnell einschließen.

Nach all den Ereignissen forderten unzufriedene Bundesgenossen von Sparta, auch endlich ins Kriegsgeschehen einzugreifen, was dann im Jahre 432 v. Chr. in Form einer Kriegserklärung an Athen geschah, wobei auch die weiterhin fortgeführten Verhandlungen mit Athen keine Lösung erbrachten. Mit dem Überfall der mit Sparta verbündeten Thebaner auf Plataiai im Frühjahr des Jahres 431 v. Chr. begann nun der eigentliche Peloponnesische Krieg.

Allgemein wird der Peloponnesische Krieg in drei Phasen unterteilt: 1) archidamischer Krieg (benannt nach dem spartanischen König und Feldherrn Archidamos), der von 431 v. Chr. bis 421 v. Chr. andauerte. 2) Die Zeit des Nikiasfriedens (fauler Frieden), die von 421 bis etwa 413 v. Chr. andauerte und 3) der dekeleisch-ionische Krieg, da sich die Kampfhandlungen weiter auf Attika ausbreiteten (wo die Spartaner von Dekeleia aus operierten) und auf die ionischen Inseln in der Ägäis. Diese Phase dauerte von 414/13 bis zur Niederlage Athens 404 v. Chr. an.

Die ersten Kriegsjahre

Athen besaß gegenüber Sparta ein schwaches Landheer, aber eine starke Flotte. Die von Perikles erdachte Strategie war also, einerseits sich nicht auf eine Auseinandersetzung zu Lande einzulassen und die Bevölkerung Attikas hinter den "Langen Mauern" zu schützen, andererseits aber mit der starken Flotte die Küstenstädte der Peloponnes anzugreifen und mit einer Blockierung der Seewege Sparta langsam zu zermürben. Sparta dagegen fiel mit seinem starken Landheer in Attika ein und verwüstete das Umland von Athen. Da es tatsächlich unmöglich war, Athen angesichts der starken Befestigung einzunehmen, lief auch Spartas Taktik damit auf eine Zermürbungsstrategie hinaus. Allerdings kostete der Unterhalt der kostspieligen Flotte und die Belagerung Poteidaias Unsummen, was in Athen zu schweren Vorwürfen gegenüber Perikles führte. In Athen brach 430 v. Chr. sogar eine Seuche aus (wohl eine Form der Pest), der ein Großteil der Bevölkerung zum Opfer fiel - darunter auch Perikles im Jahr 429 v. Chr..

Athen schien dennoch im Vorteil zu sein, zumal Sparta, in Sorge um gefangene Spartiaten auf Sphakteria, sich schließlich friedenswillig zeigte (425 v. Chr.). Athen jedoch ging darauf nicht ein, vor allem unter Einfluss des Kleon, der bereits vorher eine radikalere Kriegsführung gefordert hatte. Nun begann der talentierte spartanische General Brasidas mit seinen Operationen in Thrakien. Brasidas gelang die Einnahme des wichtigsten athenischen Stützpunktes in dieser Region, Amphipolis. Auch beim böotischen Delion unterlagen die Athener (424 v. Chr.). Mit den Operationen des Brasidas wurde der Lebensnerv Athens getroffen, denn hier verlief die Getreideroute aus der heutigen Ukraine, die Athens Überleben sicherstellte. Zudem erhielt Athen aus dieser Region Geld und Holz für den Bau seiner Flotte. Der ehrgeizige Athener Kleon hielt jedoch weiter an seinem harten Kurs gegenüber Sparta fest. Zwar kam es zu einem vorübergehenden Waffenstillstand, der jedoch nicht eingehalten wurde.

In dieser Zeit (und auch danach) kam es auf Seiten der Athener zu zahlreichen Greueltaten an deren Verbündeten, die versuchten den Seebund zu verlassen (wie beispielsweise an Mytilene auf Lesbos 427 v. Chr. oder 416 v. Chr. auf Melos, siehe der berühmte Melierdialog des Thukydides). Dabei muss die unrühmliche Rolle der athenischen Volksversammlung betont werden, die sich leicht zu unklugen Handlungen hinreissen ließ (siehe attische Demokratie). Auch wurden auf Antrag der Volksversammlung die Abgaben der Bündnisgenossen erhöht und effizienter organisiert. Allerdings lässt sich generell feststellen, dass der Krieg Greueltaten auf beiden Seiten verursachte (dass auch Sparta nicht davor gefeit war, Grausamkeiten zu verüben, zeigt die Belagerung von Plataeae).

Kleon und Brasidas fielen beide 422 v. Chr. bei Amphipolis, so dass nun der Weg für einen Friedensvertrag frei war, den der Athener Nikias aushandelte.

Der Nikiasfrieden - eine trügerische Sicherheit

421 v. Chr. wurde der so genannte Nikiasfrieden geschlossen, der sich weitgehend am Status quo orientierte. Sparta hatte nun die Hände gegenüber seiner alten Erzrivalin Argos frei, während Athen nach Luft schnappen konnte und sich um seine Probleme in Thrakien kümmern konnte - so jedenfalls der Plan des Nikias. Spartas Verbündete, vor allem Korinth und Theben waren jedoch höchst verärgert. Argos, selbst eine Demokratie und Spartas Erzrivalin, arbeitete an einem anti-spartanischen Bündnis, wobei es auch einen Pakt mit Athen einging, wo der ehrgeizige und aus ältestem Adel stammende Alkibiades auf einen neuen Krieg mit Sparta hinarbeitete. Sparta wiederum bekräftigte wieder seine Bande mit Theben, das sich dem argivischen Bündnis nicht anschloss.

Es begann nun ein Wechselspiel der Koalitionen, an dessen Ende jedoch die alte Konstellation wieder hergestellt war. Argos konnte keinen Nutzen aus der zeitweisen Schwäche Spartas ziehen, denn 418 v. Chr. wurden seine Streitkräfte von Spartas Aufgebot in der Schlacht von Mantineia geschlagen, während Athen seine Herrschaft über den Seebund konsolidierte (siehe der Melierdialog 416 v. Chr.). Dennoch ließ sich Athen auf ein gewagtes Spiel ein: die Sizilienexpedition

Alkibiades und der Sizilienfeldzug

Alkibiades, ein reicher Adeliger, gewann in der Erholungszeit nach den Auseinandersetzungen mit Sparta Einfluss auf die Volksversammlung und begeisterte die Athener für einen gefährlichen Plan: den Sizilienfeldzug. Ziel war sowohl das Getreide der Insel als auch Pläne für eine Ausdehnung des athenischen Einflussgebiets. Vorgeschobener Grund war ein Hilferuf aus Segesta, das sich so wie einige andere örtlicher Poleis im Konflikt mit Syrakus befand, dem mächtigsten sizilischen Stadtstaat. Alkibiades setzte gegen die Empfehlungen des Nikias, der zur Vernunft riet, die Expedition durch.

Schließlich zog eine Flotte von 134 Trieren und etwa 5.000 Hopliten (die Streitmacht wurde später noch verstärkt) im Jahre 415 v. Chr. nach Sizilien. Die Gesamtstärke der Expedition betrug damit rund 27.000 Mann. Es war die bei weitem größte militärische Expedition, die je eine einzelne Polis unternommen hatte - noch dazu fern der Heimat. Nach ersten, hart erkämpften Erfolgen, wurde Alkibiades jedoch von den Athenern abgesetzt und ging zum Gegner Sparta über, was der Anfang der Katastrophe für Athen war. Athen belagerte zunächst Syrakus, konnte die Belagerung aber nicht lückenlos durchführen. Schließlich wurden die Athener zum Rückzug gezwungen. Der Großteil der Truppen geriet in Gefangenschaft, in der die meisten von ihnen starben (413 v. Chr.). Athen hatte seine Kräfte bei weitem überspannt; die so genannte sizilische Expedition war in einer Katastrophe für Athen geendet.

Zudem überwarf sich Athen mit dem Perserreich, welches nun Kontakte zu Sparta knüpfte und dieses mit viel Geld unterstützte. Alkibiades beriet nun Sparta, welches in der Folgezeit erstaunliche Erfolge verbuchen konnte, da es nun auch über eine Flotte verfügte.

Das Ende des Krieges

Von der Katastrophe des Sizilienfeldzugs sollte sich Athen nie wieder wirklich erholen. Sparta war nun endgültig in der Offensive und setzte sich 413 v. Chr. auf Rat des Alkibiades in Dekeleia in Attika fest, von wo es Raubzüge in das attische Territorium unternahm. Kurz darauf wurde ein Vertrag mit dem Perserreich geschlossen, wobei sich Sparta verpflichtete, Kleinasien an Persien abzutreten - wozu in dieser Phase aber wohl auch Athen bereit gewesen wäre. Mehrere Mitglieder des Seebundes fielen 412 v. Chr. und in den folgenden Jahren von Athen ab, auch Dank des persischen Goldes, während die spartanische Flotte recht erfolgreich in der Ägäis operierte. Allerdings betrieb der persische Satrap Tissaphernes eine teils wankelmütige Politik, um so den Zermürbungskrieg zwischen Athen und Sparta zum Vorteil Persiens in die Länge zu ziehen..

Es kam schließlich in Athen zu einem oligarchischen Verfassungsumsturz (411 v. Chr.), der aber Dank der weiterhin demokratisch gesinnten Flotte, die zu diesem Zeitpunkt von Samos aus operierte, bald wieder rückgängig gemacht wurde (410 v. Chr.). Alkibiades ging in diesem Zusammenhang sogar wieder zu den Athenern über, obwohl er vorher mit den oligarchischen Kreisen den Umsturz vorangetrieben hatte. Doch nützte der erneute Seitenwechsel des Alkibiades nichts mehr, trotz einer Reihe athenischer Siege, so bei Kyzikos 410 v. Chr.

407 v. Chr. ging der erfahrene spartanische General Lysander nach Kleinasien und nahm Kontakt zum persischen Prinzen Kyros den Jüngeren auf, der sich von Lysander tief beeindruckt zeigte. Persien beendete seine Schaukelpolitik endgültig und Sparta erhielt nun alles im Überfluss. In dieser letzten Phase des so genannten dekeleisch-ionischen Krieges verlor Athen zunächst die Schlacht von Notion 407 v. Chr. (was zur Abberufung des Alkibiades führte), gewann aber die Schlacht bei den Arginusen (einer Inselgruppe in der Ägäis) im Jahre 406 v. Chr. Allerdings kam es aufgrund der unterlassenen Rettung von athenischen Seeleute zum so genannten Arginusenprozess, der mit der Hinrichtung mehrerer athenischer Strategen endete. Die Niederlage bei Aigospotamoi ein Jahr später besiegelte denn das Schicksal Athens. Es verfügte nun über keine intakte Flotte mehr, während die Spartaner unter Lysander das Meer beherrschten. Die Stadt wurde eingekesselt und musste ausgehungert im Frühjahr 404 v. Chr. kapitulieren.

Folgen des Krieges

Der Krieg hatte die Macht Athens gebrochen. Der Seebund wurde aufgelöst, die Flotte ausgeliefert und ein pro-spartanisches Regime installiert (welches jedoch 403 v. Chr. beseitigt wurde). Dennoch wurde die Stadt nicht zerstört, wie von Korinth und Theben gewünscht. Sparta wollte kein Machtvakuum entstehen lassen, zumal es selbst große Schwierigkeiten hatte: Man war mit dem Ruf nach Freiheit und Selbstbestimmung gegen Athen zu Felde gezogen, hatte Persien aber im Gegenzug für dessen Hilfe die Abtretung der kleinasiatischen Küste zugesichert. Dies kam nicht mehr in Frage, so dass Sparta nun gegen das Perserreich Krieg führen musste. Die spartanische Hegemonie sollte ohnehin nur wenige Jahrzehnte dauern, doch auch danach kam es zu keinem modus vivendi. Am Ende dieser Entwicklung stand der ehrgeizige König von Makedonien, Philipp II..

Das goldene Zeitalter des klassischen Griechenlands wurde durch diesen antiken Weltkrieg, der von Sizilien bis nach Kleinasien getobt hatte und in dem jede größere Macht der Region involviert gewesen war, zerstört. Zudem war das politische Gleichgewicht destabilisiert worden. Auch die politische Macht Athens war dahin (sieht man von der Restauration des Seebunds im 4. Jahrhundert ab, der jedoch weit hinter dem ersten Seebund zurück blieb), kulturell jedoch blieb die Stadt noch für Jahrhunderte führend, bis sie schließlich von der Spätantike bis ins 19. Jahrhundert hinein in der Bedeutungslosigkeit verschwand.

Siehe auch: Antikes Griechenland

Literatur

Wichtigste Quelle ist Thukydides, aber auch Diodor, Plutarch und für die letzten Kriegsjahre Xenophon sind neben diversen anderen Quellen von Nutzen (siehe dazu die knappe Zusammenstellung bei Kagan, Peloponnesian War, S. 491 ff.). Die Literatur zum Thema Peloponnesischer Krieg ist uferlos, es sei daher nur eine kleine Auswahl genannt.

Quellen:

  • Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges, hrsg. von H. Vrestska und W. Rinner (Reclam), Stuttgart 2000, ISBN 3-150-01808-0

Sekundärliteratur:

  • Bruno Bleckmann: Athens Weg in die Niederlage. Die letzten Jahre des Peloponnesischen Kriegs, Stuttgart 1998.
  • Donald Kagan, The Peloponnesian War, New York 2003. Aktuellstes Werk. Kagan hat ein vierbändiges Standardwerk zum Pelop. Krieg verfasst (The Outbreak of the Peloponnesian War; The Archidamian War; The Peace of Nicias and the Sicilian Expedition; The Fall of the Athenian Empire; Ithaca/NY-London 1969 ff.), wobei dieses Buch eine für das breitere Publikum geschriebene Darstellung ist, allerdings auf hohem Niveau.
  • Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, hrsg. von H.-J. Gehrke und H. Schneider, Stuttgart 2000, S. 120 ff.
  • G.E.M. de Ste Croix: The Origins of the Peloponnesian War, London 1972. Sehr gute Zusammenfassung über die Bedingungen, die zum Ausbruch des Krieges führten.
  • Karl-Wilhelm Welwei: Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert, Darmstadt 1999, S. 140 ff. Hervorragende Detailstudie zur Entstehung der Hegemonie Athens.