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Jack the Ripper

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Szenario "Jack the Ripper" im Londoner Madame Tussauds

Jack the Ripper (engl. Jack, der Schlitzer) ist das vermutete Pseudonym eines Serienmörders, der zwischen August und November 1888 im East End von London vermutlich fünf Prostituierte ermordete und bestialisch verstümmelte. Er wurde niemals gefasst; bis heute wird über die wahre Identität des Täters spekuliert.

Der Name "Jack the Ripper" stammt von einem Brief, der in der Zeit der Tötungen von jemandem an die Central News Agency geschrieben wurde. Darin gab der Verfasser vor, der Mörder zu sein.

Die Legenden um die Ripper-Morde entwickelten sich zu einem komplexen Durcheinander aus wissenschaftlichen historischen Forschungen, Verschwörungstheorien und volkstümlichen Erzählungen. Aufgrund der fehlenden Identität des Täters wurden später durch Schriftsteller, Geschichtsforscher und vor allem durch Amateure eine große Anzahl von Personen verdächtigt. Zeitungen, deren Auflagen während dieser Zeit stiegen, widmeten dem Täter, seinen bestialischen Taten und den Fehlschlägen der Polizei fortlaufend ausgedehnte Berichte. Teilweise konnte der Täter nur wenige Minuten vor der Entdeckung einer Tat entkommen.


Der Fall

Allgemeines

Die Opfer waren Frauen, die ihre Einkünfte durch Gelegenheitsprostitution bestritten. Typische Ripper Morde wurden an öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen verübt. Den Opfern wurden die Gurgeln bzw. Halsschlagadern durchschnitten. Anschließend wurden an den Leichen chirurgische Eingriffe am Unterleib und teilweise auch andere Verstümmelungen vorgenommen. Bei einigen Opfern wurden innere Organe entnommen. Mittlerweile wird auch angenommen, dass die Opfer zuvor stranguliert wurden, um sie zum Schweigen zu bringen.

Aufgrund der Art der zugefügten Wunden bei einigen Opfern wurde vermutet, dass der Täter einen Hochschulabschluss in der Chirurgie bzw. Medizin hatte oder ein Metzger war. Diese Annahmen sind wie viele Überzeugungen und Fakten in diesem Fall umstritten.

Die Gegend, in der der Täter tötete, war das Elendsviertel Whitechapel. Dort war Gewalt zwar nicht ungewöhnlich, jedoch gab es nur selten Morde. So verzeichnet die Statistik beispielsweise für das Jahr 1887 keinen einzigen Fall von Mord oder Totschlag in Whitechapel. Allerdings muss auch diese Statistik mit Vorsicht behandelt werden, denn in diesem Jahr ermordete zumindest Israel Lipski – einen Block von der Berner Street entfernt – seine Mitbewohnerin Miriam Angel.

Mit der Tötung von Emma Smith begann ab 1888 eine Welle von Gewaltverbrechen an Frauen in Whitechapel. Die Polizei hatte Probleme, die Morde von Jack the Ripper von denen anderer Täter zu unterscheiden. So ist es bspw. bis heute strittig, ob Elizabeth Stride ein Opfer des Rippers war. Weitere mutmaßliche Opfer könnten Martha Tabram († 7. August 1888), Alice McKenzie († 17. Juli 1889) und Frances Coles († 14. Februar 1891) gewesen sein.

Während der Ermittlungen bekam die Polizei einige Briefe und sogar Organteile (Nieren) vom Ripper zugeschickt, deren Echtheit aber umstritten ist. Angeblich soll ein Journalist Anfang des 20. Jahrhunderts die Fälschung einiger Briefe gestanden haben.


Zugerechnete Opfer

Die Anzahl und die Namen der Ripper-Opfer sind stark umstritten. Am weit verbreitesten ist die so genannte Liste der Anerkannten Fünf akzeptiert.

Sie enthält die folgenden fünf Opfer:

  • Mary Ann Nichols, Mädchenname Mary Ann Walker, Spitzname „Polly“, geboren am 26. Augut 1845, getötet am Freitag, dem 31. August 1888
  • Annie Chapman, Mädchenname Eliza Ann Smith, Spitzname „Dark Annie“ (Finstere Annie), geboren im September 1841, getötet am Sonnabend, dem 8. September 1888
  • Elizabeth Stride, Mädchenname Elisabeth Gustafsdotter, Spitzname „Long Liz“ (Lange Liz), geboren am 27. November 1843 in Schweden, getötet am Sonntag, dem 30. September 1888.
  • Catharine Eddowes, benutzte die Pseudonyme „Kate Conway“ und „Mary Ann Kelly“, in Ableitung von den Nachnamen ihrer Lebensgefährten Thomas Conway und John Kelly, geboren am 14. April 1842, getötet am Sonntag, dem 30. September 1888
  • Mary Jane Kelly, nannte sich nach einer Reise nach Paris selbst „Marie Jeanette Kelly“, Spitzname „Ginger“, Berichten zufolge entweder in Limerick oder County Limerick, Munster, Irland ca. 1863 geboren, getötet am Freitag, dem 9. November 1888

Diese Liste basiert auf Ansichten vieler Schriftsteller und muss mit Vorsicht behandelt werden. Der Ursprung dieser Liste findet sich in den privaten Notizen aus dem Jahr 1894 von Sir Melville Macnaghten, dem Polizeipräsidenten des Metropolitan Police Service Criminal Investigation Department. Diese Notizen tauchten erst 1959 auf und spiegeln seine eigene Ansicht wieder, die nicht notwendiger Weise von den ermittelnden Beamten (z. B. Inspektor Frederick Abberline) geteilt wurde. Macnaghten trat erst ein Jahr nach den Morden der Ermittlungsgruppe bei. Seine Ermittlungsberichte enthielten schwerwiegende Fehler über Tatsachen bezüglich möglicher Verdächtiger. Aus diesem und anderen Gründe bevorzugen einige Quellen, einen oder mehrere Namen von der Liste der Anerkannten Fünf zu entfernen. Zu den angezweifelten Opfern gehört insbesondere Elizabeth Stride, die außer der durchschnittenen Gurgel keine weiteren Verstümmelungen aufwies und nach einem Zeugenbericht in der Öffentlichkeit angegriffen wurde. Weiterhin passt auch Mary Jane Kelly nicht in das täterbezogene Schema des Rippers, da sie deutlich jünger als die anderen Opfer war, in einem Haus getötet wurde und die Verstümmelungen weit umfangreicher als die anderen waren. Andere Ansichten bevorzugen eine Erweiterung der Liste um Martha Tabram und andere wahrscheinliche Ripper-Opfer.

Unter Ausnahme von Elizabeth Stride, bei der der Angriff wahrscheinlich unterbrochen wurde, wurden die Verstümmelungen fortlaufend schwerwiegender. So wurden bei Mary Ann Nichols und Elizabeth Stride keine Organe vermisst. Bei Annie Chapman wurde die Gebärmutter, bei Catharine Eddowes die Gebärmutter und eine Niere entfernt. Zudem wurde Catharine Eddowes mit Verstümmelungen im Gesicht zurückgelassen. Im Fall von Mary Jane Kelly wurden viele ihrer inneren Organe entfernt und in ihrem Zimmer zurückgelassen. Lediglich das Herz wurde vermisst.

Die fünf anerkannten Morde wurden in der der Nacht, an bzw. nahe an einem Wochenende und an einem abgelegenen Ort, zu dem die Öffentlichkeit Zugang hatte, begangen. Zudem wiesen die Tatzeiten das Schema auf, dass sie entweder zum Ende eines Monats oder einer Woche begangen wurden. Jeder Fall wich andererseits in bestimmter Weise vom Schema ab. Neben den bereits erläuterten Unterschieden, war Catharine Eddowes das einzige Opfer, das in der Innenstadt von London getötet wurde, auch wenn es nahe der Grenze zur Innenstadt war. Mary Ann Nichols war das einzige Opfer, das auf offener, wenn auch dunkler und verlassener Straße gefunden wurde. Zudem glauben viele Quellen, dass Annie Chapman nach Eintritt der Morgendämmerung getötet wurde, obwohl dies scheinbar nicht von der Polizei zu dieser Zeit angenommen wurde.

Ein Hauptproblem bei der Zuordnung der Getöteten als Opfer des Ripper war die große Anzahl an entsetzlichen Angriffen gegenüber Frauen in dieser Zeit. Die meisten Experten deuten tiefe Schnitte in der Gurgel, Verstümmelungen am Unterleib und an den genitalen Bereichen, die Entfernung von inneren Organen und die fortschreitenden Verstümmelungen im Gesicht als markante Eigenschaften von Jack the Ripper.

Mögliche Opfer

Neben den allgemein anerkannten fünf Opfern gab es weitere Opfer aus zeitgleichen und ähnlichen Angriffen bzw. Morden, bei denen Jack the Ripper ebenfalls als Täter vermutet wurde. Diese Taten wurden allgemein schlecht dokumentiert. Zu den möglichen Opfern gehören:

  • Fairy Fay“ (engl. Märchenfee) war Berichten nach ein Spitzname für ein unbekanntes Mordopfer, das am 26. Dezember 1887 gefunden wurde. Als Todesursache wurde ein Pfahlstoß durch ihren Unterleib angegeben. Es wird angenommen, dass „Fairy Fay“ eine Kreation der Presse war und auf dem Durcheinander der Details über den Tod von Emma Elizabeth Smith basierte. Ein(e) Freund(in) von Emma Smith behauptete in einer Befragung nach deren Tod, dass Emma Smith zur Weihnachtszeit angegriffen worden sei. Der Begriff „Fairy Fay“ tauchte erst viele Jahre nach den Morden auf und scheint aus einer Strophe des Liedes Polly Wolly Doodle entnommen worden zu sein. Heute gibt es keinen echten Beweis für die Existenz einer Frau namens „Fairy Fay“; das St. Catherine's House hat keinen Eintrag über sie oder irgendeiner Frau namens Fay während dieser Zeit.
  • Annie Millwood wurde ca. 1850 geboren. Berichten nach ist sie ein Opfer eines Angriffs am 25. Februar 1888, weshalb sie in ein Krankenhaus wegen „zahlreicher Stiche in die Beine und unteren Teil des Körpers“ eingeliefert wurde. Sie wurde aus dem Krankenhaus entlassen, starb aber am 31. März 1888 eines natürlichen Todes.
  • Ada Wilson war Berichten nach ein Opfer eines Angriffs am 28. März 1888, wobei sie zwei Stiche in den Hals davontrug. Sie überlebte den Angriff.
  • Emma Elizabeth Smith wurde ca. 1843 geboren. Sie wurde am 3. April 1888 angegriffen. Dabei wurde ein stumpfes Objekt in ihre Vagina eingeführt, wodurch ihr Damm (Perineum) riss. Sie überlebte den Angriff und war in der Lage, mit den Verletzungen zu ihrer Unterkunft zurückzukehren. Freunde brachten sie in ein Krankenhaus. Dort erzählte sie der Polizei, dass sie von einer Bande von zwei oder drei Personen, von denen einer ein Jugendlicher war, angegriffen wurde. Sie fiel ins Koma und starb am 5. April 1888.
  • Martha Tabram (irrtümlich auch Martha Tabran) benutzte als Pseudonym den Namen „Emma Turner“. Ihr Mädchenname war Martha White. Sie wurde am 10. Mai 1849 geboren. Am 7. August 1888 wurde sie mit insgesamt 39 Stichwunden getötet. Martha Tabram wird aufgrund des offensichtlichen Fehlens eines Motivs, der örtlichen und zeitlichen Nähe zu den anderen bekannten Ripper-Morden und der markanten Brutalität des Angriffs am häufigsten als weiteres mögliches Opfer des Ripper genannt. Die größte Schwierigkeit, Martha Tabram zu den Ripper-Opfern zu zählen, liegt darin begründet, dass der Täter auf eine andere Weise vorging. Anstelle die Gurgel zu durchschneiden, erstach er das Opfer. Es ist jedoch bekannt, dass die Vorgehensweise eines Serienmörders teilweise drastisch wechseln kann.
  • The Whitehall Mystery“ (engl. Das Whitehall-Rätsel) steht als Begriff für den kopflosen Körper einer Frau, der im Keller des neuen Präsidiums der Londoner Polizei gefunden wurde. Das Polizeipräsidium wurde am 2. Oktober 1888 fertig gestellt. Ein zum Körper gehörender Arm trieb zuvor in der Themse nahe Pimlico, einem Stadtteil von London. Eines der Beine lag nahe dem Ort des Körpers vergraben und wurde erst später gefunden. Die anderen Glieder und der Kopf wurden nicht gefunden. Der Körper wurde nie identifiziert.
  • Annie Farmer wurde 1848 geboren. Berichten nach war sie das Opfer eines Angriffs am 21. November 1888. Sie überlebte mit einem leichten, aber stark blutenden Schnitt an ihrer Gurgel. Die Wunde war oberflächlich und schien durch ein stumpfes Messer verursacht worden zu sein. Die Polizei vermutete, dass sie sich die Wunde selbst zufügte und beendete die Ermittlungen in diesem Fall.
  • Rose Mylett hieß mit richtigem Namen wahrscheinlich Catherine Mylett, war aber auch bekannt als Catherine Millett, Elizabeth „Drunken Lizzie“ (engl. betrunkene Lizzie) Davis, „Fair“ Alice Downey oder einfach „Fair Clara“. Sie wurde 1862 geboren und starb am 20. Dezember 1888. Berichten nach wurde sie mit einem „straff um ihren Hals zugezogenen Strick“ stranguliert. Einige Ermittler glaubten, dass sie sich zufällig selbst mit dem Kragen ihres Kleides erwürgte, während sie aufgrund Trunkenheit benommen war.
  • Elizabeth Jackson war eine Prostituierte, von der verschiedene Körperteile aus der Themse in der Zeit vom 31. Mai und 25. Juni 1889 gesammelt wurden. Sie wurde Berichten zufolge aufgrund von Narben identifiziert, die sie bereits vor ihrem Verschwinden und offensichtlichen Mord hatte.
  • Alice McKenzie trug den Spitznamen „Clay Pipe Alice“ (engl. Tonpfeifen-Alice) und benutzte als Pseudonym den Namen Alice Bryant. Sie wurde ca. 1849 geboren und am 17. Juli 1889 getötet. Der Todesgrund war Berichten nach eine Durchtrennung der linken Halsschlagader. Es wurden zudem etliche Prellungen und Schnitte auf ihrem Körper gefunden.
  • The Pinchin Street Murder“ (engl. Der Pinchin-Straßen-Mord) steht als Begriff für einen am 10. September 1889 gefundenen Körper, der dem Zustand des Körpers aus dem Fall des Whitehall Mystery ähnelte. Nur die Hände waren nicht abgetrennt worden. Eine unbestätigte Mumaßung in dieser Zeit war, dass der Körper zu Lydia Hart gehörte. Lydia Hart war eine Prostituierte, die eines Tages verschwunden war. In den Fällen Whitehall Mystery und Pinchin Street Murder wurden oftmals die Taten eines Serienmörders vermutet, für den der Spitzname „Torso Killer“ (engl. Körpertöter) oder „Torso Murderer“ (engl. Körpermörder) verwendet wurde. Ob Jack the Ripper und der „Torso Killer“ dieselbe Person oder verschiedene Serienmörder mit einer möglichen Verbindung zueinander waren, war lange Zeit heftig umstritten. Letztendlich handelten sie zeitlich nah beieinander in der selben Gegend. Elizabeth Jackson wurde ebenfalls als ein Opfer des „Torso Killer“ vermutet.
  • Frances Coles war auch bekannt als Frances Coleman und Frances Hawkins. Sie trug den Spitznamen „Carrotty Nell“ (engl. kupferrote Nell). 1865 wurde sie geboren. Am 13. Februar 1891 wurde Frances Coles getötet. Geringfügige Wunden am Rücken und Kopf ließen vermuten, dass sie brutal zu Boden geworfen wurde. Anschließend wurde ihre Gurgel durchschnitten. Andererseits fanden sich keine Verstümmelungen am Körper.
  • Carrie Brown hieß mit Spitznamen „Shakespeare“. Angeblich hatte sie die Gewohnheit, im betrunkenen Zustand Shakespeares Sonette zu rezitieren. Sie wurde ca. 1835 geboren und wurde am 24. April 1891 in Manhattan, New York City, NY, USA getötet. Carrie Brown wurde mit Kleidung stranguliert und anschließend mit einem Messer verstümmelt. Ihr Körper wurde mit einem großen Riss in der Leistengegend und oberflächlichen Schnitten an ihren Beinen und auf ihrem Rücken gefunden. Auf ihrem Bett wurde ein Eierstock gefunden. Es wurden jedoch keine Organe mitgenommen. Ob der Eierstock gezielt entfernt wurde oder aus dem aufgerissenen Körper herausfiel, ist unbekannt. Als in dieser Zeit der Mord mit den Geschehnissen in Whitechapel verglichen wurde, schloss die Londoner Polizei jede Verbindung aus.

Einige Quellen zählen auch Fälle mit verstümmelten Jungen zu den Taten des Ripper, da die Vorgehensweise den Ripperfällen ähnelte. Einige der zu dieser Zeit an die Polizei geschickten Briefe enthielten Drohungen über die Tötung von Kindern.

Das Goulston Street Graffiti

Nach dem Doppelereignis am frühen Morgen des 30. September durchsuchte die Polizei das Gebiet in der Nähe des Tatortes im Bestreben, einen Verdächtigen, Zeugen oder Beweis zu finden. Gegen 03.00 Uhr morgens entdeckte der Wachtmeister Alfred Long ein blutbeflecktes Stück Kleidung nahe eines Mietshauses in der Goulston Street. Das Kleidungsstück wurde später als Teil der Schürze von Catherine Eddowes identifiziert.

Über der Stelle, an der das Kleidungsstück gefunden wurde, war an der Mauer ein Graffiti mit weißer Kreide. Wachtmeister Long berichtete später, an der Wand habe die Nachricht: „The Juwes are the men That Will not be Blamed for nothing“ (engl. Die „Juwes“ sind Menschen, die nicht für nichts beschuldigt werden (Anm. Das Wort Juw(e) gibt es im Englischen nicht. Es hat jedoch Ähnlichkeiten mit dem englischen Wort Jew, im Deutschen Jude) gestanden. Andere Polizisten gaben eine leicht abweichende Mitteilung wieder: "The Juwes are not The men That Will be Blamed for nothing" (engl. Die „Juwes“ sind nicht die Menschen, die nicht für nichts beschuldigt werden).

Der Polizei-Oberinspektor Thomas Arnold besuchte den Tatort und sah das Graffiti. Er befürchtete, dass mit Tagesanbruch das geschäftliche Treiben beginnt und die Mitteilung für jedermann weithin sichtbar wäre, wodurch die allgemeine antisemitische Stimmung der Bevölkerung noch verschlechtert würde. Seit dem Mord an Mary Ann Nichols waren Gerüchte im Londoner Stadtteil East End im Umlauf, dass die Verbrechen die Taten eines Juden mit dem Titel „Leather Apron“ (engl. Lederschürze) waren. Es gab bereits starke religiöse Anspannungen und infolge einige beinahe ausgebrochene Unruhen. Polizei-Oberinspektor Arnold ordnete daher an, das Graffiti von der Wand zu entfernen. Während das Grafitti im Zuständigkeitsbereich der Londoner Polizei gefunden wurde, stammte das Kleidungsstück jedoch von einem in der Londoner Innenstadt getöteten Opfer, für deren Bereich eine gesonderte Polizei zuständig war. Einige der Polizeibeamten, insbesondere die Polizisten der Innenstadt, waren mit der Anordnung von Oberinspektor Arnold nicht einverstanden. Sie sahen das Graffiti als Teil eines Tatortes, das zumindest vor der Entfernung fotografiert werden musste. Die Anordnung von Oberinspektor Arnold wurde aber vom Beauftragten der Londoner Polizei Sir Charles Warren unterstützt. Das Graffiti wurde daraufhin um 05.30 Uhr morgens von der Mauer abgewischt.

In diesem Graffiti sah die Polizei zu dieser Zeit einen Angriff halb Gebildeter auf die jüdische Bevölkerung. Der Schriftsteller Martin Fido bemerkte, dass das Graffiti eine doppelte Verneinung enthielt. Dies war eine typische Cockney-Sprechweise, eine Umgangssprache der Einwohner des Londoner Bezirks Eastend. Er vermutete, das Graffiti könnte in das gewöhnliche Englisch übersetzt heißen: „The Jews are men who will not take responsibility for anything“ (engl. Die Juden sind Menschen, die keine Verantwortung für irgendetwas übernehmen werden). Demnach wurde die Nachricht von jemandem geschrieben, der glaubte, er oder sie sei von einem der vielen jüdischen Händler in dieser Gegend ungerecht behandelt worden.

Bezüglich der Bedeutung des Graffiti gibt es im Ripper Fall kontroverse Streitigkeiten. Einige nehmen an, das Graffiti sei lediglich ein Zufall und wurde nicht vom Mörder geschrieben. Andere denken, dass es einige Verbindungen zu den Morden gibt. Abgesehen vom blutbefleckten Kleidungsstück am Ort des Graffiti gibt es keinen eindeutigen Beweis für die Verbindung des Graffiti mit den Morden. Es existieren verschiedene mögliche Szenarien, die allesamt ausschließlich auf Spekulationen beruhen:

  • Der Schriftsteller Stephen Knight vermutete, dass sich das Wort Juwes nicht auf „Jews“ (engl. Juden) sondern auf Jubelo, Jebula und Jebulum bezogen habe. Diese waren die drei Mörder von Hiram Abiff, eine halb-sagenhafte Gestalt des Freimaurertums. Zudem sei die Nachricht vom Mörder oder von den Mördern als Teil einer freimaurerischen Verschwörung geschrieben worden. Diese Idee wurde von den meisten Experten zurückgewiesen. Es gäbe keinen Beweis, dass irgend jemand vor Knight sich mit dem Begriff „Juwes“ auf diese drei Gestalten bezogen habe.
  • Der Mörder schrieb das Graffiti und legte das Kleidungsstück dort ab, um eine Spur zu legen.
  • Das Graffiti war bereits vorhanden und der Mörder wollte eine Spur mit Hilfe dieser Nachricht legen.
  • Das Graffiti war bereits vorhanden und der Mörder ließ das Kleidungsstück zufällig dort fallen, ohne dadurch eine Spur legen zu wollen. Womöglich hatte er nicht einmal das Graffiti bemerkt.
  • Das Graffiti wurde nachträglich hinzugefügt, nachdem das Kleidungsstück abgelegt wurde. Angesichts der Zeit zwischen der Entdeckung von Catherine Eddowes um 01.44 Uhr und der Entdeckung des Kleidungsstückes um 03.00 Uhr war ausreichend Zeit vorhanden.

Tatverdächtige

In den mehr als hundert Jahren seit den Morden von Whitechapel wurden mehr als 70 Männer verdächtigt, Jack the Ripper gewesen zu sein, darunter so prominente Personen wie Sir William Gull, der Dichter Lewis Carroll und andere zeitgenössische Prominente. Auch gibt es einige Verschwörungstheorien: Am populärsten ist jene, die eine fesselnde Saga um ein heimliches Kind des Enkels von Königin Viktoria und um die Freimaurer webt.

Der präsumptive Thronfolger, Prinz Albert Victor, ältester Sohn des späteren Königs Eduard VII. und Herzog von Clarence, ist tatsächlich einige Zeit von Scotland Yard als Täter verdächtigt worden, unter anderem weil er als regelmäßiger Bordell-Besucher bekannt war. Seine mindestens einmalige Abwesenheit vom Tatort und die Tatsache, dass er nicht fähig war, die den Opfern zugefügten Schnittwunden auszuführen, sprachen aber dagegen. Er starb vier Jahre später, im Alter von 28 Jahren an einer Lungenentzündung, kurz nach seiner Verlobung mit Maria von Teck und nach einer Jagd auf dem Besitz Sandringham seiner Eltern. Der Titel eines "Herzog von Clarence" wurde seither nie mehr vom englischen Königshaus an einen Prinzen vergeben.

Es gab Vermutungen darüber, dass Joseph Merrick, den man aufgrund seiner Deformationen den Elefantenmenschen nannte, Jack the Ripper gewesen sein soll, was aber bestritten wird. Er hatte keinerlei Erfahrung mit Operationen und konnte in seiner rechten Hand keinen Gegenstand halten. Außerdem wäre er durch seine Bewegung und sein Aussehen zu auffällig gewesen.

Im Jahr 2002 brachte die einstige Polizeireporterin und heutige Krimiautorin Patricia Cornwell ein umfangreiches Buch heraus, wonach der Maler Walter Sickert Jack the Ripper gewesen sei.

Im Doku-Roman „Der Kelch des Bogenschützen“ wird eine Theorie entwickelt, nachdem der in Dublin geborene Amerikaner Francis Tumblety (vgl. auch die englische Version zu J.t.R) der Täter sei. Er war zur Zeit der Whitechapel-Morde in London.

Über den Täter selbst weiß man nur wenig; es wurde erst angenommen, dass er über ein detailliertes Wissen der Anatomie des menschlichen Körpers verfügte, was aber bei genauerer Betrachtung seiner Taten nicht voraussetzend war. Wiederholt wurde der Ripper als Jude oder Ausländer bezeichnet, es lassen sich jedoch keinerlei echte Belege für diese Vermutung finden. Das Alter wird zwischen zwanzig und vierzig Jahren geschätzt.

Die Briefe des Ripper

"Dear Boss" Brief
Datei:SaucyJackPostcard.jpg
"Saucy Jack" Postkarte
"From Hell" Brief

Während des Verlaufs der Ripper Morde erhielten die Polizei und Zeitungen tausende Briefe im Zusammenhang mit diesem Fall.

Einige waren von Personen, die in guter Absicht Ratschläge zur Ergreifung des Mörders geben wollten. Der weitgehend größte Teil davon wurde als nutzlos erachtet und war infolge ignoriert worden.

Wahrscheinlich interessanter waren hunderte von Briefen, in denen behauptet wurde, dass sie vom Mörder selbst geschrieben wurden. Der weitgehend größte Teil von diesen Breifen wurden als Scherz betrachtet. Viele Experten meinen, dass keiner von ihnen echt sei. Einige der durch die damalige oder heutige Polizei als womöglich echt betrachtete Briefe sind die folgenden drei teilweise bekannten:

  • Der "Dear Boss" (engl. Lieber o. sehr geehrter Chef o. Meister) Brief ist auf den 25. September 1888 datiert. Er wurde am 27. September 1888 abgestempelt und ist am gleichen Tag bei der Central News Agency eingegangen. Am 29. September 1888 wurde er an Scotland Yard weitergeleitet. Im Brief versprach der Absender, dass er den „Damen die Ohren abschneiden“ (orig. "clip the ladys ears off") wird. Anfangs wurde er als Scherz betrachtet. Als jedoch Catherine Eddowes am 30. September 1888 mit einem teilweise abgeschnittenen Ohr gefunden wurde, gewann der Brief Aufmerksamkeit. Die Polizei veröffentlichte den Brief am 1. Oktober 1888 in der Hoffnung, jemand würde die Handschrift erkennen. Diese Bemühungen blieben erfolglos. Der Name „Jack the Ripper“ wurde in diesem Brief erstmals genutzt und bekam nach der Veröffentlichung seine weltweite Bekanntheit. Die meisten der nachfolgenden Briefe ahmten den Stil des veröffentlichten Briefes nach. Nach den Morden behaupteten Polizeibeamte, der Brief sei ein Scherz eines lokalen Journalisten gewesen.
  • Die „Saucy Jack“ (engl. Frecher Bube) Postkarte wurde am 1. Oktober 1888 abgestempelt und ging am gleichen Tage bei der Central News Agency ein. Sie war handgeschrieben und hatte Ähnlichkeiten mit dem „Dear Boss“ Brief. In der Postkarte wird mit dem Satz: „double event this time“ (engl. doppeltes Ereignis dieses Mal) erwähnt, dass zwei Opfer (Elizabeth Stride und Catherine Eddowes) in kurzer Zeit nacheinander getötet wurden. Es wurde behauptet, dass die Karte vor der Veröffentlichung der Morde abgeschickt wurde. Dabei ging man davon aus, dass es unwahrscheinlich war, dass jemand bereits das entsprechende Wissen bezüglich der neuen Verbrechen haben konnte. Letztendlich wurde die Postkarte aber mehr als 24 Stunden nach den Taten veröffentlicht. Es verging daher viel Zeit, in der den Journalisten und Bewohnern des Gebietes viele Details bekannt wurden. Polizeibeamte behaupteten später, sie hätten einen bestimmten Jounalisten als Absender dieser Postkarte und des früheren „Dear Boss“ Briefes identifiziert.
  • Der „From Hell“ (engl. aus der Hölle) Brief ist auch als der „Lusk“ Brief bekannt. Er wurde am 15. Oktober 1888 abgestempelt und ging bei George Lusk beim Whitechapel Vigilance Committee (engl. Wachsamkeitsausschuss) am 16. Oktober 1888 ein. Lusk öffnete eine kleine Schachtel und entdeckte eine menschliche Niere. Später wurde gesagt, sie sei in Ethyl-Alkohol konserviert gewesen. Bei Catherine Eddowes war durch den Mörder eine Niere entfernt worden und ein Mediziner ermittelte, dass die zugesandte Niere „sehr ähnlich zu der von Catherine Eddowes entfernten“ (orig. „very similar to the one removed from Catherine Eddowes“) gewesen sei. Diese Aussage war nicht beweiskräftig. Der Absender behauptete, die fehlende Hälfte der Niere gebraten und gegessen zu haben. Bezüglich der Niere gibt es einige Meinungsverschiedenheiten. Einige Quellen nehmen an, die Niere gehörte zu Catherine Eddowes. Andere behaupten, dass dieser Brief mit der Niere lediglich ein makaberer Scherz gewesen sei.

Einige Quellen führen einen weiteren Brief auf, der auf den 17. Septmeber 1888 datiert war und als erste Nachricht den Namen Jack the Ripper nutzte. Experten glauben, dass es sich dabei um eine moderne Fälschung handelt, die im 20. Jahrhundert, lange nach den Morden in die Unterlagen der Polizei eingefügt wurde. Als Gründe für eine Fälschung wurde angeführt, das der Brief weder einen offiziellen Stempel der Polizei mit dem Eingangsdatum noch die Initialien des Ermittlers trug, der den Brief auf seine potentielle Beweiskraft hin untersucht haben musste. Zudem wurde der Brief in keinen Unterlagen der Polizei in dieser Zeit erwähnt. Darüber hinaus behaupten einige derjenigen, die den Brief gesehen haben, dass dieser mit einem Kugelschreiber geschrieben wurde, der erst 50 Jahre nach den Ripper Morden erfunden wurde.

Ermittlungen

In der Zeit der Morde des Rippers waren die Ermittlungstechniken und Erkenntnisse im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten auf einem erheblich geringeren Stand. Viele forensische wissenschaftliche Techniken waren zu dieser Zeit unbekannt oder standen nicht zur Verfügung. Das Konzept und die Beweggründe von Serienmördern waren nur wenig ergründet und bekannt. Die Polizei ging damals von sexuellen Beweggründen des Mörders aus und war zudem mit dieser Art von Verbrechen nicht vertraut.

Die Rolle der Medien

Cartoon im Punch Magazine am 29. September 1888
Deckblatt des Puck Magazins am 21. September 1889

Die Ripper Morde bezeichnen einen entscheidenden Wendepunkt im modernen Britischen Leben. Jack the Ripper war zwar nicht der erste Serienmörder, jedoch der erste, der mit Hilfe der Medien einen weltweiten Rausch um seine Tötungen entfachte.

Gesetzesreformen (Stamp Act) im Jahre 1855 ermöglichten große Auflagen von billigen Zeitungen. Beliebte Magazine, wie die Illustrated Police News (engl. Dargestellte Polizeinachrichten) ermöglichten dem Ripper eine bis dahin beispielslose Bekanntheit.

Aufgrund der Medien und der Tatsache, dass niemand jemals für die Morde angeklagt wurde, wurde eine legendäre Jagd nach dem Täter veranstaltet. Auch in späteren Zeiten wurden Serienmörder durch die weithin bekannten Legenden des Jack the Ripper beeinflusst.

Einige glauben, der Spitzname des Mörders wurde von Zeitungsverkäufern erfunden, um die Geschichte interessanter zu machen und mehr Zeitungen zu verkaufen. Dies wurde in den Medien später ein übliches Vorgehen, wie sich an den Beispielen des Boston Strangler, Green River Killer, Axeman of New Orleans, Beltway Sniper, Hillside Strangler und des Zodiac Killer sowie an den Britischen fast 100 Jahre späteren Beispielen Yorkshire Ripper und dem unbenannten Täter der „Thames Nude Murders“ (engl. Themse Nacktmorde) in den 60er Jahren veranschaulichen läßt. Den Täter der „Thames Nude Murders“ betitelte die Presse gar als Jack the Stripper.

Die Armen in Eastend von London wurden lange Zeit von der wohlhabenden Gesellschaft ignoriert. Jedoch die Art der Morde und die Opfer erzwangen die Aufmerksamkeit bezüglich deren Lebensbedingungen. Aufgrund dieser Aufmerksamkeit waren nun Sozialreformer dieser Zeit in der Lage, die angesehenen Schichten zum Zuhören und Handeln zu bewegen.

Filme, Musicals, Songs und Hörspiele

Literatur

  • Alan Moore: From Hell: Graphic Novel, illustriert von Eddie Campbell,
  • Shirley Harrison: Das Tagebuch von Jack the Ripper, kommentiertes vermeintliches Tagebuch des „Jack the Ripper“: James Maybrick aus Liverpool
  • Patricia D. Cornwell: Wer war Jack the Ripper?, Goldmann, 2005, ISBN 3-442-4580-64
  • Philip Sugden: The Complete History of Jack the Ripper, Constable and Robinson, 2002, ISBN: 1841193976
  • Stewart P. Evans, Keith Skinner: The Ultimate Jack the Ripper Sourcebook: An Illustrated Encyclopedia, Constable and Robinson, 2002, ISBN: 1841194522
  • Paul Begg: Jack the Ripper: The Facts, Robson Books Ltd, 2004, ISBN: 1861056877
  • Donald Rumbelow: The Complete Jack the Ripper. Fully Revised and Updated, Penguin Books 2004, ISBN: 0-140-17395-1
  • Hendrik Püstow / Thomas Schachner: Jack the Ripper. Anatomie einer Legende, Militzke Verlag, 2006, ISBN: 3-86189-753-9
  • Doku-Roman Bernhard Rubenbauer: Der Kelch des Bogenschützen

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