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Krambambuli (Erzählung)

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Krambambuli ist eine Erzählung von Marie von Ebner-Eschenbach, die erstmals in ihrem Zyklus Dorf- und Schlossgeschichten (1883) veröffentlicht wurde.

Inhaltsangabe

In einem Wirtshaus trifft der Jäger Hopp einen Landstreicher, genannt der Gelbe, der seinen Hund dabei hat. Jäger Hopp empfindet große Zuneigung wie noch bei keinem anderen Hund. Deshalb tauscht er mit dem Gelben zwölf Flaschen Krambambuli (Danziger Kirschbranntwein) gegen den Hund, den Jäger Hopp von nun an Krambambuli ruft.

Der Hund sträubt sich, sowohl mit dem Jäger mitzugehen, als auch ihm zu gehorchen und erst nach 2-monatiger, strenger Erziehung ist der Hund zu einem treuen Freund und Hüter des Jägers Hopp geworden. Die beiden hängen sehr aneinander.

Eines Tages kommt die Gräfin und verlangt von Hopp, seinen Krambambuli als Geburtstagsgeschenk für ihren Gatten herzugeben. Der Jäger übergibt Krambambuli der Gräfin, unter der Auflage, dass er ihn wieder zurückbekäme, wenn es dem Grafen nicht gelänge, den Hund zu füttern oder ihn für sich zu gewinnen. Wenig später darf Hopp seinen - mittlerweile heruntergekommenen - Hund wieder abholen, da dieser tatsächlich jedes Futter versagte und jeden biss, der sich ihm näherte.

Zur selben Zeit treibt sich eine Bande von Wildschützen in der Gegend umher und die Wildschäden nehmen bald unerhörte Höhe an. Das Forstpersonal greift daher härter durch, so verprügelt beispielsweise der Oberförster eine Gruppe von Frauen und Buben, als er diese beim Pflücken von Lindenzweigen erwischt. Wie sich herausstellt, war eine dieser Frauen die Geliebte des Gelben. Dieser übt am Oberförster Rache und bringt ihn um. Jäger Hopp findet den Oberförster tot, mit Lindenblütern verziert und mit einem alten, vom Mörder ausgetauschten Schießprügel, auf.

Einige Tage später laufen sich der Gelbe und Jäger Hopp über den Weg, beide bewaffnet, der Gelbe mit dem Hinterlader des Oberförsters, welcher ihn als Täter ausweist. Hopp weist Krambambuli an, den Gelben zu fassen, doch der Hund ist zwischen seinem alten und neuen Herrchen hin- und hergerissen. Letztendlich entscheidet er sich für sein altes Herrchen und Hopp erschießt den Wildschützen. Vor lauter Zorn will Hopp auch den Hund töten, doch bringt er es nicht übers Herz und lässt ihn bei der Leiche zurück.

Krambambuli streunt nun herrenlos und hungernd umher. Nach einiger Zeit sehnt sich Jäger Hopp so sehr nach seinem Hund, dass er sich auf die Suche nach ihm macht. Als er jedoch frühmorgens vor die Haustüre tritt, stolpert er über den verendeten Hund - Hopp wird den Verlust nie verschmerzen.

Hintergrund

Die Erzählung geht auf eine wahre Begebenheit zurück: Der Bruder von Marie von Ebner-Eschenbach rettete einem Hund das Leben, da sein Besitzer, ein Zigeuner, ihn totschlagen wollte. Am Anfang gelang es dem Hund nur schwer, seinen Retter als neuen Herrn zu akzeptieren und er versuchte ständig auszureißen. Als die Zigeuner sich wieder einmal in der Gegend befanden und der Hund diese roch, lief er davon.

Interpretation

Krambambuli steht mehrmals vor der Entscheidung, wen er als seinen Herrn ansehen soll:

  1. als Jäger Hopp sein neuer Herr wird: Krambambuli ist dem Gelben so treu, dass man ihn zuerst gar nicht von ihm trennen kann, und auch erst mit viel Liebe und einer strengen Erziehung nimmt Krambambuli Jäger Hopp als seinen neuen Herrn an. Dass Jäger Hopp sehr an dem Hund hängt, merkt man auch daran, dass er mit dem Hund sprechen kann - er ist mit ihm so sehr verbunden, dass er ihn versteht.
  2. als er zum Grafen muss: Krambambuli verhält sich genauso wie beim 1. Mal - er will fliehen, weil er seinem alten Herrn so treu ist. Und da der Graf keine Geduld mit dem Hund hat, kann er zu Jäger Hopp zurück.
  3. als er sich zwischen seinem ursprünglichen Herrn, dem Gelben, und dem Jäger Hopp entscheiden muss: Krambambuli hat beiden Treue geschworen, entscheidet sich aber schließlich für denjenigen, dem er zuerst treu war, seinem ersten Herrn.

Jäger Hopp ist zuerst sehr enttäuscht von Krambambuli, er will ihn sogar umbringen, lässt ihn aber schließlich einfach alleine. Krambambuli verendet, symbolisch gesehen, daran, dass er herrenlos ist: Niemand kümmert sich um ihn und Krambambuli verhungert. Jäger Hopp erkennt die Treue des Hundes und will ihn suchen gehen, doch da ist es schon zu spät.

Einem Hund ist es also auch nicht wichtig, ob sein Herr böse ist oder nicht, wie man bei dieser wahren Geschichte sieht: Der Zigeuner möchte den Hund erschlagen. Und bei Krambambuli ist der Gelbe ein Wildschütze und Mörder. Marie von Ebner-Eschenbach hat das so formuliert: „Die Treue ist etwas so Heiliges, dass sie sogar einem unrechtmäßigen Verhältnisse Weihe verleiht.“ Bei uns Menschen ist das oft genauso: so liebt ein Kind seine Mutter, auch wenn es schlecht von ihr behandelt wird (geschlagen, beschimpft). Und trotzdem bleibt die Mutter die Mutter. Und auch wenn diese Mutter stirbt, kann die einfühlsamste und beste Stiefmutter nicht die gleiche Beziehung zum Kind erreichen. Marie von Ebner-Eschenbach hat ihre leibliche Mutter und ihre erste Stiefmutter verloren und weiß somit nur zu gut, was Treue wirklich bedeutet und hatte somit auch einen persönlichen Grund, diese Geschichte zu schreiben.

Lehre: die Treue erkennen, schätzen und nicht missbrauchen und sie auch nicht verleugnen.

Verfilmungen

Die Erzählung wurde mehrmals verfilmt: