Otto Liebe

Carl Julius Otto Liebe (* 24. Mai 1860, † 21. März 1929) war der dänische Staatsminister mit der kürzesten Amtszeit vom 30. März 1920 bis zum 5. April 1920.
Otto Liebe wurde als Sohn eines angesehenen Juristen geboren und erhielt selbst eine juristische Ausbildung. Er wurde 1889 Rechtsanwalt und war der Inhaber einer der bekanntesten und größten Anwaltskanzleien Dänemarks. Zu seinem Mandantenkreis zählte auch das dänische Königshaus. 1910 wurde er Vorsitzender des Anwaltsvereins.
In der so genannten Osterkrise kam es 1920 zu Unstimmigkeiten zwischen König Christian X. und der Regierung Zahle II über die Südjüttland-Frage. Der Staatsminister trat nach einer hitzigen Diskussion mit dem König zurück, und der König entließ deshalb die übrigen Minister und ernannte am 29. März 1920 ohne Zustimmung des Folketings Otto Liebe als neuen Staatsminister mit der Maßgabe, möglichst bald eine Folketing-Wahl anzusetzen.
Liebe und seine Minister waren politisch konservativ orientiert, aber selbst keine Politiker. Sie merkten bald, dass sie die explosive Stimmung nicht mehr unter Kontrolle hatten. Einige Kritiker merkten an, dass der König einen Staatsstreich begangen habe, und es wurde mit einem Generalstreik gedroht. Der König war beunruhigt und bereits am Ostersonntag, 4. April 1920 entließ er die Regierung Liebe wieder und ernannte stattdessen M.P. Friis zum Staatsminister.
Die Regierung Liebe war daher diejenige mit der kürzesten Amtszeit in der dänischen Geschichte, und Otto Liebe hielt sich fortan von der Politik fern.