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Schlangen

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Schlangen
Ringelnatter (Natrix natrix)
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Wissenschaftlicher Name
Serpentes
Linnaeus, 1758
Überfamilien

Schlangen (griech. ὄφις Ophis oder lat. Serpentes) sind eine Unterordnung der Reptilien. Sie stammen von echsenartigen Vorfahren ab, die ihren Körper stark verlängert und ihre Extremitäten verloren haben. Hierdurch entstanden den Tieren keinerlei Nachteile, denn zur Fortbewegung setzen sie auf differenzierte Art und Weise ihre Muskeln ein und als Greifwerkzeuge dienen das Maul und bei einigen Arten auch der Schwanz. Die Taxonomie unterscheidet drei Überfamilien, die, in 16 Familien gegliedert, heute circa 3000 Arten umfassen (Hauptartikel: Systematik der Schlangen). Die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen fällt in das Gebiet der Herpetologie. Mit Ausnahme der Arktis, Antarktis, Permafrostgebieten und einigen Inseln sind sie weltweit in den unterschiedlichsten Lebensräumen anzutreffen. Auch in der Mythologie spielte die Schlange eine große Rolle: so verführte sie unter anderem in der Bibelgeschichte Adam und Eva dazu, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu kosten. Desweiteren haben die Tiere auch symbolische Bedeutung, beispielsweise ist der von einer Schlange umwundene Stab, der Äskulapstab, heute das Symbol des medizinischen und pharmazeutischen Standes.

Merkmale

Da es fast 3.000 bekannte Schlangenarten auf der Welt gibt, unterscheiden sich die Einzelnen in ihrer Lebensweise teilweise recht stark voneinander. Grob gesehen können viele von ihnen in Landschlangen und Seeschlangen nach ihrem Lebensraum oder Würgeschlangen und Giftschlangen nach ihrer Ernährungsweise eingeteilt werden.

Die Anpassung an verschiedene Lebensräume hat zur Ausprägung einer Vielzahl von Fortbewegungsarten geführt, die Kriechen, Schwimmen, Tauchen, Graben, Klettern und sogar Springen und Gleiten ermöglichen. Auch sind Schlangen in der Lage, erstaunlich hohe Hindernisse zu überwinden. Landschlangen bewegen sich gewöhnlich durch Kriechen fort, wobei sie verschiedene Techniken anwenden:

  • Das Schlängeln ist die häufigste Methode. Dabei drückt sich die Schlange mit ihren kräftigen Muskeln von verschiedenen Gegenständen, wie Stein(ch)en und Ästen auf dem Boden schräg nach vorne ab. Weil sie sich immer von beiden Seiten nach vorne drückt, kompensieren sich die Seitenkräfte und es entsteht eine gerichtete Vorwärtsbewegung. Auch im Dschungel können sich Schlangen so mit bis zu 6 km/h fortbewegen.
  • Beim geraden Kriechen bewegt sich die Schlange durch periodisch verlaufende Wellen von Muskelkontraktionen. So wird ein Vorwärtskommen in Röhren und engen Spalten möglich, wenn auch vergleichsweise langsam.
  • Beim Seitenwinden hebt die Schlange ihren vorderen Körper und drückt ihn ein Stück weiter seitlich wieder auf. Gleichzeitig wandern die anderen zwei bis drei Berührungsstellen des Körpers mit dem Boden weiter schwanzwärts. Bei dieser Art der Fortbewegung berührt die Schlange nur mit einem kleinen Teil der Körperoberfläche den Boden, weshalb sie vor allem bei Wüstenschlangen anzutreffen ist.
  • Die Zieharmonika-Bewegung wird auf glatten Untergründen angetroffen, die wenig Halt bieten. Dabei zieht die Schlange ihren hinteren Körperteil heran und legt sich in enge Schleifen. Dann streckt sie den vorderen Körperteil nach vorne und zieht den Rest wieder nach.

Anatomie und Morphologie

Raue Grasnatter (Opheodrys aestivus) - bis 75 cm lang, Sumpfbewohner
Datei:Albino snake.jpg
Albinotischer Tigerpython (Python molurus), der in Ausnahmefällen über 6 m lang wird, Waldbewohner

Aussehen

Alle Schlangen besitzen einen länglichen und dünnen Körper und haben bis auf wenige Ausnahmen ihre Gliedmaßen vollständig verloren. Lediglich bei den evolutionär gesehen primitiven Schlangen, wie beispielsweise Roll- und Blindschlangen, sind zum Teil Reste des Beckengürtels und kurze Hintersporne zu finden. Neben der Größe, die stark variieren kann, gibt es weitere Unterschiede ihrer Körperform. Einige Schlangen können eher stummelig aussehen (dicker Körper, kurzer Schwanz; Gabunviper - Bitis gabonica), währende andere sehr gleichmäßig nach hinten dünner werden (Raue Grasnatter - Opheodrys aestivus). Die Weibchen sind in der Regel etwas größer und dicker. Auch der Schwanzansatz hinter der Kloake stellt ein gutes Unterscheidungsmerkmal dar. Während er sich bei den Männchen sehr gleichmäßig verjüngt, ist bei den Weibchen ein Absatz zu erkennen. Die Größe ausgewachsener Tiere schwankt artabhängig zwischen 75 cm und 10 m.

Auch im Querschnitt gesehen, können sie von rund oder oval über dreieckig bis toastscheibenförmig variieren. Häufig ist der Bauch abgeflacht.

Schlangen verfügen über eine schier unendliche Zahl von Farb- und Zeichnungsvarianten. Sie umfassen alle Farben des Spektrums und können einfarbig, mit wenig gefärbten Schuppen über Streifen-, Leiter- und Karomuster bis hin zu komplexen Farbkombinationen reichen. Einige ungiftige Arten haben im Laufe der Evolution ein ähnliches Muster wie andere, giftige, entwickelt um ihre Feinde zu verwirren und sich zu schützen (Mimikry).

Haut

Schlangenhaut besteht aus drei Schichten: der Epidermis (Oberhaut), der Dermis (Lederhaut) und der Subdermis (Unterhaut). Alle Schichten erfüllen verschiedene Funktionen. So besteht die Epidermis aus keratinhaltigen Zellen, die eine dichte und flexible Hornschicht ausbilden. Diese ist in Form von Schuppen angeordnet. Die Epidermis stellt die Barriere zwischen Schlangenkörper und Umwelt dar, durch sie ist das Tier vor schädlichen Umwelteinwirkungen recht zuverlässig geschützt. In der Lederhaut befinden sich Nervenenden, collagenhaltiges Bindegewebe, Blutgefäße und Pigmentzellen (Chromatophoren). Hier empfängt die Schlange Tastsinneseindrücke und durch die hier gelagerten Pigmente erhält sie ihre Färbung. Die Subdermis enthält Fettkörper, in denen Energiereserven gespeichert werden (beispielsweise für die Winterruhe oder, bei ovoviviparen Schlangen, für die Zeit der Trächtigkeit).

Schuppen

Unterschiede der Kopf- und Körperschuppen bei Amphiesma monticola

Schlangenschuppen müssen in Kopf- und Körperschuppen unterteilt werden. Bei einigen Arten (beispielsweise Nattern) sind die Kopfschilder im Verhältnis zu den Körperschuppen recht groß und dienen als Bestimmungsmerkmal. In der Draufsicht lassen sich sechs verschiedene Kopfschilder feststellen: Rostrale (Schnauzenschild, in der Regel 1x vorhanden), Internasale (Zwischennasenschild, 2x), Praefrontale (Vorderstirnschild, 2x), Frontale (Stirnschild, 1x), Supraoculare (Überaugenschild, 2x) und Parietale (Scheitelschild, 2x). Auch in der Seitenansicht des Kopfes gibt es diverse Schildergruppen, die in ihrer Schuppenzahl jedoch von Art zu Art sehr stark variieren können. Dies sind: Nasale (Nasenschild), Loreale (Zügelschild), Praeoculare (Voraugenschild), Postoculare (Hinteraugenschild), Temporale (Schläfenschild), Supralabiale (Oberlippenschild), Sublabiale (Unterlippenschild) und Suboculare (Unteraugenschild). Bei anderen Arten (beispielsweise den Vipern) ist die eben vorgestellte Kopfbeschuppung jedoch in viele kleine Schuppen fragmentiert. Die kleinen Körperschuppen auf dem Rücken und der Seite sind üblicherweise in Form von Längsreihen angeordnet und überlappen die jeweils hinter ihnen liegende Schuppe. Auch hier gibt es Ausnahmen wie manche Seeschlangen, deren Schuppen sich nicht überlappen, sondern nebeneinander angeordnet sind (dies hat den Vorteil, dass sich marine Hautparasiten nicht gut festsetzen können). Am Bauch ziehen sich die Schuppen einmal quer über die gesamte Körperbreite, Schlangen haben also nur eine Reihe von Bauchschuppen. Auch hier überlappen die Schuppen die jeweils dahinter liegenden. Schuppen können sehr unterschiedlich gestaltet sein, so gibt es glänzende, matte, glatte oder auch gekielte Exemplare. Einige erfüllen sehr spezielle Funktionen, das vermutlich bekannteste Beispiel stellt hier die Rassel der Klapperschlange dar; diese besteht aus speziellen, zu Hornringen umgeformten Schuppen.

Häutung

Eine Gewöhnliche Mamba (Dendroaspis angusticeps) mit abgestreifter Haut.

Weil Schlangen wie alle Reptilien auch nach Erreichen der Geschlechtsreife weiterwachsen, ihre Haut jedoch nicht kontinuierlich abgeschuppt wird (wie zum Beispiel bei den Säugetieren), müssen sie sich regelmäßig komplett häuten. Dabei dringt Luft unter die absterbende Hornschicht und löst sie dadurch langsam vom Rest ab, was an einer Trübung beziehungsweise Mattfärbung der Tiere und besonders der Augen zu erkennen ist. Darunterliegende Hautzellen wachsen, bilden eine neue Hautschicht und verhornen kurze Zeit später. Hierdurch steht das Tier nie eventuellen Einwirkungen von außen schutzlos gegenüber. Ist die Verhornung der neuen Haut abgeschlossen, beginnt die Schlange ihre Schnauze an einem scharfen oder spitzen Gegenstand zu reiben. Die alte Haut reißt auf und die Schlange versucht sich durch Kriechen durch enge Spalten, um Äste oder enge Astgabeln herum und Ähnliches von ihr zu befreien. Nach der Häutung besitzen die Tiere wieder eine feste und klar gefärbte Haut. Auch die Hornhaut der Augen - die mit abgeschuppt wird - ist jetzt wieder kristallklar. Die alte Haut, die Exuvie, auch „Natternhemd“ genannt, bleibt zurück.

Knochenbau

Die bei Schlangen vorhandenen Knochen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Schädelknochen, Wirbel und Rippen. Die bereits im Kapitel Aussehen erwähnten Beckengürtelknochen sind rudimentär und erfüllen keine weitere Funktion. Ebenfalls nicht vorhanden sind Schultergürtel und Brustbein.

Der Schlangenschädel ist sehr beweglich konstruiert. Da die Kiefer- und Gaumenknochen nicht miteinander verwachsen, sondern nur durch Bänder verbunden und stark verschiebbar sind, kann das Maul sehr weit geöffnet und auch größere Beutetiere in einem Stück verschlungen werden. Der Oberkiefer besteht aus folgenden Knochen: Praemaxilla (als einziger fest, über die Praefrontale, mit Schädel verbunden), Maxilla, Flügelbein, Quergaumenbein und Gaumenbein. Der Unterkiefer besteht aus zwei Unterkieferbögen. Es befinden sich ein Zahnbogen im Unter- und zwei im Oberkiefer (einen innerer und ein äusserer). Diese beiden Bögen sind analog dem Unterkiefer zweigeteilt. Die äußere Zahnreihe wird für den Fang und das Festhalten der Beute genutzt, die innere dient dem Transport derselben in die Speiseröhre. Dabei schieben sich linker und rechter Bogen abwechselnd nach vorne, greifen die Beute, schieben sich mit dieser nach hinten und lösen sich von ihr, um wieder nach vorne zu gleiten und neu zu beginnen. Es entsteht der Eindruck, als würde der Kiefer über die Beute laufen. Da sämtliche Kieferknochen relativ unabhängig voneinander bewegt werden können, müssen sie nach jedem Biss oder Beuteverschlingen durch mehrmaliges Öffnen und Schließen des Mauls wieder sortiert werden.

Die Anzahl der Wirbel ist auf rund 200 (maximal 435) erhöht. Die Wirbelkörper sind über eine Bandscheibe und ein Gelenk miteinander verbunden. Die Gelenkpfanne liegt vorne am Wirbel, der Gelenkkopf hinten. Innen führen sie in einem Kanal das Rückenmark und Blutgefäße. Zwar sind zwei Wirbel zueinander nicht zu einer besonders starken Biegung oder Drehung fähig (da hierbei Gefahr bestünde, das Rückenmark zu verletzen oder zu zerreißen), aber aufgrund der hohen Wirbelanzahl sind die Tiere doch sehr beweglich (mit etwa 40 Wirbeln kann eine Biegung von circa 60° erreicht werden). Jeder Wirbel, mit Ausnahme der Hals- und Schwanzwirbeln, trägt ein Rippenpaar. Die Rippen sind über ein Gelenk mit den Wirbeln verbunden und enden frei. Das Gelenk erlaubt eine aus der Normalposition heraus dorsal gerichtete Bewegung und eine daraus resultierende Verbreiterung des Körpers. Neben den extrem beweglichen Schädelknochen ist dies eine weitere Voraussetzung für die Schlangen, Beutetiere mit einem größeren Durchmesser als ihrem eigenen zu verschlingen.

Zähne

Die Zähne der Schlangen sind nicht zum Kauen gedacht, sondern dienen nur dem Festhalten der Beute oder, im Falle von Giftzähnen, der Injektion von Toxinen. Sie sitzen nur lose auf dem Kiefer auf und sind nicht fest mit ihm verwachsen. Alle Zähne sind nach hinten gerichtet; versucht ein Beutetier, sich aus dem Biss der Schlange zu befreien, bohren sich die Zähne nur noch tiefer in seinen Körper. Bricht ein Zahn ab, so wird er ersetzt. Meist sind schon Reservezähne hinter den bestehenden angelegt, so dass der Ersatz in relativ kurzer Zeit zur Verfügung steht. Bei Schlangen findet man vier unterschiedliche Typen der Bezahnung [1] :

  • aglyph: derart bezahnte Schlangen besitzen keine Giftzähne. Alle Zähne sind etwa gleich groß, haben die gleiche Form und sitzen gleichmäßig im Kiefer verteilt. Es gibt keine Besonderheiten der Zähne wie bei den anderen drei Bezahnungstypen. Zu diesen ungiftigen Schlangen gehören die Eigentlichen Nattern (Colubrinae), Riesenschlangen (Boidae), Blindschlangen (Typhlopidae) und Schlankblindschlangen (Leptotyphlopidae).
  • proteroglyph: bei dieser Art der Bezahnung besitzen Schlangen ein Paar Giftzähne, welches im vorderen Bereich des Oberkiefers liegt. Die Giftzähne sind etwas größer und dicker als die restlichen und weisen eine Furche an ihrer Innenseite auf (Furchenzähne). Oberhalb liegen im Bindegewebe die Giftdrüsen; beisst die Schlange zu, wird das Gift mittels der Furche in den Körper des Beutetieres geleitet. Vertreter der Seeschlangen (Hydrophiinae) und Giftnattern (Elapidae) sind proteroglyph bezahnt; hierzu gehören auch die Schlangen mit den stärksten Giften, wie beispielsweise die Taipane.
  • opistoglyph: die Struktur der Giftzähne ist vergleichbar mit der Variante proteroglyph, im Gegensatz hierzu sitzt das Giftzahnpaar aber im hinteren Bereich des Oberkiefers. So bezahnt sind die Trugnattern (Colubridae).
  • solenoglyph: auch bei dieser Bezahnung sitzt ein Giftzahnpaar vorne im Oberkiefer. Allerdings sind die Giftzähne relativ lang (je nach Art zwischen drei und fünf Zentimetern) und liegen daher bei geschlossenem Maul nach hinten eingeklappt in einer Bindegewebsfalte. Die Zähne sind nicht gefurcht, sondern ihr Inneres ist - ähnlich einer Kanüle - von einer Röhre durchzogen, durch die das Gift geleitet wird (Röhrenzähne). Sobald die Schlange ihr Maul zum Biss öffnet, klappen die Giftzähne um etwa 90° nach vorn und können so tief in das Beutetier geschlagen werden. Ein großer Vorteil liegt darin, dass so auch das Gift tief in den Körper eingebracht wird; rein mechanisch betrachtet ist die solenoglyphe Bezahnung für die Injektion am effektivsten. Alle Vipern (Viperidae) und Grubenottern (Crotalinae) sind mit solchen Röhrenzähnen ausgestattet.

Innere Organe

Anatomie einer Schlange:
1 Speiseröhre
2 Luftröhre
3 tracheale Lungen
4 rudimentäre linke Lunge
5 rechte Lunge
6 Herz
7 Leber
8 Magen
9 Luftsack
10 Gallenblase
11 Bauchspeicheldrüse
12 Milz,
13 Darm
14 Hoden
15 Nieren

Das Gehirn befindet sich in der Schädelkapsel.Die meisten ihrer inneren Organe sind der Körperform entsprechend langgestreckt. Der linke Lungenflügel ist verkümmert, während sich der rechte über bis zu 2/3 der Körperlänge, bei einigen Seeschlangen sogar bis zum After, erstrecken kann. Dies kann man auch von außen gut erkennen, wenn sich der Körper mit jedem Atemzug leicht ausdehnt. In seinem hinteren Teil geht der Lungenflügel in einen Luftsack über, aus dem die Schlange in Sondersituationen ihren Sauerstoffbedarf decken kann (beispielsweise während des Verschlingens eines großen Beutetieres wodurch manchmal die Luftröhre zusammengedrückt wird oder, bei Seeschlangen, während längerer Tauchgänge). Bei den Seeschlangen dient er zusätzlich als hydrostatisches Organ. Auch die Leber besteht nur noch aus dem rechten Lappen, erstreckt sich aber über den Großteil des Körpers.

Je nach präferiertem Lebensraum befindet sich das einkammerige Herz an unterschiedlicher Position. Bei arboricolen (baumbewohnenden) Schlangen sitzt es in der Nähe des Kopfes, damit auch in senkrechter Position (beispielsweise beim Klettern auf einen Baum) das Gehirn stets ausreichend durchblutet wird. Der hintere Teil des Körpers wird während dieser Zeit durch die Wirkung der Erdanziehungskraft versorgt, hier ist eine Pumpleistung für die Versorgung mit Blut durch das Herz nicht erforderlich. Eine solche Schlange kann die aufrechte Position länger halten als andere Schlangen, muss sich aber immer wieder in die Waagerechte begeben, da sonst ein Blutstau im hinteren Teil des Körpers auftreten kann. Bodenbewohnende Schlangen, die sich nur in Ausnahmefällen (Drohverhalten, Kommentkämpfe und Ähnliches) aufrichten, haben das Herz etwa nach dem ersten Drittel der Körperlänge. So ist die Blutversorgung des gesamten Körpers gewährleistet und die Schlange ist für eine gewisse Zeit fähig, ihr vorderes Körperdrittel aufzurichten. Seeschlangen haben ihr Herz etwa in der Mitte des Körpers. So sind sie in der Lage, jegliche Position in ihrem Lebensraum einzunehmen. Befindet sich die Schlange in aufrechter oder schräger Position, so wird die Entstehung eines Blutstaus durch den Druck des Wassers von aussen, der die Pumpleistung des Herzens unterstützt, verzögert.

Die Speiseröhre ist stark gekräuselt, was eine hohe Dehnbarkeit bedeutet und die Aufnahme großer Beutetiere in den Körper ermöglicht. Anzumerken ist hier, dass die gespaltene Zunge beim Verschlucken keine Rolle spielt, sondern lediglich als Sinnesorgan dient (siehe Kapitel Sinneswahrnehmung). Der Magen ist ebenfalls langgezogen und mit muskulösen Wänden ausgestattet. Er produziert die Verdauungsenzyme und extrem starke Verdauungssäuren, die alles außer Chitin (Insektenpanzer) und Keratin (Haare, Federn und Krallen) angreifen; diese werden mit den Fäkalien ausgeschieden.

Auch die Hoden und Eierstöcke besitzen eine längliche Form. Das Begattungsorgan der männlichen Schlangen ist ein paariger Hemipenis. Dieser ist artabhängig mit Stacheln oder Dornen ausgestattet, die beim Begattungsakt dazu dienen, sich in der Kloake der weiblichen Schlange zu verhaken. Aufgrund des von Art zu Art sehr unterschiedlichen Aussehens des Hemipenis ist dieser ein wichtiges Bestimmungsmerkmal.

Lebensweise

Schlangen bevorzugen eine solitäre Lebensweise und haben nur ein schwach ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie finden sich nur zu besonderen Gegebenheiten zusammen, nachfolgend sind einige aufgelistet:

  • Paarung (siehe auch Kapitel Fortpflanzung)
  • An Orten hoher Beutedichte (zum Beispiel ist es für die Strumpfbandnatter (Tamnophis sirtalis) typisch, Orte aufzusuchen, an denen die Metamorphose von Amphibien stattfindet und junge Frösche zu Tausenden das Wasser verlassen)
  • Zur Eiablagezeit an günstigen Brutplätzen (diese sind in ihrer Anzahl oftmals begrenzt, daher legen meist mehrere Weibchen gleichzeitig ihre Eier an einem geeigneten Platz ab)
  • Schaffung eines günstigen Mikroklimas (beispielsweise bei trächtigen Weibchen zur Sicherung optimaler Bedingungen für die Nachkommen oder auch das Zusammenfinden als sogenannte „Wintergesellschaften“ zur Überwinterung in den gemäßigten Zonen)

Schlangen erheben nur sehr selten Revieransprüche, bekannt ist ein solches Verhalten bei den Mambas (Dendroaspis) während der Paarungszeit. Viele Arten sind standorttreu. Bei anderen konnte man Wanderverhalten beobachten. Dies ist zum Teil jahreszeitlich bedingt (der Wechsel vom Überwinterungsplatz hin zum Ort der sommerlichen Aktivität), zum Teil populationsökologisch (sobald die Populationsdichte in einem Gebiet zu stark steigt, streben die Tiere auseinander). Aus bisher nicht bekannten Ursachen vollziehen einige Schlangen, typischerweise Wüstenbewohner wie die gehörnte Klapperschlange (Crotalus cerastes), scheinbar willkürliche Wanderungen über weite Strecken.

Thermoregulation

Wie alle Vertreter der Klasse Reptilien sind auch Schlangen ektotherm. Sie sind nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur durch Stoffwechselwärme auf einem konstanten Niveau zu halten, sondern sind auf Wärmezufuhr von außen angewiesen. Die Aufwärmung des Körpers ist lebensnotwendig, da sämtliche Funktionen temperaturabhängig sind. So kann beispielsweise die Verdauung erst ab einer bestimmten Temperatur (diese ist von Art zu Art verschieden) ablaufen. Auch Bewegung kann nur aufgewärmt erfolgen, bei einer Außentemperatur von 1° bis 9° Celsius werden praktisch alle Arten bewegungsunfähig. Diese Lebensweise hat aber auch durchaus Vorteile, denn die Erhaltung der Körpertemperatur beim Warmblüter verbraucht einen sehr großen Teil der Nahrungsenergie. Schlangen benötigen deshalb vergleichsweise viel weniger Nahrung und müssen, je nach Art und Größe der letzten Mahlzeit, nur alle 2 - 10 Tage (kleine Schlangen) respektive alle 4 - 10 Wochen (große Schlangen) erneut auf die Jagd gehen.

Obwohl die Tiere ihre Körperwärme nicht selbständig erzeugen können, sind sie doch in der Lage, diese in einem gewissen Maße zu regulieren. Die Körpertemperatur wird auf einem möglichst konstanten Niveau einreguliert, welches mit dem optimalen Ablauf sämtlicher Körperfunktionen im Einklang ist. Denn zuviel Wärme ist ebenso gefährlich wie zuwenig. Bei zu hohen Temperaturen können beispielsweise Enzyme denaturieren und damit bestimmte biochemische Körperfunktionen nicht mehr ausgeführt werden, was zum Tode führen kann. Es gibt sowohl diverse generelle thermoregulatorische Verhaltensweisen, als auch spezielle zum Aufwärmen und Abkühlen.

  • Generell (Konstanthaltung der Temperatur): Durch Zusammenrollen erreicht die Schlange eine Reduktion der Wärmeaustauschfläche, so schützt sie sich gleichzeitig vor zu hohen Wärmeverlusten wie auch vor Überhitzung. Ebenso ist das Tier fähig, seine Blutgefäße zu weiten und zu verengen, gleichzeitig kann es den Blutdruck absenken oder erhöhen. So kann es die Wärmeabgabe und -aufnahme eingrenzen. Unteririsch lebende Schlangen regulieren ihre Körpertemperatur über die Höhe der Erdschicht, in der sie sich aufhalten. Bei Gefahr der Überhitzung graben sie sich tiefer ein, droht Unterkühlung, graben sie sich weiter nach oben.
  • Wärmen: Gängigste und schnellste Methode ist das Sonnenbaden, hierbei setzt die Schlange eine möglichst große Körperfläche der direkten Sonneneinstrahlung aus (einige Arten, beispielsweise die Kreuzotter (Vipera berus), können hierzu sogar ihren Körper abflachen und so die bestrahlte Fläche vergrößern). Desweiteren bedienen sich die Tiere der Substratwärmeleitung. Sie legen sich auf aufgeheizten Boden oder Steine, welche eine gewisse Kapazität an Wärmespeicherung aufweisen und gleichzeitig gute Wärmeleiter sind. Dämmerungs- und nachtaktive Arten verlängern auf diese Weise ihre Aktivitätsperiode, sie tanken an Orten guter Wärmeleitung immer wieder Wärme auf. In tropischen Regionen reicht meistens schon die Temperatur der Umgebungsluft zum Aufwärmen aus. Hier ist es an Orten der direkten Sonneneinstrahlung meist sogar bereits zu heiß für die Tiere, sie bedienen sich hauptsächlich der im folgenden beschriebenen Abkühlungsmethoden.
  • Kühlen: Einfachste Möglichkeit ist das Aufsuchen von Schatten. Sofern vorhanden, werden auch Gewässer aufgesucht, alle Schlangen sind fähig zu schwimmen und können so den kühlenden Effekt des Wassers nutzen (hier tritt das Gegenteil zu den aufgeheizten Steinen auf, die Schlange gibt Wärme an das umgebende Substrat ab). Wärmeverluste erfolgen auch über Konvektion (beispielsweise durch Wind) und über die Verdunstung. Es wurde beobachtet, dass Schlangen nach besonderer körperlicher Anstrengung (langer Jagd, Flucht oder Kampf) ihr Maul öffnen und heftig atmen, wodurch sie ein wenig Verdunstungskühlung erzielen können. Über die Haut, wie man es beispielsweise von Säugetieren kennt, ist dies nicht möglich, denn die Tiere besitzen keine Schweißdrüsen. Wüstenschlangen haben eine eigene Abkühlungsmethode, sie graben sich in den Sand ein.

Da Seeschlangen mit Wasser in einem ganz anderen Medium leben als terrestrische, sind ihre Möglichkeiten der Thermoregulation sehr begrenzt. Luft ist ein schlechter Wärmespeicher und gleichzeitig ein guter Wärmeleiter. Bei Wasser verhält es sich genau umgekehrt. In einigen Ozeanen ist es immer zu kalt, in anderen ist es zwar jahreszeitlich bedingt manchmal warm genug, diese sind jedoch als Lebensraum ungeeignet, da eine Winterruhe unter Wasser nicht möglich ist (die Tiere würden ersticken). Seeschlangen sind deshalb grundsätzlich an warme Regionen gebunden.

Sinneswahrnehmung

Mit ihrer Zunge nehmen sie nichtflüchtige Partikel aus der Luft auf. Dank der gespaltenen Zunge sind die Schlangen in der Lage, gleichzeitig unterschiedliche Gerüche auf beiden Spitzen wahrzunehmen und daraus räumliche Informationen gewinnen; sie sind also in der Lage in Stereo zu riechen. Im Inneren des Mauls führen sie die Zungenspitzen in das Jacobsonsche Organ, eine kleine Vertiefung, die unter der Nase liegt. Dort werden diese Partikel dann ähnlich den Gerüchen (flüchtige Partikel) analysiert. Schlangen züngeln also so oft, um etwas über ihre Umgebung zu erfahren. [2]

Einige wenige Arten (Boas, Pythons, Grubenottern) haben spezielle Grubenorgane entwickelt, die es ihnen ermöglichen Wärmestrahlung (IR-Strahlung) wahrzunehmen. Diese ermöglichen eine präzise Jagd auch bei Dunkelheit und sogar bei Blindheit.

Dafür besitzen sie keine Ohren mehr. Allerdings findet man Ansätze des Innenohres, die es ihnen ermöglichen, Vibrationen des Bodens wahrzunehmen.

Fortpflanzung

Hemipenis einer Klapperschlange

Je nach Lebensraum pflanzen sich Schlangen das ganze Jahr hindurch fort (beispielsweise im tropischen Regenwald) oder nur zu bestimmten Paarungszeiten (in gemäßigten Zonen zum Beispiel im Frühjahr nach der Winterruhe). Bestimmt wird die Paarungszeit durch klimatische Einflüsse, da durch die Ektothermie der Tiere alle Körperfunktionen von den Außentemperaturen beeinflusst werden; hierunter fallen auch Spermio- und Oogenese.

Die Paarungszeit gehört zu den Gegebenheiten, in denen die sonst solitär lebenden Schlangen aktiv einander aufsuchen, wobei die Aktivität stets von den männlichen Tieren ausgeht. Das Aufspüren der Partnerin erfolgt mittels des Geruchsinns, über das Jacobson-Organ. Die Weibchen hinterlassen bei ihrer Fortbewegung Pheromone auf dem Untergrund oder in der Vegetation und legen so eine Duftspur, welche die Männchen direkt zu ihnen führt. Auf kürzere Distanzen spielt auch der visuelle Sinn eine Rolle. Sobald eine andere Schlange in Sichtweite kommt, wird ergründet, ob sie zur gleichen Art gehört und ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt.

Treffen zwei Männchen allein aufeinander, gehen sie sich aus dem Weg. Ist jedoch gleichzeitig ein (paarungsbereites) Weibchen anwesend, kommt es vor allem bei den Vipern zu einem ritualisierten Kommentkampf, bei dem sich die männlichen Schlangen mit ihren Oberkörpern um einander schlingen und versuchen, sich gegenseitig zu Boden zu drücken. Ein solcher Kampf erfolgt unblutig ohne Beißattacken, Verletzungen kommen daher praktisch nicht vor. Einige Natternarten jedoch neigen zu aggressiverem Vorgehen und beissen ihren Kontrahenten durchaus. Das siegreiche Männchen umschlängelt dann das Weibchen in einem wilden, von zehn Minuten (einige Natternarten) bis zu 2 Tagen (einige Vipernarten) andauernden Paarungsakt. Bei der eigentlichen Befruchtung schiebt es einen seiner Hemipenisse in die Kloake des Weibchens und verhakt sich darin. Einige Arten, beispielsweise die Strumpfbandnattern, finden sich bei der Paarung auch in großen Anhäufungen wieder, bei denen sich viele Männchen um ein Weibchen schlängeln und versuchen es zu befruchten. Das sich dabei bietende Bild wird als „Paarungsknäuel“ bezeichnet.

Die meisten Schlangenarten (ca. 70%) sind ovipar, nur etwa ein Drittel ist ovovivipar (einige Nattern, viele Vipern und Seeschlangen).

  • Oviparie: Ovipare Arten legen ihre Eier abhängig von den klimatischen Bedingungen zwei bis vier Monate nach der Befruchtung an einem gut geschützten, warmen und feuchten Ort ab. Sie sind stets darauf angewiesen, Eiablageplätze zu finden, an denen für die Inkubation optimale Bedingungen herrschen, denn die abgelegten Eier sind Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen schutzlos ausgeliefert. Hierdurch sind sie an mildere Klimate gebunden. Meist werden vorhandene Nischen (Felsspalten, hohle Baumstämme oder ähnliches) genutzt oder neue angelegt (Gruben im Erdreich). Einige Arten zeigen aktives Brutpflegeverhalten, was für diese Tierordnung eher ungewöhnlich ist: manche Pythonarten ringeln sich um ihre Eier und regulieren die Temperatur des Geleges durch Muskelkontraktion; die Brillenschlange (Naja naja) hält sich mehrere Tage nach Eiablage in der Nähe des Geleges auf und verteidigt ihre Eier aktiv gegen eventuelle Nesträuber. Nach dem Schlüpfen sind die Jungen jedoch weitestgehend auf sich alleine gestellt und werden nicht von den Elterntieren versorgt. Zum Schlupf besitzen Jungtiere einen Eizahn, mit dem sie sich von innen durch die lederartige Schale schneiden können. Innerhalb von zwei Tagen verlieren sie ihn.
  • Ovoviviparie: Die Geburt der Jungschlangen erfolgt je nach klimatischen Gegebenheiten frühestens zwei, höchstens fünf Monate nach der Befruchtung. Im Vergleich zur oviparen liegt ein Vorteil der ovoviviparen Fortpflanzung darin, dass die Jungschlangen fast sofort beweglich sind und vor eventuellen Gefahren fliehen können. Zudem ist es unmöglich, dass sie Eiräubern zum Opfer fallen. Da die Muttertiere in gewissem Maße fähig sind, ihre Körpertemperatur zu regulieren (durch thermoregulatorisches Verhalten), herrscht in ihrem Körper eine relativ konstante Temperatur und Feuchtigkeit. Ovovivipare Arten können daher, im Gegensatz zu oviparen Arten, auch kältere Zonen besiedeln. Hier können Mutterschlangen in ungünstigen Jahren die Geburt ins wärmere Frühjahr verzögern, was allerdings eine außerordentliche körperliche Belastung für sie selbst und ihre Jungen darstellt; meist überleben viele Jungtiere den Winter im Mutterleib nicht und kommen tot zur Welt. Nachteile der Ovoviviparie sind die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit des Muttertieres und sein erhöhter Energiebedarf. Diesen muss es aus Fettreserven decken, denn für verschlungene Beutetiere ist kein Platz mehr im Körper (nur einige wenige Arten, beispielsweise die Wiesenotter fressen während der Trächtigkeit kleinere Beutetiere wie Insekten).

Die Gelegegröße oder Wurfstärke hängt von der Art und der Größe des Muttertieres ab und variiert zwischen 2 und 60, liegt im Schnitt jedoch bei 5 - 20 Nachkommen. Da im ersten Jahr oft mehr als die Hälfte alle Nachkommen stirbt und auch noch einige Jahre danach die Sterblichkeit recht hoch ist, erreichen selbst in unberührter Natur wahrscheinlich höchstens 10 - 15 % der Nachkommen das Erwachsenenalter.

Alter

Die meisten Natternarten erreichen ein Alter von etwa 6-10 Jahren in Gefangenschaft, viele Riesenschlangen werden etwa 30 Jahre alt. Das Alter von Schlangen variiert oft erheblich innerhalb der Gattung. Weitere Beispiele, die jedoch nur einen ungefähren Richtwert bilden, abhängig von den Lebensumständen (Gefangenschaft, Freiheit):

Ringelnatter 20 Jahre, Würfelnatter 7 Jahre, Bullennatter 30 Jahre, Kreuzotter 25 Jahre, Lanzenotter 8 Jahre, Korallenschlange 8 Jahre, Südamerikanische Klapperschlange 17 Jahre, Diamantklapperschlange 25 Jahre, Prärieklapperschlange 12 Jahre, Schwarze Mamba 24 Jahre.

Verteidigung

Es gibt aktive und passive Verteidigungsstrategien. Zu den aktiven gehören Abwehrbisse oder der Giftbeschuss durch die Speikobra. Meistens ergreifen Schlangen jedoch die Flucht oder stellen sich einfach tot, wenn dies nicht möglich ist. Dazu legen sie sich auf den Rücken, öffnen das Maul und lassen die Zunge heraushängen. Einige Arten sondern Sekrete ab, die Verwesungsgeruch vortäuschen sollen (Ringelnatter). In die Enge getrieben, rollen sie sich möglichst dicht zusammen und heben den Oberkörper, um größer zu wirken. Einige Arten können sich dazu auch aufblasen oder ihren Nacken spreizen (Kobras). Der Python rollt sich zu einer dichten Kugel zusammen und versteckt den Kopf in der Mitte, was ihm auch den Namen "Ball Python" eingebracht hat. Manche Arten bilden, wie oben bereits erwähnt, die Zeichnung gefährlicher Arten nach. Andere sehen von beiden Seiten gleich aus und strecken bei einem Angriff ihren Schwanz wie sonst den Kopf nach oben. Allein eine gut angepasste Färbung kann Schlangen auf dem Untergrund nahezu unsichtbar werden lassen. Damit verstecken sie sich nicht nur vor der Beute, sondern auch vor ihren Feinden. Akustisch machen sie sich ebenfalls bemerkbar. Das Zischen dürfte vielen wohl bekannt sein, ebenso wie das Rasseln der Klapperschlangen. Andere Schlangen erzeugen Geräusche, indem sie ihre Schuppen gegeneinander reiben.

Nahrung

Alle Schlangen sind Raubtiere und ernähren sich von anderen, lebenden oder frisch getöteten Tieren. Ihr Beutetierspektrum wird bedingt durch ihre Körpergröße und dem im jeweiligen Lebensraum befindlichen Angebot. Dementsprechend fressen kleineren Schlangen vor allem Insekten. Mittelgroße Schlangen fressen Nagetiere, Frösche und Eidechsen, manchmal auch Vögel, Eier und andere Schlangen. Das Nahrungsspektrum großer Schlangen umfasst von kaninchengroßen Säugern alles, bis hin zu Rehen oder Wildschweinen. Insekten und andere kleinere Beutetiere (beispielsweise Amphibien) werden meist lebend verschlungen, größere werden vor dem Verzehr getötet.

Aufgrund des durch die Körpergröße bestimmten Beutespektrums unterscheidet sich jenes der Jungschlangen häufig von dem ausgewachsener Tiere. Die Lanzenotter (Bothrops atrox) beispielsweise verzehrt als Jungtier (bei etwa 25 Zentimeter Körperlänge) kleine Echsen und Arthropoda, als ausgewachsene Schlange (ab etwa 150 Zentimeter Körperlänge) kleine Säugetiere und Vögel. Hierin liegt ein großer Vorteil, denn ausgewachsene und Jungtiere besetzen verschiedene ökologische Nischen und stehen so nicht in Konkurrenz zueinander.

Bezüglich des Nahrungsspektrums gibt es bei den Schlangen ausgeprägte Spezialisten wie auch Opportunisten. Im Folgenden sind einige Beispiele aufgeführt.

Dasypeltis kurz nach der Nahrungsaufnahme
  • Spezialisten: Vertreter der Spezies Dipsas fressen ausschließlich Schnecken. Sie sind mit einem hakenförmig verlängertem Unterkiefer ausgestattet, mit welchem die Schnecken aus ihrem Gehäuse gelöst und herausgehebelt werden können. Ein weiteres Beispiel stellen die afrikanische und die indische Eierschlange (Dasypeltis und Elachistodon) dar. Sie fressen nur Vogeleier. Diese werden komplett verschlungen. Die Zerstörung der Schale erfolgt dabei kurz nach dem Schlingvorgang mittels kleiner verlängerter Halswirbelfortsätze (Hypapophysen). Dotter und Eiklar werden in den Magen transportiert, die Schale wird ausgewürgt.
  • Opportunisten: Zu diesen zählen alle Riesenschlangen ab einer gewissen Größe. Pythons erreichen bei 10 Metern Länge etwa ein Gewicht von 100 Kilogramm und sind somit in der Lage, fast jedes andere Tier zu erlegen. Grenzen in der Nahrungsaufnahme werden diesen Tieren nur noch durch die Verbreiterung der Maulöffnung und des Dehnvermögens ihres Körpers gesetzt: es können nur Beutetiere verschlungen werden, die einen gewissen Umfang nicht überschreiten. Als weiterer Opportunist kann die Wassermokassinschlange (Agkistrodon piscivorus) angeführt werden. Sie ist die einzige Art, von der bekannt ist, dass sie manchmal sogar Aas frißt

Zur Häufigkeit der Nahrungsaufnahme lässt sich allgemein sagen, dass Weibchen gefräßiger sind als Männchen, da sie viel Energie für die Dotterbildung verwenden müssen. Bei Trächtigkeit und kurz vor der Eiablage sind sie jedoch sehr zurückhaltend (vgl. Kapitel Fortpflanzung). Auch wurde beobachtet, dass kurz vor der Häutung keine Nahrungsaufnahme erfolgt. Kleinere Arten und Jungtiere fressen häufiger, bedingt durch eine höhere Stoffwechselrate als bei größere Arten oder Adulti. Schlangen können, im Verhältnis zu ihrer eigenen Körpermasse, enorme Mengen zu sich nehmen (Vipern können Beutetiere bis zu circa 36%, andere Schlangen bis zu circa 18% ihrer eigenen Masse verschlingen). Gelingt der Schlange der Fang eines derart großen Beutetieres, erfolgt die nächste Nahrungsaufnahme meist erst Wochen später (der geschätzte jährliche Nahrungsbedarf einer adulten Kreuzotter beläuft sich auf etwa 350 kcal, dies entspricht circa 10 Wühlmäusen). Riesenschlangen können über ein Jahr lang hungern.

Jagd

Gabunviper (Bitis gabonica) beim Verschlingen eines Nagetiers.

Die meisten Schlangen lassen sich nach ihrem Jagdverhalten in Würgeschlangen und Giftschlangen einteilen. Würgeschlangen schleichen sich langsam an ihr Opfer an, bis sie auf wenige Zentimeter herangekommen sind. Dann schnappen sie blitzschnell zu, beißen sich an einer Stelle fest und wickeln sich mit ihrem Körper darum. Dabei schnürt die Schlange vor allem den Brustkorb des Tieres zu. Mit jedem Ausatmen zieht die Schlange fester zu, bis das Opfer das Bewusstsein verliert. Die Schlange hält jedoch noch so lange fest, bis das Herz aufgehört hat zu schlagen. Dann lockert sie ihren Griff und sucht den Kopf. Behaarte Beutetiere werden immer mit dem Kopf voran verzehrt, damit sich das Fell beim Hinunterschlingen nicht aufstellt und den Schlingvorgang behindert. Da Schlangen ihre Beute in einem Stück verschlingen, haben sie einen Mechanismus, der es ihnen ermöglicht, die Kieferknochen voneinander auszuhaken und zusätzlich eine Verlängerung ihrer Luftröhre nach außen zu stülpen, damit diese nicht blockiert wird. Nach einer Mahlzeit sieht es oft so aus, als würde die Schlange gähnen. Dabei renkt sie ihre Kiefer wieder ein.

Es gibt auch einige Arten, die kein Gift besitzen und ihr Opfer auch nicht erwürgen. Sie haben sich auf Fische, Reptilien, Amphibien und Insekten spezialisiert. Ihr Jagdverhalten besteht darin, dass sie nach der Beute schnappen und versuchen sie so zu fangen. Was sie erwischen, wird lebendig heruntergeschlungen.

Hauptartikel: Giftschlangen

Giftschlangen verfügen über einen im hochentwickelten Giftapparat und finden sich vor allem bei Vertretern der evolutionär "älteren" Familien. Sie schleichen sich ebenfalls bis auf wenige Zentimeter dicht an ihr Opfer heran. Wenn sie zuschlagen, rammen sie sehr schnell zwei Giftzähne, die bei einigen Arten ein- und ausgeklappt werden können, in das Opfer und injizieren das Schlangengift. Das Gift wird von zwei muskulösen Drüsen gebildet, die beim Zubeißen das Gift über die Zähne pressen. Bei einigen Arten haben sich gefurchte oder röhrenförmige Giftzähne ausgebildet, über die das Gift besser in die Bissstelle gelangt. Genauso schnell wie sie zuschlagen, ziehen sie sich auch wieder zurück, um zu warten, bis ihr Opfer gestorben oder zumindest bewusstlos ist. Das Gift tötet das Tier meist nach wenigen Minuten durch seine Wirkungen auf Herz, Kreislauf und Gewebe (insbesondere die Nerven). Gleichzeitig kommt ihm durch die gewebsauflösenden Eigenschaften eine Verdauungsfunktion zu. Danach wird die Beute ebenfalls mit dem Kopf voran verschlungen. Auch neugeborene Giftschlangen können bereits mit einer tödlichen Dosis Gift ausgestattet sein.

Schlangengift

Hauptartikel: Schlangengift

Schlangengifte bestehen aus verschiedenen Proteinen und sind von zähflüssiger Konsistenz mit milchig-weißer bis gelblicher Farbe. Je nach Art wirkt das Gift auf das Nervensystem (Neurotoxine), die Blutzellen und -gefäße (Hämotoxine), das Herz (Kardiotoxine), die Gewebe oder die Gerinnung (Koagulanzien). Nur etwa 400 Schlangenarten sind giftig und von diesen lediglich rund 50 potenziell tödlich für Menschen. Arten, die als besonders giftig gelten, sind allerdings nicht die Ursache der meisten Todesfälle, weil sie in schwer zugänglichen Gebieten leben und sehr scheu sind. In der Medizin werden Schlangengifte und von ihnen abgeleitete Produkte sowohl der Behandlung von Krankheiten als auch der Erforschung neuer Wirkstoffe eingesetzt. Daneben dienen sie als Ausgangsstoff zur Herstellung von Gegengiften.

Natürliche Feinde

Schlangen sind auf vielfältige Weise in Räuber-Beute-Beziehungen eingebunden. Sie sind sowohl Prädatoren als auch Beutetiere. Im Folgenden werden Gruppen von Lebewesen, die für Schlangen eine Gefahr darstellen können, beschrieben.

Datei:Herpestes javnicus.jpg
Der Mungo (Herpestes javanicus) weicht den Beiss- attacken einer Schlange sehr schnell aus
  • Säugetiere: Obwohl sich kein Säugetier auf die Schlangenjagd spezialisiert hat, scheinen sie bei einigen zum gewohnten Nahrungsspektrum zu gehören. Hier sind es vor allem Großkatzen wie zum Beispiel der Leopard. Dieser kann bis zu vier Meter lange Pythons erlegen (wobei ebenso der Python den Leoparden töten kann). Auch kleine Feliden erbeuten gelegentlich ihrer Größe entsprechende Schlangen. Ein besonders bekannter Feind aus der Gruppe der Katzenartigen ist der Mungo, der sich im Kampf mit einer Kobra durch seine Schnelligkeit und sein dickes Fell nur einem geringen Risiko aussetzt, gebissen zu werden. Er ist allerdings nicht gegen ihr Gift resistent. Ebenso zählen Vertreter aus der Familie der Marder zu den natürlichen Feinden. Primaten und Schweine erbeuten und fressen gelegentlich Schlangen, letztere sind hierbei durch ihre dicke Speckschwarte in gewissem Maße vor einer eventuellen Giftwirkung geschützt. Nicht direkt als Feinde, jedoch als Bedrohung in gewissen Situationen sind hier auch die Huftiere aufzuführen. Diese zertreten gelegentlich Schlangen, entweder unbeabsichtigt oder wenn sie ihre Jungen durch diese bedroht sehen.
Der Sekretär (Sagittarius serpentarius) ist mit seinen langen, schuppenbesetzten Läufen relativ sicher vor Schlangenbissen
  • Vögel: Zu den schlangenfressenden Vögeln zählen weltweit vor allem Greifvögel. Diese packen die Schlange am Hals und brechen ihr mit einem Ruck die Wirbelsäule. Schlangenadler haben sich auf die Schlangenjagd spezialisiert, ebenso wie der Sekretär, der die Schlange vor sich herjagt und sie mit gezielten Tritten auf den Kopf und ins Genick tötet. Gelegentlich fressen Stelzvögel (wie beispielsweise Storch oder Reiher), Raben, Kuckuck und Nandus Schlangen. Besonders gefährlich für kleinwüchsige und Jungschlangen hingegen sind auch Hühnervögel. Die kleinen Schlangen stellen für sie keine Gefahr dar und passen somit genau in ihr Beutespektrum.
  • Reptilien, Amphibien, Fische: In Gewässern fallen Schlangen Alligatoren, Krokodilen oder größeren Schildkröten wie der nordamerikanischen Schnappschildkröte zum Opfer. An Land können ihnen größere Echsen wie Warane gefährlich werden. Obwohl Amphibien nicht gezielt Schlangen jagen, werden vor allem kleine Exemplare gelegentlich von größeren Kröten und Fröschen gefressen. Fleischfressende Fische verschiedener Gruppen wie Hechte und Haie können ebenfalls Schlangen erbeuten.
  • Andere Schlangen: Einige Arten wie die Halsbandnatter oder die in Europa lebende Glattnatter besitzen kein festgelegtes Nahrungsspektrum und fressen alles, was ihnen zur richtigen Zeit über den Weg läuft und klein genug ist. Darunter finden sich häufiger Schlangen. Andere Arten wie die amerikanische Königsnatter haben sich hingegen auf die Jagd anderer Schlangenarten spezialisiert. Auch Kannibalismus kommt vor, wurde aber in Gefangenschaft häufiger beobachtet als in freier Natur. Oftmals fressen hierbei die Adulti die Juvenilen. Die Scharlachnatter frisst fast ausschließlich Schlangeneier.
  • Wirbellose: Arachniden (zum Beispiel Skorpione, Walzenspinnen, große Spinnen und Tausendfüßler) fressen gelegentlich kleine Schlangen. Winterruhende Schlangen werden ebenfalls gelegentlich von Vertretern einiger Spinnenarten, Bandasseln oder Laufkäfern gefressen. Langsame oder bewegungsunfähige Schlangen (beispielsweise Pythons, die vor Kurzem ein großes Beutetier verschlungen haben und aufgrund dessen bis zu einem fortgeschrittenem Punkt der Verdauung unbeweglich verharren müssen) können sogar Beute von Ameisen werden.
  • Parasiten: Im Verdauungskanal können sich Amöben und Kokzidien ansiedeln, die zu Apathie, Durchfall und letztendlich zum Tod führen. Manche Würmer (Spulwürmer) siedeln sich im Darm an und führen zu Erbrechen, Darmverschluß und Perforation; andere (Rundwürmer) in der Lunge und können dort Lungenentzündung auslösen, als deren Folge die Schlange an Atemnot sterben kann.
  • Viren und Bakterien: Reptilien sind sehr resistent gegen jegliche Art von Bakterien, über Virenerkrankungen ist bisher wenig bekannt. Allerdings kann sich bei physiologischen Veränderungen (Häutung, Überwinterung, et cetera) oder veränderten Umweltbedingungen das Mikroklima zu Gunsten der Bakterien ändern: beispielsweise sind Schlangen sehr kälteempfindlich, sie können unter zu kalten Bedingungen Lungenentzündung oder Durchfall bekommen. Auch Wundinfektionen und Hautabszesse können häufiger vorkommen. Wehrt sich ein Beutetier gegen das Verschlingen und verletzt die Schlange am Maul, kann dies zu Stomatitis führen, einer schweren Infektion der Mundhöhle, die meist tödlich endet

Verbreitung und Lebensräume

Die weltweite Verbreitung der Schlangen. Schwarz: terrestrisch lebende / Blau: aquatil lebende Arten

Schlangen sind fast weltweit verbreitet. Ihre Lebensräume erstrecken sich etwa zwischen dem 63° nördlicher und dem 44° südlicher Breite. Außerhalb dieser Breitengrade wurden bisher keine Schlangen beobachtet. Die am weitesten im Norden lebende Schlange ist die Kreuzotter, ihre Verbreitungsgrenze befindet sich in Skandinavien. Südlichste Verbreitungsgrenze ist Patagonien, hier ist Bothrops ammodytoides beheimatet. In einigen Gebieten leben auch innerhalb der Verbreitungsgrenzen keine Schlangen, dies sind: Irland, Island, die Azoren, die Bermudas, Neuseeland und Hawaii.

Im Laufe ihrer Evolution konnten Schlangen die verschiedensten Lebensräume erobern. So kennt man heute unterirdisch, terrestrisch, aquatil (im Süß- ebenso wie im Salzwasser) und arboricol (auf Bäumen) lebende Arten. Einige stellen auch Mischformen der aufgeführten Lebensweisen dar, wie beispielsweise halbaquatil / halbterrestrisch. Je vielfältiger strukturiert ein Lebensraum ist, je mehr Ressourcen und ökologische Nischen er bietet, desto mehr Schlangenarten konnten sich bisher in ihm entwickeln; die mit Abstand größte Artenvielfalt gibt es daher in den Tropen, viele der hier lebenden Arten sind endemisch. Auch scheinbar lebensfeindliche Gebiete wie Wüsten oder Hochgebirge werden besiedelt. Je nach Lebensraum weisen die Schlangen unterschiedliche Anpassungen auf. Diese äussern sich zum Beispiel in Form von Aktivitätsrhythmen (Winterruhe in gemäßigten Zonen, ganzjährige Aktivität im tropischen Regenwald) oder der Regulierung des Wasserhaushaltes im Süß- beziehungsweise Salzwasser.

Als zusätzliche Information für den deutschsprachigen Raum sind im Folgenden die dort vorkommenden Schlangenarten aufgeführt.

Die Ringelnatter ist eine häufig in Europa anzutreffende ungiftige Schlange.
Die Kreuzotter ist in Mitteleuropa die häufigste Giftschlange.

Evolution

Die ältesten Fossilfunde von Schlangen wurden auf ein Alter von etwa 95 Millionen Jahren datiert, stammen also aus der Kreidezeit. Da diese den heutigen Schlangen jedoch bereits sehr ähnlich sind, geht man davon aus, dass deren Evolution schon viel früher begann (schätzungsweise vor 140 Millionen Jahren in der Jura).

Als mögliche Vorfahren werden heute Echsen, genauer gesagt die Familie der Varanidae, vermutet. Grund für diese Vermutung ist der ähnlich aufgebaute Schädel (insbesondere der Aufbau des Unterkiefers), die gespaltene Zunge und die Art, auf welche die Zähne nachwachsen (wie beispielsweise bei den Krustenechsen).

Die zur Zeit favorisierte Theorie besagt, dass die ersten Schlangen halbgrabende und halbaquatile Reptilien wie der Taubwaran waren, die im Schlamm lebten. Diese Annahme wird folgendermaßen begründet: alle heute bekannten Varaniden-Fossilien waren marin; da Schlangen scheinbar Nachfahren sind, ist es unwahrscheinlich, dass die ersten von ihnen bereits rein terrestrisch gelebt haben. Die grabende Lebensweise wird als Grund dafür angenommen, dass Schlangen keine Extremitäten besitzen. Der schlanke, glatte Körperbau weist eine ideale Anpassung an das Leben unter der Erde auf, da die Tiere sich so an nichts verhaken und sich relativ schnell fortbewegen können. Gegraben wurde mit dem Kopf bzw. einem verstärkten und speziell umgeformten Rostralschild. Gestützt wird die Theorie durch Beobachtungen heute lebender Grabschlangen, die mit einer verstärkten Schädeldecke ausgestattet sind.

Symbolik und Mythologie

Der Buchstabe S steht sowohl wegen seiner Form, als auch wegen des Zischlautes als Symbol für die Schlange.

Asklepios, der griechische Gott der Heilkunst mit seinem Stab, der von einer Äskulapnatter umschlungen wird

Antike
Im antiken Griechenland galt die Schlange als heilig. Da sie sich durch die Häutung in den Augen der Menschen unendlich oft erneuern konnte, hielt man sie für unsterblich. Dieser, aus der damals menschlichen Sicht, ständige Akt der Verjüngung und die Tatsache, dass Schlangen Heilkräfte zugesagt wurden (aus ihrem Fleisch stellte man Medizin her), machten sie schließlich zum Symbol für den Stand der Mediziner. Bis heute hat sie sich im Zeichen des Äskulapstabes gehalten, den man auch, stark vereinfacht, heute in einigen Apothekenzeichen wiederfindet. Ebenso wurde der Schlange Hellsichtigkeit nachgesagt, weshalb sie eines der Tiere der Göttin Gaia war. Laut Hesiod war Gaia Pelope einer der vielen Namen der Erdgöttin Gaia. Im Orakel von Delphi taten Schlangenpriesterinnen (Pythea) ihren Dienst. Nicht nur in der jüdisch-christlichen Tradition gab es einen von einer Schlange bewachten Baum: In der altgriechischen Vorstellung stand im Garten der Hesperiden der lebensspendende Apfelbaum, der der Göttin Hera von Gaia geschenkt worden war und von der Schlange Ladon bewacht wurde.

Indien
Auch in der indischen Mythologie gab es Schlangengöttinnen und auch dort waren sie mit den Erdgöttinnen eng verwandt: Ananta, die "unendliche Schlange", behütete die Götter und Göttinnen in ihrem Schlaf zwischen zwei Inkarnationen. Die Schlange Kundalini liegt zusammengerollt im Becken der Frauen und symbolisiert deren lebensspendende Kraft. Dieser Mythos wurde von tantrischen Gelehrten im Konzept der Kundalini-Kraft übernommen und wird noch heute gelehrt.

China
In China galt die Schlange indes als Symbol für Schlauheit, Bosheit, Hinterlist. Sie zählt zu den fünf Gifttieren. Gleichwohl stellt sie aber das 6. Tier im chinesischen Tierkreis dar.

Die Katze des Re schneidet Apophis den Kopf ab

Ägypten
Im vordynastischen Ägypten wurde die "Schlangenmutter" Wadjet (auch Wa Zit) angebetet. Ihr Symbol war der Uräus. Des Weiteren kannten die Alten Ägypter die Mehem, eine Schlangengöttin, die des Nachts den Sonnengott Re in seinem Schlaf umfasste. Seit dem Mittleren Reich ist auch der Glaube an den Gott Apophis belegt. Der als riesige Schlange dargestellte Gott war die Verkörperung von Auflösung, Finsternis und Chaos und zugleich der große Widersacher des Sonnengottes Re.

Christentum
Im Christentum ist die Schlange Sinnbild des Teufels. Jesus sagt allerdings seinen Jüngern auch: "Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!" (Matth. 10,16).

Bibel
Nach allgemeiner Ansicht ist die Schlange in der Bibel weitestgehend ein Sinnbild des Teufels. In der Geschichte vom Paradies (1. Mose 3)ist die Schlange Sinnbild der Versuchung und Verführung zum Bösen; sie weckt Zweifel an Gottes Güte und verführt Eva, vom "Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen" zu essen. Martin Luther übersetzt das hebräische Wort "da´at" mit "Erkenntnis" im Sinne von "Allwissenheit": der Mensch will sein wie Gott und macht sich zum Herrn über "Gutes und Böses", d.h. über alles. Als das Volk Israel durch die Wüste wandert, wird es von Schlangen geplagt (4. Mose 21); Mose soll eine Eherne Schlange aufrichten, und jeder, der zu ihr aufschaut, soll bewahrt bleiben. Hier erscheint die Schlange (wie für die Christen das Kreuz) als Heilszeichen. In 2. Kön. 18,4 wird berichtet, daß diese eherne Schlange, als "Nehuschtan" bezeichnet, bis in die Zeit des Königs Hiskia aufbewahrt wurde; weil sie aber kultisch verehrt wurde, wurde sie durch Hiskia zerschlagen. Im Buch der Offenbarung des Johannes ist die Schlange eindeutig ein Bild des Teufels: "Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist." (Offenbarung 20,2). Als solcher wird ihm dort sein Gericht prophezeit, zunächst für 1000 Jahre, schließlich auch für ewig (Offenbarung 20,1-10).

Naher Osten
Im Vorderen Orient stand die Schlange allgemein für Weisheit und Erleuchtung, welche die tiefen Geheimnisse des Lebens verstand. Diese Vorstellung hat in der biblischen Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies überlebt, wo die Schlange Eva die "Frucht der Erkenntnis" überreichte. In einigen gnostizistischen Sekten wurden Eva und die Schlange für das den Menschen zur Verfügung gestellte Wissen verehrt (wobei sie dort manchmal auch als männlicher Begleiter Evas, Ophion, dargestellt wurde).

Germanen
In der germanischen Mythologie spielt die Midgardschlange eine wichtige Rolle, die die Welt umspannt, zugleich aber das Göttergeschlecht der Asen bedroht.

Balten
In der heidnischen Religion der Balten spielten Schlangen ebenso wie Kröten eine erhebliche Rolle, denn sie gelten, weil sie auf der Erde (lit. žemė) leben, als Symbol der Erdgöttin Žemyna. Jede Familie schätzte sich glücklich, wenn sich eine Ringelnatter an der Feuerstelle, im Badehaus oder unter der Handmühle niederließ. Man fütterte sie wie ein Haustier mit Eiern und Milch und beobachtete gewissenhaft, ob sie das Futter auch annahm.

Aborigines
Die Regenbogenschlange verkörpert in den Mythen der Aborigines den Ur-Zustand der Natur im Zustand der Traumzeit und herrscht über ihre gleichermaßen lebensspendenden und verschlingenden Aspekte, insbesondere behütet sie das Wasser.

Mittelamerika
Das archetypische Motiv Ouroboros wird häufig mit ein oder zwei sich in den Schwanz beißenden Schlangen dargestellt und symbolisiert die Unendlichkeit. In einigen Kulturen Mittelamerikas ist der Ouroboros heute eine lebendige Gottheit.

Quellen

  1. Reptiles du monde: Abbildungen der verschiedenen Bezahnungen
  2. Welt der Wunder: Warum haben Schlangen eine gespaltene Zunge?

Literatur

  1. Roland Bauchot (Hrsg.): "Schlangen", Weltbild Verlag, 1994, ISBN 3-8289-1501-9
  2. Chris Mattison: "Die Schlangen-Enzyklopädie", BLV Verlagsgesellschaft mbH, 1999, ISBN 3-40515497-9
  3. Ulrich Gruber: "Die Schlangen Europas und rund ums Mittelmeer", Franck'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1989, ISBN 3-440-05753-4
  4. Mark O'Shea: "Giftschlangen", Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG Stuttgart, 2006, ISBN 3-440-10619-5
Wiktionary: Schlange – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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