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Informationsdienst gegen Rechtsextremismus

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Der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (abgekürzt IDGR) ist ein privater Online-Service, der Rechtsextremismus, Neonazismus und Antisemitismus durch Aufklärung bekämpfen will. Dazu sammelt er Informationen aus dem Internet und wertet diese aus; selbiges geschieht mit frei zugänglichen Medien und wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Er gibt als seine Zielgruppe allgemein Interessierte an, die sich über das Internet einen ersten Überblick verschaffen wollen.[1]

Der IDGR hat keinen institutionellen Träger, erhält keine Spenden- oder Fördermittel für seine Arbeit und zahlt keine Honorare an seine Autoren.[2]

Web-Angebot

Die IDGR-Website bietet ein alphabetisch geordnetes Lexikon mit bisher mehr als 500 Einzelartikeln, einen Themenkatalog, aktuelle Nachrichten, eine Rubrik für neue Artikel und eine interne Suchfunktion. Die Artikel werden von knapp 40 weiteren Autoren unentgeltlich erstellt, darunter Mitarbeitern von Holocaustgedenkstätten, Studenten, Journalisten, Fachbuchautoren und Rechtsextremismusexperten:

Diese und andere Mitarbeiter stellen ihr Wissen dem IDGR zur Verfügung und sammeln aktuelle Informationen über Rechtsextremismus aus der allgemein zugänglichen Tagespresse und Publikationen aus allen politischen Lagern, darunter auch aus staatlichen Quellen wie z.B. Verfassungsschutzberichten. Sie werten diese Informationen aus und bewerten sie.

Der IDGR definiert Rechtsextremismus mit dem Antisemitismusforscher Wolfgang Benz als Ablehnung grundlegender Verfassungsprinzipien mit verschiedenen konstanten Elementen, die nicht immer alle zugleich vorliegen müssen: darunter aggressiver und elitärer Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, Neigung zu Verschwörungstheorien und Bereitschaft zu Gewalt.[3] Die Redaktion will nur erwiesene Verbindungen von Personen der Zeitgeschichte zu rechtsextremen Tendenzen darstellen und erklärt:

Bitte beachten Sie, dass nicht jede Person oder Gruppe mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus selbst als rechtsextrem einzustufen ist.

Die Artikel sind untereinander verlinkt, so dass man sich auch zu Themenbereichen ein umfassendes Bild machen kann: sowohl von den damit verbundenen oder verwandten Themen und Veröffentlichungen als auch von den Vertretern, ihren Biografien und Organisationen. Auf rechtsextreme Webseiten wird jedoch ausdrücklich nicht verlinkt. Auf gelegentlich zitierte Publikationen wie Jungle World, Konkret (Zeitschrift), oder die Antifaschistischen Nachrichten, die Verfassungsschützer dem Linksextremismus zuordnen, wird ohne besonderen Hinweis auf diese politische Einschätzung verwiesen.[4]

Die Autoren der Einzelartikel geben Quellenangaben jeweils als Fußnoten an, die ihrerseits zur Überprüfung querverlinkt sind. Für deren sachliche Richtigkeit zeichnen die jeweiligen Verfasser und die Herausgeberin verantwortlich. Der IDGR betont, dass die Informationen laufend geprüft und gegebenenfalls korrigiert werden; er fordert seine Leser dazu auf, gefundene Fehlinformationen mitzuteilen. Einige der vielen in den Jahren 2000 bis 2003 entstanden Artikel wurden jedoch noch nicht aktualisiert, so dass im Einzelfall auch Fehler darin bestehen bleiben können.

Ein Hauptanliegen des IDGR ist die Aufklärung von Aktivitäten von Holocaustleugnern und ihren Organisationen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Aufdeckung von Berührungspunkten zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus, etwa in der „Grauzone" der sogenannten Neuen Rechten. Hier sieht der IDGR vor allem das Institut für Staatspolitik, die Junge Freiheit, das Studienzentrum Weikersheim und Vertriebenenvereine wie die Junge Landsmannschaft Ostpreußen. Deren Positionen werden von den Autoren der Einzelartikel nach historischen und politologischen Gesichtspunkten bewertet.

Ein Sonderteil „Dokumente“ bietet Originaldokumente von Verfahren gegen NS-Verbrecher, Positionspapiere von rechtsextremen Gruppen und Verbotsverfahren gegen sie an. Eine nach Themen geordnete Bibliografie bietet Standardwerke von Holocaustexperten und Historikern, die sich mit dem Thema befassen. Eine weitere Rubrik bietet Rezensionen von aktuellen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt, sowohl von Rechtsextremen selbst als auch von Autoren, die sich ihnen widmen. Die Mitarbeiter des IDGR greifen auch in aktuelle Diskussionen ein, indem sie Zeitungskommentare zu Rechtsextremismus ihrerseits dokumentieren und kommentieren.

Eine Seite unter dem Titel „Ermutigungen von Rechtsaußen“ dokumentiert eine Auswahl der Hassbriefe, die den IDGR nach eigener Aussage fast täglich erreichen. Die Herausgeberin betont, dass sie Post mit strafrechtlich relevanten Inhalten nicht dokumentiert, sondern der Staatsanwaltschaft übergibt. Dennoch werden bereits in den online vorgestellten Briefen und e-Mails Mord- und Gewaltandrohungen angedeutet. Solche Post wird auch ohne Zustimmung des Absenders veröffentlicht.[5]

Resonanz

Der IDGR informiert nur über Rechtsextremismus und zwar in der Absicht, diesen zu bekämpfen. Diese Zielsetzung und ihre Umsetzung werden teilweise kontrovers diskutiert.[6]

Überwiegend positiv bewertete Andreas Klärner, damaliger Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, das Angebot 2004 als Rezensent für H-Soz-u-Kult:

Der IDGR ist die erste Adresse im WWW, wenn man sich über den deutschen und internationalen Rechtsextremismus informieren will. Dies gilt sowohl für ein wissenschaftliches als auch für ein allgemein interessiertes Publikum.

Die Artikel und Lexikoneinträge seien gut recherchiert, Sekundärquellen nachgewiesen. Nur der unbegründete Verzicht auf den „Nachweis von Primärquellen in Form von Links zu rechtsextremen Web-Seiten“ sei unverständlich und schränke den wissenschaftlichen Informationsgehalt des IDGR „deutlich ein“.[7]

Vom Bündnis für Demokratie und Toleranz wurde das Projekt 2002 mit einem Hauptpreis von 5.000 Euro ausgezeichnet.[8]

Negativ werten dagegen Betroffene das Ziel des IDGR, Kontakte, Vernetzungen und ideologische Berührungspunkte zwischen rechtskonservativen und rechtsextremen Gruppen und Medien aufzudecken. Sie sehen darin eine unzulässige Vermischung von Konservatismus und Rechtsextremismus und den Versuch, Demokraten in die Nähe rechtsextremer Bestrebungen zu rücken. Sie halten den IDGR für befangen und seinen Begriff von Rechtsextremismus für ideologisch geprägt. Claus Wolfschlag, ein Autor u.a. in der Jungen Freiheit, kritisiert, der IDGR betreibe vor allem Diffamierung, und stuft einige von dessen Autoren seinerseits als Linksextremisten ein.[9]

Quellen

  1. Der IDGR zu Zweck und intendiertem Leserkreis
  2. Impressum IDGR
  3. Lexikon des IDGR zum Begriff "Rechtsextremismus"
  4. IDGR/Presselinks IDGR: Linkliste von Presse-Quellen
  5. Vom IDGR veröffentlichte Zuschriften und Mails mit Drohungen
  6. Albrecht Kolthoff: Reaktionen auf die Angebote des IDGR
  7. Andreas Klärner: Reznesion über den IDGR für H-Soz-Kult, 23. Januar 2004
  8. Bündnis für Demokratie und Toleranz: Preisträger 2002
  9. Claus Wolfschlag über den IDGR

Literatur

Siehe auch