Hispanics
Der Begriff "Hispanic" bezeichnet eine Volksgruppe (Ethnie) in den USA. In diese Kategorie fällt jeder Bewohner der USA, der seine Herkunft von Mittel- oder Südamerika oder der Iberischen Halbinsel in Europa herleitet. Der Begriff wurde in den Siebziger Jahren von der Regierung der USA geprägt. Aufgrund der Vermischung der verschiedenen "Rassen" und Volksgruppen der USA während der letzten 400 Jahre, besitzt der Begriff keine Trennschärfe. Im wesentlichen beruht die Zugehörigkeit zu den Hispanics auf einer Selbsteinschätzung, die der US-Bürger alle zehn Jahre in einer Volkszählung (Census) artikuliert, in der man neben der eigene "Rasse" (White, Black, Native American, Asian American/Pacific Islander oder Other) auch eine Ethnie angeben kann (z.B. Hispanic, Caucasian, etc.). Die augenscheinliche Zugehörigkeit zu einer "Rasse" nach dem jeweiligen Phänotyp spielt für diese Einschätzung keine Rolle: Ein Hispanic kann jeder "Rasse", die in den USA lebt, angehören. Er betrachtet sich aber primär nicht als "schwarz" oder "weiß", sonden als Hispanic (höherer Stellenwert der Selbstidentifikation) 1950 waren 4 Millionen Hispanics in den USA. Heute wird die Anzahl bereits auf 35 Millionen beziffert. Bedingt ist dieser starke Zuwachs durch große Einwanderungsströme und hohe Geburtenraten. Die Hispanics sind die am schnellsten wachsende und die altersmäßig jüngste Bevölkerungsgruppe der USA. Nach Schätzungen sollen 2050 fast 25% der US-Einwohner Hispanics sein (98 Mio.).
Der Begriff "Latino" wird gern gleichbedeutend mit dem der Hispanics verwendet. Im wissenschaftlichen Sinn bezeichnet jener aber nur die Hispanics, die aus Mittel- und Südamerika eingewandert sind, nicht etwa die Nachfahren spanischer Siedler aus Europa, die auf dem heutigen Gebiet der USA siedelten, die zwar "Hispanics", aber keine "Latinos" sind.
Hispanics leben heute in höherer Anzahl vor allem in den US-Bundesstaaten des Südens und Südwestens, v.a. Kalifornien, Arizona, New Mexico, Texas, Florida (vor allem Kubaner), Colorado, Nevada aber auch in New York (vor allem Puerto Ricaner).
Ein großer Anteil der Hispanics spricht besser Spanisch als Englisch, vor allem, wenn die Familie erst diese Generation oder vor wenigen Generationen in die USA eingewandert ist.
Untergruppen
Innerhalb der Gruppe der Hispanics gibt es bestimmte Untergruppen: die Mexican Americans, die die größte Gruppe bilden (auch "Mexicanos", "Chicanos", "Mexican Americans"; möglich ist auch "Hispanos" oder Spanish Americans, wenn es sich um Hispanics handelt, die nicht aus Mittel- oder Südamerika eingewandert sind, sondern schon im Jahre 1848, als Teile Mexikos in das Gebiet der USA eingegegliedert wurden, in eben diesen Gegenden gewohnt hatten), die Puerto Ricaner, und die Kubaner (auch "Cubanos" genannt). Neben diesen drei größten Untergruppen gibt es eine Vielzahl von weiteren aus praktisch allen Ländern Mittel- und Südamerikas. Selbst die brasilianischen Einwanderer werden in diese Kategorie gezählt, obwohl ihr kulturelles Erbe genau genommen nicht spanisch, sondern portugiesisch sind.
Selbstidentitfikation
Aufgrund oft ähnlich gelagerter gesellschaftlicher und politischer Interessen (Förderung von zweisprachigem Unterricht, Erleichterung des Erhalt der US-Staatsbürgerschaft, bessere medizinische Versorgung und Arbeitsbedingungen für sozial Schwächere, Verkörperung religiöser Werte in der Politik oder Bekämpfung der Diskriminierung) geht der Trend der einzelnen Untergruppen zur gesteigerten Identifikation zur Gesamtgruppe der Hispanics, da sich hier die eigene kulturelle Identität und die Interessen gegenüber der Meherheit der weißen US-Bürger besser vertreten lassen.
Kulturelle und politische Bedeutung für die heutigen USA
Die Geschichte der spanischen Siedler, auf die die Hispanics - erweitert durch zahlreiche Einflüsse vor allem aus dem Bereich der mittel- und südamerikanischen Ureinwohner- zurück gehen, ist eng mit der der USA verwoben. Die ersten Städte auf dem Gebiet der heutigen USA, nämlich St. Augustine (heutiges Florida, gegründet 1565) und Santa Fe (heutiges New Mexico, gegründet 1610) wurden von spanischen Siedlern begründet und standen bereits, bevor die ersten Pilgrims, die im historischen Gründungsmythos der USA die Hauptrolle spielen, ihren Fuß an Land setzten (1620).
Aufgrund ihrer demografischen Entwicklung als seit 2003 größte US-Minderheit, die in einigen Teilen des Südwestens der USA bereits die Mehrheit darstellt (vor allem in Kalifornien und New Mexico) und ihrer starken politischen Mobilisierung als relativ einheitliche Gruppe, ist ihre Wahrnehmung seit den Achtziger Jahren stark gestiegen. Ihre politische Bedeutung wird durch mehrere Faktoren begünstigt: 1. Die Bevölkerungsgruppe wächst schneller als alle anderen Bevölkerungsgruppen (steigendes Wählerpotenzial); 2. Hispanics leben vor allem in den großen Staaten, die einen großen Anteil der Wahlmänner bei der US-Präsidentschaftswahl stellen (Kalifornien, Texas, Florida) und damit einen entsprechend großen Einfluss auf den Ausgang dieser Wahlen haben; 3. In einigen Bundesstaaten, in denen keine der beiden großen Parteien eine strukturelle Mehrheit hat (Swing States), ist der hispanische Bevölkerungsanteil besonders hoch (z.B. Florida, New Mexico, Arizona) - die Bevölkerungsgruppe kann somit als Zünglien an der Waage spielen. Alle drei Faktoren verstärken die politische Bedeutung der Hispanics, die damit die politisch umworbenste Minderheit sind.
Die Flagge der Hispanics hat drei Kreuze. Hinter dem mittlerem Kreuz befindet sich eine strahlende Sonne.