Hexagonales Schach
Die Bezeichnungen Hexagonales Schach, Hexagonalschach oder Sechseck-Schach stehen für eine Reihe von Schachvarianten, die von verschiedenen Autoren entwickelt wurden. Gemeinsam ist ihnen ein sechseckiges Spielbrett, bei den meisten Varianten aus insgesamt 91 sechseckigen Feldern und mit einer Kantenlänge von jeweils sechs Feldern, anstelle eines quadratischen Brettes mit einer Aufteilung in 64 Quadrate und einer Kantenlänge von acht Feldern wie beim normalen Schachbrett. Statt der zwei Farben eines Standard-Schachbretts weisen die Felder eines hexagonalen Schachbrett drei verschiedene Farben auf.
Gliński's Sechseck-Schach

Die bekannteste und populärste Hexagonalschach-Variante wurde 1936 vom Polen Wladislaw Gliński entworfen. Sie wird heute meist als Gliński's Sechseck-Schach bezeichnet und durch die am 18. August 1980 gegründete International Hexagonal Chess Federation, unter anderem im Rahmen von Welt- und Europameisterschaften, organisatorisch betreut. Die Zahl aktiver Spieler wird auf rund eine halbe Million Menschen vorwiegend in Osteuropa geschätzt. In dieser Variante besteht der Figurensatz beider Spielparteien jeweils aus neun Bauern, zwei Springern, drei Läufern, zwei Türmen, einer Dame und einem König. Hinsichtlich der Bewegungsmöglichkeiten der Figuren werden orthogonale Züge von diagonalen Zügen unterschieden. Ein orthogonaler Zug verläuft entlang von Feldern, die jeweils eine gemeinsame Kante haben, während bei einem diagnalen Zug die Felder nicht direkt benachbart, sondern nur durch eine Linie miteinander verbunden sind. Während bei einem orthogonalen Zug stets ein Wechsel der Feldfarbe erfolgt, bleibt eine Figur bei einem diagonalen Zug auf der gleichen Farbe.
Der König kann sich orthogonal oder diagonal auf die jeweils genau um ihn herum liegenden Felder bewegen. Die Zugmöglichkeiten des Turms sind auf orthogonale Züge in alle Richtungen und mit beliebiger Weite beschränkt, analog dazu kann ein Läufer nur diagonal ziehen. Die Dame kombiniert die Zugmöglichkeiten des Turms und des Läufers. Der Springer bewegt sich zunächst zwei Felder orthogonal von seinem Ausgangsfeld weg, und anschließend ein weiteres Feld in orthogonaler Richtung nach links oder rechts auf ein Feld, das nicht die Farbe seines Ausgangsfeldes hat. Der Bauer zieht orthogonal um ein Feld in Richtung der gegnerischen Spielbrettseite, beim Schlagen einer Figur jedoch orthogonal um 60 Grad nach links oder rechts von seinem Standort aus. Wie beim normalen Schachspiel kann ein Bauer bei seinem erstmaligen Zug, aus der Grundstellung heraus, um ein oder zwei Felder gezogen werden. Eine Rochade gibt es bei Glinski's Sechseck-Schach nicht. Ein Patt wird mit 0,75 zu 0,25 Punkten gewertet statt mit 0,5 zu 0,5 wie beim Standardschach.
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Züge des Königs
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Züge der Dame
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Züge des Turms
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Züge des Läufers
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Züge des Springers
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Züge des Bauerns
Variante von McCooey
Eine weitere Hexagonalschach-Variante wurde 1978/1979 von Dave McCooey in Zusammenarbeit mit Richard Honeycutt entwickelt. Ihr Ziel war es dabei, Taktik, Strategie und Spielweise des Standardschachs so dicht wie möglich auf eine Sechseck-Variante zu übertragen. Im Vergleich zu Gliński's Sechseck-Schach ist die Aufstellung der Bauern in der Grundstellung dichter und ohne unbesetzte Felder zwischen den Figuren. Frei bleiben die beiden äußersten Felder der beiden Grundlinien auf jeder Seite. Die Springer stehen jeweils vor und die Türme unmittelbar neben der Dame und dem König. Durch diese Aufstellung sind nur sieben Bauern auf jeder Seite vorhanden. Die Zahl der anderen Figuren ist identisch mit der bei Glińskis Variante. Die Züge der Figuren sind ebenfalls identisch mit Gliński's Sechseck-Schach mit Ausnahme des Bauerns. Dieser zieht beim Schlagen einer Figur diagonal. Der Mittelbauer kann bei dieser Variante im ersten Zug nur um ein Feld vorgezogen werden. Wie bei Gliński's Sechseck-Schach gibt es keine Rochade. Ein Patt wird mit 0,5 zu 0,5 Punkten bewertet.
Die Ähnlichkeiten zwischen McCooeys Variante und dem Hexagonalschach nach Gliński sind bemerkenswert, da McCooey und Honeycutt ihre Version ohne Kenntnis von Glińskis Regeln entwarfen. Dies kann als Indiz dafür gelten, dass die meisten der in beiden Varianten identischen Spielprinzipien das Optimum für eine Schachvariante auf einem sechseckigen Spielbrett darstellen.
Sechseck-Schach nach Shafran
Eine 1939 vom sowjetischen Geologen Grigorewitsch Shafran vorgeschlagene Variante weicht bereits im Brettformat von den beiden erstgenannten Varianten ab. Während die Seitenlinien aus sechs Feldern bestehen, weisen die Grundlinien jeweils nur fünf Felder aus. Das damit aus 70 statt 91 Feldern bestehende Spielfeld ist also kein regelmäßiges Sechseck. Die Zahl der Figuren entspricht den Regeln von Gliński's Sechseck-Schach, allerdings weicht die Grundstellung deutlich von Glińskis Version ab. Die Züge der Figuren entsprechen den Regeln von Gliński. Abweichend davon dürfen alle Bauern im ersten Zug bis zu dem Feld gezogen werden, das sich von ihrer Grundposition aus am dichtesten an der Mittellinie befindet. Im Gegensatz zu den Varianten von Gliński und McCooey sind Rochaden möglich. Ein Patt wird als Unentschieden gewertet.
Literatur
- David Pritchard: Encyclopedia of Chess Variants. Games & Puzzles Publications, 2001, ISBN 0-95-241420-1
- Wladyslaw Glinski: Rules of hexagonal chess with examples of first openings. Hexagonal Chess Publications, 1973, ISBN 0-90-419500-7
- Wladyslaw Glinski: First theories of hexagonal chess. Hexagonal Chess Publications, 1974, ISBN 0-90-419501-5
Weblinks
- Glinski's Hexagonal Chess (englisch)
- Hexagonal Chess - McCooey's variant (englisch)
- Hexagonal Chess by I G Shafran (englisch)