SAP
SAP AG
| |
---|---|
![]() | |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0007164600 |
Gründung | 1972 |
Sitz | Walldorf |
Leitung | Henning Kagermann (Sprecher des Vorstands) |
Mitarbeiterzahl | 40.500 |
Umsatz | 9,4 Mrd. EUR (2006) |
Branche | Softwareentwicklung |
Website | www.sap.de |
Die SAP AG ist der größte europäische und weltweit drittgrößte Softwarehersteller. Der Hauptsitz befindet sich im badischen Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis). Tätigkeitsschwerpunkt ist die Entwicklung von Software für Groß- und mittelständische Unternehmen, die einen zentralen Zugriff auf wichtige Geschäftsdaten bezweckt, wie z. B. Kundenbestellungen, Rechnungen, Produktionsauslastung, aber auch den Krankenstand, so dass Entscheidungsträger stets aktuell informiert sind.
Unternehmen

Fünf ehemalige Mitarbeiter der IBM (Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner) gründeten 1972 SAP Systemanalyse und Programmentwicklung in Weinheim. Das erste Büro war in Mannheim. 1976 wurde die SAP GmbH gegründet, die ein Jahr später von Mannheim nach Walldorf umzog.
SAP stand zeitweilig für Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung bzw. Systems, Applications and Products in Data Processing. Allerdings tilgte ein Beschluss der Hauptversammlung diese Auflösung des Firmenkürzels 2005 aus der Satzung des Unternehmens. Damit ist SAP AG die offizielle Firma des Unternehmens und nicht deren Abkürzung.[1]
SAP hat weltweit rund 40.500 Beschäftigte (Stand Mai 2007), davon etwa 10.600 Mitarbeiter in der Software-Entwicklung, und erwirtschaftete 2006 einen Umsatz von 9,402 Mrd. EUR sowie einen Jahresüberschuss von 1,496 Mrd EUR.[2] Die Aktie gehört zu DAX[3] und EuroStoxx 50 und wird unter anderem an der Frankfurter (seit 1988) und der New Yorker Börse (seit 1998) gehandelt.
Das Unternehmen betreibt neben dem Entwicklungszentrum am Unternehmenssitz in Walldorf noch weitere Entwicklungsstandorte in den USA, Frankreich, Kanada, Israel, Indien, Australien, Japan, der Volksrepublik China, Bulgarien, der Slowakei, Ungarn und Polen.
Im Jahr 2006 wurde in Deutschland nach anfänglichem Widerstand der Belegschaftsmehrheit und der Unternehmensleitung ein Betriebsrat aufgebaut.
Produkte
SAP R/3 und MySAP
Vor einigen Jahren gab es mit SAP R/3, das 1992 aus dem Mainframe-orientierten Vorgänger SAP R/2 in weiten Teilen neu entwickelt wurde, nur eine einzige monolithische ERP-Software des Herstellers. Sie besteht aus Modulen, die funktionell, aber nicht architektonisch getrennt sind. Dies sind im wesentlichen: FI (Finance), CO (Controlling), MM (Materials Management), SD (Sales and Distribution), PP (Production Planning) und HR (Human Resources). Diese Module bieten auch weiterhin den Kern der Funktionalität, die SAP-Anwender einsetzen.
Sie wird inzwischen durch eine Palette weiterer Produkte ergänzt, die nun zusammen mySAP Business Suite genannt werden:
- Enterprise Resource Planning (ERP) ist das frühere R/3, das zuletzt in Version 4.7 eigenständig auftrat, teils auch ERP Central Component genannt. Weitere Details zu Technik, Architektur, den Funktions-Modulen und der Benutzeroberfläche, siehe Hauptartikel SAP R/3.
- Customer Relationship Management (CRM) ist ein unabhängiges Paket, das erweiterte Funktionalität für Kundenbetreuung mittels einer eigenständigen Software-Architektur bietet und auf einem gesonderten Server läuft; mit dem ERP ggf. gemeinsame Daten werden via Replizierung abgeglichen.
- Supply Chain Management (SCM), Supplier Relationship Management (SRM) und Product Lifecycle Management (PLM) Systeme ergänzen in ähnlicher Weise das Basissystem um branchenübergreifend nutzbare Funktionen.
- Branchenlösungen (sog. IS - Industry Solutions) bieten darüber hinaus spezifische Ergänzungen zum normalen Funktionsumfang des R/3/ERP-Kerns. Dazu gehört z. B. SAP for Retail für den Einzelhandel, IS-Mill für die Papier-, Textil- und Stahlindustrie oder IS-Oil für die Ölindustrie.
Die Akronyme und die Konzepte hinter ERP, CRM oder SRM sind nicht von SAP entwickelt worden und werden auch von anderen IT-Anbietern verwendet, SAP nutzt die Kürzel aber zur Bezeichnung seiner Softwarepakete.
NetWeaver-Plattform
Als übergreifende Plattform bietet SAP SAP NetWeaver an, mit dessen Hilfe unterschiedliche Business-Anwendungen integriert werden können. Mit NetWeaver soll der zunehmenden Komplexität der von Unternehmen installierten Systeme Rechnung getragen werden.
Technische Basis dieser Plattform ist der Web Application Server („Web AS“), mit dem SAP der Konkurrenz von Oracle, IBM u. a. um die Möglichkeit zur Vereinigung der Geschäftsprozesse begegnen will. Wesentliche Bestandteile der Plattform sind neben dem Web Application Server das Business Information Warehouse (basiert auf einem Data-Warehouse), das SAP NetWeaver Portal (ehemals SAP Enterprise Portal) und die SAP Exchange Infrastructure (XI). Zentraler Ansatz der Plattform ist die Anwendungsintegration auf der Ebene der Anwenderoberfläche, der Daten und der Prozesse, auch übergreifend auf externe, so genannte „Non-SAP“-Produkte.
Nach der Integration der NetWeaver- mit der R/3-Lizenz wurden die Lizenzzahlen aus R/3-Installationen als Erfolge der Internet-Plattform präsentiert. Tatsächlich ist R/3 / ERP auch weiterhin unabhängig von den Internet-Lösungen einsetzbar und wird auch von der überwiegenden Zahl der Anwender so genutzt.
Mittelstandslösungen
Das Unternehmen bietet des weiteren auch Software, die ERP- und CRM-Funktionen für mittelständische, nicht konzerngebundene Unternehmen abdecken:
Business One
SAP Business One ist eine Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen (ca. 5–150 Mitarbeiter, wobei nicht alle Anwender sein müssen, bis zirka zehn Millionen Dollar Umsatz). Architektur und Funktionalität haben keine Verbindung zu mySAP oder R/3. Business One hat eine eigene GUI-Technik, ist plattformgebunden und läuft derzeit nur unter MS-Windows. Seit Anfang 2007 wurde Business One durch einen deutschen Partner auch in der Mac Welt implementiert.
Business One wurde 2002 von SAP eingeführt und basiert auf der Software TopManage des israelischen Herstellers TopManage Financial Solutions LTD. TopManage war eines der Unternehmen, die das zeitweilige SAP-Vorstandsmitglied Shai Agassi zusammen mit seinem Vater Reuven Agassi 1993 gegründet hatte und wurde im ersten Quartal 2001 von SAP übernommen.
Mit Business One tritt die SAP AG vermehrt auch in Konkurrenz zu Anbietern, die auf Klein- und Mittelbetriebe spezialisiert sind, wie Sage, Microsoft mit Navision oder auch zu Open-Source-Lösungen wie Compiere.
All-in-One
Anders ist SAP All-In-One konzipiert - es bietet ein vorkonfiguriertes, kleines R/3 für größere Mittelständler oder Tochterunternehmen großer Konzerne, das ab ca. 200.000 Euro die Vorteile eines ERP-Systems bei voller Kompatibilität zum „großen“ SAP der Konzernmutter bietet.
A1S
Eine seit einiger Zeit angekündigte Neuerung namens A1S soll, gemäß Mitteilung des Vorstandsvorsitzenden Henning Kagermann anläßlich der CeBIT 2007 in Hannover, nun erst um den Jahreswechsel 2007/2008 erscheinen. A1S ist für mittlere und kleine Betriebe konzipiert, wobei die Kosten auf die Einsatzdauer gerechnet bis zu 90 % unter individuell angepassten Lösungen liegen sollen. Die Anwendung wird anfangs exklusiv von SAP als hosted solution (Application Service Provider) via Internet angeboten, wozu das Unternehmen eigene Rechenzentren aufbauen will.[4]
Service
Unter dem Begriff Online Service System (OSS) bietet die SAP ihren Kunden Unterstützung bei der Fehlerbehebung und Problemlösung mit der Software. Dabei werden in „Hinweisen“ (engl. SAP-Notes) Fehlerbeschreibungen und die entsprechenden Lösungen oder Patches zur Verfügung gestellt. Wurde dort keine Lösung gefunden, können die Kunden über „Kundenmeldungen“ eventuelle Softwarefehler melden und erhalten dann per E-Mail, Telefon oder online Hilfestellung.
Parallel zum OSS bietet SAP den Service Marketplace an, seit 2003 komplett mit dem Webbrowser via Internet erreichbar. Hierüber kann der Kunde ebenfalls auf die SAP-Notes zugreifen und Meldungen erfassen. Zusätzlich werden hier Informationen wie White-Papers, Präsentationen, Software-Downloads usw. angeboten. Die Schließung des klassischen OSS ist für etwa Mitte 2006 angekündigt. Unter dem neuen Namen SAP Support Portal (SSP) hat sich das Web-System inzwischen etabliert, nachdem die Dienste vorher lange Zeit nur mit der eigenen Benutzeroberfläche SAP GUI und in dem eigenen Netz zugänglich waren.
Weiterhin existiert mit dem SAP Developers Network (SDN) ein Forum, das für jedermann zugänglich ist und Blogs zu ausgewählten Themen und Unterstützung bei Detailfragen bietet. Daneben haben sich eine Reihe weiterer, herstellerunabhängiger online-Communities für Entwickler, Berater und Anwender entwickelt, die sich mit SAP-Produkten beschäftigen.
Lizenzpolitik
Die Preis- bzw. Lizenzierungspolitik der SAP ist relativ komplex. Die Kosten der R/3- bzw. mySAP-Lizenz hängen von der Anzahl der namentlich benannten Benutzer im System ab (das Minimum der zu zahlenden Benutzer-Lizenzen ist abhängig von der eingesetzten Lösung) und auch davon, welche Arbeiten im System verrichtet werden. Hinzu kommen zusätzlich kostenpflichtige Module (z. B. HCM = Human Capital Management), Zusatzfunktionen, kostenpflichtiger Support und weitere Regeln für die unterschiedlichen Produktlinien etc.
Vergleichsweise übersichtlich sind dagegen die Lizenzbedingungen der kleinen ERP-Lösung Business One. Hier wurden die Preise je Professional-User Lizenz auf ca. 2500,00 € beziffert. Auch hier gibt es Rabattstaffel. Als Wartungs- und Updategebühr werden durchschnittlich 18 % der Listenpreise von den Partnern verlangt. (Stand: März 2007[5])
Quellen
- ↑ Einladung zur Hauptversammlung, inklusive neuem Wortlaut des §1 der Satzung Abstimmungsergebnisse der Hauptversammlung
- ↑ Geschäftsbericht 2006
- ↑ DAX-Zusammensetzung
- ↑ Torsten Wolf: SAP plant Massenstart von A1S erst Ende 2007. In: faz.net. 15. März 2007, abgerufen am 2. April 2007.
- ↑ Quelle: KIRBIS SAP Repräsentant, CeBIT 2007
Siehe auch
- Produkte:
- SAP Knowledge Warehouse, MaxDB (ehemals SAP DB, wird nun betreut von MySQL), CProjects
- SAP-Support-System (Kunden-Unterstützung, Problembehebung, Systemwartung):
- Forschungspartnerschaften
- Anwendergruppen
- Tochtergesellschaften in Deutschland
Literatur
- Gerd Meissner: SAP - die heimliche Software-Macht. Wie ein mittelständisches Unternehmen den Weltmarkt eroberte. 2. Auflage. Hoffmann und Campe, Hamburg 1997, ISBN 3-455-11194-7.
Weblinks
- Homepage des Unternehmens (SAP Deutschland)
- Betriebsratswahlen:
- Karsten Polke-Majewski: Gewerkschaft, nein danke - Vehement hatten sich die SAP-Mitarbeiter gegen einen Betriebsrat in dem Softwarekonzern gewehrt. In: Die Zeit Nr. 26 vom 10. Juli 2006.
- IG-Metall: 9 von 10 wollten ihn nicht, aber alle wollen rein, 21. Juni 2006
- Thomas Nonnast / Katharina Slodczyk, Handelsblatt: Harmonie statt Klassenkampf, 4. Juli 2006