Niqab

Der Niqab (türkisch: peçe) ist ein Gesichtsschleier, der von muslimischen Frauen getragen wird. Er wird in Verbindung mit einem Tschador, Çarşaf oder einem anderen, zumeist schwarzen, Gewand getragen. Damit der Niqab nicht verrutscht, wird an einem der schmalen Enden an beiden Seiten jeweils ein etwa 20 cm langes Band angenäht, das die schmale Kante verlängert. Mit Hilfe dieser Bänder wird das Tuch am Kopf befestigt. Dabei kann der Niqab oberhalb oder unterhalb der Augen angebracht werden.
Verbreitung

Der Niqab ist traditionell vor allem auf der arabischen Halbinsel verbreitet. In Saudi-Arabien und im Jemen beispielsweise trägt die große Mehrheit der Frauen einen Gesichtsschleier. Aber auch in Ägypten, Syrien, Jordanien, dem Irak sowie den meisten nordafrikanischen und nahöstlichen Ländern ist der Niqab auf den Vormarsch.
Der schwarze Niqab mit Khimar in der jetzigen Form ist keine traditionelle islamische Frauenbekleidung, er kam erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur Regierungszeit des reaktionären Sultan Abdülhamid II. (1876-1908, übrigens ein enger persönlicher Freund des damaligen Oberhauptes der deutschen evangelischen Kirche, Kaiser Wilhelm II.) in der Hauptstadt Konstantinopel als "Çarşaf" auf, um westliche Einflüsse abzuwehren, und setzte sich von dort vor allem in entlegenden Landesteilen des damaligen Osmanischen Reiches wie Jemen durch. Dort wie auch in Saudi-Arabien ist er noch heute verbreitet, während in der Hauptstadt durch die Revolution 1908 (bei der der Sultan gestürzt wurde) muslimische Frauen begannen, den Niqab / Çarşaf wieder abzulegen und sich teilweise sogar europäisch zu kleiden. Die traditionelle islamische Frauenbekleidung im Osmanischen Reich vor 1876 war nicht so streng wie der Çarşaf.
Unterschiedliche Niqab-Formen

Unterschiede gibt es zwischen einem einfachen Niqab das unterhalb der Augen angebracht wird, und einem Niqab mit Augenschlitzen, das oberhalb der Augen befestigt wird.
Niqab
Der Niqab ist ein dünnes Tuch aus Seide, Baumwolle oder Kunstfaser, das entweder das ganze Gesicht bedeckt, oder den Teil des Gesichts unterhalb der Augenpartie. Verdeckt es die Augen, soll es nicht ganz blickdicht sein, so dass die verschleierte Frau noch sehen kann, ihr Gesicht aber von außen kaum noch zu erkennen ist.
Einfacher Niqab
Der einfache Niqab ist ein blickdichtes Tuch aus Seide, Baumwolle oder Kunstfaser, das Nase, Mund und alles darunter liegende bedeckt. So muss die Frau, wenn sie etwas essen oder trinken will, den Niqab ein wenig anheben und die Speisen unter dem Schleier zum Mund führen.
Niqab mit Augenschlitzen

Der Niqab mit Augenschlitzen ist wiederum aus blickdichtem Material. Er besteht manchmal sogar aus mehreren Lagen und weist für die Augen Öffnungen auf - manchmal einen langen Schlitz für beide Augen, manchmal für jedes Auge je einen Schlitz. Diese Schlitze sind unterschiedlich lang und breit.
Niqab-Verbote
In Tunesien ist der Niqab verboten. Die Niederlande und Italien erwägen im November 2006 ein Niqab-Verbot in der Öffentlichkeit. In Ägypten ist der Niqab an Universitäten umstritten. Muslime wie Suad Salih treten für ein Verbot an Universitäten ein. In der Türkei ist der Niqab, genauso wie das Kopftuch, an Schulen und Universitäten verboten. Gleiches gilt für Frankreich.
Der Niqab-Skandal an einer Bonner Schule
Aufsehen erregten am 28. April 2006 zwei muslimische Schülerinnen an einer Gesamtschule in Bonn, die wegen ihrer Weigerung, ihre Verschleierung in der Schule auszuziehen, von der Schule für zwei Wochen verwiesen wurden. Zuerst nannte der Schulleiter die Gewänder der beiden Schülerinnen Burkas. Einige Tage später korrigierte er die Bezeichnung für die Kleidung. Es handele sich dabei um Niqabs, die die beiden Schülerinnen zusammen mit einem schwarzen Kleid und Handschuhen getragen hätten.
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Niqab – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Private Seite über muslimische Kopftücher und Gesichtsschleier
- General-Anzeiger Bonn: „Schulleiter glaubt nicht an eine Provokation“
- Handelsblatt Global Reporting: "Weg mit dem Niqab"
- Alles Burka oder was? Kommentar von Maryam Brigitte Weiß
- Beweise für die Pflicht des Niqaab (Gesichtsschleier)