Der Mann ohne Eigenschaften
Der Roman Der Mann ohne Eigenschaften ist das Hauptwerk Robert Musils und einer der bedeutendsten Romane der Weltliteratur.
Die Arbeit an diesem Roman begann Musil 1921. Der erste Band mit dem ersten Buch des auf drei Bücher angelegten Romans erschien 1931, der erste Teil des zweiten Buches 1932. Obwohl Musil bis zu seinem Lebensende 1942 an dem Roman arbeitete, konnte er ihn nicht vollenden. Allerdings sind zahlreiche Fragmente erhalten, die im Umfang etwa der durch den Autor autorisierten ersten Hälfte des Romans entsprechen.
Die Handlung setzt ein in Wien im Jahre 1913 und wird im Rahmen der Vorbereitungen zum 70-ten Thronjubiläum Kaiser Franz Josef I. erzählt. In der stark durch essayistische Exkurse und Reflexionen geprägten Prosa entfaltet Musil ein zeitgeschichtliches Panoptikum, das im Mikrokosmos des Romans den Übergang von der durch Aufklärung und Rationalität geprägten großbürgerlichen Gesellschaft zur modernen Massengesellschaft illustriert. Den Verwerfungen zwischen Individuum und Gesellschaft, welche diesen Prozess begleiten, gilt Musils Hauptinteresse. In einer der Lebensphilosophie und Nietzsche nahestehenden Weise arbeitet er immer wieder Ansätze einer mystischen Lebenshaltung heraus.
Durch den Roman prägte Musil das Wort "Kakanien" (von "k. k." für "kaiserlich-königlich") als liebevoll-ironische Bezeichung für die Österreichisch-Ungarische Monarchie.
Figuren
Hauptfigur des Romans ist Ulrich, der im Laufe des Werkes verschiedene Berufsrollen erfüllt, z.B. als Mathematiker, Ingenieur oder politischer Berater. Agathe ist die Schwester Ulrichs. Im zweiten Teil des Romans entsteht eine mystisch verfremdete inszestuöse Beziehung zwischen Ulrich und Agathe. Paul Arnheim ist ein einflussreicher Industrieller und Politiker. Vorbild für Paul Arnheim war vor allem Walter Rathenau. Moosbrugger ist ein Sexualmörder, anhand dessen Musil vor allem die Problematik des Freien Willens behandelt. Diotima veranstaltet Salons, bei denen sich Vertreter der verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen in Kakanien treffen. Bonadea ist eine Geliebte von Ulrich. Musil spielt mit dieser Figur vor allem Thematik von Begehren und Moral durch.
Literatur
- Karl Corino: Musil. Eine Biographie; Rowohlt, Reinbek, 2003.
- Kaiser/Wilkins:"Robert Musil". Eine Einführung in das Werk. - Kohlhammer, Stuttgart, 1962.
- Wilfried Berghahn:"Robert Musil". Bildmonographie. - Rowohlt, Reinbek, 1988.
- Eckhard Heftrich:"Musil". Eine Einführung. - Artemis, München, 1986.
- M.-L. Roth:"Robert Musil". Ethik und Ästhetik. - Paul-List-Verlag, München, 1972.
- Robert Musil, Leben, Werk, Wirkung, herausgegeben von Karl Dinklage, Wien 1960.