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Tatort (Fernsehreihe)

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Vorlage:Infobox Serie

Tatort ist der Titel einer TV-Kriminalreihe der ARD und des ORF, die im Deutschen (im Ersten sowie in den Dritten) und Österreichischen Fernsehen (ORF) ausgestrahlt wird. Das Schweizer SF DRS produzierte von 1990 bis 2001 Tatort-Folgen.

Die erste Folge Taxi nach Leipzig wurde am 29. November 1970 in der ARD ausgestrahlt. (Produziert vom NDR, mit Walter Richter als Kommissar Trimmel.) Konzipiert wurde die Reihe als Nachfolgerin der Stahlnetz-Krimis der ARD und als Konkurrenz zur ZDF-Krimiserie Der Kommissar mit Erik Ode.

Der Tatort ist die älteste und derzeit auch beliebteste noch laufende Krimireihe im deutschsprachigen Raum. Die Erstausstrahlung läuft in der Regel sonntags um 20.15 Uhr im Ersten, Wiederholungen gibt es in den Regionalprogrammen.

Konzept

Im Gegensatz zu anderen Fernsehkrimireihen sind die einzelnen Rundfunkanstalten der ARD jeweils für ihr Sendegebiet zuständig. Jede Rundfunkanstalt verfügt über mindestens ein Ermittlerteam (Ausnahme: Bis zur Fusion von SFB und ORB zum RBB produzierte der ORB keine Tatorte - s.u.). Dadurch, dass nicht in jeder Folge dieselben Ermittler zu sehen sind, wird für Abwechslung gesorgt. Zum Konzept der Reihe gehört das Lokalkolorit: Die jeweiligen regionalen Besonderheiten der Stadt oder Gegend, in der ermittelt wird, sollen in die Handlung mit eingearbeitet werden.

Anfangs war keine Reihe mit festen Darstellern geplant, sondern lediglich ein für Krimis reservierter Programmplatz am Sonntagabend, den die beteiligten Sender in Eigenregie füllen sollte. Inhaltlich wurden lediglich das Lokalkolorit sowie, als Abgrenzung zu Der Kommissar, Schauplätze außerhalb des Studios vorgegeben.

Den ersten Folgen kann auch eine gewisse gesellschaftspolitische Bedeutung zugeschrieben werden: Erstmals traten im deutschen Krimi verstärkt Mitglieder höherer gesellschaftlicher Schichten als Täter auf. Ähnlich kann auch die Figur des Kommissars Schimanski interpretiert werden. Mit ihm trat erstmals ein Ermittler auf, der eindeutig und wahrnehmbar der Arbeiterschicht entstammt.

Episoden

Hauptartikel: Liste der Tatort-Episoden

Seit Beginn der Reihe wurden über 600 Episoden ausgestrahlt, und derzeit werden etwa 30 neue Folgen pro Jahr gesendet. Eine Vielzahl von Drehbuchautoren und Regisseuren war für die Reihe tätig, unter ihnen bekannte Personen wie Felix Huby, Wolfgang Petersen und Michael Verhoeven.

Die Episoden finden an verschiedenen Schauplätzen statt, die jeweils im Gebiet der produzierenden Rundfunkanstalt liegen - daher die wechselnden Ermittler. Der wohl bekannteste Tatort-Schauplatz war die Ruhrgebietsstadt Duisburg, wo Kommissar Schimanski (Götz George) tätig war.

Der Inhalt der Episoden sowie die Charaktere der Ermittler haben sich seit Beginn der Reihe deutlich verändert. Dies ist kein Zufall, denn "seit rund 30 Jahren bildet die Krimiserie bundesrepublikanische Realität ab" (Frankfurter Rundschau).

Tatort-Produktionen, die Fernsehgeschichte geschrieben haben

Ermittler

Eine Besonderheit der Serie ist die Zahl der Ermittler. Im Gegensatz zu anderen Fernsehserien gibt es beim Tatort eine Vielzahl von Haupdarstellern, die von Folge zu Folge wechseln. Derzeit gibt es fünfzehn Ermittler bzw. Ermittlerteams; insgesamt sind bereits 70 verschiedene Ermittler(teams) in Erscheinung getreten. Diese Besonderheit liegt an der Konzeption der Serie (s. o.) als Gemeinschaftsproduktion der neun ARD Rundfunkanstalten sowie des ORF. (Von 1990 bis 2001 war auch das Schweizer SF DRS beteiligt.)

In den frühen Folgen stehen die zu lösenden Fälle mit den damit verbundenen Personen von Verdächtigen, Zeugen und Tätern im Vordergrund der Handlung. Die Kommissare spielen darin nur als Polizisten eine Rolle. Ihre Darstellung als Privatpersonen unterbleibt dabei weitgehend, von vielen frühen Tatort-Kommissaren sind nicht einmal die Vornamen bekannt. Im Lauf der Jahre wird immer mehr auch die persönliche Geschichte der Ermittler erzählt, dies wird vor allem zu Beginn der achtziger Jahre durch den Auftritt von Kommissar Schimanski (dargestellt von Götz George) eingeläutet.

Kommissarinnen

Zu Beginn der Reihe waren alle Ermittelnden männlich. Dies änderte sich 1978 durch Kommissarin Buchmüller, dargestellt von Nicole Heesters. Mit dieser Kommissarin wurden zwar nur drei Folgen produziert, doch fortan gab es stets weibliche Verstärkung für die männlichen Kollegen. Der Tatort nahm damit eine Vorreiterstellung in der deutschen Krimilandschaft ein. Mittlerweile ermitteln Frauen in Bremen, Hannover, Frankfurt (Main), Ludwigshafen und Konstanz.

Gastauftritte

In den ersten Folgen waren Gastauftritte der Kommissare üblich. In fast jeder Folge spielte in einer Nebenrolle ein Tatort-Kommissar aus einer anderen Stadt mit. Mittlerweile sind Gastauftritte selten geworden, die Idee wurde jedoch 2000 und 2002 mit den Folgen Quartett in Leipzig und Rückspiel wieder aufgenommen. Hier ermitteln die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) gemeinsam mit ihren Leipziger Kollegen Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade). Einen weiteren Besuch statteten die Münsteraner Ermittler Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) ihren Kölner Kollegen in der Folge Der doppelte Lott vom 20. November 2005 ab.

Liste der aktuellen Tatort-Kommissare

  • Stand: 18. April 2006
Jahr Sender Kommissar(e) Schauspieler Stadt Anzahl der Folgen
seit 1989 SWR (bis 1998 SWF) Lena Odenthal und Mario Kopper Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe Ludwigshafen 37, davon 28 mit Kopper
seit 1991 BR Ivo Batić, Franz Leitmayr und Carlo Menzinger Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl und Michael Fitz München 43, davon 39 mit Menzinger
seit 1992 MDR Bruno Ehrlicher und Kain Peter Sodann und Bernd Michael Lade erst Dresden, später Leipzig, eine Episode in Köln 39, davon zwei gemeinsam mit Ballauf und Schenk
seit 1992 SWR (bis 1998 SDR) Ernst Bienzle Dietz Werner Steck Stuttgart 21
seit 1997 WDR Max Ballauf und Freddy Schenk Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär Köln, eine Episode in Leipzig 33, davon zwei gemeinsam mit Ehrlicher und Kain
seit 1997 RB Inga Lürsen und Nils Stedefreund Sabine Postel und Oliver Mommsen Bremen 14, davon 9 mit Stedefreund
seit 1999 ORF Moritz Eisner Harald Krassnitzer Wien 14
seit 2001 NDR Jan Casstorff, Eduard Holicek und Jenny Graf Robert Atzorn, Tilo Prückner und Julia Schmidt Hamburg 11
seit 2001 RBB (bis 2003 SFB) Till Ritter und Felix Stark Dominic Raacke und Boris Aljinovic Berlin 14
seit 2002 HR Charlotte Sänger und Fritz Dellwo Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf Frankfurt am Main 7
seit 2002 NDR Charlotte Lindholm Maria Furtwängler Verschiedene Orte in Niedersachsen 8
seit 2002 SWR Klara Blum und Kai Perlmann Eva Mattes und Sebastian Bezzel Konstanz 9, davon 4 mit Perlmann
seit 2002 WDR Frank Thiel und Prof. Karl-Friedrich Boerne Axel Prahl und Jan Josef Liefers Münster (Westfalen) 9
seit 2003 NDR Klaus Borowski und Frieda Jung Axel Milberg und Maren Eggert Kiel 6

Liste der ehemaligen Tatort-Kommissare

(Stand: 28. November 2005)

Jahr Sender Kommissar(e) Schauspieler Stadt Anzahl der Folgen
1970–1982 NDR Paul Trimmel Walter Richter Hamburg 11
1970–1973 SR Liersdahl Dieter Eppler Saarbrücken 2
1971–1973 WDR Kressin Sieghardt Rupp Köln 7
1971–1986 SDR Eugen Lutz Werner Schumacher 8 baden-württembergische Städte 16
1971–1979 HR Konrad Klaus Höhne Frankfurt am Main 8
1971–1978 NDR Finke Klaus Schwarzkopf Kiel 7
1971–1987 ORF Viktor Marek Fritz Eckhardt Wien 14
1971–1972 SFB Erwin Kasulke Paul Esser Berlin 2
1972–1981 BR Melchior Veigl Gustl Bayrhammer München 15
1972 SWF Horst Pflüger Ernst Jacobi Baden-Baden 1
1973 RB Walter Böck Hans Häckermann Bremen 1
1973–1977 SWF Franz Gerber Heinz Schimmelpfennig Baden-Baden 5
1974–1980 WDR Heinz Haferkamp Hansjörg Felmy Essen 20
1974–1977 NDR Heinz Brammer Knut Hinz Hannover 4
1975–1977 SFB Martin Schmidt Martin Hirthe Berlin 3
1977–1984 SR Schäfermann Manfred Heidmann Saarbrücken 4
1978–1980 SWF Marianne Buchmüller Nicole Heesters Mainz 3
1978–1983 HR Bergmann Heinz Treuke Frankfurt am Main 1
1978–1979 SFB Matthias Behnke Hans-Peter Korff Berlin 2
1979 NDR Nagel Diether Krebs Hannover/ehem. Landkreis Burgdorf 1
1979–1985 NDR Delius Horst Bollmann Köln 3
1980 HR Sander Volkert Kraeft Frankfurt am Main 1
1980 WDR Paul Enders Jörg Hube Essen, Frankfurt am Main 1
1980–1982 NDR Jochen Piper Bernd Seebacher Bremen 2
1980 WDR Willy Kreutzer Willy Semmelrogge Essen 1
1981 HR Bergmann Lutz Moik Frankfurt am Main 2
1981–1985 SFB Friedrich Walther Volker Brandt Berlin 6
1981–1988 SWF Hanne Wiegand Karin Anselm Baden-Baden, Karlsruhe, Mainz 8
1981 NDR Greve Erik Schumann norddeutsche Kleinstadt 1
1981 NDR Beck Hans Häckermann Hamburg 1
1981–1991 WDR Horst Schimanski, Christian Thanner und "Hänschen" Götz George, Eberhard Feik und Chiem van Houweninge Duisburg 29
1981–1987 BR Ludwig Lenz Helmut Fischer München 7
1982 HR Werner Rolfs Klaus Löwitsch Frankfurt am Main 1
1982 NDR Nikolaus Schnoor Uwe Dallmeier Ort bei Bremerhaven 1
1983 NDR Ronke Ulrich von Bock Hamburg 1
1984 HR Rullmann Hans-Werner Bussinger hessische Kleinstadt 1
1984–2001 NDR Paul Stoever und Peter Brockmöller Manfred Krug und Charles Brauer Hamburg 41, davon 37 mit Brockmöller
1984–1986 ORF Hirth Kurt Jaggberg Wien 3 (+ 7 nur ORF)
1985 HR Reinhold Dietze Klaus Löwitsch Frankfurt am Main 1
1985–2001 HR Edgar Brinkmann Karl-Heinz von Hassel Frankfurt am Main 28
1985–1989 SFB Hans Georg Bülow Heinz Drache Berlin 6
1986 BR Siggi Riedmüller Günther Maria Halmer München 1
1987–1988 SDR Georg Thomas Schreitle Horst Michael Neutze Stuttgart, Führstadt 3
1987 BR Karl Scherrer Hans Brenner München 1
1987 ORF Passini Christoph Waltz Wien 1
1988 ORF Pfeifer Bruno Dallansky Wien 1 (+4 nur ORF)
1988-2005 SR Max Palu Jochen Senf Saarbrücken 17
1988–1989 BR Otto Brandenburg Horst Bollmann München 2
1989–1996 ORF Michael Fichtl Michael Janisch Wien 8 (+1 nur ORF)
1990 DRS Walter Howald Mathias Gnädinger Bern 1
1991–1992 DRS Reto Carlucci Andrea Zogg Bern 2
1991–1995 SFB Franz Markowitz Günter Lamprecht Berlin 8
1992–1997 WDR Bernd Flemming, Miriam Koch und Max Ballauf (Team Flemming) Martin Lüttge, Roswitha Schreiner und Klaus J. Behrendt Düsseldorf 15, davon 8 mit Ballauf
1993–2002 DRS Philipp von Burg und Markus Gertsch L.I. Kisch und E.C. Sigrist Bern 9
1995 HR Leo Felber Heinz Schubert Frankfurt am Main 1
1996–1998 SFB Ernst Roiter und Michael Zorrowski Winfried Glatzeder und Robinson Reichel Berlin 12
1996 ORF Max Becker Klaus Wildbolz Wien 1
1997 ORF Paul Kant und Jakob Varanasi Wolfgang Hübsch und Johannes Nikolussi Wien 2
1997 NDR Lea Sommer Hannelore Elsner Hamburg 2

Sprache

In den neueren Folgen wird fast ausschließlich Standarddeutsch gesprochen, eine Ausnahme bilden einige Folgen des ORF und des SWR. In der Anfangszeit des Tatorts zählte zum Lokalkolorit jedoch auch der in der jeweiligen Gegend gesprochene Dialekt, was beispielsweise dazu führte, dass die frühen Folgen des Bayerischen Rundfunks für norddeutsche Zuschauer kaum zu verstehen waren. Der NDR sendete 1982 die Folge Watt Recht is, mutt Recht bliewen, in der Plattdeutsch gesprochen wurde, teilweise mit hochdeutschen Untertiteln. Ein solches Experiment wurde nie wiederholt.

Vorspann

Der Darsteller im Vorspann (durch einen Schlitz blickende Augen und eine flüchtende Person) ist Horst Lettenmayer. Er bekam für den Dreh damals einmalig 400 DM. Die Titelmusik wurde 1970 von Klaus Doldinger komponiert und im Lauf der Zeit nur behutsam modifiziert. Bei der Einspielung war Udo Lindenberg als Schlagzeuger beteiligt.

Schwesterserie

Das DDR-Pendant zum Tatort war der Polizeiruf 110, der sich heute mit dem Tatort den Sendeplatz teilt. Die erste Crossover-Folge zwischen den beiden Reihen bildete 1990 die Tatort-Folge Unter Brüdern, in der die westdeutschen Kommissare Schimanski und Thanner (dargestellt von Götz George und Eberhard Feik) auf ihre ostdeutschen Kollegen Fuchs und Grawe (dargestellt von Peter Borgelt und Andreas Schmidt-Schaller) treffen. Einen weiteren Berührungspunkt gab es im Jahr 2006: In der Polizeiruf-Folge Die Mutter von Monte Carlo (Erstausstrahlung 29. Januar 2006) trifft Polizeiruf-Kommissar Thomas Keller (dargestellt von Jan-Gregor Kremp) auf seinen Frankfurter Tatort-Kollegen Fritz Dellwo (dargestellt von Jörg Schüttauf).

Literatur

  • Eike Wenzel (Hg.): Ermittlungen in Sachen Tatort. Berlin: Dieter Bertz Verlag 2000. ISBN 3-929470-18-7


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