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Manasse Herbst

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Mängel: Dafür das Herbst Schauspieler gewesen sein soll erfährt man fast nichts über sein berufliches Wirken. --Dk0704 (Diskussion) 18:13, 18. Mär. 2016 (CET)

Manasse Herbst (* 1. November 1913 in Galizien, Österreich-Ungarn; † 3. Januar 1997 in Florida, USA) war ein deutschsprachiger Schauspieler. Seine homosexuelle Beziehung mit dem deutschen „Tennis-Baron“ Gottfried von Cramm, dem populärsten Tennisspieler seiner Zeit, war Ursache für einen 1938 unter großer öffentlicher Anteilnahme erfolgten Gerichtsprozeß und eine Verurteilung Cramms.[1]

Leben

Als Kind war Herbst 1920 in dem Filmdrama Papa Haydn als junger Joseph Haydn zu sehen. 1926 hatte er eine Rolle in Der Sohn des Hannibal unter der Regie von Viggo Larsen.[2]

Im Jahr 1931 lernte der siebzehnjährige Schauspieler Herbst den bereits seit einem Jahr verheirateten einundzwanzigjährigen Adligen von Cramm im Berliner Szene-Nachtclub „Eldorado“ kennen, als dieser am Beginn seiner sportlichen Weltkarriere stand.[3] Die beiden (Cramm war 1930-1937 verheiratet) hatten 1931 bis 1934 miteinander eine Affäre. Gottfried von Cramm verhalf seinem Freund schließlich durch finanzielle Zuwendungen zur Emigration ins Ausland, so auch letztlich zum Überleben der Shoah.

Manasse Herbst war vor den Nationalsozialisten nach Lissabon geflohen, hatte dort aber mangels portugiesischen Sprachkenntnissen keine Arbeit finden können. Er reiste daher 1937 weiter nach Paris, wo er zunächst bei seinem Bruder wohnte. Von dort schrieb er von Cramm einen Brief, den dieser während seines Aufenthalts in Australien erhielt, wo er an einem Tennisturnier teilnahm. Gottfried von Cramm hatte deshalb die Hoffnung, Manasse Herbst 1938 in Paris treffen zu können, wenn er dort selbst am Tournoi de Roland Garros teilnehmen würde. Dazu kam es jedoch nicht.[4]

Bereits im April 1937 war Cramm wegen Vergehen nach dem 1935 von den Nazis verschärften § 175 RStGB von der Gestapo zu Manasse Herbst verhört worden. Dabei wurden auch sogenannte beischlafsähnliche Handlungen strafbewehrt, was in der Weimarer Republik straffrei geblieben wäre. Die Vorwürfe kamen im Rahmen der Blomberg-Fritsch-Krise auf, der Denunziant, ein Strichjunge, hatte auch gegen von Fritsch ausgesagt. Am 5. März 1938 wurde Cramm festgenommen, angeklagt und wegen der Beziehung zu Herbst verurteilt.[5][6] Cramm schützte sich mit dem Vorwurf der Erpressung gegenüber Herbst.[7][8] Die gegen von Cramm verhängte Freiheitsstrafe wurde nach sieben Monaten zur Bewährung ausgesetzt, nachdem von Cramms Mutter bei Hermann Göring vorstellig wurde und erfolgreich intervenieren konnte. Göring war Vereinskamerad Cramms im traditionsreichen Tennisclub LTTC Rot-Weiß Berlin. [9]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs reiste der inzwischen verheiratete Manasse Herbst nach Deutschland, um sich direkt bei Gottfried von Cramm dafür zu bedanken, dass er ihm das Leben gerettet habe. Manasse Herbst lebte zuletzt in Hallandale, Broward County, im US-Bundesstaat Florida. Er starb im Alter von 83 Jahren.[10]

Filmografie

  • 1920: Papa Haydn
  • 1926: Der Sohn des Hannibal

Literatur

  • Marshall Jon Fisher: Ich spiele um mein Leben. Gottfried von Cramm und das beste Tennis-Match aller Zeiten. Osburg 1990. ISBN 978-3-940731-31-9
  • Andreas Pretzel: NS-Opfer unter Vorbehalt: homosexuelle Männer in Berlin nach 1945. LIT-Verlag Münster 2002. ISBN 3-8258-6390-5
  • Marshall Jon Fisher: A Terrible Splendor – Three Extraordinary Men, a World Poised for War, and the Greatest Tennis Match Ever Played. Crown/Archetype 2009.
  • Elizabeth Wilson: Love Game – A History of Tennis, from Victorian Pastime to Global Phenomenon. Serpent’s Tail 2014

Einzelnachweise

  1. Über alles geliebt. In: Der Spiegel vom 13. August 1990, auf: spiegel.de, abgerufen am 16. März 2016
  2. Manasse Herbst, Darsteller auf: filmportal.de, abgerufen am 16. März 2016
  3. Fotos aus dem Buch Ich spiele um mein Leben. Gottfried von Cramm und das beste Tennis-Match aller Zeiten von Marshall Jon Fisher, auf: marshalljonfisher.wordpress.com, abgerufen am 16. März 2016
  4. Marshall Jon Fisher: A Terrible Splendor – Three Extraordinary Men, a World Poised for War, and the Greatest Tennis Match Ever Played. Crown/Archetype 2009. S. 230
  5. Elizabeth Wilson: Love Game – A History of Tennis, from Victorian Pastime to Global Phenomenon. Serpent’s Tail 2014, S. ?
  6. Intakt unter Nazi-Zombies. In: Die Tageszeitung vom 8. September 2009, auf: taz.de, abgerufen am 16. März 2016
  7. Tennis-Baron unterm Hakenkreuz. auf: spox.com, abgerufen am 16. März 2016
  8. Tennisbaron von Cramm: Triumph des Charakters, auf: ndr.de, abgerufen am 16. März 2016
  9. Spiel, Knast – und kein Sieg. In: Der Spiegel vom 3. Juli 2009, auf: spiegel.de, abgerufen am 16. März 2016
  10. Manasse Herbst, Social Security Death Index, auf: mocavo.com, abgerufen am 16. März 2016