Shoemaker-Levy 9
Komet D/1993 F2 (Shoemaker-Levy) | |
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Eigenschaften des Orbits | |
Orbittyp | verloren / nicht mehr existiert |
Numerische Exzentrizität | 0,066 |
Perihel | 4,822 AE |
Neigung der Bahnebene | 1,350° |
Bahngeschwindigkeit im Perihel | 14,003 km/s |
Physikalische Eigenschaften des Kerns | |
Mittlerer Durchmesser | ~ 2 km |
Masse | ~1012 kg |
Mittlere Dichte | ~0,5 g/cm³ |
Albedo | ? |
Geschichte | |
Entdecker | C. S. Shoemaker, |
Datum der Entdeckung | 24. März 1993 |
Ältere Bezeichnung | 1993 e |
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten von JPL Small-Body Database Browser. Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten. |
Shoemaker-Levy 9 (kurz auch SL9) erhielt seinen Namen, weil er der neunte kurzperiodische Komet war, der von Carolyn und Eugene Shoemaker zusammen mit David Levy entdeckt wurde. Seine offizielle Bezeichnung ist D/1993 F2 (Shoemaker-Levy). Das „D“ in seiner Bezeichnung steht für das englische „disappeared“ („verschwunden“) und zeigt an, dass der Komet nicht mehr existiert, nachdem er im Sommer 1994 auf den Planeten Jupiter einschlug.
Entdeckung
Der Komet wurde erstmals auf einem Foto nachgewiesen, das am 24. März 1993 mit einem 40cm Schmidt-Teleskop am Mount Palomar Observatorium in Kalifornien aufgenommen wurde. Die Beobachtung wurde in der Folge von anderen Astronomen bestätigt. Rasch wurde klar, dass es sich um einen ungewöhnlichen Kometen handelte: Er befand sich offenbar nahe am Planeten Jupiter, und war in mehrere Fragmente zerbrochen.
Umlaufbahn
Vermutlich passierte ein Asteroid einige Jahre vor der Kollision den Jupiter streifend innerhalb der äußeren Schichten der Atmosphäre. Durch die enorme Reibung zerbrach der Asteroid, der ursprünglich einen Durchmesser von rund 2 km gehabt haben dürfte, in 21 Fragmente zwischen 50 und 1000 m Größe, die sich auf einer mehrere Millionen Kilometer langen Kette aufreihten. Zur Unterscheidung wurden die Fragmente mit den Buchstaben „A“ bis „W“ bezeichnet. (Die Buchstaben „I“ und „O“ wurden wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Ziffern „1“ und „0“ nicht verwendet.)
Aufgrund der großen Hitze begann sich der unscheinbare Asteroid in einem hellen Kometen zu verwandeln. Die in der nebenstehenden Tabelle angegebenen Bahnelemente beschreiben die Umlaufbahn des Kometen im Mai 1993 aus heliozentrischer Sicht: Mit einer großen Halbachse von 5,16 AE, einer Exzentrizität von 0,07 und einer Bahnneigung von 1,4° war die Bahn der des Jupiter (großen Halbachse 5,20; Exzentrizität 0,05; Bahnneigung 1,3°) sehr ähnlich. Dies verwundert nicht, da der Komet den Jupiter „gestreift“ hatte.
Nur zwei Monate nach der Entdeckung zeigte die Bahnbestimmung der Astronomen, dass die Kometenstücke im Juli 1994 auf dem Planeten Jupiter einschlagen würden. Der Asteriod hatte etwas Energie verloren und konnte das Schwerfeld des Jupiter nicht vollständig verlassen und stürzte schließlich in einer Keplerparabel auf den Jupiter und erreichte beim Aufschlag annähernd die Fluchtgeschwindigkeit.
Einschlag auf Jupiter


Zwischen dem 16. Juli und dem 22. Juli 1994 schlugen die Bruchstücke des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf Jupiters südlicher Hemisphäre mit einer Geschwindigkeit von 60 km/s ein, und setzten dabei die Energie von 50 Millionen Hiroshima-Bomben (welche eine Sprengkraft von ca. 16 kT TNT aufwies) frei. Dies war das erste Mal, dass die Kollision zweier Körper des Sonnensystems und die Auswirkungen eines solchen Impakts direkt beobachtet werden konnten.
Obwohl die Einschlagstelle aus Sicht der Erde knapp hinter dem „Rand“ Jupiters lag und somit nicht direkt einsehbar war, konnten die Astronomen bei den Einschlägen sogenannte „Plumes“ (heiße Gasblasen, ähnlich einem „Atompilz“) über den Rand Jupiters aufsteigen sehen. Aufgrund der raschen Rotation von Jupiter wurden die Einschlagstellen nur wenige Minuten nach den Impakten von der Erde aus sichtbar. Es zeigte sich, dass sie dunkle Flecken mit Durchmessern bis zu 12,000 km in der Atmosphäre Jupiters hinterlassen hatten, die über Monate hinweg sichtbar blieben.
Einzig die Raumsonde Galileo konnte aus einer Entfernung von 1,6 AE die Einschläge direkt beobachten. Aufgrund einer defekten Parabolantenne waren die Kapazitäten der Raumsonde für die Datenübertragung allerdings beschränkt, und es konnten nicht alle Messwerte zur Erde übermittelt werden.
In den Spektren der Plumes wurden große Mengen molekularen Schwefels (S2) und Kohlenstoffdisulfids (CS2) gefunden, mehr als durch die Explosion eines vergleichsweise kleinen Kometenkerns freigesetzt hätte werden können. Man vermutet den Ursprung daher in tieferen Atmosphärenschichten des Jupiter. Weitere nachgewiesene Moleküle sind Kohlenstoffmonooxid (CO), Ammoniak (NH3) und Schwefelwasserstoff (H2S). Auch Emissionslinien von Eisen, Magnesium und Silizium wurden beobachtet: Die Hitze der Explosionen muss also ausgereicht haben, um diese Metalle zu verdampfen. Wasser wurde in geringeren Mengen beobachtet, als das zunächst erwartet worden war. Vermutlich wurden die Wassermoleküle durch die Hitze aufgespalten.
Die Kollision wurde nicht nur von den Astronomen, die in dieser Woche nahezu alle verfügbaren Beobachtungsmöglichkeiten auf Jupiter richteten, sondern auch in den Massenmedien mit großem Interesse verfolgt. Erstmals wurden hierbei einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeiten des Internet bewusst, da sich nun jeder auf den diversen Websites die aktuellen Bilder und Informationen selbst besorgen konnte, ohne hierbei auf die traditionellen Medien angewiesen zu sein.
Weblinks
- Commons: Komet Shoemaker-Levy 9 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- ESO-Homepage zum Impakt von Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter (Englisch)
- Bildersammlung zum Impakt von Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter (Englisch)
Literatur
- D. Fischer, H. Heuseler: Der Jupiter Crash, Birkhäuser Verlag, 1994, ISBN 3-7643-5116-0