Cowboy Bebop
Cowboy Bebop (jap. カウボーイビバップ) ist eine 26-teilige Anime-Serie, die 1998 in Japan und ab 2001 auf in den USA ausgestrahlt wurde und hohe Popularität genoss. Der Anime handelt von den Abenteuern einer Gruppe von Kopfgeldjägern, genannt „Cowboys“, die 2071 mit einem Raumschiff ihren Geschäften nachgehen.
Veröffentlichungen
Cowboy Bebop hätte es beinahe nicht in das japanischen Fernsehen geschafft. Im ersten Anlauf bei TV Tokyo 1998 wurden lediglich die Episoden 2, 3, 7 bis 15 und 18 gezeigt, vom 23. Oktober 1998 bis zum 23. April 1999 wurde dann aber die vollständige Serie von WOWOW ausgestrahlt.
Die Serie wurde 2001 in den USA als erster Anime im Rahmen des Cartoon Network's Adult Swim gezeigt. Das war zu dieser Zeit riskant, da Anime für Erwachsene unbekannt waren; diese Art der Trickfilme hatte sich noch nicht etabliert und der Fernsehsender konnte nicht von festen Zuschauerzahlen ausgehen. Dennoch fand die Serie großen Zuspruch und Cartoon Network erweiterte das Programm später mit Anime-Serien wie Inu Yasha, Lupin III und Witch Hunter Robin. Cowboy Bebop trug maßgeblich dazu bei, dass das Anime-Genre in den Vereinigten Staaten auch bei älteren Zuschauern an Beliebtheit gewann.
Um eine lokalisierte deutsche Version bemühte sich der Fernsehsender MTV und strahlte Cowboy Bebop von Januar 2003 bis Ende 2004 aus. Diese Version wurde auch auf sechs DVDs von Dynamic Visions veröffentlicht.
Aufgrund der Popularität der Serie wurde der Kinofilm Cowboy Bebop: Tengoku no Tobira (Knockin' on Heaven's Door) produziert, der 2001 in die japanischen Kinos kam. In den USA lief er 2003 unter dem Titel Cowboy Bebop: The Movie. In Deutschland wurde der Film im Sommer 2004 zunächst im Rahmen einer Festival-Tour präsentiert, bevor er auf DVD veröffentlicht wurde. In Japan erschien auch ein etwa 27 Minuten langes Special namens Session XX - Collection Blues. In diesem Special erzählen die Mitglieder der Crew von verschiedenen Dingen, zum Beispiel übers Essen, während dazu die passenden Ausschnitte aus der Serie gezeigt werden.
Handlung
Im Jahr 2021 wurde eine Reihe von Ringen konstruiert, die es ermöglichten, im Hyperraum schnell durch das Sonnensystem zu reisen und andere Welten zu kolonisieren. Durch einen Defekt im Ringsystem, der von der Gate Company weitestgehend ignoriert wurde, kam es jedoch zu einer Explosion der Ringe die Erde mit dem Mond verbunden haben. Dabei wurde ein großes Stück vom Mond weggesprengt. Die Überreste dieses zerkleinerten Stückes bilden nun eine Art Asteroidengürtel um die Erde, aus dem kontinuierlich Teile auf diese hageln. Dadurch wurde die Erdoberfläche unbewohnbar und einige Erdbewohner suchten Schutz im Untergrund. Die meisten jedoch zogen auf die neu erschlossenen Planeten und Monde (Venus, Mars, Ganymed und Europa) oder auf rauhere Welten (Kallisto, Io, Titan, u. a.)
Im Jahr 2071 reist die Besatzung des Schiffes Bebop durch das Sonnensystem, um ihrem Geschäft als Kopfgeldjäger (genannt „Cowboy“) nachzugehen. Die Crew besteht anfangs aus nur zwei Mitgliedern; im Laufe der Serie gesellen sich drei weitere hinzu. Jeder trägt mit einzigartigen Fähigkeiten dazu bei, Personen, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt wurde, einzufangen. Während sich die Handlung vordergründig um die Kopfgeldjäger und ihren stetigen Misserfolg in einer futuristischen Welt dreht, werden tatsächlich die individuellen Erfahrungen und Schicksale der einzelnen Charaktere beschrieben - jeder einzelne von ihnen hat eine individuelle Vorgeschichte, die seine Ambitionen und Wünsche verständlich macht.
Charaktere
Spike Spiegel, ein 26 Jahre alter Kopfgeldjäger, der auf dem Mars geboren wurde, war einst ein risikofreudiges Mitglied im Red-Dragon-Syndikat, wo er seine Schuss- und Nahkampfkünste (vor allem Jeet Kune Do) erlernte. Er war ursprünglich ein guter Freund von Vicious, bis ihn einige Geschehnisse (diese werden aber in der Serie teilweise nur angedeutet) dazu bewogen, das Syndikat zu verlassen. Er täuschte seinen eigenen, ehrenvollen Tod vor und führt nun ein Leben als Kopfgeldjäger. Sein Ziel ist es, irgendwann seine Geliebte Julia, die er bei seinem Abschied vom Syndikat zurücklassen musste, wiederzufinden. Vom Charakter besonnen, hat aber auch keine Probleme, seine Kampfkünste einzusetzten, wenn es nötig ist. Spike wirkt desinteressiert, was mit einer gewissen Resignation einhergeht. Für Spike sind alle Ereignisse nur ein Traum, aus dem er nie erwachen wird.
Jet Black, ein 36 Jahre alter ehemaliger Polizist, stellt einen deutlichen Kontrast zu Spike dar. Er war früher für lange Zeit ein Fahnder der ISSP (Inter Solar System Police) bis er einen Arm bei einem fehlgeschlagenen Einsatz verlor. Dieser wurde zwar durch eine kybernetische Prothese ersetzt, dennoch kündigte er – vor allem auch aufgrund der Korruption bei der ISSP – und wurde Kopfgeldjäger. Jet sieht sich selbst als ein Mann der Renaissance, während er seinen Bonsai-Baum pflegt, kocht oder Jazz-Musik genießt. Jet ist im Gegensatz zu Spike nicht emotional verroht. Er sorgt sich um Spike und Faye. Davon abgesehen kocht er für die Cowboy-Bebop-Crew. Jet besetzt eine Art Mutterrolle. Karrikierenderweise wird er manchmal in einer sehr femininen Kochschürze gezeigt.
Faye Valentine, ist 23 Jahre alt, lasterhaft veranlagt, korrupt und wirkt oftmals kaltherzig. Ihr Dasein als kleptomanische und spielsüchtige Kopfgeldjägerin fördert ihren sehr unabhängigen Lebensstil, sehr zu Lasten der anderen Mitglieder der Bebop. Faye nutzt ihren Sexappeal um zu erreichen, was sie möchte. Hinter ihrem eitlen Auftreten verbirgt sich allerdings ein ängstliches Mädchen. Aufgrund eines Unfalls während einer Raumreise wurde sie für 54 Jahre kryogenisch eingefroren und erwachte in einer ihr fremden und unbekannten Welt, ohne Erinnerung an den Unfall selbst und ihre Vergangenheit – nur um zu erfahren, dass ihre anfängliche Naivität bereitwillig ausgenutzt wurde, was sie in der Folge abhärtete. Ihren Namen hat sie von einem sie damals behandelnden Arzt erhalten. Später begegnet sie einer alten Freundin, was ihre Traurigekeit über die vergangene Zeit und ihr Unverständnis der neuen Welt nicht wesentlich lindert. In ihrem Wunsch nach Harmonie und der Sehnsucht nach einem besseren Leben gleicht sie Spike in gewisser Weise.
Edward Wong Hau Pepelu Tivrusky IV, genannt Ed, ist ein seltsames, junges Mädchen – ihr Alter wird auf 13 geschätzt – das auf der Erde geboren wurde und als „Freigeist“ bezeichnet werden könnte. Den Namen hat sie sich selbst gegeben. Sie verbrachte den größten Teil ihrer Kindheit in einem Waisenhaus (obwohl sie keine Waise war; ein Mann namens Applederry behauptet ihr Vater zu sein und nennt sie Francoise Applederry). Dennoch hat sie ein sonniges und lebendiges Gemüt und ist trotz vieler Eigenheiten eine geniale Hackerin, vielleicht die beste, die es jemals gab – an einem Computer, den sie nach einem Freund aus dem Waisenhaus Tomato genannt hat. Ed hat ein gutes Verhältnis zu Jet, der sich wie ein Ersatzvater benimmt, und sieht Faye als eine Art große Schwester, sehr zu ihrem Ärgernis. Ed scheint auch als einzige den Hund Ein zu verstehen.
Ein ist ein Welsh Corgi, der von Spike nach einer fehlgeschlagenen Kopfgeldjagd an Bord gebracht wurde. Ein war ursprünglich ein Hund in einem Versuchslabor, doch niemand weiß genau, was er nun ist. In Episode 2 wird er als ein DataDog bezeichnet und sein Wert sei unbezahlbar. Er zeigt eine unnatürlich große Intelligenz, nimmt Anrufe am Bildtelefon entgegen, benutzt das Internet und vollbringt eine weitere Zahl an Dingen, die ein normaler Hund nicht könnte. Leider wird seine Intelligenz von den anderen Crewmitgliedern „übersehen“.
Vicious war ein Partner und Freund Spikes während der Zeit beim Red-Dragon-Syndikat. Jedoch gerieten die beiden in Streit, weil sie dieselbe Frau liebten, Julia. Vicious (engl. bösartig) macht seinem Namen alle Ehre: Er ist ruchlos, verschlagen und ehrgeizig und gewillt, alles zu machen, um seine Macht zu festigen. Vicious' Lieblingswaffe ist allerdings keine Handfeuerwaffe, sondern ein Katana, mit dem er gut umgehen kann. Die Blutfehde zwischen Spike und Vicious zieht sich als kontinuierlicher Handlungsfaden durch die Geschehnisse von Cowboy Bebop und endet in der letzten mit einem Kampf, bei dem aber offen bleibt, wer als Sieger hervorgeht.
Julia ist eine bezaubernde und mysteriöse Frau aus Spikes und Vicious Vergangenheit. Diese Dreiecksgeschichte führte zur Fehde zwischen Vicious und Spike, und schlussendlich auch zu Spikes Abgang beim Syndikat. Julia selbst taucht nur in Form von Rückblenden auf, mit Ausnahme der letzten zwei Episoden. Julia wirkt wie ein Kontrast zur Welt um sie - ihr blondes Haar, ein leuchtend-roter Regenschirm und ebenso ein rotes Fahrzeug stechen aus der sonst trostlosen Umgebung heraus. Julia stirbt auf einer Verfolgungsjagd in Spikes Armen.
Soundtrack
Eines der bemerkenswertesten Elemente von Cowboy Bebop ist die Hintergrundmusik von Yoko Kanno und ihrer Band den Seatbelts. Viele der Blues- und Jazz-Stücke besitzen eine gewaltige Kraft und tragen erheblich zur Stimmung der Serie bei.
Synchronsprecher
- Spike Spiegel - Viktor Neumann
- Jet Black - Karl Schulz
- Faye Valentine - Antje von der Ahe
- Ed - Ilona Otto
- Vicious - Andreas Hosang
- Julia - Anke Reitzenstein
Produktion
Die Serie wurde von Hajime Yatate produziert, ein kollektives Pseudonym für die Mitglieder von Sunrise, dem Animationsstudio, welche auch Mobile Suit Gundam, Big O, Outlaw Star und Vision of Escaflowne entwickelt haben. Die Regie führte Shinichiro Watanabe, welcher ebenso bei Macross Plus und A Detective Story sowie Kid's Story der Animatrix mitgewirkte. Die Animation erfolgte durch das Studio BONES, einem Studio mit vielen ehemaligen Angestellten des Animationsstudios Sunrise, das mit Cowboy Bebop eines ihrer ersten Projekte abschloss.
Einflüsse
Cowboy Bebop greift auf eine Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse zurück – hauptsächlich aus der amerikanischen Kultur, darunter Kung Fu-, Gangster- und Westernfilme und Jazzmusik nach dem Stil der Harlem Nightclubs der 1940er.
Spikes eigene Kampfkünste kopieren den richtungsweisenden Stil von Bruce Lee. Es gibt noch weitere subtile Hinweise auf Bruce Lee und seine Filme, unter anderem lautet der Name eines Kopfgeldes in der zweiten Episode Abdul Hakim, geborgt aus dem Bruce-Lee-Film Mein letzter Kampf, wo der Schauspieler Kareem Abdul-Jabbar einen Charakter namens Hakim spielte. Spikes Charakterzüge erinnern an den charismatischen Dieb Lupin aus dem Manga und Anime Lupin III.
Viele Einzelgeschichten und filmtypische Umsetzungen in Cowboy Bebop wurden von diversen Filmen „geborgt“, dazu zählen A Space Odyssey, The Crow, Alien, Star Trek und Dirty Harry.
Weitere Einflüsse spiegeln sich in der Musik von Cowboy Bebop wieder, dies wird besonders an den Episodentiteln der englischen Ausgabe deutlich, die jeweils den Namen eines bekannten Songtitels tragen, darunter Honky Tonk Woman, Sympathy for the Devil, Bohemian Rhapsody, My Funny Valentine, Speak Like a Child, Wild Horses, Hard Luck Woman und The Real Folk Blues. Auch der Untertitel des Films, Knockin' on Heaven's Door, zitiert einen Songtitel.
Weblinks
- Offizielle U.S.Kinofilm-Webseite (englisch)
- MTV's Webseite zu Cowboy Bebop
- The Real Folk Blues Fanwebseite (englisch)