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Marian Rejewski

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Marian Rejewski während des Zweiten Weltkriegs
Das Sächsische Palais (poln. Pałac Saski) in Warschau beherbergte in den 1930er-Jahren die polnische Dechiffrierstelle Biuro Szyfrów

Marian Adam Rejewski/? (* 16. August 1905 in Bromberg, † 13. Februar 1980 in Warschau) war ein polnischer Mathematiker und Kryptologe. Er legte 1932 die Grundlagen zur Kryptanalyse der deutschen Schlüsselmaschine ENIGMA und damit zur Entzifferung der Funksprüche, die die deutschen Militärs im Zweiten Weltkrieg damit verschlüsselten.

Rejewski war studierter Mathematiker. Er studierte Statistik an der Universität in Posen und auch ein Jahr in Göttingen. Im Jahr 1932 wurde er von der polnische Dechiffrierstelle Biuro Szyfrów (deutsch: „Chiffrier-Büro“) in Warschau angeworben.

Das Zyklometer (1934)
Datei:Cryptologic bomb machine - drawing from M.Rejewski's papers.jpg
Die Bomba (1938)
1 ENIGMA-Walzen (nur einer von sechs Walzensätzen ist dargestellt)
2 Elektrischer Antriebsmotor
3 Alphabetschalter

Dort gelang ihm zusammen mit seinen beiden Kollegen Jerzy Różycki und Henryk Zygalski bereits 1932 die Kryptanalyse und der erste Einbruch in die deutschen ENIGMA-Funksprüche. Hierzu setzte er speziell dafür konstruierte mechanische und elektromechanische Maschinen ein, die als Zyklometer beziehungsweise Bomba bezeichnet wurden. Hiermit konnte innerhalb von wenigen Stunden der Tagesschlüssel gefunden werden, der zum Verschlüsseln der Nachrichten diente und von den Deutschen im täglichen Wechsel geändert wurde.

Mit seinem Wissen über die ENIGMA war Rejewski allen anderen Analytikern, die die ENIGMA für „unbrechbar“ hielten, viele Jahre voraus. Auf polnische Initiative hin wurden der französische und der britische Geheimdienst ab dem 24. Juli 1939 während eines dreitägigen Treffens im Wald von Pyry etwa 30 km südöstlich von Warschau über die polnischen Methodiken zum Bruch der ENIGMA vollständig in Kenntnis gesetzt. Dabei übergaben die Polen auch Nachbauten der deutschen Schlüsselmaschine an ihre Verbündeten.

Denkmal für Marian Rejewski in seiner Geburtsstadt Bydgoszcz (Bromberg), das im Jahr 2005 anlässlich seines 100. Geburtstags dort enthüllt wurde. Links neben ihm ist eine ENIGMA zu sehen.

Der polnische Geheimdienst, besonders das Biuro Szyfrów, arbeitete ab 1928 an der Entzifferung des deutschen Nachrichtenverkehrs. Ab dieser Zeit verbesserten die Deutschen das Design sowie die Handhabungsvorschriften der ENIGMA. Das Wissen um die Schwachstellen, ein Konstruktionsplan der Bomba und zwei Kopien der ENIGMA konnten zwei Wochen vor dem deutschen Überfall auf Polen nach England gerettet werden. Rejewski selbst nahm mit Teilen des Biuro Szyfrów im Oktober 1939 seine Arbeit in Frankreich auf und wurde dort der Abteilung Bruno zugeteilt. Als auch dort die deutsche Wehrmacht 1940 einmarschierte, wurden er und einige ehemalige Biuro Szyfrów-Mitarbeiter erst nach Südfrankreich und dann, im Oktober 1940, nach Algerien (französisch) evakuiert, um der Abteilung Cadix zugeteilt zu werden. Am 30. August 1943 wurden sie nach Großbritannien gebracht, wo sie ihre Forschungsarbeiten in Boxmoor durchführten. Die Erkenntnisse des Biuro Szyfrów wurden von den Alliierten, vor allem in England, weiter genutzt und verbessert. Die Erfolge der englischen Kryptoanalytiker in Bletchley Park zum Bruch der ENIGMA basieren auf den Arbeiten von Rejewski und dem Biuro Szyfrów.

Datei:Rejewski-grave-100.JPG
Militärzeremonie am Grab Marian Rejewskis anlässlich seines 100. Geburtstags.

Nach dem Krieg kehrte Rejewski nach Polen zurück, wo er seine Frau und seine beiden Kinder wiederfand. Er verfasste ein Buch über seine Arbeit, das jedoch nie veröffentlicht wurde. Die Polnische Gesellschaft für Mathematik ehrte ihn mit einer speziell für ihn kreierten Medaille. Rejewski verstarb 1980 in Warschau und ist dort auf dem Powązki-Friedhof bestattet.

Literatur

  • Rudolf Kippenhahn: Verschlüsselte Botschaften, Geheimschrift, Enigma und Chipkarte. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999. ISBN 3-499-60807-3
  • Władysław Kozaczuk: Geheimoperation Wicher. Bernard u. Graefe, Koblenz 1989, Karl Müller, Erlangen 1999. ISBN 3-7637-5868-2, ISBN 3-86070-803-1
  • Władysław Kozaczuk: Im Banne der Enigma. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1987, ISBN 3-327-00423-4
  • Władysław Kozaczuk & Jerzy Straszak: Enigma – How the Poles Broke the Nazi Code. Hyppocrene Books, New York 2004. ISBN 0-7818-0941-X
  • Marian Rejewski: An Application of the Theory of Permutations in Breaking the Enigma Cipher. Applicationes Mathematicae, 16 (4), 1980, pp. 543 - 559 PDF; 1,7 MB.
  • Gordon Welchman: From Polish Bomba to British Bombe: The Birth of Ultra. Intelligence and National Security, 1986.


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