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Johann Thal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Johannes Thal (*1542 in Erfurt; † 18. Juli 1583 in Peseckendorf bei Oschersleben) war ein deutscher Arzt und Botaniker.

Er war Sohn eines evangelischen Pfarrers, der einer der ersten evangelischen Pfarrer überhaupt war, und besuchte zunächst eine Schule in Erfurt. Von 1558-1561 besuchte er die Klosterschule in Ilfeld, einer damals berühmten Schule unter der Leitung von Michael Neander. Bereits als Schüler soll Thal sich für Pflanzen interessiert und ein Herbarium angelegt haben. Er studierte Medizin in Jena und arbeitete anschließend als Arzt in erst in Nordhausen, dann ab 1572 in Stendal, wo er Stadtphysikus war. 1581 wurde er Stadtphysikus in Nordhausen. Auf dem Weg zu einem Patienten verunglückte Thal im Frühsommer 1583 mit seinem Pferdefuhrwerk und starb wenig später mit erst 41 Jahren an seinen Verletzungen.

1577 schrieb er die "Sylva Hercynia", ein erstes Verzeichnis der Pflanzen des Harzes und einiger umliegenden Gebiete. Diese Flora unterschied sich von allen bis dahin geschriebenen Kräuterbüchern, weil sich zum ersten mal ein Autor nicht auf die arzneilich wirksamen Pflanzen beschränkte, sondern versuchte, alle vorkommenden Pflanzen zu erfassen und zu beschreiben. Johannes Thal schaffte es in nur fünf Jahren, trotz fehlender Systematik und Bestimmungsbüchern und schwacher Infrastruktur, ein äußerst umfangreiches Bild der Harzvegetation zu erstellen. Viele Arten wurden dabei von ihm erstmals beschrieben, zum Beispiel die später nach ihm benannte, heute als Modellorganismus in der Entwicklungsbiologie bekannte Arabidopsis thaliana (Acker-Schmalwand) oder das Brillenschötchen, Erd-Segge, Alpen-Milchlattich, Brocken-Kuhschelle und viele mehr. Für andere Arten dokumentierte er zum ersten mal ein Vorkommen in Deutschland. Für viele Beschreibungen lieferte er zudem genaue Ortsangaben.

Wegen dieser Leistungen gilt Johannes Thal heute als "Vater der Floristik". Seine Sylva Hercynica, die erste Flora überhaupt, wurde erst 1588, also nach seinem Tod, von Joachim Camerarius herausgegeben.