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Hundeshagen

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Wappen Karte
Wappen von Hundeshagen
Hilfe zu Wappen
Lage von Hundeshagen in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Eichsfeld
Verwaltungsgemeinschaft: Lindenberg/Eichsfeld
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 306 m ü. NN
Fläche: 13,38 km²
Einwohner: 1.286 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 96 Einwohner je km²
Postleitzahl: 37339
Vorwahl: 036071
Kfz-Kennzeichen: EIC
Gemeindeschlüssel: 16 0 61 052
Politik
Bürgermeister: Jürgen Funke

Hundeshagen ist eine Gemeinde in der Verwaltungsgemeinschaft Lindenberg/Eichsfeld im thüringischen Landkreis Eichsfeld.

Geschichte

Hundeshagen wurde erstmals am 15. April 1282 urkundlich erwähnt. Der Ort ist auch als eichsfeldisches Musikantendorf bekannt, da hier ab dem 17. Jahrhundert das Wandergewerbe der Musikanten eine wichtige Rolle spielte. Dabei entwickelten die Wandermusikanten eine eigene Sprache, welche "Kochum" genannt wurde. Diese ermöglichte eine Kommunikation der Wandermusikanten außerhalb ihres Heimatortes, ohne das außenstehende Personen den Gehalt der Unterredung mitverfolgen konnten.Dies war sinnvoll, da man sich über Themen wie Politik oder Justiz frei verständigen konnte, ohne das man präventiv Maßnahmen der staatlichen Behörden erwarten musste.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Wappen

Das Hundeshagener Wappen besteht aus drei Symbolen, die sich auf einen roten Hintergrund abzeichnen. Eine räumliche Trennung entsteht durch einen gelben Balken, der dreieckig an die Mitte des oberenen Randes des Wappens stößt und das Dach des Glockenhauses der Kirche symbolisiert. Folgende Symbole werden dadurch getrennt: Zum einen das Mainzer Rad im oberen linken Teil des Wappens, welches an die Zugehörigkeit des Eichsfeldes zu Mainz erinnert. Zum anderen findet sich auf der rechten oberen Seite des Wappens eine Harfe, welche auf die Geschichte des Wandermusikantentums des Ortes hinweist. Den Mittelpunkt des Wappens bilden drei Glocken, welche die architektonischen Besonderheiten der Kirche in Hundeshagen darlegen.

Kochum

Die Sprache Kochum ist einer von vielen rotwelschen Dialekten. Um einen kurzen Einblick in die Sprache der Wandermusikanten aus Hundeshagen zugeben, sind hier einige Beispiele alphabetisch angeführt.

  • 1 Mark - 1/2 Soof,
  • alt - ulmisch,
  • Apfel - Krepschling,
  • Arzt - Schmeichert,
  • ausfragen - loschen,
  • Bauer - Knebel,
  • Bier - Blembel,
  • Brot - Lechen,
  • Butter - Schmunk,
  • Dorf - Kaff,
  • er geht - er buscht schiwes,
  • Familie - Jent,
  • Feuer - Funker,
  • Fleischer - Fetzer,
  • friert - pickelt,
  • Gasthaus - Schwäche,
  • Geld zählen - Pich schibbern,
  • gucken - spannen,
  • gut angezogen - grannig gekluftet,
  • Harfe - Echfach,
  • Hochzeit - Quante,
  • hocken - kutzsikeren,
  • Hunger - Danger,
  • ist - schemmt,
  • Kaiser - Nobel,
  • Kartoffel - Pandatten,
  • Kinder - Schrappen,
  • krank - bekersch,
  • Lehrer - Schallder,
  • Mädchen - Dilm,
  • Milch - Kleis,
  • Musiker - Klinger,
  • Musiker aus Böhmen - Muker,
  • Musiker aus Italien - Stils,
  • Musiker Mädchen - Klingerdilm,
  • musizieren - jaunen,
  • nähen - sticheln,
  • Orgel - Lezen,
  • Pfarrer - Kawes,
  • Reise - Hultche,
  • schlachten - schächten,
  • schlagen - kuffen,
  • schreiben - fackeln,
  • schwanger - finale,
  • singen - schallern,
  • Stadt - Moken,
  • tanzen - weddeln oder schwoofen,
  • Toilette - Flösselfinnichen,
  • trinken - schwächen,
  • Vater - Ette,
  • vorsicht - schuftig,
  • Wasser - Flossert,
  • weinen - flonern,
  • Zigarette - Schwulchen,
  • Zucker - Sprankert,

Es wird vermutet, dass diese Sprache eine Mischung aus den damaligen Sprachen des "fahrenden Volkes" (Vagabunden,Zigeuner) ist. Eine verwandte Sprache ist die Masematte, die in Münster entstand. Die Tatsache, dass das Wort Musik sooft auftaucht und viele Übersetzungen besitzt, beweisst, dass die Einwohner Hundeshagens tatsächliche Wandermusikanten waren und diese Sprache zur Verständigung untereinander benutzten. Der Name "Klingerdilms" bezeichnet einen Musikverein in Hundeshagen, der Zweifelsfrei seinen Namen aus dem Kochum bezogen hat und viele traditionelle Verweise auf das Wandermusikantentum gibt.