Deutscher Preß- und Vaterlandsverein



„Deutscher Preß- und Vaterlandsverein" oder auch „Deutscher Vaterlandsverein zur Unterstützung der Freien Presse“ war ein 1832 gegründeter Verein deutscher Publizisten und Intellektueller für Pressefreiheit und eine vereinigte deutsche Republik.
Zielsetzung
Ziel des Vereins war, die Unabhängigkeit von Journalisten und die Pressefreiheit zu unterstützen, die man als wesentliches Instrument zur Vereinigung Deutschlands ansah. Denn man strebte mit diesem Verein „die Wiedergeburt Deutschlands in einem freiheitlichen Europa“ an.
Die führenden Köpfe des Vereins formulierten Zielsetzungen und schafften Organisationsformen und Aktivitäten, die den Verein schließlich tatsächlich als relativ weit entwickelten Prototyp einer Parteiorganisation auszeichneten. Die Zielsetzungen waren grundsätzlich revolutionär, da sie die Überwindung des bestehenden politischen Systems in einer freiheitlich verfassten Nationaleinheit forderten.
Zur Unterstützung der oppositionellen Presse zahlte der Verein sogar Gelder an politische Schriftsteller, die sich in ihren Werken gegen das herrschende Regime wendeten.
Historie
Die Julirevolution von 1830 in Paris schürte die Freiheitsgedanken der Bürger. Von Frankreich ausgehend, erhob sich das Volk in ganz Europa gegen den regierenden Adel und dessen Militär (siehe: Vormärz). Um diese freiheitlichen Bestrebungen in der Pfalz zu unterbinden, verbot die königliche Regierung Bayerns politische Versammlungen und versuchte ständig, die Pressefreiheit durch Zensur und Druckverbote immer stärker einzuschränken.
Deshalb gründeten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth, beide Journalisten in Homburg (Saar), im Rahmen des "1. Schüler-Festes", eines Festbanketts – politische Versammlungen waren verboten - zu Ehren des Abgeordneten Friedrich Schüler, am 29. Januar 1832 in Zweibrücken-Bubenhausen zusammen mit anderen liberal denkenden Bürgern und Journalisten aus der Pfalz zur Abwehr dieser Pressezensur den „Deutschen Preß- und Vaterlandsverein". Sein provisorischer Vorstand bestand aus Friedrich Schüler, Ferdinand Geib und Joseph Savoye.
Der Verein breitete sich rasch aus, zunächst in den Südwesten und Süden Deutschlands, dann nach Mitteldeutschland. Seine Aktivitäten wurden durch Flugschriften unterstützt. Harte Auseinandersetzungen mit den Zensurbehörden waren die Folge. Doch schon binnen kürzester Zeit hatte der Verein über 5.000 Mitglieder in 116 Ortsgruppen (Komitees). Sogar in Paris entstand ein Komitee des Vereins, gegründet von deutschen Autoren wie Heinrich Heine und Ludwig Börne, die bereits wegen politischer Verfolgung im französischen Exil lebten.
Die von Wirth herausgegebene Zeitung „Deutsche Tribüne“ (1831-1832) war eine der wichtigsten liberal-demokratischen Zeitungen des deutschen und europäischen Vormärz und fungierte für den „Preßverein" gewissermaßen als Vereinszeitung, so dass die „Tribüne“ auch als zentrale Quelle für eine nationale Parteibildung betrachtet werden kann.
Doch auch Friedrich Philipp Deil (1804-1853) unterstützte die Freiheitsbewegung mit seinem „Pirmasenser Wochenblatt“, das er erst 1831 gegründet hatte. In seiner Druckerpresse entstanden auch die politischen Schriften „Der deutsche Mai" und „Der Liberale im Westrich".
Am 1. März wurde der Verein von der bayrischen Regierung verboten. Schüler, Geib und Savoye legten vergeblich gegen das Verbot Rechtsmittel ein. Gegen die Aufforderung der Regierung in diesem Zusammenhang eine Erklärung über die Nichtzugehörigkeit zu "geheimen Verbindungen" zu unterschreiben, wie dies von Staatsdienern verlangt wurde, verwahrte sich Schüler in einem Artikel in der „Deutschen Tribüne". Doch auch die „Deutsche Tribüne“ wurde noch im März 1832 verboten und Wirth, Siebenpfeiffer und Schüler erhielten Berufsverbot. Als Ersatz für die „Tribüne" wurden Flugblätter gedruckt.
Im April veröffentlichten Wirth und Siebenpfeiffer ihre Einladung zum „Hambacher Fest“ (27. Mai 1832) auf dem Hambacher Schlossberg, dessen Konzept Siebenpfeiffer schon im Januar bei der Gründungsversammlung des „Preßvereins“ vorgestellt hatte. Dabei sollte es sich zum Schein um ein Volksfest handeln. Dem Festaufruf folgten etwa 30.000 Menschen: Franzosen, Polen und Pfälzer, Männer und Frauen, Abgeordnete, Studenten, Handwerker und Bürger, Bauern und Winzer. Sie alle zogen singend, mit wehenden Fahnen hinauf zur Schloßruine. Freiheit, Bürgerrechte und nationale Einheit waren die Hauptforderungen der Hambacher Redner. Die Farben Schwarz-Rot-Gold der mitgeführten Fahnen wurden später die Nationalfarben des vereinten Deutschlands. Das „Hambacher Fest" wurde zur Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland.
Vereinsmitglieder
In alphabetischer Reihenfolge:
- Barth, Carl Theodor (1805-1837), Jurist
- Baumann, Melchior Philipp Karl (1794-1870), Kaufmann in Pirmasens
- Becker, Johann Philipp (1809-1886), Bürstenmacher in Frankenthal
- Brogino, Jakob Anton (1776-1854), Abgeordneter, Kaufmann in Kirchheimbolanden
- Bunsen, Gustav (1804-1836), Chirurg, Anführer des „Frankfurter Wachensturms"
- Crusius, Johann (1807-1866), Kaufmann in Kaiserslautern
- Deil, Friedrich Philipp (1804-1853), Publizist, Herausgeber der „Pirmasenser Zeitung"
- Denis, Paul Camille (1796-1872), Ingenieur und Eisenbahn-Pionier
- Eifler, Georg (1808-1874), Sekretär des Vereins
- Fahr, Ernst (1777-1849), Lederhändler in Pirmasens
- Fitz, Johann (1796-1868), Kaufmann in Bad Dürkheim
- Geib, Ferdinand (1804-1834), Jurist
- Gelbert, Daniel (1801-1871), Jurist in Kaiserslautern
- Hepp, Philipp (1797-1867), Arzt in Neustadt/Weinstr.
- Hoffmann, Karl Georg (1796-1865), Jurist, später (1848-1849) badischer Finanzminister
- Rost, Jakob Friedrich (1807-1839), Publizist, Herausgeber der „Zweibrücker Allgemeinen Zeitung"
- Savoye, Joseph (1802-1869), Jurist, später in Paris, Belgien und London
- Schüler, Friedrich (1791-1873), Abgeordneter, Rechtsanwalt
- Siebenpfeiffer, Jakob (1789-1845), Publizist, Herausgeber der Tageszeitung „Der Bote aus Westen"
- Wirth, Georg August (1798-1848), Publizist, Herausgeber der „Deutsche Tribüne"
Gedenken
Zur Erinnerung an das damalige Festbankett zur Gründung des „Preßvereins“ am 29. Januar 1832 veranstaltet die Siebenpfeiffer-Stiftung noch heute jedes Jahr abwechselnd in Homburg, dem beruflichen Wirkungsort von Wirth und Siebenpfeiffer, und Zweibrücken, dem Gründungsort des Vereins, ein ähnliches Festessen mit politischen Vorträgen.
Literatur
- Gustav Heinrich Schneider: Der Preß- und Vaterlandsverein 1832/33, Ein Beitrag zur Geschichte des Frankfurter Attentats, Heft 4, Seite 183f., Archiv für die Deutsche Burschenschaft (Hg.), Berlin 1896/1897.
- Cornelia Foerster: Der Preß- und Vaterlandsverein von 1832/33. Sozialstruktur und Organisationsformen der bürgerlichen Bewegung in der Zeit des Hambacher Festes. Dissertation an der Universität Trier, Verlag Trierer Historische Forschungen, Trier 1981, ISBN 3-923087-02-0.
- Cornelia Foerster: Der deutsche Preß- und Vaterlandsverein im Rahmen des frühen politischen Vereinswesens, in: Helmut Reinalter (Hg.): Die Anfänge des Liberalismus und der Demokratie in Deutschland und Österreich 1830-1848/49, Seite 213f., Frankfurt (Main) 2002.
- Cornelia Foerster: Verein contra Zensur!. Johann Georg August Wirth und der Deutsche Preß- und Vaterlandsverein von 1832/33, in: Axel Herrmann (Hg.): Johann Georg August Wirth (1798-1848). Ein Revolutionär aus Hof. Seine Person, seine Zeit, seine Wirkungen, Seite 71f., Hof 1999.