Hans-Joachim von Merkatz
Hans-Joachim von Merkatz (* 7. Juli 1905 in Stargard, Pommern; † 25. Februar 1982 in Bonn) war ein deutscher Politiker (DP und CDU).
Er war von 1955 bis 1962 Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates, daneben war er von 1956 bis 1957 Bundesminister der Justiz und von 1960 bis 1961 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte.
Ausbildung und Beruf
Nach einer landwirtschaftlichen Lehre und dem Abitur begann Merkatz 1928 ein Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, welches er 1931 mit der ersten juristischen Staatsprüfung und 1934 mit der Promotion zum Dr. jur. beendete. 1935 wurde er Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin. Danach war er von 1938 bis zum Kriegsende Generalsekretär am Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin. Dann wurde er 1946 Sachbearbeiter an der Akademie für Raumforschung und Landesplanung in Hannover. 1947 wurde er Sekretär der DP-Fraktion im Landtag von Niedersachsen.
1966 wurde er zum Honorarprofessor an der Universität Bonn berufen.
Partei
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Merkatz in die Deutsche Partei (DP) ein. 1952 wurde er Mitglied im Direktorium seiner Partei und 1955 schließlich deren Stellvertretender Vorsitzender. Von Merkatz verließ im Juli 1960 die DP und trat im September des selben Jahres in die CDU ein.
Abgeordneter
Von 1949 bis 1969 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1953 bis 1955 war er hier Vorsitzender der DP-Bundestagsfraktion. Am 1. Juli 1960 verließ er mit acht weiteren Bundestagsabgeordneten die DP-Fraktion, die daraufhin ihren Fraktionsstatus einbüßte, und trat am 20. September 1960 der CDU/CSU-Fraktion bei.
Vom 27. April 1967 bis zum 26. Juni 1969 war Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Prüfung ob bei Vertragsschluß und Abwicklung des Projektes Schützenpanzer HS 30 Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind.
Vom 16. Juli 1952 bis zum 19. März 1958 war er auch Mitglied des Europaparlaments.
Öffentliche Ämter
Von 1949 bis 1952 war Merkatz Staatssekretär im Bundesministerium für Angelegenheiten des Bundesrates.
Am 8. Juni 1955 wurde er zum Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates (ab 1957: Bundesministerium für Angelegenheiten des Bundesrates und der Länder) in der von Bundeskanzler Konrad Adenauer geführten Bundesregierung ernannt.
Im Zuge der Kabinettsumbildung am 16. Oktober 1956 wurde er zugleich Bundesminister der Justiz, schied aus diesem Amt jedoch nach der Bundestagswahl 1957 am 29. Oktober 1957 wieder aus.
Von 1957 bis zum 11. Dezember 1962 vertrat er die Bundesregierung im Ältestenrat des Bundestages.
Nach dem Rücktritt von Theodor Oberländer wurde er am 27. Oktober 1960 zugleich zum Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte ernannt. Da nach der Bundestagswahl 1961 die FDP dieses Amt beanspruchte, gab er es am 14. November 1961 ab.
Am 13. Dezember 1962 schied von Merkatz endgültig aus der Bundesregierung aus.
Von 1964 bis 1968 war er deutscher Vertreter im Exekutivrat der UNESCO.
Gesellschaftliche Ämter
1967 wurde er als Nachfolger von Graf von Coudenhove-Kalergi Präsident der deutschen Paneuropa-Union.
Veröffentlichungen
- Die Parteien in ihrer heutigen verfassungspolitischen Bedeutung, in: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, 1958, Heft 1, Seiten 249 bis 268.
- Das Parteiwesen in Deutschland, in: Die Politische Meinung, 1959, Heft 32, Seiten 43 bis 54.
- Regiert die Lobby? Parlament, Regierung und Interessenverbände, in: Emil Hübner, Heinrich Oberreuter, Heinz Rausch, München, 1969, Seiten 196 bis 206.
- Aus Trümmern werden Fundamente. Vertriebene-Flüchtlinge-Aussiedler - Drei Jahrzehnte Integration, Düsseldorf, 1979.