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Balkaren

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Die Balkaren (Eigenbezeichnung: Balqar) sind ein turkotatarisches Mischvolk des Kaukasusgebietes. 1999 zählten sie rund 78.300 Menschen.

Namensherkunft

Der Volksname dieses turkotatarischen Mischvolkes stammt vom hunno-bulgarischen balkh, balq oder auch balgh ab, dass die Bedeutung von "gemischt" hatte.

Als Alternativbezeichnung ist uns auch Malkaren bzw. Malqar bekannt, die sich wiederum von den Kaukasus-Magyaren des 9. Jahrhunderts herleitet.

Geschichte

Während die meisten Wissenschaftler die Balkaren als Kaukasier betrachten (die im Laufe des 17. Jahrhunderts dem kaukasisch-christlichen Volkstum entfremdet wurden und die von den türkischen Osmanen gezwungen wurden, die türkische Sprache anzunehmen), sieht sich diese türkische Volksgruppe für ein alteingessenes Volk: Dessen Wurzeln liegen laut ihrer Auffassung in der Zeit des Hunnensturmes, als ihr Siedlungsgebiet zur Altyn Oba Horde der Khara Bulkhar - den "Schwarzen Bulgaren" Attilas - gehörte - die Balkaren sind demnach die Nachfahren jener Hunno-Bulgaren. Auch zählten die Turkvölker der Az und Sabiren zu ihren Vorfahren.

Im Laufe der Zeit glichen sich die Balkaren den kaukasischen Nachbarn kulturell stark an, blieben aber trotz alledem ihrer türkischen Sprache treu. Im 10. und 11. Jahrhundert zogen die Horden der Oghusen durch ihr Siedlungsgebiet und ließen sich dann dauerhaft in Kleinasien und Aserbaidschan nieder.

In der Folgezeit gehörten auch die Balkaren zu den verschiedenen Reichen der ebenfalls türkischen Kyptschaken.

1219 wurde das Gebiet der Balkaren erstmals von den Mongolen Dschingis Khans überrannt und die Balkaren kämpften auf Seiten des georgischen Königs, zu dessen Reich sie gehörten.

1221 wurden sie vernichtend durch die "Rote Horde" Subotais geschlagen, in dessen Reihen zahlreiche Turkotataren kämpften.

Die Balkaren schlossen sich nun den turko-mongolischen Horden Dschingis Khans an. Doch die Mongolen spielten die Balkaren mit den übrigen Kyptschaken aus und hinterließen mit ihrem Abzug ein Land im blutigen Bürgerkrieg.

Im Jahre 1223 fielen die Mongolen erneut in das Gebiet des Kaukasus ein und die Balkaren schlossen sich dem allgemeinen Widerstand der Slawen und der Kyptschaken an: Mit ihnen nahmen sie an der Entscheidungsschacht bei Tana und an der Kalka teil - und wurden von den Mongolen vernichtend geschlagen. Die geschlagenen Reste zogen in die Heimat und unterstanden nun der Großen Nogaier-Horde: Die Nogaier-Horde war der Statthalter der späteren Goldenen Horde in diesem Gebiet und ein großer Volksteil der Balkaren gingen später in dem Volkstum der Nogaier-Tataren auf.

Ab dem 16. Jahrhundert gehörten die türkischen Balkaren zum Osmanischen Reich.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde das Siedelgebiet der Balkaren Russland einverleibt. Die Russen faßten alle türkischen Volksstämme des Kaukasus unter der Bezeichnung Berg-Tataren oder auch Berg-Türken zusammen.

1942/43 meldeten sich zahlreiche Balkaren zur Deutschen Wehrmacht und wurden dort mit anderen türkischen Volksstämmen (Aserbaidschaner, Krim- und Kasan-Tataren, Astrachan-Tataren und Nogaier-Tataren) zur Freiwilligen-Division Turkestan zusammengefasst. Grund genug für die Russen, diese Volksgruppe ab 1944 innerhalb von weniger Stunden nach Zentralasien zu verschleppen.

1957 durften die Balkaren in ihre alten Siedlungsgebiete zurückkehren und wurden 1967 den übrigen Angehörigen der damaligen UdSSR gleichgestellt. Diese Rechte blieben allerdings den ihnen eng verwandten Mescheten - die einst im südlichen Georgien, nahe der türkischen Grenze, lebten - bis heute verwehrt.

Seit 1996 gehören die Balkaren der UNPO an.