Hirnkartierung
Brain mapping (engl. „Hirnkartierung“) ist ein Ausdruck aus der Hirnforschung und bezeichnet die Erforschung der strukturellen und funktionellen Organisation des Gehirns mit der Zielsetzung, „Karten“ konkreter Funktionsgebiete zu erstellen.
Geschichte
Insbesondere die Großhirnrinde (Cortex cerebri) wurde schon im späten 19. Jahrhundert untersucht und kartiert. Die pseudowissenschaftliche Phrenologie bot dazu aus heutiger Sicht oft bizarr anmutende Lokalisationsmodelle an. Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen wurden von Gustav Theodor Fritsch und Eduard Hitzig an Hunden durchgeführt oder beruhten auf den empirischen Beobachtungen von Hirnverletzten oder Schlaganfallpatienten (z.B. durch Paul Broca). Der klassische Atlas der Großhirnregionen nach histologischen Gesichtspunkten wurde von Korbinian Brodmann 1909 veröffentlicht. Die von ihm eingeführte Nummerieung hat bis heute ihre Gültigkeit behalten, auch weil häufig geweblicher Aufbau und Funktion voneinander ableitbar sind. Die experimentelle Lokalisierung von Hirnfunktionen beim Menschen begann mit den Arbeiten von Wilder Penfield in den 50er Jahren.
Aktuelle Situation
Derzeit werden mit histologischen Methoden (Zytoarchitektonik, Immunhistologie, Rezeptorautoradiographie) und mit Hilfe der Bildgebung (Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Magnetoenzephalographie (MEG)) große Fortschritte im Brain mapping gemacht, andererseits hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, das viele Funktionen (z.B. Gedächtnisinhalte) nicht eindeutig lokalisierbar sind, sondern sich erst durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen entstehen.