Paris–Roubaix 2006
Rennergebnis | ||
---|---|---|
Sieger | Fabian Cancellara | 6:07:54 h |
2. | Tom Boonen | +1:49 min |
3. | Alessandro Ballan | gl. Zeit |
4. | Juan Antonio Flecha | gl. Zeit |
5. | Bernhard Eisel | +3:25 min |
6. | Steffen Wesemann | +5:35 min |
7. | Frédéric Guesdon | +6:31 min |
8. | Bert Roesems | +6:44 min |
9. | Christophe Mengin | gl. Zeit |
10. | Staf Scheirlinckx | +6:45 min |
Die zunächst ab Platz 2. klassierten Leif Hoste (+1:23 min), Peter Van Petegem (gl. Zeit) und Vladimir Gusev (gl. Zeit) wurden disqualifiziert |
Das Radrennen Paris-Roubaix 2006 war die 104. Austragung des Radsportklassikers Paris-Roubaix. Es gewann der Schweizer Fabian Cancellara vom dänischen Team CSC. Er fuhr als Solist in das berühmte Radstadion von Roubaix ein. Cancellara ist nach Henri Suter (1923) erst der zweite Schweizer, der dieses Rennen gewinnen konnte.
Rennverlauf
Wald von Arenberg
Bereits vor dem von den Fahrern wegen früherer folgenschwerer Stürze (bspw. Johan Museeuw 1998) gefürchteten Wald von Arenberg hatte sich eine mehr als 15-köpfige Spitzengruppe gebildet. Die berüchtigte Kopfsteinpflasterpassage – 2005 nicht im Programm, aber für die Austragung 2006 mit großem Aufwand restauriert und teilweise verbreitert – brachte diesmal nicht die Rennentscheidung. Viele Teams waren zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Vorderfeld vertreten, so Gerolsteiner und Team Milram.
Glück im Unglück für George Hincapie
Auf einer der folgenden Kopfsteinpflaster-Passagen kam George Hincapie (Discovery) auf dramatische Art und Weise zu Fall: Nachdem er bereits in der ersten Rennhälfte gestürzt war, war der Schaft seiner Gabel offenbar beschädigt. Noch bevor er das Rad austauschen konnte, brach der Gabelschaft. Hincapie konnte zunächst freihändig weiterfahren – der gesamte mit dem Vorbau abgerissene Lenker pendelte dabei gefährlich frei über dem Vorderrad – und versuchte, auf dem leicht ansteigenden Streckenteil die Geschwindigkeit kontrolliert zu verringern, als schließlich doch das Vorderrad umschlug und Hincapie kopfüber in den angrenzenden Acker stürzte, wobei er sich die Schulter auskugelte.
Der Vorfall – ein Abbrechen des Lenkers war bisher in der Geschichte internationaler Radrennen sehr selten – wirft erneut Fragen auf. So ist das Rennen nach wie vor wegen seiner über 50 km anachronistischen Kopfsteinpflasters nicht unumstritten und stellt hohe Anforderungen an die technischen Unterstützer der Teams, viele Fahrer hatten sich eigens für dieses Rennen für das bewährte Rahmenmaterial Stahl und gegen moderne Werkstoffe entschieden.
Angriffe von Flecha, Discovery Channel und CSC
Nach zahlreichen Angriffen der Teams von Discovery Channel, CSC und dem für Rabobank als Solist auftretenden Juan Antonio Flecha fiel die Spitzengruppe immer mehr auseinander. Zwei Gruppen bildeten sich heraus: Während in der vorderen, 8-köpfigen Gruppe mit Ballan (Lampre-Fondital), Boonen (Quick Step), dem späteren Sieger Cancellara, Flecha, Guesdon, Vladimir Gusev und Leif Hoste von Discovery Channel sowie Peter van Petegem (Davitamon-Lotto) wichtige Favoriten vertreten waren, waren Fahrer wie der durch eine Virus-Infektion geschwächte Schweizer Steffen Wesemann (T-Mobile Team) bereits ins Hintertreffen geraten.
Cancellara setzt die entscheidende Attacke
Die entscheidende Attacke setzte dann Fabian Cancellara etwa 25 km vor dem Ziel. Nur Gusev konnte folgen, während Flecha und Boonen vergeblich versuchten, den Anschluss wiederherzustellen. Hinter Cancellara bildete sich mit Gusev, der wenige Minuten nach der Attacke des Schweizers nicht mehr folgen konnte, Hoste und van Petegem eine Dreier-Gruppe, gefolgt wiederum von dem Rest der Gruppe mit Weltmeister Boonen und einigen Fahrern, die wieder aufschließen konnten.
Die Endphase
Umstrittene Entscheidung an der Bahnschranke
Als van Petegem, Hoste und Gusev versuchten, Cancellara wieder einzuholen, überquerte das Trio kurz vor dem Ziel eine geschlossene Bahnschranke. Da sie offenbar die Anweisungen der Kommissäre missachteten, wurden sie in der Folge disqualifiziert.
Boonen ohne Chance
Weder die Disqualifikation der Dreier-Gruppe um van Petegem, noch der zusätzliche Zeitrückstand der Gruppe um Boonen, die an der Bahnschranke anhielten, hatten einen Einfluss auf den Sieg Cancellaras.
Am Ende konnte Cancellara, dem von allen Konkurrenten bescheinigt wurde, an diesem Tag der Stärkste gewesen zu sein, mit über einer Minute Vorsprung in das Stadion von Roubaix einfahren. Auf den letzten Kilometern konnte Cancellara seine Zeitfahrerqualitäten ausspielen, den Vorsprung ausbauen und verteidigen.
Die Platzierten
Im Velodrom von Roubaix konnte der Belgier Tom Boonen mit fast zwei Minuten Rückstand vor Alessandro Ballan und Juan Antonio Flecha den Fünften Platz ersprinten, was ihm nach der Disqualifikation des Trios um van Petegem den Zweiten Rang einbrachte.
Vor Steffen Wesemann, der durch die Disqualifikation von Rang 9 auf 6 vorrückte, konnte sich noch der Österreicher Bernhard Eisel als Fünfter platzieren.
Eine Siegerehrung ohne Platz zwei und drei
Die Disqualifikation wegen Missachtung der Bahnschranke hatte Auswirkungen auf die Siegerehrung: Alessandro Ballan und Tom Boonen, der mit der Disqualifikation seiner drei Konkurrenten nicht einverstanden war und sich deshalb nach eigener Aussage als „Fünfter, und nicht als Zweiter“ des Rennens fühlte, blieben der Siegerehrung fern, die allein mit Cancellara vollzogen wurde.
Weblinks
- Rennergebnis im Ergebnisdienst des Bundes deutscher Radrahrer (BDR) (BDR)
- Komplettes Klassement auf den Webseiten des Veranstalters (französisch)