Christian M. Nebehay
Christian M. Nebehay (* 11. Mai 1909 in Leipzig; † 25. November 2003 in Wien) war ein österreichischer Kunsthändler, Kunstsammler und Autor. International bekannt wurde er vor allem durch seine Werke über Gustav Klimt und Egon Schiele.
Leben
Christian M. Nebehay wurde 1909 als Sohn des Kunsthändlers Gustav Nebehay in Leipzig geboren. Im Wiener Haus der Familie Nebehay hatte er bereits als Kind Gustav Klimt, der ein Freund seines Vaters gewesen war und der der Familie Nebehay insgesamt drei seiner Zeichnungen widmete,[1] kennengelernt.[2][3]
Nebehay, der sich als wichtigster Klimt-Biograf etablierte,[2] verfasste zahlreiche Werke über Gustav Klimt und Egon Schiele, die vor allem auch international beachtet wurden. So bezeichnete etwa die New York Times sein Buch Egon Schiele: Von der Skizze zum Bild als „unverzichtbar für jeden, der Schiele studiert“.[4] (englisch: "Egon Schiele: Sketchbooks is indispensable to any student of Schiele […]”)[4] Die Verbindung zu Schiele und seinem Werk wurde ebenfalls durch Nebehays Vater Gustav vorgezeichnet: Schiele war von ihm in kommerziellen Angelegenheiten und für Ausstellungen beraten worden.[1] Als Experte für österreichische Kunst des Jugendstils war er weltweit geschätzt.[5]
Nebehay arbeitete bei dem im Jahr 1980 von dem preisgekrönten Produzenten Mick Gold (Emmy Award 1995) produzierten Film Schiele in Prison mit.[6] Für das österreichische Fernsehen schrieb er Drehbücher für verschiedene Dokumentationsfilme, u. a. für Gustav Klimt und seine Zeit (1975) und für Egon Schiele (1976).[7] König Umberto II. von Italien beriet er beim Aufbau einer Sammlung von Familienporträts.[8]
Werke aus Nebehays Kunsthandlung sind heute in den bedeutendsten Museen der Welt ausgestellt, so etwa in der National Gallery of Art[9], im Metropolitan Museum of Art[10] und im Museum of Modern Art.[10]
Persönliches
Nebehay war in erster Ehe mit einer Nichte von Katharina Schratt, Johanna Nebehay (geb. von Müller-Schratt), und in zweiter Ehe mit der Autorin Reneé Nebehay-King verheiratet. Einer seiner Söhne ist mit Paula Molden, der Enkelin von Paula von Preradović (Schriftstellerin; Verfasserin des Textes der österreichischen Bundeshymne) und Ernst Molden (Journalist und Diplomat; Gründer der österreichischen Tageszeitung Die Presse), verheiratet. Ihr Vater war Otto Molden (Kulturpolitiker; Gründer des Europäischen Forum Alpbach).
Kunsthandlung/Gründungen

1947 gründete Nebehay die Firma Christian M. Nebehay (Galerie, Kunsthandlung und Antiquariat) in der Annagasse 18 im ersten Wiener Bezirk. Über Jahrzehnte nahm er weit über Österreich hinaus eine führende Rolle im Kunst- und Antiquariatshandel ein.[11] Das Geschäft wurde auch nach seinem Tod weitergeführt. Ein früherer Vorsitzender des Verbands der Antiquare Österreichs nannte es „das bedeutendste noch aktive Antiquariat des ‚Alten Kontinents Europa‘“.[12] Nebehay, der Präsident der International League of Antiquarian Booksellers war,[13] gründete ebenfalls den Verband der Antiquare Österreichs, dem er über zwei Jahrzehnte als Präsident vorstand, sowie die Gesellschaft der Freunde der Albertina. Seinem Engagement ist es z. B. zu verdanken, dass der Originalluster für den Studiensaal der Albertina erworben werden konnte. Nebehay konnte auch zahlreiche Erwerbungen im Interesse der österreichischen Kunst tätigen, so vermittelte er u. a. den Erwerb der Handschrift der Dritten Symphonie von Anton Bruckner für die Österreichische Nationalbibliothek.[13] Außerdem gründete er das Egon-Schiele-Museum in Tulln.[14]
Schiele-Auktionsrekord
Im Jahr 2007 wurden einige Werke aus der Kunstsammlung Christian M. Nebehays bei Sotheby‘s in New York versteigert. Die insgesamt fünf Blätter von Egon Schiele erbrachten einen Gesamtzuschlag von 17,9 Mio. Dollar.[15] Das Selbstbildnis mit kariertem Hemd, Schieles letztes Selbstporträt auf Papier,[16] kam für 11,4 Mio. Dollar unter den Hammer.[17] Es wurde damit ein Auktionsrekord für eine Papierarbeit von Egon Schiele erzielt.[15]
Auszeichnungen
- 1994: Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse[7]
- 1984: Ehrenmitglied des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels[18]
- 1980: Paul Harris Fellow, The Rotary Foundation of Rotary International[18]
- 1978: Ernennung zum Professor[18]
- Ehrenmitglied der Gustav Klimt Memorial Society
Werke (Auswahl)
- Egon Schiele und die Eisenbahn. Böhlau, Wien 1995, ISBN 978-3-205-98393-4.
- Das Glück auf dieser Welt. Erinnerungen. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1995, ISBN 978-3-85447-554-5.
- Gustav Klimt: Von der Zeichnung zum Bild. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1992, ISBN 978-3-85447-369-5.
- Egon Schiele: Leben und Werk. Residenz Verlag, Salzburg 1992, ISBN 978-3-7017-0265-7.
- Egon Schiele: Leben. Briefe. Gedichte. Residenz Verlag, Salzburg 1992, ISBN 978-3-7017-0197-1.
- Egon Schiele: Von der Skizze zum Bild. Die Skizzenbücher 1912–1918. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1989, ISBN 978-3-85447-320-6.
- Ver Sacrum 1898–1903. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1979. Neuausgabe: Harenberg Kommunikation Verlag, Dortmund 1987, ISBN 978-3-88379-528-7.
- Gustav Klimt, Egon Schiele und die Familie Lederer. Kornfeld, Bern 1986, ISBN 978-3-85773-016-0.
- Secession. Edition Tusch, Wien 1986, ISBN 978-3-85063-163-1.
- Egon Schiele: Leben und Werk in Dokumenten und Bildern. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1985, ISBN 978-3-423-02884-4.
- Die goldenen Sessel meines Vaters. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1983, ISBN 978-3-85447-038-0.
- Wien speziell: Architektur und Malerei um 1900. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1983, ISBN 978-3-85447-021-2.
- Egon Schiele. Leben und Werk. Residenz Verlag, Salzburg 1980, ISBN 978-3-7017-0265-7.
- Ver Sacrum 1898–1903. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1979, ISBN 978-3-423-01420-5.
- Gustav Klimt: Sein Leben nach zeitgenössischen Berichten und Quellen. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1976, ISBN 978-3-423-01146-4.
Literatur
- Christian M. Nebehay, Die goldenen Sessel meines Vaters. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1983, ISBN 978-3-85447-038-0.
- Barbara Pasquinelli, Franziska Kristen, Bildlexikon der Kunst. Band 12. Parthas Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-936324-91-4.
- Georg Markus, Katharina Schratt: Die zweite Frau des Kaisers. Amalthea Signum, Wien 1998, ISBN 978-3-85002-417-4.
Weblinks
- Christian M. Nebehay: Wien Geschichte Wiki
- Christian M. Nebehay: Austria-Forum
- Christian M. Nebehay bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ a b Christian M. Nebehay: Die goldenen Sessel meines Vaters. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1983, S. 114.
- ↑ a b Verein Gedenkstätte Gustav Klimt: Gustav Klimt - letztes Atelier, 2003
- ↑ Abrams: Kirkus Reviews, 20. Mai 2010.
- ↑ a b John Russell: Art. In: New York Times (online), 3. Dezember 1989
- ↑ Christian Nebehay, Egon Schiele und die Eisenbahn. Böhlau, Wien 1995, S. 4.
- ↑ Profil von Christian Nebehay bei IMDb (Internet Movie Database)
- ↑ a b Christian M. Nebehay, Wien speziell: Architektur und Malerei um 1900. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1983, S. 1 (Vorwort).
- ↑ Christian Nebehay, Das Glück auf dieser Welt. Erinnerungen. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1995, S. 215.
- ↑ Baby (Cradle) von Gustav Klimt, Webseite der National Gallery of Art (abgerufen am 16. Oktober 2017).
- ↑ a b Christian M. Nebehay: Die goldenen Sessel meines Vaters. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1983, S. 51.
- ↑ Christian M. Nebehay, Ver Sacrum 1898–1903. Deutscher Taschenbuchverlag, München, S. 1 (Vorwort).
- ↑ Christian M. Nebehay schließt. In: Börsenblatt (online), 23. August 2017
- ↑ a b Christian Nebehay beim österreichischen Online-Personenlexikon Austria-Forum.
- ↑ Antiquar und Kunsthändler Christian Nebehay verstorben. In: Der Standard online, 2. Dezember 2003.
- ↑ a b Auktionsrekord mit Schiele-Zeichnung in New York. In: Die Presse (online), 8. November 2007.
- ↑ Spiegler, Almuth: New Yorker Herbstauktionen: Gar nicht kleinkariert. In: Die Presse (online), 7. November 2007.
- ↑ Melikiannov, Souren: A Schiele sells for $11.35 million at Sotheby’s. In: New York Times (online), 8. November 2007.
- ↑ a b c Christian M. Nebehay, Das Glück auf dieser Welt. Erinnerungen. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1995, S. 14.
Personendaten | |
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NAME | Nebehay, Christian |
ALTERNATIVNAMEN | Nebehay, Christian M. |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Antiquar, Kunsthändler, Kunstsammler und Autor |
GEBURTSDATUM | 11. Mai 1909 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 25. November 2003 |
STERBEORT | Wien |