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Constantius II.

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Constantius II.

Constantius II. (* 7. August 317 in Illyrien, wahrscheinlich in Sirmium; † 3. November 361 in Mopsukrenai/Kilikien), mit vollständigem Namen Flavius Iulius Constantius, war der Sohn Konstantins des Großen und Kaiser des Römischen Reiches von 337 (im Osten) bzw. 353 (Alleinherrscher) bis 361.

Seine Regierungszeit war geprägt von einem andauernden Abwehrkampf an den Grenzen, während es im Inneren wiederholt zu Usurpationen kam. Auch im Bereich der Religionspolitik ergaben sich ernsthafte Probleme, die Constantius jedoch nicht dauerhaft lösen konnte. In den zeitgenössischen Quellen wird der Kaiser eher negativ beurteilt, während die moderne Forschung inzwischen weitaus differenzierter über Constantius urteilt.

Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Das Römische Reich durchlief zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Wandel. Konstantin der Große hatte sich in den Nachfolgekämpfen, die mit dem Ende der von Kaiser Diokletian begründeten Tetrarchie ausbrachen, durchgesetzt und begründete so die konstantinische Dynastie, die bis 363 herrschen sollte.

Bedeutsam war Konstantins Regierungszeit vor allem aus zwei Gründen: Zum einen verlagerte er die Zentralmacht mit der neuen Hauptstadt Konstantinopel in den Ostteil des Reiches, der ohnehin immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte. Zum anderen förderte er das Christentum und leitete somit die Christianisierung des römischen Reiches ein (die so genannte Konstantinische Wende). Auch wenn die traditionellen Götterkulte nicht abgeschafft wurden – von Einzelfällen, wie dem mit Tempelprostitution verbundenen Aphrodite-Astarte-Kult in Aphaka und Heliopolis, abgesehen –, wurden ihnen doch Privilegien entzogen; sie verloren denn auch zunehmend an Kraft und Einfluss.

Konstantin hatte sich nicht zuletzt aus außenpolitischen Erwägungen für die neue Hauptstadt entschieden, denn Konstantinopel lag etwa gleich weit entfernt von den bedrohten Grenzen des Reiches an Donau und Euphrat. Während jedoch an der Donau die Lage am Vorabend von Hunnensturm und Völkerwanderung noch weitgehend gesichert war, blieb die Lage im Osten gefährlich, da die Perser nach einem unruhigen Frieden gegen Ende der Regierungszeit Konstantins unter Schapur II. wieder in die Offensive gingen. Konstantin selbst hatte noch einen Persienfeldzug geplant, der nur durch seinen Tod verhindert worden war.

Sowohl die Bedrohung durch die Perser als auch ungelöste religiöse Fragen – vor allem die Frage nach dem „Wesen“ Christi – sollten Constantius II. während seiner gesamten Regierungszeit beschäftigen.

Leben

Jugend und Aufstieg zum Augustus des Ostens

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Konstantin II.

Constantius wurde im Jahr 317 als Sohn Konstantins I. und dessen Frau Fausta geboren. Seine Geschwister waren die späteren Kaiser Konstantin II. und Constans sowie die beiden Mädchen Helena und Constantina. Constantius wurde am 8. November 324 (nach epigraphischen Zeugnissen am 13. November), im Alter von sieben Jahren, von seinem Vater zum Caesar (Unterkaiser) ernannt und mit der Verwaltung des östlichen Reichsteils betraut. Aufgrund seines jugendlichen Alters konnte Constantius diese Position jedoch zunächst nicht ausfüllen. Über seine Kindheit und Erziehung ist fast nichts bekannt, er wird jedoch eine standesgemäße Ausbildung erhalten haben. Wichtig war auch, dass er wie seine Brüder christlich erzogen wurde. Zeit seines Lebens sollte dies Constantius’ Handlungen prägen.

Nach Konstantins Tod am Pfingstfest 337 kam es zu einer „Säuberung“: Militärs töteten mehrere Mitglieder der konstantinischen Familie, sodass am Ende nur die Söhne des verstorbenen Kaisers sowie deren Verwandte Constantius Gallus und Julian (letztere hatte man aufgrund ihrer Jugend verschont) übrig blieben. Die Hintergründe der Tat sind aufgrund der problematischen Quellenlage nicht eindeutig aufzuklären. So ist es unklar, ob die Militärs in „vorausschauender Weise“ selbstständig handelten, oder ob sie von den Söhnen Konstantins dazu aufgefordert wurden. Viele Forscher haben in der Person des Constantius den Hauptschuldigen ausgemacht, doch ist dies nicht unumstritten und wohl eher dem schlechten Leumund Constantius’ in den Quellen anzulasten.[1]

Jedenfalls erhielt er im Anschluss an die Säuberung auf der Konferenz von Viminacium mit Thrakien die Hälfte des ehemals von seinem ermordeten Vetter Dalmatius verwalteten Reichsteils und teilte sich von nun an die Herrschaft mit seinen Brüdern Konstantin II. und Constans, die eigenständig den westlichen Teil des Reiches regierten. Konstantin II. starb jedoch bereits 340 im Kampf gegen Constans, der nun den gesamten Westen einschließlich des Balkans kontrollierte. Bald kam es denn auch zu Spannungen zwischen Constans und Constantius. Diese verstärkten sich noch, als Constans gegen die Arianer vorging, die Constantius begünstigte, und sich offen auf die Seite des Athanasios in diesem religiösen Konflikt stellte (siehe auch unten den Abschnitt Religionspolitik).

Die Usurpation des Magnentius und der 1. Perserkrieg Constantius’

Constans selbst fiel jedoch 350 dem Usurpator Magnentius, der sich in Gallien erhoben hatte, zum Opfer. Der Heide Magnentius machte sich auch bei den Christen beliebt und unterstützte, wie schon Constans, die Nicäaner. Constantius blieb nichts anderes übrig, als Magnentius vorerst gewähren zu lassen. In der Zwischenzeit hatte Constantius auch eine Gruppe christlicher Goten unter Wulfila aufgenommen, was auch eine Stärkung der militärischen Kräfte für das Imperium bedeutete. Constantius konnte sich den Angelegenheiten im Westen vorerst jedoch nicht zuwenden, da er weiterhin im Osten gebunden war.

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Constans

Dort blieb während der gesamten Regierungszeit des Constantius das Sassanidenreich unter Schapur II. ein ernstzunehmender Gegner (dazu vgl. auch Römisch-Persische Kriege). Constantius’ Vater Konstantin der Große hatte noch kurz vor seinem Tod einen Feldzug gegen die Sassaniden geplant. Schapur eröffnete nun die Kampfhandlungen und drang in Armenien ein, wo es wohl zu internen Machtkämpfen gekommen war, die der Großkönig ausnutzen konnte. Armenische Truppen beteiligten sich auch an den folgenden persischen Offensiven. Schließlich gelang es Constantius jedoch, den armenischen König Arsakes, den Schapur zunächst vertrieben hatte, für sich zu gewinnen und konnte damit auch Armenien wieder auf einen pro-römischen Kurs bringen.

Die Hauptkampfhandlungen zwischen Römern und Persern fanden jedoch in Mesopotamien statt, wo das insgesamt dreimal belagerte Nisibis (338, 346 und 350) von den Römern entsetzt werden konnte. Constantius betrieb eine eher defensive Strategie, die wohl letztendlich auf einen Abnutzungseffekt setzte; die Perser sollten sich an dem römischen Festungsring, der die Orientprovinzen Roms abschirmte, brechen. Auch wurden gotische Verbände sowie nach persischem Vorbild gepanzerte Reiterei (Kataphraktoi) eingesetzt. Die einzige größere Kampfhandlung fand bei Singara statt, wo die Römer unter dem Kommando des Constantius im letzten Moment schwere Verluste erleiden mussten. Das genaue Datum der Schlacht, welche den Höhepunkt des ersten Perserkriegs Constantius’ darstellte und in der auch ein persischer Prinz fiel, war aufgrund von divergierenden Quellenaussagen in der Forschung lange Zeit umstritten; sie wird aber eher 344 als 348 stattgefunden haben.[2] Dennoch konnte der Kaiser mit seiner Strategie die Grenze weitgehend halten.

Die Erringung der Alleinherrschaft

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Gallus

Die Perser hatten um 350 selbst an ihrer Ostgrenze mit den Chioniten zu kämpfen, weshalb Schapur die Kampfhandlungen gegen Rom vorerst abbrach. Constantius setzte 351 mit Constantius Gallus einen seiner letzten verbliebenen Verwandten als Unterkaiser im Osten ein, um sich selbst den Angelegenheiten im Westen widmen, besonders der Usurpation des Magnentius. Zunächst dankte Vetranio, der sich nach der Erhebung des Magnentius, wohl mit Billigung des Constantius und zum Schutz der Balkanprovinzen, selbst zum Kaiser hatte ausrufen lassen, ab und öffnete Constantius damit den Weg nach Westen. Danach konnte Constantius Magnentius noch im selben Jahr in der blutigen Schlacht bei Mursa (dem heutigen Osijek) besiegen. 54.000 Soldaten seien dabei ums Leben gekommen und Constantius soll beim Anblick des Schlachtfelds geweint haben. Er verkündete eine Amnestie, von der nur die Soldaten ausgenommen wurden, die an der Ermordung Constans’ beteiligt waren.

Nach seinem Sieg über den Usurpator, der 353 Selbstmord beging, herrschte Constantius II. bis zu seinem Tod über das Gesamtreich. Auch über die in das Imperium eingebrochenen Alamannen gelang Constantius ein Sieg.[3]

Konflikte mit den Mitkaisern und 2. Perserkrieg

Constantius widmete sich 354 dem Geschehen im Osten, denn dort kam der in Antiochia am Orontes residierende Gallus seinen Aufgaben nicht so nach, wie der Kaiser sich das gewünscht hatte. Im Gegenteil, Gallus brachte durch seinen selbstherrlichen Regierungsstil die Bürger Antiochias, einer der größten und bedeutendsten Städte des Reiches, gegen sich auf. Gallus wurde seines Amtes enthoben und hingerichtet.[4]

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Julian

Ein Problem ergab sich auch mit dem fränkischen Heermeister Silvanus, den Constantius mit der Sicherung der Rheingrenze beauftragt hatte. Silvanus wurde aufgrund von Intrigen am Kaiserhof in die Usurpation getrieben und musste in einem regelrechten „Kommandounternehmen“ 355 beseitigt werden. Im gleichen Jahr setzte Constantius, der sich nun um die Probleme im östlichen Reichsteils wieder selbst kümmern wollte, den Halbbruder des Gallus, Julian, als Unterkaiser im Westen, in Gallien ein.

Constantius hielt sich in diesen Jahren dennoch des öfteren im Westen auf. Eindrucksvoll war etwa sein Rombesuch 357, über den der Historiker Ammianus Marcellinus, unsere wichtigste Quelle für diese Zeit, recht ausführlich berichtet.[5] Ammianus mokierte sich darüber, dass Constantius bei dem Rombesuch starr wie eine Statue auf seinem Triumphwagen stand und praktisch keine Regung zeigte. Doch dies wie auch das immer strenger werdende Hofzeremoniell standen im Zusammenhang mit Constantius’ christlich-kaiserlichem Selbstverständnis. Demnach war der Kaiser nicht einfach ein Mensch, sondern vor allem ein Symbol, das den Menschen absichtlich entrückt war. Der Weg zum „byzantinischem Kaisertum“ beginnt denn auch mit der Herrschaft des Constantius.

Julian führte derweil in Gallien sehr erfolgreich Krieg, besiegte 357 in der Schlacht von Argentoratum die Alamannen und sicherte die Rheingrenze, wobei jedoch betont werden muss, dass Julian wohl im Einvernehmen und nicht ohne Einflussnahme durch Constantius operierte. Die bereits vorher bestehenden Spannungen verschärften sich mit der Zeit jedoch. Dazu trug bei, dass Eusebia, die Frau des Constantius und eine Vermittlerin zwischen ihm und Julian, im Jahr 360 verstarb.[6]

Auf dem Balkan kämpfte Constantius von 357 bis 359 gegen Quaden und Sarmaten, wobei ihm mehrere Erfolge gelangen. Im Osten ging jedoch weiterhin die ernsthafteste Bedrohung von den Persern aus. Es kam zunächst zu Verhandlungen mit Schapur II., über deren Inhalt uns Ammianus berichtet, wobei die überlieferte Bruder-Anrede der beiden Monarchen recht bemerkenswert ist:

Ich, König der Könige, Sapor, Gefährte der Sterne, Bruder von Sonne und Mond, entbiete dem Caesar Constantius, meinem Bruder, alles Gute.
Antwort des römischen Kaisers: Ich, Sieger zu Wasser und zu Lande, Constantius, immer der erhabene Augustus, entbiete meinem Bruder, dem König Sapor, alles Gute.
Ammianus Marcellinus, 17,5. Übersetzung entnommen aus: Ammianus Marcellinus, Das Römische Weltreich vor dem Untergang. Bibliothek der Alten Welt, übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth, Zürich und München 1974.

Schapur stellte 358 an Constantius die Forderung, den Sassaniden Mesopotamien und Armenien zu überlassen, was der Kaiser freilich ablehnte. 359 begann dann die persische Invasion, wobei die Sassaniden eine neue Strategie verfolgten. Sie wollten die starken römischen Grenzfestungen umgehen und direkt in die römische Provinz Syria einbrechen, zumal ein römischer Überläufer namens Antoninus sie zum Angriff ermutigte. Dennoch waren die Perser gezwungen, die wichtige Festung Amida zu belagern, die erst nach 73 Tagen fiel. Bald darauf folgte die Eroberung der Städte Singara und Bezabde.

Die Erhebung Julians und der Tod Constantius’ II.

Das römische Heer war auch nach den Kämpfen 359/60 gegen die Perser weiterhin intakt, dennoch war die Lage so ernst, dass Constantius Befehl gab, zusätzliche Truppen aus dem Westen nach Osten zu verlegen, um die Grenze zu sichern. Daraufhin revoltierten im Frühjahr 360 die Truppen in Gallien und riefen Julian (wohl mit dessen Zustimmung, anders als Ammianus dies berichtet) zum Kaiser aus. Zum zweiten Mal, nach dem Aufstieg und dem Fall des Gallus, machte sich hier ein Strukturproblem im Herrschaftssystem des Constantius bemerkbar: Aufgrund der zahlreichen Krisenherde und der Größe des Reiches war es mittlerweile unumgänglich geworden, „Unterkaiser“ einzusetzen und diese mit recht weitreichenden Kompetenzen auszustatten. Wie Gallus war jedoch Julian nicht bereit, nur den Juniorpartner zu spielen. Er wollte, ebenso wie vor ihm Gallus, ein gleichberechtigter Mitkaiser sein. Dazu war Constantius jedoch nicht bereit. Julian zog nun gegen Constantius, welcher ebenfalls zum Kampf rüstete. Dabei kam ihm zugute, dass sich Schapur, dem es nicht gelungen war, in die Kerngebiete Syriens vorzudringen, schließlich doch noch zurückgezogen hatte.

Julian folgte Constantius schließlich 361 nach, nachdem ein Bürgerkrieg zwischen den beiden Kaisern nur durch Constantius’ Tod in Kilikien verhindert worden war. Angeblich hatte dieser auf dem Sterbebett Julian zu seinem Nachfolger bestimmt, was jedoch sehr umstritten und eher unwahrscheinlich ist. Julian überführte Constantius, schon um die Form zu wahren, mit allen Ehren nach Konstantinopel, wo der Leichnam beigesetzt wurde. Constantia, die Tochter von Constantius’ dritter Frau Faustina, sollte später die Frau Kaiser Gratians werden.

Religionspolitik

Constantius war im arianischen Streit entschieden auf der Seite der Arianer, wobei die Bezeichnung problematisch ist, da unter ihr oft ganz verschiedene religiöse Strömungen des Christentums zusammengefasst werden. Genauer gesagt favorisierte er die Homöusianer (denen Basilius von Caesarea vorstand und die eine eher gemäßigte Haltung einnahmen). Wohl auch mit dem Ziel, die durch die Sassaniden unterbrochenen Handelsverbindungen nach Indien wiederzubeleben, wurde der Missionar Theophilos von Constantius nach Osten entsandt.

Insbesondere nach 350 arbeitete Constantius II. gezielt darauf hin, dem „Arianismus“ zum Sieg zu verhelfen, u.a. indem er die Konzilien von Sirmium, Arles, Mailand und Beziers einberief und deren Entscheidungen mehr oder weniger diktierte. Dabei kam es auch zum Konflikt mit Athanasios, dem streitbaren Bischof von Alexandria. Sein Versuch, mit aller Kraft ein einheitliches (arianisches) Bekenntnis durchzusetzen, scheiterte jedoch. Obwohl er auf den Konzilien von Ariminum und Seleukia (im Jahr 359) und schließlich in Konstantinopel (360) eine einheitliche arianische Glaubensformel für das ganze Reich verabschieden ließ, wurde dies vor allem im Westen als unerträgliche Zwangsmaßnahme interpretiert, gegen die sich erheblicher Widerstand formierte. Dennoch muss betont werden, dass sich zur Zeit des Constantius eben noch keine vorherrschende christliche Glaubensrichtung herausgebildet hatte, was die kaiserliche Religionspolitik erheblich erschwerte.

Gegenüber dem Heidentum fuhr Constantius lange Zeit einen harten Kurs, was sich etwa am Verbot nächtlicher Opfer[7], dem Verbot heidnischer Kulte[8] und der Schließung der heidnischen Tempel ablesen lässt. Nach seinem Rombesuch schwächte der Kaiser seine diesbezügliche Politik jedoch etwas ab, auch wenn beispielsweise der Victoriaaltar aus dem Senar entfernt wurde.[9]

Bewertung

Die Regierungszeit des Constantius wurde, gerade vor dem Hintergrund der Darstellung des Ammianus Marcellinus, oft sehr negativ bewertet (siehe Literatur). Dieses negative Bild wurde in jüngster Zeit jedoch in Frage gestellt und teilweise zurechtgerückt (Lit.: Pedro Barceló, Constantius II. und seine Zeit).

In der Religions- und Innenpolitik war er nicht immer erfolgreich, in der Außenpolitik jedoch gelang ihm eine weitgehende Stabilisierung der Grenzen, zumal er den Großteil seiner Regierungszeit nicht über die Truppen aus dem westlichen Reichsteil verfügen konnte. Dabei vermied der Kaiser militärische Abenteuer und gab einer defensiven Strategie den Vorzug. Vergleicht man dies mit der Offensivpolitik Julians, die in der Katastrophe des Persienfeldzugs 363 endete, war dies wohl das klügere Vorgehen. Zudem sollte die Interpretation des Kaisers als Imperator christianissimus, was etwa das Hofzeremoniell oder die Rolle des Kaisers in Religionsfragen betrifft, die weitgehend auf Constantius zurückgeht, Modellcharakter für die Zukunft haben.

Literatur

Quellen

Die wichtigste erzählende Quelle (ab 353) ist Ammianus Marcellinus, der als Offizier an den Kämpfen in Mesopotamien teilnahm und detailliert, wenn auch gegenüber Constantius nicht immer vorurteilsfrei, über die Kampfhandlungen berichtet. Daneben berichten unter anderem die Epitome de Caesaribus, Aurelius Victor, Festus, Eutrop, Zosimos und einige Kirchenhistoriker (darunter der Arianer Philostorgios) über die Regierungszeit des Constantius, ebenso wie sich in den Reden Libanios’, Themistios’ und Julians teils Hinweise auf Geschehnisse finden. Die Darstellung des Kaisers in den Kirchengeschichten ist in der Regel wenig günstig, da Constantius, wie oben schon erwähnt, dem „Arianismus“ anhing. Insgesamt wird der Kaiser in den Quellen eher negativ dargestellt (wenn auch nicht durchgehend), eine Beurteilung, welche die moderne Forschung (siehe oben) allerdings mehrheitlich nicht mehr teilt.

  • Michael H. Dodgeon, Samuel N. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226–363). Routledge, London 1995, ISBN 0-415-10317-7
    (Englisch übersetzte Quellenausschnitte. Von Bedeutung vor allem bezüglich der römisch-persischen Kampfhandlungen.)

Sekundärliteratur

  • Pedro Barceló: Constantius II. und seine Zeit. Die Anfänge des Staatskirchentums. Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-94046-4.
    (Grundlegendes Werk, da es sich um die erste Biografie Constantius’ II. handelt.)
  • Roger C. Blockley: Ammianus Marcellinus on the Persian Invasion of A. D. 359. In: Phoenix 42 (1988), S. 244–260.
  • Richard Klein: Constantius II. und die christliche Kirche (Impulse der Forschung; 26). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-07542-0.
  • Hartmut Leppin: Constantius II. und das Heidentum. In: Athenaeum 87 (1999), S. 457–480.
  • Karin Mosig-Walburg: Zur Schlacht bei Singara. In: Historia 48 (1999), S. 330–384.
  • Klaus Rosen: Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-94296-3
    (Umfangreiche Biografie Julians, in der aber auch auf Constantius II. eingegangen wird.)
  • Michael Whitby: Images of Constantius. In: Jan W. Drijvers u.a. (Hrsg.): The late Roman world and its historian. Interpreting Ammianus Marcellinus. Routledge, London 1999, ISBN 0-412-20271-X, S. 77–88.
Commons: Constantius II. – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Vgl. Richard Klein, Die Kämpfe um die Nachfolge nach dem Tode Constantins des Großen, in: Richard Klein, Roma versa per aevum. Ausgewählte Schriften zur heidnischen und christlichen Spätantike (Spudasmata 74), herausgegeben von Raban von Haehling und Klaus Scherberich, Hildesheim, Zürich, New York 1999, S. 1–49., der Constantius entlastet.
  2. Grundlegend dazu: Mosig-Walburg, Zur Schlacht bei Singara; zu der Identität des persischen Prinzen siehe Dies., Zu Spekulationen über den sasanidischen 'Thronfolger Narsê' und seine Rolle in den sasanidisch-römischen Auseinandersetzungen im zweiten Viertel des 4. Jahrhunderts n.Chr., in: Iranica Antiqua 35 (2000), S. 111–157. Allgemein zu den Kämpfen zwischen Römern und Persern in der Regierungszeit Constantius’ II. vgl. Dodgeon und Lieu, The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars, S. 164ff.
  3. Allgemein zur Usurpation des Magnentnius siehe John F. Drinkwater, The revolt and ethnic origin of the usurper Magnentius (350–353), and the rebellion of Vetranio (350), in: Chiron 30 (2000), S. 131–159. Zu Vetranio siehe Bruno Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, in: Chiron 24 (1994), S. 29–68.
  4. Dazu vgl. Bruno Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, in: Chiron 24 (1994), S. 29–68 und Pedro Barceló: Caesar Gallus und Constantius II., ein gescheitertes Experiment?, in: Acta Classica XLII (1999), S. 23–34.
  5. Ammian 16,10. Siehe auch Richard Klein, Der Rombesuch des Kaisers Constantius II. im Jahre 357, in: Richard Klein, Roma versa per aevum. Ausgewählte Schriften zur heidnischen und christlichen Spätantike (Spudasmata 74), herausgegeben von Raban von Haehling und Klaus Scherberich, Hildesheim, Zürich, New York 1999, S. 50–71.
  6. Aus der Vielzahl der Julianbiografien sei die aktuelle von Klaus Rosen empfohlen: Rosen, Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser, die Julian teils recht kritisch bewertet.
  7. Codex Theodosianus 16,10,15
  8. Codex Theodosianus 16,10,6.
  9. Zur Religionspolitik Constantius’ vgl. Klein, Constantius II. und die christliche Kirche.


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