Thomas Harlan
Thomas Harlan (* 19. Februar 1929 in Berlin; gebürtig Thomas Christian Harlan) ist ein deutscher Autor und Regisseur.
Leben und Werk
Harlan ist der Sohn des Regisseurs Veit Harlan und der Schauspielerin Hilde Körber. Bereits als Kind machte Harlan über seine Eltern Bekanntschaft mit Hitler und Goebbels. Im Jahr 1941 wurde er Führer der Marine-Hitlerjugend.
Nach Kriegsende und Ernüchterung über die NS-Diktatur ging er 1948 nach Paris, um ein Studium der Philosophie und Mathematik zu beginnen, und wurde „so etwas wie ein deutscher Revolutionär“. In Paris wohnte er zuerst gemeinsam mit Gilles Deleuze bei Michel Tournier, später bei Pierre Boulez. Auch mit Klaus Kinski verband ihn eine Freundschaft.
Von 1959 bis 1964 betrieb er Recherchen in Polen, aus denen über 2000 Anklagen gegen Kriegsverbrecher in der Bundesrepublik resultierten und ihm dort ein Verfahren wegen Landesverrats aufgrund der Veröffentlichung geheimer deutscher Dokumente in polnischen Medien einbrachte.
Ab 1964 lebte Harlan in Italien, wo er sich der linken Gruppierung Lotta Continua anschloss, später in Frankreich. Daneben reiste Harlan immer wieder an die Schauplätze linker und antikolonialer Befreiungskämpfe, u. a. war er Mitglied im Revolutionsausschuss in Portugal während der Nelkenrevolution.
Die Witwe des Regisseurs Stanley Kubrick, Christiane, geborene Harlan, ist eine Nichte von Veit Harlan und damit die Cousine Thomas Harlans. Der Bruder Christianes, Jan Harlan, war lange Zeit der Produzent von Kubricks Filmen.
Seit 2000 befindet sich Thomas Harlan wegen Atembeschwerden in einem Lungensanatorium bei Berchtesgaden.
Werke
Thomas Harlan verfasste Gedichte, Theaterstücke und Drehbücher, u. a. für Wolfgang Staudte. Er drehte mehrere preisgekrönte, z. T. auch stark umstrittene Filme (u. a. Torre Bela vor dem Hintergrund der Nelkenrevolution und Wundkanal, in dem er den NS-Juristen Alfred Filbert interviewte und sich dabei filmen ließ). Unter anderem erschienen seine Werke im Eichborn-Verlag.
- Rosa - die Akte Rosa Peham, Eichborn-Verlag Frankfurt, 2000, ISBN 3821806931
- Die Stadt Ys, Eichborn-Verlag Frankfurt, 2007, ISBN 3821807172
- Heldenfriedhof, Eichborn-Verlag Frankfurt, 2006, ISBN 3821807644
Literatur und Film
- Jean P. Stephan: Thomas Harlan - von der Zärtlichkeit des Schreckens, ein deutsches Leben, Eichborn-Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3821807636
- Thomas Harlan - Wandersplitter. Eine „Anti-Biographie“ Film von Christoph Hübner und Gabriele Voss (2006/2007)
Filmographie
- Verrat an Deutschland. (Der Fall Dr. Sorge), 1954
- Torre Bela, 1975
- Wundkanal. Hinrichtung für vier Stimmen, 1984
- Unser Nazi, 1984
- Souvenance, 1991
Hörspiel
- Die Akte Rosa Peham, BR 2001 (Hörspiel des Monats April 2001), ISBN 3934847137
- Heldenfriedhof – Der Roman des Enrico Cosulich, BR 2006
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- „Der Kampf geht weiter“, Weltwoche, Nr. 43, 2006
- „Vergangenheitsbewältigung als Lebenswerk: Thomas Harlans dokumentarischer Roman "Heldenfriedhof" “, WDR, titel thesen temperamente (ttt), 10. Dezember 2006
- „Besuch bei Thomas Harlan: Wie es war, als mir Goebbels eine Märklin kaufte“, FAZ, 15. Januar 2007, Reportage
Personendaten | |
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NAME | Harlan, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | Autor und Regisseur |
GEBURTSDATUM | 19. Februar 1929 |
GEBURTSORT | Berlin |