Leo Zuckermann
Leo Zuckermann (* 12. Juni 1908 in Lublin/Polen; † 14. November 1985 in Mexiko-Stadt) war Jurist und deutscher Kommunist jüdischen Glaubens, der in der Nationalsozialistischen Zeit verfolgt nach Mexiko ins Exil ging und nach dem Krieg in die DDR zurückkehrte. Dort war er als Chef der Präsidialkanzlei des Staatspräsidenten Wilhelm Pieck Mitautor der DDR-Verfassung, kam aber später als Jude im Rahmen der Slansky Säuberungswelle im Ostblock in der DDR unter politischen Druck und Verfolgung. Er entging einer Verhaftung durch rechtzeitige Flucht in den Westen und zurück nach Mexiko. Er war Bruder des Kardiologen Rudolf Zuckermann
Lebenslauf
Geboren am 12. Juni 1908 in Lublin/Polen, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, aufgewachsen in Wuppertal, 1924 Mitglied der SAJ. 1927 Abitur, Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin, dort aktiv unter den linkssozialistischen und kommunistischen Studenten, in der Leitung der Kostufra. 1931 Promotion zum Dr. jur. Mitglied der SPD, trat er 1928 zur KPD über. 1932 Referendariat bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal, emigrierte er im März 1933 nach Frankreich. Dort unter dem Namen Leo Lambert Mitarbeiter beim »Verteidigungskomitee für die Angeklagten im Reichstagsbrandprozeß«, später auch Sekretär im »Weltkomitee gegen Faschismus und Krieg«. Bei Kriegsausbruch 1939 interniert, gelang ihm im Juni 1940 die Flucht nach Marseille, im Oktober 1941 die Emigration nach Mexiko.
Hier gehörte Zuckermann zu den führenden deutschen Kommunisten unter Paul Merker, war Mitglied der »Bewegung Freies Deutschland« und des »Heinrich-Heine-Klub«. Er redigierte die Zeitschriften »Demokratische Post« und »Alemania Libre«. Im Juli 1947 Rückkehr nach Deutschland, Referent der Abteilung Kommunalpolitik im ZS der SED, ab April 1949 Leiter der außenpolitischen Kommission des SED-PV, Mitarbeiter Merkers und Walter Ulbrichts. Ab Oktober 1949 Staatssekretär und Leiter der Präsidialkanzlei des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck.
Ende 1950 wegen seiner Westemigration und seiner engen Bekanntschaft zu Paul Merker entlassen, blieb außenpolitischer Mitarbeiter des ZK der SED bzw. des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten. Im November 1952 Berufung zum Direktor des Instituts für Rechtswissenschaft der Akademie für Staat und Recht in Potsdam-Babelsberg. Nach dem Slansky-Prozeß in Prag und dem entsprechenden Beschluß des ZK der SED vom 20. Dezember 1952 als »zionistischer Agent« diffamiert, flüchtete Zuckermann Mitte Dezember 1952 nach West-Berlin, später nach Frankreich und ging zurück nach Mexiko. Er war zuletzt Inhaber einer Schallplattenfirma und lehrte als Soziologieprofessor an der Universität Mexiko-Stadt. Dort starb Leo Zuckermann am 14. November 1985.