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Waräger

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Die Warägergarde in der Chronik des Johannes Skylitzes (12. Jahrhundert)

Der Begriff Waräger (Varingr von altnord. "var", Schwur) oder Rus ist eine Bezeichnung für die Skandinavier (Wikinger) bei den slawischen Völkern Osteuropas und im byzantinischen Reich.

Die Waräger waren durch Eide und Schwüre, sowie gemeinsame Handelsinteressen verbundene skandinavische bewaffnete Männerbünde, die zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert im Baltikum und in Osteuropa aktiv waren. Sie nutzten die großen Flüsse wie Wolchow, Newa, Düna, Wolga, Dnjepr und Don, um sich im osteuropäischen Tiefland fortzubewegen. Die Waräger traten als Händler, Krieger und Siedler auf und kamen bei ihren Handelsfahrten über das Schwarze Meer bis nach Konstantinopel, wo sie zugleich die Leibgarde (Warägergarde) des oströmischen Kaisers stellten, und über das Kaspische Meer sogar bis ins weit entfernte Bagdad. Auch die Leibwachen der russischen Fürsten, die Drushinas, gehen auf warägische Schwurgemeinschaften zurück.

Unternehmungen der Wikinger im 8.–10. Jh.

Die Waräger waren an der Gründung des Reiches der Kiewer Rus mitbeteiligt. Ab dem 9. Jahrhundert siedelten sie sich zunächst als Söldner, dann als Adels- und Anführerschicht unter den Ostslawen an. Diese in Russland ansässig gewordenen Skandinavier waren bis zum Ende des 10. Jahrhunderts vollständig slawisiert. Von nun an wurden sie nicht mehr als Waräger (russ. "Warjagi") bezeichnet, denn das Wort "Waräger" bezeichnete immer nur Fremde, niemals Einheimische bzw. Integrierte.

Es kamen jedoch bis ins 13. Jahrhundert immer wieder neue Krieger aus Skandinavien, um in der Kiewer Rus eine Zeit lang als Söldner zu dienen. Diese fremden Skandinavier wurden weiterhin als Waräger bezeichnet, in Abgrenzung zu den einheimischen Rus.

Die Waräger wurden zuerst in der Nestorchronik erwähnt.

In neuerer Zeit diente der Begriff unter anderem als Bezeichnung für das russische Kriegsschiff Warjag sowie eine geplante Division der Waffen-SS.

Siehe auch

Literatur

  • Birgit Scholz: Von der Chronistik zur modernen Geschichtswissenschaft. Die Warägerfrage in der russischen, deutschen und schwedischen Historiographie. Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04342-3