In der Mathematik ist die Partialbruchzerlegung eine bestimmte Darstellung rationaler Funktionen
als Summe von Brüchen der Form

mit Konstanten a und b.
Definition
Eine rationale Funktion r mit n verschiedenen Polstellen zj der Ordnung mj lässt sich in der Form

schreiben, wobei der Grad des Polynoms p der Differenz von Zähler- und Nennergrad von r entspricht.
Diese Darstellung heißt Partialbruchzerlegung (Abk. PBZ).
Verwendung
Die Partialbruchzerlegung wird z.B. verwendet, um rationale Funktionen integrieren zu können. Sie wird ebenfalls bei der Lösung von Differentialgleichungen bzw. Differenzengleichungen mit Hilfe der Laplace-Transformation bzw. z-Transformation benötigt.
Berechnung
Diese Zerlegung kann folgendermaßen bestimmt werden:
- Falls der Grad des Zählers größer gleich dem Nennergrad ist, muss eine Polynomdivision durchgeführt werden (man erhält p). Ansonsten ist p=0.
- Abhängig von der Form des Nennerpolynoms wird ein geeigneter Ansatz für das Ergebnis aufgestellt (siehe unten).
- Die Konstanten aj,k ergeben sich beispielsweise durch Koeffizientenvergleich nach Multiplikation der Zerlegung mit dem Nennerpolynom.
Ansätze
Abhängig von der Form des Nennerpolynoms müssen verschiedene Ansätze verfolgt werden. Hierfür müssen sämtliche Nullstellen des Nennerpolynoms bekannt sein. Diese sind am einfachsten sichtbar, wenn das Nennerpolynom auf folgende Form gebracht wird:
Hierbei stellen dann k1 etc. den Grad der jeweiligen Nullstellen und x1 etc. die Nullstellen selber dar.
- Nennerpolynom mit einfachen reellen Nullstellen x1, x2, ..., xn:

- Nennerpolynom mit i-facher Nullstelle xk:

- Nennerpolynom mit einfacher komplexer Nullstelle zk:
(Die Nullstellen von x2+ax+b sind dann zk und zk*, somit wird jede komplexe Nullstelle mit ihrer konjugiert komplexen zu einem Term zusammengefasst)

- Nennerpolynom mit i-facher komplexer Nullstelle zk:

Koeffizientenvergleich
Um die Konstanten
,
, ... zu ermitteln, wird der Ansatz mit der Funktion gleichgesetzt und so erweitert, dass bei
der Nenner entfällt. Dann werden die (noch unbekannten) Konstanten so sortiert, dass eine bis mehrere Bedingungen entstehen, woraus man sie berechnen kann.
Beispiel:
.
Dieser Ausdruck kann (um die Nullstellen des Nennerpolynoms besser sehen zu können) auch geschrieben werden als:
,
Man erkennt zwei einfache Nullstellen. Hierfür wird der erste oben erwähnte Ansatz verwendet:
,
wobei
und
(unbekannte, noch zu ermittelnde) Konstanten sind. Erweitert man beide Seiten der Gleichung auf
(das Nennerpolynom auf der rechten Seite), erhält man
.
Sortiert man diese so um, dass
auch auf der linken Seite alleine steht, erhält man
.
Diese Gleichung wird folgendermaßen gelöst: Man setzt
:
⇒
(1.)
Diese Erkenntnis wird eingesetzt und es gilt dann:
⇒
(2.)
Aus den Bedinungen
und

erhält man durch Hinsehen oder durch ineinander Einsetzen der zwei Bedinungen
.
Setzt man diese Werte für
und
ein, erhält man

welches für alle
ungleich
wahr ist.
Ein weiterer, oft schnellerer Ansatz ist das Bestimmen der Koeffizienten durch eine sogenannte Koeffizientenmatrix.
Weitere Beispiele
Einfache Nullstellen
Durch Grenzwertbildung an der Polstelle (hebbare Singularität)

Beispiel


Doppelte Nullstelle



(*)

Es folgt durch Koeffizientenvergleich:

also:

Ab (*) auch möglich: durch scharfes Hinsehen und Probe mit A=2 sieht man:

B muss also 1 sein damit die Formel stimmt!:



Gelöst werden soll
.
Die Nullstellen lauten
,
und
.
Somit lässt sich der Term durch folgende PBZ darstellen:

Durch Umstellen und Umformen erhält man
Hilfreich beim Berechnen mehrerer Koeffizienten ist eine Koeffizientenmatrix, an diesem Beispiel gezeigt:

Durch Lösen des LGS (Gauss, Determinanten, hier auch durch Hinsehen ...) erhält man so: A = 1, B =0 und C = 2.
Dadurch kann das Integral folgendermaßen dargestellt und integriert werden:
