Schwedische Küche
Die schwedische Küche ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz wenig bekannt, wohingegen das Land Schweden im deutschsprachigen Raum als beliebtes Reiseland und als attraktives Ziel für Auswanderer gilt. Die schwedische Küche gilt als unkompliziert und einfach. Sie ist geprägt von ländlicher Hausmannskost (Käse, Brot, Wurst), Fischgerichten, Hackfleisch und Wild (Rentier- oder Elchfleisch) und durch eine Fülle an Süßspeisen und Backwaren. Einheimische Produkte wie z.B. Beeren, Pilze, Gewürze und Kräuter werden ebenso wie in Schweden produzierte Lebensmittel wie Milch, Käse, Wurst von der Bevölkerung geschätzt. Die im Vergleich zu Mitteleuropa kürzeren Sommer und länger anhaltenden Winter haben einen enormen Einfluss auf Bräuche, Festmahlzeiten und Gerichte. Sie bieten viel Landestypisches und spiegeln die schwedische Kultur und die geographische Lage Schwedens wider.
Schweden leben im Vergleich zu Deutschen heute ernährungsbewusster. Brot, Marmelade und andere Lebensmittel werden oft selbst hergestellt. Milchprodukte wie Milch, Käse, Joghurt, Sahne sind in verschiedenen Fettstufen erhältlich. Milch (schwed. mjölk) gibt es in verschiedenen Fettgehaltsstufen: minimjölk mit 0,1%, lättmjölk mit 0,5%, mellanmjölk mit 1,5% und standardmjölk mit 3% Fettgehalt. Außerdem wird zwischen Biomilch, die es ebenfalls in fast allen Supermärkten gibt, und der normalen Milch unterschieden. Hocherhitzte, haltbare Milch ist in Schweden bisher nur in einigen Lidl-Filialen erhältlich. Frische Ware ist ein sehr hohes Gut. Die Schweden sind wahrscheinlich Weltmeister im Einfrieren. Die Tiefkühltruhe, die oft genau so groß wie der Kühlschrank ist, ist immer bis zum Rand voll. Die schwedische Vorratshaltung hat eine sehr alte Tradition.
Im Allgemeinen gibt es drei Mahlzeiten pro Tag: Ein leichtes Frühstück (frukost), das Mittagessen (lunch - in ländlichen Gebieten die Hauptmahlzeit (und dann wird die Mahlzeit oft middag statt lunch genannt), in den Städten oft nur ein kleinerer, warmer Imbiss), und das Abendessen (middag oder kvällsmat). Mit dem Trinken wartet man normalerweise, bis der Gastgeber einen Skål ausgesprochen hat.
Es ist üblich, sich selbst von den Gerichten auf dem Tisch zu bedienen. Auch beim Servieren von Kuchen schneidet man diesen nicht vorher auf, sondern überlässt jedem selbst sich sein Stück herunterzuschneiden. Deshalb gilt es als unhöflich, Reste auf dem eigenen Teller zu lassen.
Geschichte
Die vor rund 4000 Jahren in Schweden lebenden Sumpfmenschen wohnten in Schilfhütten und kochten über der Feuerstelle die erlegten Wildtiere (Wildschwein, Auerochse, Hirsch) oder das Vieh (Rinder, Schafe und Ziegen); darüber hinaus wurden Wurzeln aus Wiesen, Wäldern und Flüssen dazugemischt. Rund 2000 Jahre später zog das "fahrende Volk" weiter in Richtung Süden und Osten und betrieben zusätzlich Ackerbau, fischten und jagten.[1]
Im 9. Jahrhundert hatten die Wikinger ihre Hochzeit. Durch ihre Überlegenheit in der Seefahrt gelangten sie weiter in exotische Gebiete, beherrschten See- und Handelswege und brachten schon früh exotische Gewürze (Pfeffer, Kardamom) über Konstantinopel aus Asien nach Schweden. Die langen, harten Winter zwangen sie eine gute Vorratshaltung zu organisieren. Fleisch und Fisch wurde geräuchert oder gedörrt. Mit Salzlake (das Salz gewannen sie mit abgekochtem Meerwasser) oder Molke wurde Gemüse in Fässern und Bottichen eingelagert und genießbar gehalten.
Sie beherrschten außerdem die Verarbeitung von Milch zu Käse und Butter, Rinder- und Ziegenhaltung, Ackerbau (Gerste und Hülsenfrüchte) sowie den Anbau von Gemüse wie Kohl, Porree, Zwiebeln und Rüben. Das Jagen und Fischen, auch das Sammeln von Pilzen, Kräutern und Beeren runden eine ausgewogene Ernährung ab. Diese basierte auf Brei aus Gerste, Getreide plus Brot. Aus Gerste wurde auch eine Art Bier hergestellt. Die Hauptmahlzeiten waren Mittagessen und Abendessen, gegessen wurde aus Schalen aus Speckstein.
Getrunken wurde aus Bechern und Hörnern. Die Hörner wurden im Kreis herumgereicht, bis sie leer waren, weil sie nicht abgestellt werden konnten. Die Wikinger haben damals nach einer siegreichen Schlacht aus einer Schale, schwedisch skål, getrunken.
Zu früherer Zeit durften Damen erst dann zu trinken beginnen, nachdem ein Herr oder eine ältere Dame ihr zugeprostet haben. Ebenso mussten Kinder warten bis ein Erwachsener vor ihnen das Glas erhoben hat.
Südschweden
Südschweden umfasst die Regionen Schonen (Skåne), Blekinge und Småland. Wälder, Wiesen und Weiden herrschten in diesen Gebieten vor, hauptsächlich betrieben die Menschen Ackerbau. Aus Getreide wurde Bier und Brot hergestellt, weiterhin wurden Kohl, Hülsenfrüchte und Kartoffeln angebaut. Die Kühe wurden vornehmlich zur Herstellung von Milchprodukten eingesetzt. Fleisch gab es wenig. Man beschränkte sich auf Kaninchen und Hasen und natürlich Fisch, vor allem Dorsch, Hering und Lachs.
Mittelschweden

Mittelschweden ist waldreicher als der Süden. Die Grundversorgung ist jedoch beinahe dieselbe. Hauptnahrung der Menschen waren vor allem Eintöpfe und Breie, deren Basis Getreide war. Variiert wurden sie mit Brühen, Molke oder Beerensäften. Die Region Falun ist bekannt durch die Falukorv, eine von deutschen Einwanderern hergestellte Wurst, die der in Deutschland bekannten Lyoner Wurst ähnlich ist. Elch war in früherer Zeit eine echte Delikatesse, nicht jedermann konnte sich diese Spezialität leisten, außer die Privilegierten. Heute ist dieses Fleisch einfacher zu bekommen.
Norrland
In Nordschweden sind die Samen beheimatet, von denen es heute noch 17.000 gibt. Die Samen sind ein Nomadenvolk, die mit ihren Rentieren umherziehen und von deren Milch und Fleisch leben. Darüber hinaus war im Norden vor allem Fisch, z.B. Surströmming, Hauptnahrungsmittel. Ebenso auch Wild, Beeren, Pilze und Pflanzen.
Mahlzeiten im Tagesablauf
Frühstück
Ein typisch schwedisches Frühstück besteht aus Kaffee und Fruchsaft oder Milch, seltener Tee. Dazu Knäckebrot oder Brötchen belegt mit Käse oder Wurst. Sehr beliebt ist filmjölk, eine Art Dickmilch oder Buttermilch, die man auch im Tetra Pak wie die herkömmliche Milch kauft und die meistens geschmacksneutral ist. Man isst sie mit Müsli oder Haferflocken, hinzugemischt wird oftmals Zimt, Zucker, Beerenkompott (Preiselbeeren, Heidelbeeren etc.) oder Marmelade. Yoghurt und Eier werden ebenfalls zum Frühstück gegessen. Populär ist auch havregrynsgröt, Haferflockenbrei, der mit Milch und Apfelmus gern gegessen wird.
Mittagessen (lunch)
Die Hauptmahlzeit auf dem Lande ist das Mittagessen und besteht gewöhnlich aus einem Gang. Am Wochenende oder zu besonderen Anlässen ist das Mahl oft umfangreicher. Beliebte Gerichte sind sill (Hering), köttbullar (Fleischbällchen), gravad lax (roher marinierter Lachs), Janssons frestelse (Kartoffelauflauf), und als Beilage Kartoffeln sowie lingonsylt (Preiselbeeren).
Donnerstags ist es Brauch, zuerst gelbe Erbsensuppe (ärtsoppa) und dann Eierkuchen mit Sahne und Konfitüre zu essen. Außer der traditionellen eigenen Küche schätzen Schweden aber auch die Vielfalt internationaler Gerichte - vor allem die französische, die italienische und die amerikanische Küche übten in der jüngsten Vergangenheit einen bedeutenden Einfluss auf die Essgewohnheiten aus. Da auch in Schweden die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigen niedrig ist und weiter sinkt, haben sich die Essgewohnheiten in den letzten 100 Jahren stark verändert und unterscheiden sich heute nicht mehr stark von denen der Menschen in anderen Ländern.
In Schweden gibt es auch eine Reihe deftiger Speisen, die unter dem Namen husmanskost (Hausmannskost) zusammengefasst werden. Man isst gebratenen Schinkenspeck (fläsk), der mit dicken Bohnen oder Kartoffelpuffern serviert wird, oder in Eierkuchen eingebacken wird. Weiterhin gibt es eine Art Kartoffelklöße mit Fleischfüllung (kroppkakor), gebratene, an Leberkäs erinnernde „Jagdwurst“ (falukorv) und als Beilage zu einigen Gerichten Wurzelmus (rotmos), das aus Kartoffeln, Möhren und Steckrüben bereitet wird. Viele dieser Gerichte werden allerdings immer seltener auf schwedischen Tischen. Von gewisser Bedeutung für die Essgewohnheiten von Familien mit Kindern ist die Tatsache, dass die Kinder in der Schule freies (= steuerfinanziertes) Schulessen bekommen. Auch im Kindergarten und in der Ganztagsvorschule gibt es Essen, das allerdings durch die Gebühren der Eltern zusätzlich mitfinanziert wird.
Abendbrot (middag)
Getränke
Kaffeerunde
Der durchschnittliche Schwede trinkt ca. 1.200 Tassen Kaffee im Jahr, das sind rund 4 Tassen am Tag. Damit liegt Schweden in der weltweiten Rangliste des Kaffeeverbrauchs-pro-Kopf ziemlich weit vorne. In einschlägigen Statistiken wird Schweden meistens nur noch von seinem Nachbarland Finnland überholt [2] [3]. Kaffeerunden gehören zum Tagesablauf der Schweden. In den Firmen wird vormittags und nachmittags regelmäßig fika, Kaffeepause, gemacht, wobei aber in der Regel kein Kuchen gegessen wird, den isst man dann nach dem Abendessen. Auch mit Freunden oder Bekannten trifft man sich nicht unbedingt abends in der Kneipe, sondern sehr oft Samstag- oder Sonntagnachmittag zur fika.
Das Trinken von Kaffee hat in Schweden eine lange Tradition. Etwa um 1720 gab es in Stockholm fünf Cafés, in denen man hauptsächlich französisches Weißbrot zum Kaffee servierte. Danach war der Kaffeekonsum für einige Zeit verboten. Erst 1822 war das Trinken von Kaffee wieder erlaubt und es wurde üblich, kleine Gebäckstücke als Zutat anzubieten. Unter den bürgerlichen Hausfrauen und Wirtshäusern entstand eine Art Wettbewerb, was im Grundsatz darin resultierte, dass man mindestens sieben Sorten Kekse/Kuchen (Sju sorters kakor) zum Kaffee reichen sollte. An diese Vorgabe hält man sich in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen, wenn auch in abnehmendem Maße, auch heute noch.
Alkohol
Uneinholbar vorn auf der Liste der liebsten Getränke liegen jedoch alle alkoholischen Getränke, hauptsächlich Bier (öl), Anisschnaps (Aqua vit) und andere Spirituosen. Getränke, die bis zu 2,2% Alkoholanteil haben, können überall gekauft werden. Getränke mit einem Alkoholanteil zwischen 2,2% und 3,5% können im Supermarkt nur von über 18-Jährigen gekauft werden. Getränke, die mehr als 3,6% Alkoholanteil haben, kann man nur in bestimmten Läden kaufen oder im Restaurant zusammen mit einem Essen bestellen. Systembolaget heißt das Unternehmen, welches das Monopol auf alle alkoholischen Getränke mit mehr als 3,6% hat. Nur in diesen Läden gibt es hochprozentigen Alkohol zu kaufen. Das führt dazu, dass in der Gesellschaft ein teilweise reger Schwarzhandel mit illegal gebranntem oder geschmuggeltem Alkohol vorkommt. Oft werden Schiffsreisen unternommen, bei denen man dann Alkohol zollfrei kaufen kann. Dabei wird dann bis zum Rausch gedrunken (Binge Drinking).
Durch eine höhere Besteuerung der alkoholischen Getränke versucht man die Bevölkerung an zu hohem Alkoholkonsum zu hindern und entsprechenden Folgekrankheiten Einhalt zu gebieten. Generell steigt der Preis des Getränks mit dem Alkoholanteil. Viele Schweden versuchen deshalb auch eigenen Schnaps zu brennen. Eine liberalere Wirtschaftspolitik in Europa einhergehend mit der Öffnung der europäischen Grenzen (insbesondere auch in Richtung Baltikum und Osteuropa) führte dazu, dass immer mehr Schweden in den letzten Jahren Alkohol aus dem Ausland importieren. Auch regelrechter Alkoholschmuggel mit anschließendem illegalem Verkauf hat sich eingebürgert.
Es gibt eine Reihe schwedischer Bier- und Schnapssorten, die auch international bekannt sind. Dazu zählen die Biersorten Åbro, Pripps und Falcon sowie die Schnapssorten Absolut votka und Skåne Akvavit. Beliebt sind auch eine Reihe von Mixgetränken wie das weihnachtliche Mumma, bei dem Portwein, Bier und Orangensaft schaumig gemixt werden, und Kaffeekask (im Süden kaffegök) aus Kaffee und Branntwein.
Die schwedische Abstinenzbewegung favorisiert Getränke wie Julmust oder Leichtbier, die man uneingeschränkt kaufen kann.
Sonstige Getränke
Es wird sehr viel Milch getrunken, daneben Frucht- und Softgetränke und Wasser mit und ohne Kohlensäure. Cidre ist ebenfalls sehr beliebt; nicht nur aus Äpfeln und Birnen, sondern auch aus Beeren, wie z.B. Preisel- oder Blaubeeren.
Mit dem Trinken wartet man normalerweise, bis der Gastgeber ein erstes Skål (Prost) ausgesprochen hat. Danach ist es bei informellen Partys erlaubt, zu trinken, wann man will, bei förmlicheren Gelegenheiten wird allerdings nur nach einem erneuten Skål getrunken.
Süßspeisen, Backwaren

Bekannte Süßspeisen in Schweden sind:
- Kanelbullar (Zimtschnecken): eines der bekanntesten und beliebtesten Gebäckstücke Schwedens. Eine ausgesprochene Spezialität, zubereitet aus einem Hefeteig, mit Kardamom, Milch, Mehl, Butter, natürlich Zimt (Kanel) und garniert mit Hagelzucker (siehe Bild). 1999 führte der Hembakningsrådet einen eigenen Feiertag für das traditionelle Gebäck ein und seitdem feiert Schweden (vor allem die schwedische Wirtschaft) an jedem 4. Oktober den Kanelbullens Dag.
- Polkagrisar: Zuckerstangen mit Pfefferminz- und anderen Geschmacksrichtungen aus Gränna
- Semlor: Hefegebäck mit Füllung aus Marzipan und Schlagsahne. Semla aß man früher in den Tagen vor dem Fasten, da sie sehr kalorienreich ist. Heute sind sie typisch für die Faschings- und Osterzeit, sie sind aber schon kurz nach Weihnachten in den Geschäften erhältlich.
- Spettekaka: Dieser Kuchen ist eine Spezialität aus Schonen. Der Teig, der unter anderem aus Ei, Kartoffelstärke und Zucker besteht, wird im Laufe des Backprozesses auf eine rotierende Scheibe geträufelt. Der fertige Kuchen ähnelt am Ende im Aussehen einem Baumkuchen oder einer „Kleckerburg“ (siehe Bild).
- Prinsesstårta ist ein sehr beliebter Kuchen in Schweden, übersetzt: Prinzessinnentorte. Das ist eine Kalorienbombe aus Eiern, Zucker, Sahne mit einem Überguss aus in der Regel grün eingefärbter Marzipanmasse, garniert mit einer roten Marzipanrose. Diese Torte ist bei allen Anlässen ein beliebter Leckerbissen.
- Chokladbollar sind ebenfalls eine beliebte, pralinenartige Süßspeise. Gemacht werden sie auf Basis von Haferflocken (Havregryn). Dazu kommt viel Fett und Zucker wahlweise kann Rum hinzugefügt werden. Garniert werden sie mit Kokossplitter. (siehe Bild)
Süßes Weihnachtsgebäck
- Pepparkakor sind die schwedischen Weihnachtsplätzchen (Pfefferkuchen, siehe Bild), die es in Supermärkten das ganze Jahr über zu kaufen gibt. Gewürzt mit Kardamom- und Ingwerpulver schmecken Pepparkakor wie die in Deutschland bekannten Lebkuchen.
- Lussekatter oder Lussering: ein Safrangebäck, das vor allem in der Zeit zwischen dem Luciafest und Weihnachten gebacken wird. Das sind Hefe-Teigwaren mit Safran und Rosinen. Sie werden vor allem ab dem 13. Dezember, dem Luciafest, durch die ganze Weihnachtszeit hindurch gebacken und gegessen. Lucia ist die italienische Heilige des Lichts, die mit einer Krone aus Kerzen auf ihrem Kopf die Hände frei hatte, um den Verfolgten in unterirdischen Schutzräumen Speisen zu bringen und die Nacht zu erleuchten. Jedes Jahr wird in jeder größeren Stadt Schwedens unter einheimischen Mädchen eine Lucia ausgewählt, die in der Vorweihnachtszeit Kinder, Kranke und Bedürftige besucht.
- Glögg heißt der schwedische Glühwein. Er besteht zu gleichen Teilen aus Glüh- und Rotwein und wird gewürzt mit Ingwer, Zimt und Gewürznelken. Tradition ist, Rosinen und geraspelte Mandeln vor dem Einschenken ins Glas zu geben. Ähnlich wie in Deutschland trinkt man das stark gesüßte und gering alkoholhaltige Getränk hauptsächlich auf Weihnachtsmärkten und an kalten Winterabenden.
Festessen
Schwedenbuffet
Zu ganz besonderen Anlässen gibt es ein smörgåsbord (Schwedenbuffet). Früher bewies der Gastgeber seinen Gästen durch eine möglichst reichhaltige Palette an Speisen seinen wohlhabenden Lebensstandard. Die schwedische Gastronomie hat diese Tradition für die Touristen wieder aufleben lassen. Zum smörgåsbord gehören neben belegten Brothäppchen (smörgåsar) unbedingt der beliebte schwedische Schnaps, Aquavit. Das Buffet besteht aus warmen und kalten Speisen, typische Gerichte sind:
- Heringshappen: z.B. als Heringfilets mit Dill gewürzt. Den Hering gibt es in unzähligen Varianten, mit verschiedenen Marinaden, eingelegt oder als Glasmästersill (Glaserhering) mit roten Möhren und Zwiebeln.
- Köttbullar (Fleischbällchen): die bekannten schwedischen Fleischbällchen, die fast in jedem schwedischen Haushalt alle 14 Tage ein Mal zubereitet werden; in jedem Supermarkt gibt es sie auch abgepackt zu kaufen.
- Mimossallad: ein süßer Salat aus Ananas, Apfel, Birne, Orange (Frucht), Tomaten, harten Eiern und Mayonnaise. Durch die Eier bekommt er die gelbliche Farbe, die der Mimosenblüte wohl ähnelt.
- Sillsallad: Heringssalat ist bei diesem Buffet ebenso unverzichtbar wie der bliebte Rote-Beete-Salat.
- Äggstamming (gestocktes Ei): Hauptzutaten sind Eier, Milch, Salz und Butter, die gemischt und im Backofen wird es dann gestockt.
- Gefüllte Eierhälften werden ähnlich angerichtet wie im deutschsprachigen Raum; in Schweden füllt und bedeckt man die Eihälften mit Meerrettich, Kräutersoße, Anchovis, Lachs und ähnlichem.
- Solöga (Sonnenauge): die Zutaten Anchovis, Eigelb, Rote Beete, Kartoffeln und Zwiebeln werden auf dem Teller so arrangiert, dass eine Sonne daraus wird.
Weihnachtszeit

Das klassische Menü an Heiligabend besteht aus Leberwurst oder Leberpastete, Kalbssülze und – als Hauptmahlzeit - gekochtem Schinken. Dazu gibt es Grünkohl, Rote-Beete-Salat und eine Schinkenbrühe (Dopp i grytan), die früher aus dem Sud des gekochten Schinken gemacht wurde. Heute nimmt man dazu besser Rinderknochen (da der Sud oft salzig war). Der Name Dopp i grytan bedeutet nichts anderes als 'in den Kochtopf tunken', was davon kommt, dass man das dazu gereichte Brot in die Suppe tunkte.
Schwedische Firmen, die etwas auf sich halten, laden ihre Mitarbeiter zum Julbord, ein Weihnachtsessen, welches dem smörgåsbord ähnelt, ein. Wenige Wochen vor Weihnachten bietet jedes Restaurant diesen Service an – viele Restaurants bieten oftmals gar keine 'normale' Küche mehr an. Standardmäßig wird dabei ein Buffet angeboten mit Fisch, Fleisch, Gemüse, Wurst, Käse und Brot. Der Schnaps darf dabei ebensowenig fehlen wie der traditionelle Schinken und Heringshappen. Zum Nachtisch gibt es immer Süßspeisen und Kaffee.
Fasching-Fastenzeit
Fasching gibt es in Schweden nicht, wohl aber eine Fastenzeit. Zumindest galt früher die Zeit von Anfang Februar bis Ostern als Fastenzeit. Schweden sind in großer Mehrheit Protestanten, deshalb hat sich diese religiöse Fastentradition ähnlich wie in Deutschland eher verlaufen. Eine Spezialität blieb jedoch erhalten, nämlich semlor. Das sind Hefegebäckstücke, welche aussehen wie die bei uns bekannten Windbeutel. Der Hefeteig wird gebacken, die Brötchenhälften aufgeschnitten und eine Hälfte wird mit Marzipan gefüllt. Zwischen die Hälften kommt geschlagene Sahne, das Ganze wird mit Puderzucker bestreut.
Früher hat man nach der langen Zeit des Fastens diese Kalorienbombe quasi als Belohnung essen dürfen. Heute wird das Fasten einfach ausgelassen, die semlor gibt es ab Februar (oder ein paar Tage früher schon) in den Läden zu kaufen.
Ostern
Das Osteressen variiert zwischen den verschiedenen Landesteilen, doch oft sind Ei, Lamm und Lachs und andere Fischzubereitungen darin vertreten. Aus dem Weihnachtsschinken wird zu Ostern der Osterschinken. Im Allgemeinen gilt das Osteressen als „leichter“ im Vergleich mit dem Weihnachtsessen. Die Süßigkeiten gibt es traditionell in einem großen Ei aus bemalter Pappe. Viele dieser Naschereien sind aus Marzipan gefertigt. Neuere Untersuchungen (2006) haben ergeben, dass das Osteressen im Begriff ist, das Weihnachtsessen an Reichlichkeit zu übertreffen.
Pfingsten
Zu Pfingsten ist man darum bemüht, die ersten früh geernteten einheimischen oder importierten Gemüse- und Obstsorten des Jahres zu essen. Ab 2005 ist in Schweden der zweite Pfingstfeiertag abgeschafft und die Zeit für besondere Mahlzeiten dadurch eingeschränkt worden. Zu Pfingsten finden traditionell zahlreiche Konfirmationen und Hochzeiten mit ihren besonderen Mahlzeiten statt.
Mittsommer
Das Mittsommerfest ist untrennbar mit den Frühkartoffeln, oder neuen Kartoffeln, verbunden. Ny kokt potatis med dill heißt das klassische Gericht, die ersten Frühkartoffeln mit Dill. Sie werden zusammen mit Hering, Sauerrahm, Schnittlauch, Knäckebrot und Käse serviert. Viele nehmen einen – aber meistens dann doch mehrere – so genannten nubbe während des Essens zu sich (2-4 cl Schnaps). Es wird aber auch öl - also Bier - dazu getrunken. Zum Nachtisch gibt es dann frische schwedische Erdbeeren mit Sahne.
Der starke Alkoholkonsum steht im Verdacht, die am Mittsommerwochenende an vielen Stellen stattfindenden Schlägereien mit zu verursachen.
Krebsessen

Im August sind kräftskivor (Krebsfeste) eine beliebte Tradition. Am zweiten Sonntag im August fängt die Krebssaison an. Dabei werden richtige Feste verantstaltet mit Luftschlangen und Lampions. Der Krebs gilt als Delikatesse und ist deshalb nicht billig. Die Krebse werden im Ganzen gekocht und in einem Dillsud eingelegt. Als Beilagen gibt es meist Brot, gewürzten Käse und Schrimps. Oft werden auch andere Bestandteile eines smörgåsbord auf den Tisch gestellt. Der Schnaps dazu ist ein absolutes Muss; auch Bier ist willkommen. Der Trinkspruch heißt: "ein Krebs, ein Schnaps, ein Lied".
Martinsgans
Wie in Deutschland wird auch in Schweden der 11. November als St.-Martinstag gefeiert. Es gibt keine Laternenumzüge, traditionell wird jedoch eine Martinsgans gegessen. An diesem Tag wird dies von Restaurants zum Mittagessen angeboten, sodass die arbeitende Bevölkerung in der Mittagspause Gans essen kann. Diese Sitte ist vor allem in Südschweden verbreitet, in anderen Teilen Schwedens dagegen weitgehend unbekannt.
Ein klassisches Menü am 11.November sieht so aus:
- Svartsoppa (Schwarzsuppe): ein Suppe aus Gänseklein, Flügelspitzen und dem Sud sowie Schweine- oder Gänseblut, Gewürzen und Weinessig und Weinbrand.
- Gänseleberwurst
- Martinsgans: zum Gänsebraten serviert man Rotkohl und Knödel oder auch Äpfel- oder Pflaumenkompott. Dazu reicht man Portwein.
- Als Nachtisch werden gekochte Birnen serviert, die man kalt isst.
Einkaufen

Brot
In Schweden ist eine Vielzahl an Brotsorten erhältlich. Im deutschsprachigen Raum verbindet man vor allem Knäckebrot mit diesem skandinavischen Land. Knäckebrot kann man in Schweden in viereckigen und runden Scheiben kaufen, die in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten werden. Natürlich gibt es auch Misch-, Vollkorn- und Weißbrot. Mischbrot ist häufig mit Sirup gesüßt, aber infolge des steigenden Ernährungsbewusstseins gibt es immer mehr ungesüßte Varianten. Eine in Mitteleuropa weniger bekannte Brotart ist tunnbröd (Dünnbrot), das es in harter und weicher Form gibt.
Godis
Bonbons, Fruchtgummis und Schokolade werden in Schweden unter dem Namen godis zusammengefasst. Genau wie es in Deutschland an vielen Stellen üblich ist, nimmt man die Süßigkeiten mit Schöpfkellen aus offenen Behältern. Jeder kann die jeweilige Menge der einzelnen Sorten selbst festlegen und in einer Tüte zu einer eigenen Mischung zusammenstellen. Im Gegensatz zu Deutschland ist dies in Schweden billiger als der Kauf von abgepackten Süßigkeiten. Deshalb gibt es dieses Angebot in fast jedem Supermarkt und ist unter Schweden sehr beliebt. Traditionell gilt der Samstag als godisdag (Naschtag). Einige Händler bieten an diesem Tag die Süßigkeiten billiger an.
Liste ausgewählter Spezialitäten
- Biff à la Lindström, ist ein Hackfleischbraten, bei dem Sahne, Zwiebeln, Eier, gewürfelte Kartoffelstückchen, Kapern und eingelegte Rote Beete in die Fleischmasse gemixt werden.
- Pyttipanna (von „pytt i panna“, winzig in der Pfanne), ist ein Gericht, bei dem Kartoffeln, Zwiebeln und Fleisch (meist die Reste einer größeren Mahlzeit) zu winzigen Würfeln geschnitten werden. Nach dem Braten in einer Pfanne serviert man Pyttipanna gewöhnlich mit Spiegelei und Roter Beete.
- Flygande jacob („fliegender Jacob“, nach dem Erfinder Jacobsson, der Pilot war), ist eine Art Gulasch aus Hühnchenfleisch, Bananen und Erdnüssen.
- Surströmming, vergorener Fisch, ist ein Thema für sich und wird deswegen auch in einem eigenen Artikel beschrieben.
- Svartsoppa (Schwarzsuppe), wird aus Fleischbrühe und vorzugsweise Gänseblut (auch mit anderem Blut möglich) gekocht und mit Sirup, Wein, Weinbrand, Weinessig, Gewürznelken, Ingwer und Kräuterpfeffer gewürzt. Diese Suppe wird meist als Vorspeise zu Gänsebraten gereicht und ist eng mit der Landschaft Schonen verbunden.
- Lutfisk, ist eine sowohl in Schweden als auch in Norwegen (dort als lutefisk) bekannte Fischspeise. Der getrocknete Fisch wird erst in eine Lauge (Natriumhydroxid) eingelegt, danach gewässert und am Ende gekocht. Er gehört auf den Esstisch beim Weihnachtsessen, zusammen mit einer weißen Mehlsoße, die mit Gewürzpfeffer aromatisiert wird.
Weblinks
- Schwedische Küche bei sweden.se (Deutsch mit verschiedenen Rezepten)
- Schwedische Küche bei Wikibooks (leider erst ein Rezept)
Zitation (Einzelnachweise)
- ↑ Margareta Bauer, Inga-Brita Linke: Die schwedische Küche; Steingrüben Verlag
- ↑ coffeeresearch.org: Statistik des Kaffeeverbrauch pro Kopf nach Ländern (1985-1988) [1]
- ↑ International Coffee Organization: Kaffeeverbrauch pro Kopf nach Ländern im Jahr 2000 [2]
Literatur
- Agnetha Fredrikkson: Das schwedische Kochbuch; Komet Verlag; 2004; ISBN 3898363074
- Anne Iburg: Schwedisch kochen: Gerichte und ihre Geschichte; Verlag Die Werkstatt; 2004; ISBN 3895334537
- Petra Juling: 100 Schwedische Gerichte; Hayit Verlag; 1989; ISBN 3-89210-204-X
- Margareta Bauer, Inga-Brita Linke: Die schwedische Küche; Steingrüben Verlag