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Liebelei

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Liebelei ist ein Schauspiel von Arthur Schnitzler (1862-1931) aus dem Jahre 1895.

Schnitzler beendete dieses Werk im Alter von 33 Jahren - es ist damit ein relativ frühes Werk. Er bezeichnet sein Schauspiel in drei Akten als "rührende Tragikomödie". Es handelt sich um ein Volksstück mit Wiener Lokalkolorit, welches schließlich sein berühmtestes Stück wurde. Es wurde am 9. Oktober 1895 im Burgtheater in Wien uraufgeführt.

Inhalt

Zwei junge Männer, Theodor und Fritz, laden zwei Damen, Mizi und Christine, zu einem Abendessen ein. Theodor hofft, seinen Freund dadurch von einer Liebschaft mit einer verheirateten Frau abzulenken. Während des Abendessens trifft der Gatte seiner ehemaligen Affäre mit den gesammelten Liebesbriefen bei Fritz ein. Nachdem die Frauen und Theodor im Hinterzimmer verschwinden, fordert der Herr den Liebhaber seiner Frau zu einem Duell auf. Völlig geschockt bittez er seinen Freund die Besucherinnen nach Hause zu bringen. Dieser will ihn beruhigen und sagt, dass solche Duelle fast immer ein gutes Ende finden. Eine alte Freundin des Vaters versucht Christine mit einem jungen Mann aus ihrer Familie zu vermählen. Doch sowohl das junge Mädchen selbst, als auch der Vater lehnen das Angebot ab. Fritz und Christine verstehen sich sehr gut, sie treffen sich des Öfteren. Sie ist jedoch sehr eifersüchtig und neugierig, will immer über alle Aktivitäten bescheid wissen. Das stört den freiheitsliebenden Fritz immer mehr. Theodor und er fahren aufs Land um das Duell zu bestreiten und geben an, auf ein Familiengut zu fahren. Christine leidet sehr unter dieser Reise und beginnt, sich über eventuelle andere Liebschaften von Fritz Gedanken zu machen. Einigen Tage später, nachdem sie dem Vater die Liebe zu Fritz gestanden hat, erfährt sie durch ihren Vater, Theodor und Mizi, dass Fritz beim Duell ums Leben gekommen ist. Sie ist untröstlich, dass er für eine andere Frau gestorben ist und bringt sich schließlich um.

Anmerkung eines Lesers: Diese Inhaltsangabe ist mit Vorsicht zu genießen. "Der Herr" fordert Fritz nur indirekt zu einem Duell auf. Auch dient Christine Fritz nur als "süßes Mädel", als Erholung von seiner Affaire mit der Frau des Herrn, die im übrigen parallel zur Liebelei mit Christine verläuft. Nur um einige Unstimmigkeiten zu nennen: Die größte ist wohl, dass nirgendwo geschrieben steht, dass Christine sich umbringt. Quelle: Nachwort von Michael Scheffel zu Arthur Schnitzlers Liebelei, erschienen 2003 bei Reclam.

Interpretation

Schnitzler behandelt in Liebelei, seinem ersten großen Bühnenerfolg, kein historisches oder mythologisches, sondern ein gesellschaftliches Thema. Er behandelt die Problematik der außerehelichen Liebe, einer Liebelei, was sehr typisch für diese Zeit, der Wiener Moderne, ist. Der Theaterbesucher kann sich mit der Situation und den Charakteren identifizieren. Die Liebelei wird im Werk als Weg des geringsten Widerstandes und zeitlich begrenzt definiert. Außerdem kommt es im Laufe des Stücks zu einer Art Klasseneinteilung, als Theodor die zwei Frauentypen beschreibt. Die „interessanten Weiber“, nach Theodor verheiratete Frauen aus der Oberschicht, bringen „Gefahren“, „Tragik“ und „große Szenen“, bei armen Mädchen der Vorstadt findet man „Erholung“, „Zärtlichkeit“ und „sanfte Rührung“. Außerdem finden sich im Schauspiel Verbindungen zum bürgerlichen Trauerspiel, da es im zweiten Akt auch um die Erhaltung von Christines guten Rufs geht.

Verfilmungen

1958 (BRD) mit Chariklia Baxevanos, Hans Moser, Elfriede Ott, Ernst Stankovski, Peter Weck, Gusti Wolf; Regie: John Olden sowie
1969 (Aufzeichnung aus dem Theater in der Josefstadt, Wien) mit Michael Heltau, Leopold Rudolf, Marianne Nentwich und Gertraud Jesserer; Regie führte der Sohn von Arthur Schnitzler, Heinrich Schnitzler