Zum Inhalt springen

Ötzi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Oktober 2004 um 12:12 Uhr durch 80.143.159.102 (Diskussion) (Weblink angefügt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ötzi ist die populäre Bezeichnung einer Gletschermumie aus der Jungsteinzeit bzw. der Kupferzeit, die am 19. September 1991 in Südtirol (Italien) beim Tisenjoch nahe dem Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Wissenschaftlich anerkannte Bezeichnung ist Mann vom Hauslabjoch, manchmal wird er auch als Eismann oder scherzhaft "Homo tyrolensis" bezeichnet; in den USA herrscht die Bezeichnung ´´Frozen Fritz´´ vor.

Forschungs- und Entdeckungsgeschichte

Die Entdeckung Ötzis durch die beiden deutschen Bergwanderer Helmut und Erika Simon (und Bestätigung durch den zufällig anwesenden Reinhold Messner) war eine Sensation, da dies die bislang beste erhaltene und auf natürlichem Wege konservierte Leiche aus dieser Zeit (ca. 3300 v. Chr) in Mitteleuropa ist. Bis auf einen Bandscheibenverschleiß der Lendenwirbelsäule und eine Verletzung durch einen Pfeilschuss in die linke Schulter ist der Körper des ca. 45 Jahre alten und 1,60 m großen Mannes nahezu unversehrt und vollständig.

Neben der Leiche wurden auch zahlreiche Alltags- und Gebrauchsgegenstände aus dieser Epoche gefunden, so z.B. ein vollständig erhaltenes vorgeschichtliches Kupferbeil (weltweit einzigartig), Pfeile mit einem unfertigen Bogen und einer Grasmatte, die zum Liegen (!), aber nicht als Mantel vorgesehen war und die über 5 Jahrtausende alte Fellbekleidung, hervorragend geeignet für das Hochgebirge. Ferner fand man in einer kleinen Ledertasche neben einer Ahle und Feuersteinklingen auch Zunder und Spuren von Pyrit, die auf den Gebrauch als Feuerzeug hinweisen.

Da Ötzi in der Grenzregion von Österreich nach Italien gefunden wurde, erhoben beide Staaten Anspruch auf die Leiche. Dies führte in der Folge auch zu vielen Witzen über die Nationalität des Eismannes (z.B. "er war kein Italiener, denn er hatte Werkzeug bei sich", "er war Norddeutscher (wahlweise auch Holländer), denn wer sonst ginge mit Sandalen auf einen Gletscher").

Seit März 1998 ist Ötzi im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen ausgestellt. Für die Präsentation mussten vollkommen neue Kühltechniken entwickelt werden.

Literatur

  • Die Gletschermumie aus der Kupferzeit. Neue Forschungsergebnisse zum Mann aus dem Eis = La mummia dell' età del rame 1. Schriften des Südtiroler Archäologiemuseums 1. Bozen [u.a.]: Folio-Verl., 1999. ISBN 3852560969.
  • Fleckinger, Angelika: Die Gletschermumie aus der Kupferzeit. Neue Forschungsergebnisse zum Mann aus dem Eis = La mummia dell' età del rame 2. Schriften des Südtiroler Archäologiemuseums 3. Bozen [u.a.] : Folio-Verl., 2003.
  • Konrad Spindler, E. Rastbichler-Zissernig, H. Wilfing, D. zur Nedden, H. Nothdurfter: Der Mann im Eis. Neue Funde und Ergebnisse. The man in the ice 2. Veröffentlichungen des Forschungsinstituts für Alpine Vorzeit der Universität Innsbruck 2, Wien [u.a.] : Springer, 1995, ISBN 3211826262.
  • Frank Höpfel, Werner Platzer, Konrad Spindler (Hrsg.): Der Mann im Eis. Bd. 1. Bericht über das internationale Symposium 1992 in Innsbruck. Veröffentlichungen der Universität Innsbruck 187. 2., durchges. Aufl. Innsbruck : Univ., 1992, ISBN 390124901X.
  • Die Gletschermumie vom Ende der Steinzeit aus den Ötztaler Alpen. Sonderdruck aus Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 39, 1992. Mainz : Römisch-Germanisches Zentralmuseum, 1993 [Als eigenständige Publikation erhältlich.]
  • Mark-Steffen Buchele: Der Ötzi - ein Medienereignis. Wirklichkeitsvermittlung im Spannungsfeld von Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus. Leipziger Forschungen zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie 6., Leipzig: [Professur für Ur- und Frühgeschichte der Univ.], 2004, ISBN 3936394121n. CD-ROM