Filmempfindlichkeit
Als Filmempfindlichkeit bezeichnet man die Lichtempfindlichkeit von fotografischen Platten und Filmen. Die Filmempfindlichkeit wird heute in DIN, ASA, ISO oder GOST angegeben; früher waren die Angaben in General Electric (GE), Weston sowie in amerikanischen oder europäischen Scheiner üblich.
Filmempfindlichkeitsangabe
Alle Filmempfindlichkeitsangaben basieren auf Schritten im Abstand von 1/3 Blende, die numerischen Maßzahlen sind jedoch unterschiedlich, d.h. logarithmisch (DIN) bzw. linear (alle anderen) skaliert.
DIN
DIN bezeichnet eine Angabe der Filmempfindlichkeit nach einem alten Standard des Deutschen Instituts für Normung e. V., die mit einem numerischen Wert und einer Gradzahl angegeben wird, z.B. 15° DIN für einen Film 25 ASA. Angaben in DIN sind logarithmisch skaliert; drei DIN entsprechen dabei einer Verdoppelung der Empfindlichkeit, ein Film mit 21° DIN ist also halb so empfindlich wie einer mit 24° DIN.
Die DIN-Norm geht auf das System der Scheinergrade von Julius Scheiner aus dem Jahr 1894 zurück:
- "Die Empfindlichkeitsmessung im DIN-System beruht auf der Belichtung der Materialien durch einen Stufengraukeil mit einer Konstante, die so beschaffen ist, dass ihr Dreifaches dem Zehnerlogarithmus von 2 gleich ist 1. Diese Konstante ist also eine gute Annäherung an 0,1. Die erste Zone unter dem Graukeil, dessen Dichte sich nach dem Entwickeln des Materials um mindestens 0,1 vom unbelichteten Material unterscheidet, bestimmt dessen Empfindlichkeit. Die Belichtung erfolgt mit einem genormten Licht, das sich durch eine gewisse Annäherung an die spektrale Zusammensetzung des Tageslichts auszeichnet, was beim Scheiner-System nicht der Fall war. Die Belichtungszeit wird durch einen Schwerkraftverschluss bestimmt" (Quelle).
ASA
ASA steht für eine amerikanische Norm der American Standards Association (ASA) aus den 40er Jahren, die ebenfalls mit einem numerischen Wert angegeben wird; die formalen ASA-Spezifikationen werden heute vom ANSI beritgestellt. ASA ist linear (arithmetisch), d.h. ein Film mit 200 ASA ist doppelt so empfindlich wie ein Film mit 100 ASA, er ergibt somit ein gleich belichtetes Bild bei der halben Verschlusszeit oder bei einer Blendenstufe weniger.
Die ASA-Norm wurde in den 60er Jahren überarbeitet; dabei ergaben sich teilweise gravierende Abweichungen. Ältere ASA-Angaben können daher nur eingeschränkt mit den heutigen Werten vergleichen werden.
ISO
Der internationale Standard ISO der der International Standards Organization (ISO) kombiniert die Zahlenwerte von ASA und DIN, daraus ergibt sich also beispielsweise die Filmempfindlichkeitsangabe ISO 100/21°.
GOST
Bei älteren russischen Kameras wird die Filmempfindlichkeit in GOST nach dem Gosstandart angegeben. GOST entspricht in etwa ASA:
- 90 GOST sind 100 ASA,
- 180 GOST sind 200 ASA usw.
Siehe auch [1] (nur in russischer Sprache).
Ältere Systeme
Angaben nach General Electric (GE), Weston oder in amerikanischen bzw. europäischen Scheinergraden sind ältere Filmempfindlichkeitsangaben, die heute nicht mehr gebräuchlich sind.
Scheinergrade
Das älteste bekannte System zu Angabe der Empfindlichkeit von fotogrfischen Materialien stammt von dem Astronom Julius Scheiner (1858-1913), der seine Angaben im Jahr 1894 erstmals spezifizierte.
- "Scheiner liess mit einer bestimmten Geschwindigkeit eine lichtundurchlässige Scheibe rotieren, aus der eine Öffnung herausgesägt war in der Gestalt von 20 konzentrischen Sektor-Ringen, deren Sektorwinkel von aussen nach innen eine zunehmende geometrische Folge bildeten. Die Konstante der geometrischen Folge war so gewählt, dass der letzte Winkel 100 mal grösser als der erste war. Die Konstante entsprach somit der neunzehnten Wurzel aus 100, also ungefähr 1,274... Eine genormte Lichtquelle beleuchtete die Scheibe aus einer ganz bestimmten Distanz. Hinter der Scheibe war eine Kassette angebracht [...], die das zu prüfende Material aufnahm. Diese Kassette wurde genau eine Minute lang geöffnet, während der die Scheibe rotierte. Die Nummer des ersten Ringes, von innen nach aussen gezählt, hinter dem das Material nach der Entwicklung eine minimale, genau festgelegte Schwärzung aufwies, bestimmte den Empfindlichkeitsgrad in Scheinergraden des zu prüfenden Materials. Der letzte Grad dieser Skala (die später auf höhere Empfindlichkeitsgrade erweitert werden sollte), der Grad 20, entsprach einer 100 mal höheren Empfindlichkeit als der erste. Ein Unterschied von 3º Scheiner entspricht annähernd einer doppelten Empfindlichkeit, da die dritte Potenz der neunzehnten Wurzel von 100, nämlich 2,069..., eine Annäherung an die Zahl 2 bildet" (Quelle).
Weston Film Speed Ratings
Die Weston Film Speed Ratings stammen aus den 30er Jahren, also aus einer Zeit, also es die ASA-Norm noch nicht gab; sie wurden von dem gleichnamigen Hersteller von Belichtungsmessern eingeführt. Als Faustregel kann man Angaben nach Weston in ASA umrechnen, indem man von dem ASA-Wert 1/3 Blende abzieht; aus 125 ASA werden dann also 100 Weston.
General Electric (GE)
Die Angaben nach General Electric (GE) waren in den 40er und 50er Jahren gebräuchlich.
Digitalkameras
Die CCD- und CMOS-Sensoren digitaler Kameras weisen ein Äquivalent zur Filmempfindlichkeit des chemischen Films auf; auch sie können auf eine niedrigere bzw. höhere Empfindlichkeit eingestellt werden; ähnlich wie beim chemischen Film kann die Schärfeleistung bei Einstellung einer niedrigen Empfindlichkeit gesteigert werden; die Einstellung einer höheren Empfindlichkeit führt dagegen in der Regel zu einer Zunahme des Bildrauschens.
Differenzierungsbereiche
Fotografische Aufnahmematerialien sind in unterschiedlichen Filmempfindlichkeiten erhältlich; heutzutage sind fotografische Filme mit Empfindlichkeiten zwischen etwa ISO 50/18° (sog. niedrigempfindlicher Film) und ISO 1600/33° (sog. höchstempfindlicher Film) erhältlich.
Ein empfindlicherer Film ermöglicht freihändiges Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen, höheren Blitzreichweiten und kürzeren Belichtungszeiten. Die Körnigkeit steigt mit der Empfindlichkeit an, daher wird bei Vergrößerungen von Negativen "schneller" (= empfindlicher) Filme die Struktur des Korns sichtbar. Auch die Schärfe und die Auflösung sind bei "langsamen" Filmen besser. Als Faustregel sollte man daher den Film so "langsam" wie möglich und so "schnell" wie nötig wählen.
Diese Zuordnungen sind zeitabhängig und damit relativ; Filmemfindlichkeitsangaben über einen "hochempfindlichen" Film sind keine absoluten Einstufungen. Als "normalempfindlich" wurde Anfang des 20. Jahrhunderts beispielsweise ein Material bezeichnet, das über eine Filmempfindlichkeit von etwa 5° DIN (2,5 ASA) verfügte wie beispielsweise der Agfacolor-Farbfilm von 1936; der Kodachrome aus demselben Jahr wies bereits 10 ASA auf und war damit – für einen Farbfilm – hochempfindlich. Das Kodacolor-Verfahren von 1942 wies mit 20 ASA eine sensationelle Empfindlichkeit auf. Die folgenden Zuordnungen beziehen sich daher auf die heutige Einteilung (Stand 2004).
Niedrigempfindliche Filme
Niedrigempfindliche Filme bieten die höchste Schärfeleistung und die geringste Körnigkeit. Sie sind daher besonders geeignet für die Diaprojektion, die Anfertigung von Abzügen in Postergrößen sowie die Fotografie bei starker Helligkeit mit Offenblende und lichtstarkem Objektiv.
Zu den niedrigempfindlichen Spezialfilmen gehören u. a. die ortho- und panchromatischen Dokumentenfilme, niedrigempfindliche Halbtonfilme und Luftbildfilme sowie SW-Umkehrfilme und Infrarotfilme.
- ISO 25/15° (Auflösung: ca. 350-185 Linien/mm) – z.B. Kodak Kodachrome 25 (Herstellung eingestellt), Fotokemika Efke 25
- ISO 32/15° (Auflösung: ca. 175 Linien/mm)
- ISO 50/18° – z.B. Fotokemika Efke 50
- ISO 64/19° – z.B. Kodak Kodachrome 64
Normalempfindliche Filme
Am häufigsten verkauft werden heute Filme mittlerer Empfindlichkeit (100/21° und zunehmend ISO 200/24°). Dazu zählen auch normalempfindliche Halbtonfilme sowie chromogene Filme.
- ISO 100/21° (Auflösung: ca. 145 Linien/mm) – z.B. Fuji Fujichrome Sensia 100, Kodak Elitechrome 100
- ISO 160/23° – z.B. Agfa Portrait 160, Agfa Agfacolor Portrait 160
- ISO 200/24° – z.B. Kodak Kodachrome 200, Fuji Fujicolor Superia 200, Fuji Fujichrome Sensia 200
Hochempfindliche Filme
Hochempfindliche Filme eignen sich besonders für die Sportfotografie sowie das Fotografieren mit Tele- und Superteleobjektiven. Den ersten hoch- bzw. nach damaligen Maßstäben höchstempfindlichen Film stellte 1967 Anso mit dem Ansochrome-Diafilm und einer Filmempfindlichkeit von 500 ASA vor.
- ISO 400/27° (Auflösung: ca. 145-100 Linien/mm) – z.B. Fuji Neopan Professional 400, Fuji Provia 400 F, Ilford XP2 Super 400, Kodak Farbwelt 400, Kodak Elitechrome 200
- ISO 500/°
- ISO 800/30°
Höchstempfindliche Filme
Höchstempfindliche Filme eignen sich besonders für die Available Light- und Theaterfotografie. Höchstempfindliche Consumer-Diafilme werden nicht mehr angeboten, in diesem Segment gibt es ausschließlich Negativfilme mit bis zu ISO 1600/33° und 3200/36°
- ISO 1000/31° – derzeit sind keine Filme mit dieser Empfindlichkeit mehr am Markt
- ISO 1600/33°
- ISO 3200/36°
- ISO 6400/39°
- ISO 8000/40° (Auflösung: unter 60 Linien/mm)
Eigenschaften
Mit steigender Empfindlichkeit geht das Auflösungsvermögen des Films zurück, da die lichtempfindlichen Kristalle immer größer werden und am Ende als so genanntes Korn auch auf dem Foto sichtbar werden können. Höher empfindliche Filme haben eine schlechtere Farbtreue und Einbußen beim Kontrastumfang (vgl. Gradationsverhalten). Außerdem steigt mit der Empfindlichkeit in der Regel auch der Verkaufspreis.
Die Empfindlichkeit eines Films hängt nicht nur von der Herstellung des Films ab, sondern auch von seiner Entwicklung. Die auf die Filme aufgedruckten Angaben sind Nennempfindlichkeiten, die sich auf die standardisierten Entwicklungen beziehen. Falsch belichtete Filme können mit einer Sonderentwicklung (Pushen bzw. Pullen) entwickelt und so meist gerettet werden.
Bei älteren Kameras muss die Filmempfindlichkeit manuell eingestellt werden; moderne elektronische Kameras werten dafür die DX-Codierung auf der Filmpatrone aus, welche Informationen über die Filmempfindlichkeit und -länge enthält.
Push- und Pull-Entwicklung
Die Empfindlichkeit eines Films hängt nicht nur von der Herstellung des Films ab, sondern auch von seiner Entwicklung. Die auf die Filme aufgedruckten Angaben sind Nennempfindlichkeiten, die sich auf die standardisierten Entwicklungen C-41 für Farbnegativfilme und E-6 für Diafilme beziehen.
Versehentlich oder absichtlich falsch belichtete Filme können mit einer Sonderentwicklung entwickelt und so mit teilweise deutlich höherer oder auch niedrigerer Empfindlichkeit genutzt werden; dies bezeichnet man als Pushen (Überentwickeln) bzw. Pullen (Unterentwickeln). Das Gradationsverhalten ändert sich dabei allerdings auch.
Die Push- und Pullbarkeit von Filmen unterscheidet sich je nach Filmsorte und – insbesondere bei Consumer-Filmen – auch von der jeweiligen Marge. Bei professionellem Aufnahmematerial wird das Push- und Pullverhalten des jeweiligen Films in den Datenblättern der Hersteller dokumentiert, ebenso die dazugehörige Gradationskurve bei modifizierten Entwicklungsparametern.
Farbnegativfilme weisen ohnehin einen recht hohen Belichtungsspielraum von bis zu +/- drei Blendenstufen auf, daher ist eine Push- oder Pullentwicklung hier in der Regel nicht erforderlich. Bei Schwarzweißfilmen kann ein ilm mit ISO 400/27° i.d.R. problemlos um zwei Blendenstufen auf ISO 1600/33° gepullt werden; bei einer weiteren Steigerung auf ISO 3200/36° ist dann jedoch mit einer überproportionalen Zunahme der Körnung zu rechnen. Diafilme verlangen dagegen grundsätzlich eine präzise Belichtung bzw. eine gezielte Über- oder Unterentwicklung, die Toleranzen sind allerdings auch hier geringer (i.d.R. +/- eine Blendenstufe).
Referenztabellen
DIN, ASA, ISO und GOST
Die Tabelle zeigt wichtige Filmempfindlichkeiten nach der deutschen Industrienorm (DIN), der American Standards Association (ASA) und der International Standards Organization (ISO) sowie Werte nach GOST (Stand 1986, teilweise geschätzt).
DIN | ASA | ISO | GOST |
---|---|---|---|
1° | 1 | 1/1° | ? |
2° | 1,2 | 1,2/2° | ? |
3° | 1,6 | 1,6/3° | ? |
4° | 2 | 2/4° | ? |
5° | 2,5 | 2,5/5° | ? |
6° | 3 | 3/6° | ? |
7° | 4 | 4/7° | ? |
8° | 5 | 5/8° | ? |
9° | 6 | 6/9° | ? |
10° | 8 | 8/10° | ? |
11° | 10 | 10/11° | ? |
12° | 12 | 12/12° | ? |
13° | 16 | 16/13° | 16 |
14° | 20 | 20/14° | 16 |
15° | 25 | 25/15° | 22-25 |
16° | 32 | 32/16° | 28-32 |
17° | 40 | 40/17° | ca. 32 |
18° | 50 | 50/18° | 44-50 |
19° | 64 | 64/19° | 56-64 |
20° | 80 | 80/20° | ca. 65 |
21° | 100 | 100/21° | 88-100 |
22° | 125 | 125/22° | 109-125 |
23° | 160 | 160/23° | 140-144 |
24° | 200 | 200/24° | 175-200 |
25° | 250 | 250/25° | ca. 250 |
26° | 320 | 320/26° | ca. 250 |
27° | 400 | 400/27° | 350-400 |
28° | 500 | 500/28° | ca. 500 |
29° | 640 | 640/29° | ca. 500 |
30° | 800 | 800/30° | 500-800 |
31° | 1000 | 1000/31° | ? |
32° | 1250 | 1250/32° | ? |
33° | 1600 | 1600/33° | 1400-1440 |
34° | 2000 | 2000/34° | ? |
35° | 2500 | 2500/35° | ? |
36° | 3200 | 3200/36° | 2800-2880 |
37° | /37° | ? | |
38° | /38° | ? | |
39° | 6400 | 6400/29° | ? |
Ältere Empfindlichkeitsangaben
Vergleichende historische Filmempfindlichkeitsangaben aus dem Jahr 1965:
;DIN | ASA | General Electric | Weston | Amerikanische Scheiner | Europäische Scheiner |
---|---|---|---|---|---|
10° | 6 | 8 | 5 | 14 | 20 |
11° | ? | ? | ? | ? | ? |
12° | 10 | 12 | 8 | 16 | 22 |
13° | ? | ? | ? | ? | ? |
14° | 16 | 20 | 12 | 18 | 24 |
15° | ? | ? | ? | ? | ? |
16° | ? | ? | ? | ? | ? |
17° | 32 | 40 | 24 | 21 | 27 |
18° | 40 | 48 | 32 | 22 | 28 |
19° | 50 | 64 | 40 | 23 | 29 |
20° | 64 | 80 | 50 | 24 | 30 |
21° | 80 | 100 | 64 | 25 | 31 |
22° | 100 | 125 | 80 | 26 | 32 |
23° | 125 | 150 | 100 | 27 | 33 |
24° | 160 | 200 | 125 | 28 | 34 |
25° | ? | ? | ? | ? | ? |
26° | 250 | 300 | 200 | 30 | 36 |
27° | 320 | 400 | 250 | 31 | 37 |
Siehe auch
Weblinks
- Erläuterungen zur Filmempfindlichkeit nach ASA, DIN, GOST und ISO
- http://home6.inet.tele.dk/haagen/ei.htm - Exposure Index (von Peter Haagen)