Ferenc Deák (Politiker)
Ferenc Deák Vorlage:Lautschrift (* 17. Oktober 1803 in Söjtör; † 28. Januar 1876 in Budapest) war ein ungarischer Politiker.
Zu seiner Person
Er war das siebte Kind von Ferenc Deák dem Älteren und Erzsébet Sibrik, die bei der Geburt starb. Den damaligen Sitten entsprechend wurde der Neugeborene noch am gleichen Tag in der Sankt-Jakob-Kirche in Söjtör getauft. Da der Vater den Anblick des „Mörders“ nicht ertragen konnte, wurde der Junge bis 1808 von seinem Onkel, József Deák, in Zalatárnok erzogen.1808 starb auch der Vater, so übernahmen die Geschwister die Erziehung des kleinen Ferenc. Deák hatte sechs Geschwister, von denen drei – Antal, Jozefa und Klára – das Erwachsenenalter erlebten.
In seiner Freizeit las Ferenc Deák viel und studierte die ungarische Rechts- und Verfassungsgeschichte. In der Literatur bevorzugte er die Dichtung von Dániel Berzsenyi und Sándor Kisfaludy, aber am liebsten waren ihm die Werke von Mihály Vörösmarty, mit dem er sogar korrespondierte und zu dem er später auch persönlichen Kontakt und eine Freundschaft pflegte.
Schon in seinen jungen Jahren – er war nicht einmal dreißig – litt er an Herzkrankheiten, die er in Balatonfüred kurieren ließ.
Am 28. Januar 1876 starb er in Pest an Herzleiden. Als Toter der Nation wurde er von der Nationalversammlung beerdigt, sein Mausoleum befindet sich im Friedhof an der Kerepesi-Straße in Budapest.
Schulische Laufbahn
Die Schule besuchte er in Keszthely (1811/12), Pápa (1812/13 Königliches Untergymnasium der Benedikter) und Nagykanizsa (1813/17 Piaristengymnasium).
Im Herbst 1817 immatrikulierte er sich an der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Győr. 1817–1819 studierte er an der Philosophischen Fakultät, seine Lehrer waren Mór Czinár, Bonifác Maár und der Dekan György Fejér. Während seines Jurastudium (1819-1821) wurde er von András Kmethy, Mihály Szibenliszt und Adalbert Bresztyenszky unterrichtet. Deáks Studienkameraden waren Ferdinand Herzog von Bretzenheim und Ányos József Faiszi, der spätere Oberrichter von Komitat Veszprém. Ferenc Deák war mit Ignácz Rohonczy befreundet, von dem er später Abstand hielt, weil Rohonczy während der Zeit des Passiven Widerstands eine hohe Position in der Verwaltung bekleidete. Seine Freundschaft zu dem Politiker János Zichy und dem Theologen Miklós Sárkány hielt aber lange an. Sein zweijähriges Jurapraktikum absolvierte er in Pest. Am Ende 1823 bekam Deák sein Juradiplom.
1839 wählte ihn die Ungarische Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitglied, 1855 wurde er deren Präsident.
Politische Laufbahn
Zwischen 1824 und 1832 bekleidete er das Amt des Honorarstaatsanwalts im Komitat Zala und war Schreiber des Waisenausschusses. 1833 löste er seinen Bruder, Antal Deák, als Gesandten in der Nationalversammlung in Pressburg ab, der ihn mit den folgenden Worten empfahl: „Ich schicke Euch statt meiner einen jungen Mann, in dessen kleinem Finger mehr Wissen steckt als in mir insgesamt.“ In der Nationalversammlung gehörte er zur Opposition. Er setzte sich für die Rechte der Bauern ein, kämpfte für die Meinungs- und Religionsfreiheit sowie für die Abschaffung der Todesstrafe. Deák schweißte die liberale Opposition zu einer Partei zusammen und wurde ihr führender Redner. Er war Gesandter des Komitats Zala in den Nationalversammlungen von 1832/36 und 1839/40. 1848 wurde er in der ersten ungarischen Regierung Justizminister. Als aus der Revolution ein Freiheitskampf wurde, versuchte er zwischen der ungarischen Regierung und dem Wiener Hof zu vermitteln. Nach den gescheiterten Verhandlungen zog er sich auf sein Gut in Kehida zurück. Nach dem Niederschlag des Freiheitkampfes kündigte er die Politik des passiven Widerstands an. 1854 verkaufte er die Ländereien in Kehida und zog nach Pest. An der Nationalversammlung 1861 in Pest nahm er als Gesandter der Innenstadt Pest teil. Am 15. April 1865 erschien in der Zeitung „Pesti Napló“ sein berühmter Artikel zu Ostern, der die Verhandlungen zum Ausgleich 1867 in Gang setzte. Der Ausgleich wird als Deáks Werk angesehen, da er ihn wesentlich geprägt hat. Lajos Kossuth, der im Exil lebender Politiker, schrieb einen offenen Brief an Ferenc Deák, in dem er den Ausgleich als den Niedergang der ungarischen Nation bezeichnete. Dieser Brief ist auf Grund seines Inhalts als Kossuths „Kassandra-Brief“ in der ungarischen Geschichte bekannt. Der österreichische Kaiser, Franz Joseph I., wurde am 8. Juni 1867 als Ergebnis des Ausgleichs zum apostolischen König von Ungarn gekrönt. Der Ministerpräsident der neu gegründeten ungarischen Regierung wurde Graf Gyula von Andrássy. Deák übernahm weder in der Regierung noch in der von ihm benannten Regierungspartei einen Posten. In den Jahren nach dem Ausgleich spielte er eine bedeutende Rolle bei der Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches, aber später – resigniert von der Gleichgültigkeit, Selbstsüchtigkeit der Politiker – zog er sich vom öffentlichen Leben immer mehr zurück.
Ferenc Deák war nicht nur in Ungarn, sondern auch in Europa bekannt: Der liberale Geist seiner Gesetze hatte große Wirkung auf die europäischen Gesetzgebungen. Die irische Verfassung von 1937 beruht auf dem Gesetzestext aus dem Jahre 1867 von Ferenc Deák.
Sonstiges
Die von ihm und über ihn erzählten Anekdoten sind auch noch heute bekannt. Aber darüber sagte er: „Viele Anekdoten werden mir nachgesagt, aber mir geht es mit denen genauso wie mit dem Budaer Bitterwasser, das Ferenc-Deák-Wasser heißt: weder gehört es mir, noch lebe ich damit.“