Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg
Die Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg wurde 1961 als Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät in die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg eingegliedert.
Geschichte
Die Ursprünge der Nürnberger Handelshochschule reichen bis zur Universität Altdorf zurück, die 1575 in Altdorf bei Nürnberg eröffnet wurde. Nachdem aber 1743 die Universität Erlangen gegründet wurde, wurde die Universität Altdorf 1809 aufgelöst.
Erst 1918 wurde die Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg als „Freie Hochschule für Handel, Industrie und allgemeine Volksbildung“ gegründet. Am 15. Oktober 1919 wurde der Lehrbetrieb mit 174 Studenten und sechs Studentinnen aufgenommen. 1920 stimmte der Nürnberger Stadtrat zu, und die Handelshochschule wurde ministeriell genehmigt. 1925 erfolgte die Gleichstellung mit anderen Hochschulen. Zugleich wurde der Name geändert in „Handelshochschule, Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Nürnberg“. An ihr begründeten Wilhelm Rieger und Wilhelm Vershofen die „Nürnberger Schule“, die durch das damals einmalige Konzept der Einheit von Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bekannt wurde. Zu den Absolventen der Handelshochschule zählt Ludwig Erhard, der spätere Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler, der hier studierte und forschte. Zu einem der nachhaltigsten Erfolge der Nürnberger Professoren gehört die Gründung der späteren Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg.
1930 erhielt die Hochschule das Promotionsrecht, ab 1931 das Recht der Habilitation für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Während des Dritten Reiches wurde das Vorlesungsangebot um das Fach „Volk und Rasse“ erweitert. Am 10. Mai 1933 wurde eine Namensänderung in „Hindenburg-Hochschule (Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)“ angeordnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben der Hochschule auf Grund der Entnazifizierung des Lehrkörpers von über 30 Dozenten nur drei aus der Zeit vor Kriegsende erhalten. Der Wiederaufbau des zerstörten Kollegienhauses in der Findelgasse 7 war 1952 abgeschlossen. Wegen der steigenden Studentenzahlen wurde bis 1955 ein Erweiterungsbau in der Findelgasse 9 errichtet.
Im April 1961 wurde die Nürnberger Hochschule durch Ministerialerlaß als Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (WiSo-Fakultät) in die Universität Erlangen eingegliedert, die aus diesem Anlaß in Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg umbenannt wurde. Seit den 70er Jahren wuchs die Fakultät ständig weiter, so daß 1977 ein Neubau in der Langen Gasse 20 eingeweiht wurde. Seit den 80er Jahren ist die WiSo-Fakultät im Bereich Wirtschaftsinformatik führend. 1997/98 wurde der erste deutsche Studiengang „Internationale BWL“ eingeführt, 2000 der internationale Masterstudiengang International Business, 2004 der MBA-Weiterbildungsstudiengang Business Management. Zum Wintersemester 2006/2007 begann die WiSo mit den neuen Bachelorstudiengängen International Business Studies, Wirtschaftswissenschaften und Sozialökonomik und ersetzte damit die bisherigen Diplomstudiengänge.
Rund 20 Prozent aller Studenten sind an der WiSo immatrikuliert. Somit ist die „WiSo“ die größte Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg.
Bekannte Professoren und Absolventen
Bekannte Professoren
- Ernst Deuerlein (1918-1971), Geschichte, insbesondere Wirtschafts- und Sozialgeschichte
- Otmar Issing (* 1936), Volkswirtschaftslehre, ehemaliges Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank
- Hermann Kellenbenz (1913-1990), Geschichte, insbesondere Wirtschafts- und Sozialgeschichte
- Max Rudolf Lehmann (1886-1965), Ordinarius der Betriebswirtschaftslehre
- Götz Freiherr von Pölnitz (1906-1967), Geschichte, insbesondere Wirtschafts- und Sozialgeschichte
- Horst Claus Recktenwald (1920-1999), Professor für Volkswirtschaftslehre
- Peter Mertens (* 1937), Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsinformatik
- Wilhelm Rieger (1878-1971), ordentlicher Professor für Privatwirtschaftslehre an der Handelshochschule Nürnberg
- Franz Ronneberger (1913-1999), Kommunikationswissenschaftler, von 1964 bis 1980 Lehrstuhl für Politik- und Kommunikationswissenschaft
- Wolfgang Stromer von Reichenbach (1922-1999), Sozial-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte
- Karl Albrecht Schachtschneider (* 1940), Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht
- Erich Schäfer (1900-1984), Betriebswirtschaftslehre und Industriebetriebslehre
- Wilhelm Vershofen, (1878-1960), Wirtschaftswissenschaftler, Politiker
Bekannte Absolventen
- Dr. Siegfried Balleis, (* 1953), Oberbürgermeister von Erlangen (CSU)
- Prof. Dr. Georg Bergler (1900-1972), Professor für Betriebswirtschaftslehre
- Dr. Werner Dollinger (* 1918), Politiker (CSU)
- Prof. Dr. Ludwig Erhard, (1897-1977), früherer deutscher Bundeskanzler
- Dr. Ingo Friedrich (* 1942), Politiker (CSU), Vizepräsident des Europäischen Parlaments
- Prof. Dr. Helmut Haussmann (* 1943), früherer deutscher Wirtschaftsminister (FDP)
- Dr. Ulrich Maly (* 1960), Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg (SPD)
- Dr. Heinrich von Pierer (* 1941), früherer Vorstandsvorsitzender der Siemens AG
- Walter Raizner (* 1954), Manager
WiSo-Alumni-Verein
Der Alumni-Verein AWN WiSo Nürnberg e.V. bietet Ehemaligen nach Abschluß ihres Studiums die Möglichkeit, Kontakt mit der WiSo-Fakultät zu halten.
Literatur
- Hans Proesler: Der Aufbau der deutschen Handelshochschulen und die Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Handelshochschule) Nürnberg von 1919 bis 1929. Nürnberg: Hochschulbuchhandlung Krische & Co., 1929, 31 S. (Nürnberger Beiträge zu den Wirtschaftswissenschaften; Heft 18)
- Fritz Voigt und Erich Schäfer (Hrsg.): Die Nürnberger Hochschule im fränkischen Raum 1955. Im Auftrag des Senats anläßlich der Einweihung des neuen Kollegienhauses der Hochschule für Wirtschafts- u. Sozialwissenschaften zu Nürnberg im November 1955, Nürnberg: Glock u. Lutz, 1955, 245 S.
- Gesa Büchert / Harald Fuchs / Peter Löw (Hrsg.): Kleine Geschichte einer großen Fakultät – 75 Jahre Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg. Nürnberg: Selbstverlag der Autoren, c/o Susanne Löw, Lupinenweg 145, 90480 Nürnberg, 1994, 216 S., ISBN 3-87191-201-8 (Auslieferung Buchhandlung Edelmann Nürnberg)
- Charlotte Bühl / Dr. Maritta Hein-Kremer: WiSo - Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät. In: Michael Diefenbacher / Rudolf Endreß (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, S. 1193 f.
- Universität Erlangen-Nürnberg, SG Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.): Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Juni 2004, 19 S.