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Grindelhochhäuser

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Grindelhochhäuser in Hamburg
Fassade des Bezirksamtes
Ansicht Grindelberg mit ehem. Tankstelle

Die Grindelhochhäuser sind ein denkmalgeschütztes Ensemble von zwölf Hochhäusern, die in Hamburg nach dem zweiten Weltkrieg entstanden sind.

In den Jahren 1946 bis 1956 wurden die Grindelhochhäuser auf dem durch den Krieg zerstörten jüdischen Viertel in Hamburg-Harvestehude zwischen den Straßenzügen Grindelberg, Hallerstraße, Brahmsallee und Oberstraße errichtet. Der erste Spatenstich erfolgte am 12. Juli 1946. Zunächst unter dem Namen "Hamburg project" als Hauptquartier der englischen Besatzungstruppen geplant, wurde, nachdem diese ihr Hauptquartier in Frankfurt errichtet hatten, die Großbaustelle zunächst stillgelegt. Im März 1948 entschied der Senat der Stadt Hamburg auf den zwölf Fundamenten wie geplant Hochhäuser mit Wohnungen zu errichten. Es entstanden zwölf Hochhausscheiben, mit 9-15 Geschossen und insgesamt 2122 Wohnungen. Die Architektur nimmt auf die Hochhausvisionen der 20er Jahre von Architekten wie Le Corbusier Bezug. Alle Häuser stehen in Nord-Süd-Richtung in fünf Reihen versetzt mit großem Abstand. Vier der Häuser wurden in der ursprünglich geplanten Stahlskelettbauweise ausgeführt, die übrigen als Stahlbetonbauten. Die Fassaden wurden bewusst einheitlich hell verkleidet, aber jedes Haus bekam seine eigene "Haut" mit unterschiedlichen Fensterrhythmen und -formen, Loggien, Kragdächern und der Ausbildung des obersten Geschosses. Insgesamt entsteht dadurch ein einheitlicher, geschlossener Eindruck des Ensembles, obwohl sich keine zwei Häuser gleichen.

In der Mitte der zweiten Reihe befindet sich das Bezirksamt Eimsbüttel ("Rathaus" des Hamburger Bezirks Eimsbüttel), das mit seinen alten Paternostern fast eine eigene Touristenattraktion darstellt. In den Erdgeschossen befinden sich Läden, Kneipen, Büros und Praxen, ursprünglich gehörten auch eine Zentralwäscherei, Tankstelle, Tiefgarage und mehrere Kinderspielplätze zum Konzept der autarken "Wohnmaschine". Die zwölf Hochhäuser sind in einen Park eingebettet und werden von vier Straßenschleifen erschlossen, so dass kein störender Durchgangsverkehr zwischen den Häusern stattfindet. Damit wird das Konzept des Hochbaus zum Flächengewinn verwirklicht. Fünf Plastiken der Künstler Barbara Haeger, Ursula Querner, Fritz Fleer, Karl August Ohrt und Hans Martin Ruwoldt prägen die Parkanlage.

Die Architekten der "Gruppe der Grindelberg-Architekten", Bernhard Hermkes, Rudolf Lodders, Rudolf Jäger, Albrecht Sander, Ferdinand Streb, Fritz Trautwein und Hermann Zess hatten während des Nationalsozialismus entweder gar nicht als Architekten gearbeitet oder sich auf Industriebauten beschränkt und galten als politisch unbelastet. Die Architektur sollte sich auf Wunsch der englischen Auftraggeber deutlich von der Architektur des Nationalsozialismus abheben, als Symbol modern und urban geprägt sein.

Nach dem Bau sorgten die Grindelhochhäuser in der ganzen Bundesrepublik für Aufregung, wurden teils als seelenlose Wohnmaschine geschmäht, teils als Hamburger Manhattan bewundert und polarisieren bis heute. Der für damalige Verhältnisse sehr moderne und komfortable Wohnraum in der schwer zerstörten Stadt war jedoch bis in die 70er Jahre hinein gerade bei jüngeren Hamburgern überaus begehrt.

Im Jahr 1979 wurde die gesamte Anlage in die Denkmalliste eingetragen, so dass auch der Erhalt der großzügigen Grünflächen weiterhin gesichert ist.

Mit der Entscheidung BGHZ 27, 204-Grindelhochhäuser des Bundesgerichtshofs haben die Grindelhochhäuser zum Thema aufgedrängte Bereicherung zudem Rechtsgeschichte geschrieben.

Seit 1995 wurde ein Teil der Grindelhochhäuser aufwendig renoviert. In das Renovierungsprogramm hat die SAGA, eigentümerin von zehn der Häuser mit insgesamt 1200 Wohnungen, bisher ca 75 Millionen Euro investiert. Ein Haus gehört der Stadt (Bezirksamt), ein weiteres befindet sich teilweise in Privatbesitz (Oberstr. 14). Im letzteren sind Wohnungen untergebracht, die immer mehr verfallen und nicht renoviert und repariert werden. Deshalb wird dieses Haus in der Hamburger Lokalpresse als "Horrorhochhaus" bezeichnet. Die Ausstattung dieses Hauses entspricht dem Standard der 1940er Jahre. So haben die sehr kleinen Wohnungen zum Beispiel keine eigenen Badezimmer, sondern jeweils ein von allen Mietparteien einer Etage gemeinsam genutztes. In den Grindelhochhäusern der SAGA leben etwa 3000 Menschen (Stand Juli 2006).


Literatur

  • Grindelhochhäuser, Hamburg-Harvestehude, 1946-56. In: Architektur im 20. Jahrhundert: Deutschland. München: Prestel, 2000, S. 26-27.


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