Rupert Sheldrake
Rupert Sheldrake (* 1942) ist ein britischer Autor vieler Bücher.
Zur Person
Der als Biologe und Biochemiker ausgebildete Rupert Sheldrake vertritt in seinen Büchern (siehe unten) eine alternative Weltanschauung, die den Naturwissenschaften entgegenläuft. Die Hypothese, für die er bekannt wurde, besagt, dass es bisher noch nicht entdeckte Strukturen gibt, die die Formbildung sowie viele andere Prozesse beeinflussen: die so genannten Morphischen Felder. In diesen Feldern speichert die Natur laut Sheldrake Information, die sich im Laufe der Jahre ansammelt und die weitere Entwicklung des Phänomens, zu dem das Feld gehört, beeinflusst.
Dieses Modell überschreitet den in der Biologie als Naturwissenschaft gesetzten Rahmen bei weitem, es wird daher von den meisten Wissenschaftlern der Esoterik zugerechnet. Besonders kritisiert wird Sheldrake, weil er in seinem Modell die Naturgesetze nicht als Konstanten, sondern als Gewohnheiten betrachtet, ohne dafür gute Beweise oder falsifizierbare Hypothesen zu liefern.
Er vertritt damit eine Gegenposition zum Materialismus, den Vitalismus, also die Ansicht, dass Leben auf mehr als rein biochemischen und klassisch physikalischen Mechanismen basiert.
Geboren in Newark-on-Trent (Großbritannien), studierte er in Cambridge Naturwissenschaften, später in Harvard Philosophie. An der Universität Cambridge promovierte er 1967 in Biochemie, lehrte am dortigen Clare College und war dort bis zum Jahr 1973 Forschungsleiter für Biochemie und Zellbiologie. Er begann sich während seines siebenjährigen Stipendiums am Clare College in Cambridge sowie bei der Royal Society mit der holistischen Tradition in der Biologie zu befassen, führte Forschungen zur Entwicklung von Pflanzen und zur Zellalterung durch und begann die Theorie der morphischen Felder zu formulieren, seine Grundlage der Hypothese eines Gedächtnisses in der Natur.
Die Zeit in Indien
Besonderen Einfluss auf die Entwicklung der Theorie morphischer Felder hatte Sheldrakes Aufenthalt in Indien. In Hyderabad, Südindien, befasste er sich etwa sechs Jahre mit der Physiologie tropischer Gemüsepflanzen. Von 1974 bis 1978 erforschte er hierzu die Physiologie tropischer Leguminosen als leitender Pflanzenphysiologe am International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT). Bis 1985 blieb er für diese Institution als Berater tätig.
Sein Kontakt mit indischer Philosophie und Transzendentaler Meditation führte ihn zu Pater Bede Griffiths, einem englischen Benediktinermönch, der in einem kleinen christlichen Ashram im Süden Indiens lebte und dort die christliche mit der östlichen Tradition zu verbinden suchte. Anfang der 80er Jahre lebt Sheldrake für anderthalb Jahre im Ashram von Pater Bede Griffiths in Südindien, wo er 1981 sein erstes Buch A New Science of Life (deutsch:Das schöpferische Universum) schrieb, das er Griffith widmete. Darin stellte Sheldrake die Hypothese der Formbildungsursachen auf. Diese besagt im wesentlichen, dass die Natur ein ihr innewohnendes Gedächtnis besitzt.
Einige Jahre, nachdem sein Werk von der scientific community auf breiter Front abgelehnt worden war, beschrieb Sheldrake in seinem Werk Sieben Experimente, die die Welt verändern könnten folgende empirischen Forschungsschwerpunkte, mit denen er Resonanzphänomene nachweisen wollte:
- Die Fähigkeit von Haustieren, die Rückkehr ihres Besitzer zu spüren.
(Normalerweise auf die gesteigerte Sinneswahrnehmung vieler Tiere zurückgeführt.) - Die Fähigkeit der Brieftauben, zu ihrem Taubenschlag zurückzufinden.
(Normalerweise auf ein magnetfeldempfindliches Sinnesorgan der Taube zurückgeführt.) - Die hochorganisierte Struktur von Termitenvölkern.
(Normalerweise auf Pheromonspuren ähnlich denen der Ameisen zurückgeführt.) - Das Gefühl zu spüren, wenn man von hinten angestarrt wird.
(Normalerweise auf sinnliche Wahrnehmung unterhalb der Reizschwelle zurückgeführt.) - Wahrnehmungen in Phantomgliedmaßen nach der Amputation.
(normalerweise auf neuronale Musterspeicherung im Gehirn zurückgeführt.) - Die Frage, ob die universale Gravitationskonstante wirklich eine Konstante ist.
(Bisher wissenschaftlich nicht untersucht, da Sheldrake noch keine falsifizierbare Hypothese zu dieser Frage angeben konnte.) - Die Wirkung der Erwartungen des Experimentators auf das Experiment
(Normalerweise erklärt im Rahmen des Experimentator-Effekts.)
Von der Mehrheit der Wissenschaftler werden diese Experimente heute als gescheitert bezeichnet (z.B.: Haustiere) bzw. für undurchführbar gehalten (z.B. Gravitationskonstante). Sheldrake erkennt dieses Urteil nicht an.
Werke
- A New Science of Life (1981), deutsch: Das schöpferische Universum. Die Theorie des morphogenetischen Feldes (1983) ISBN 3548353592
- The Presence of the Past (1988), deutsch: Das Gedächtnis der Natur. Das Geheimnis der Entstehung der Formen in der Natur (1990) ISBN 3502196613
- The Rebirth of Nature (1990), deutsch: Die Wiedergeburt der Natur (1991)
- zusammen mit Ralph Abraham und Terence McKenna: Trialogues at the Edge of the West: Chaos, Creativity, and the Resacralization of the World (1992), deutsch: Denken am Rande des Undenkbaren (1993) ISBN 3492220045
- Seven Experiments that Could Change the World (1994), deutsch: Sieben Experimente, die die Welt verändern könnten (1994) ISBN 350219663X
- zusammen mit Matthew Fox: Natural Grace (1996), deutsch: Die Seele ist ein Feld. Der Dialog zwischen Wissenschaft und Spiritualität (1998)
- zusammen mit Matthew Fox: The Physics of Angels (1996), deutsch: Engel: die kosmische Intelligenz (1998)
- zusammen mit Ralph Abraham und Terence McKenna: The Evolutionary Mind: Trialogues at the Edge of the Unthinkable (1998), deutsch: Cyber-Talk. Mutige Anstöße für die Vernetzung von wissenschaftlichem Fortschritt und Heilung der Erde (1998)
- Dogs That Know When Their Owners Are Coming Home (1999), deutsch: Der siebte Sinn der Tiere (1999) ISBN 3548840191
- The Sense of Being Stared At (2003), deutsch: Der siebte Sinn des Menschen (2003) ISBN 3502156824
Bücher über das Thema
- Hans-Peter Dürr, Franz-Theo Gottwald: Rupert Sheldrake in der Diskussion (1997) ISBN 3502151652
Siehe auch Morphische Felder