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Metropolregion

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Eine Metropolregion (in der Schweiz auch Metropolitanregion) ist eine stark verdichtete Großstadtregion von hoher internationaler Bedeutung. Metropolregionen werden als Motoren der sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung einer Region und eines Landes betrachtet.

Europäische Metropolregionen, die speziell in Deutschland eingeteilt werden, besitzen zudem auf Europa bezogen Schlüsselrollen für eben diese Entwicklung. Sie werden seit 1995 auf Bundesebene definiert ausgewiesen und gefördert.

Im Gegensatz zu einer Agglomeration, die aus einer Kernstadt und ihrem suburbanen, dicht bebauten Vorortbereich (Speckgürtel) besteht, ist der Begriff der Metropolregion weiter gefasst und schließt auch große ländliche Gebiete mit ein, die mit den Oberzentren der Region durch wirtschaftliche Verflechtungen oder Pendlerströme in enger Verbindung stehen.

Funktionen einer Metropolregion

Die Funktionalitäten einer Metropolregion lassen sich anhand von drei relativ einfach zu bestimmenden Kriterien einschätzen:

  • Entscheidungs- und Kontrollfunktion
    • In einer Metropolregion findet sich eine hohe Konzentration an politischen und ökonomischen Einrichtungen. Die größten Unternehmen eines Landes bzw. der Welt haben hier ihre Hauptsitze oder wichtige Zweigstellen. Das können beispielsweise Regierungssitze, Firmensitze, internationale Organisationen oder NGOs sein.
  • Innovations- und Wettbewerbsfunktion
    • Eine Metropolregion ist der Motor gesellschaftlicher, kultureller und technologischer Entwicklung. Dies zeichnet sich auch durch eine hohe Anzahl an Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen aus. Auch kulturelle Großveranstaltungen können ausgerichtet werden, da die nötige Infrastruktur, wie z.B. Theater oder Stadien vorhanden sind.
  • Gateway-Funktion
    • Eine Metropolregion ist deine "Drehscheibe". Austausch von Wissen und Informationen ist ohne große Probleme möglich, da eine sehr gute Erreichbarkeit gegeben ist. Indikatoren dafür sind internationale Flughäfen, Verkehrsknotenpunkte, Standpunkt von Internet-Servern, Messen etc.

Planregionen

In Deutschland

Die Metropolregionen in Deutschland

In Deutschland hat die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) mit ihrem Beschluss zum Raumordnungspolitischen Handlungsrahmen 1995 die Bedeutung der Metropolregionen in Deutschland ("europäische Metropolregionen") unterstrichen: „Als Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung sollen sie die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit Deutschlands und Europas erhalten“.

Die deutsche Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) hat elf Europäische Metropolregionen in Deutschland definiert:

Neben den stark international ausgerichteten Metropolregionen bestehen in Deutschland 41 Ballungsräume um kleinere Kernstädte.

In der Schweiz

Besonders stark gewachsen ist die Metropolitanregion Zürich, die neben der Agglomeration Zürich noch elf weitere Agglomerationen umfasst. Auch die Metropolitanregion Basel hat sich stark erweitert unter Einbezug von Liestal ins Oberbaselbiet sowie ins Laufental und zudem ins Elsass und nach Südbaden. Das Wachstum der Agglomeration Genf konzentrierte sich fast ausschliesslich auf die französischen Nachbargebiete in Hochsavoyen.

Die Metropolitanregion Zürich umfasst neben der Agglomeration Zürich folgende Agglomerationen: Winterthur, Frauenfeld, Wetzikon-Pfäffikon, Rapperswil-Jona-Rüti, Lachen, Zug, Lenzburg, Wohlen (AG), Baden-Brugg, Schaffhausen sowie die Einzelstadt Einsiedeln. Diese Metropolitanregion umfasst damit 221 Gemeinden mit zusammen 1,675 Mio. Einwohnern.

In Europa

Die METREX als 1996 auf Initiative gegründete Zusammenarbeitsebene der EU - Metropolregionen definiert eine Metropolregion als Agglomeration von mehr als 500.000 Einwohnern und geht für die EU von 120 Metropolregionen aus, in denen 60 % der Einwohner der Mitgliedsstaaten leben und arbeiten. (Auf Deutschland bezogen würde das aber heißen, dass weite Teile des Landes Metropolregionen wären.) In England wurden mit den Metropolitan Counties Gebietskörperschaften gegründet, die der gewachsenen urbanen Struktur angepasst sein sollen. Damit wurde an einigen Ballungsräumen die herkömmliche Aufteilung der Grafschaften abgelöst. Auch in Frankreich stimmen einige Metropolregionen mit den tatsächlichen Regionen als Gebietskörperschaft überein. Der Status der Metropolregion in Deutschland als Metagebilde, das körperschaftsübergreifend zur Kooperation anregen soll, ist in Europa seltener anzutreffen. Es gibt allerdings auch Beispiele für länderübergreifende Regionen.

Beispiele für Metropolregionen in Europa:


siehe auch: Metropolkomplex

Raumpolitik

Der Begriff Metropolregion ist ursprünglich eine informelle Begriffsbeschreibung für eng verflochtene Regionen mit städtischem Charakter. Dies erschien aus der zunehmenden Bedeutungf solcher Gebiete, die über ihre räumliche Nähe hinaus als wirtschaftliche, soziale und kulturelle Einheit funktionieren, und deren Entwicklungsprozesse zunehmend im Gleichtakt verlaufen. Die Wahrnehmung dieser Gebiete hat internationale Ausstrahlung und stärkt im Rückkopplungseffekt die Begriffsbildung und Begriffsdeutung.

Der Begriff der Metropolregion wurde für Deutschland formal formuliert durch Beschluss der Ministerkonferenz für Raumordnung vom 8. März 1995. Schon in der ersten Herausgabe wurden sechs „europäische Metropolregionen“ benannt: Berlin/Brandenburg, Hamburg, München, Rhein-Main, Rhein-Ruhr und Stuttgart. Diese entsprechen teils auch der Charakterisierung als verstädterter Metropolregion mit globaler Ausstrahlung (Megastadt). Das Sachsendreieck als Regionalraum wird ebenda schon benannt, weitere vier Metropolregionen wurden am 28. April 2005 benannt.

In der Erkenntnis, dass Strukturentwicklung im Rahmen von Regionen mit internationaler Ausstrahlung erfolgen sollte, hat sich der Sinn des „Metropolregionseins“ zum Selbstläufer entwickelt. In dessen Folge streben weitere Regionen danach, sich als Metropolregion im Sinne der Raumpolitik zu profilieren, und nebenbei Förderung auf Bundesebene zu ergattern. Dazu gehört die Umwandlung des Ruhrgebiets vom Kommunalverband zum rechtlich eigenständigeren Regionalverband Ruhr. Bei der Metropolregion Hamburg versuchen weitere Städte in den ursprünglichen Verband aufgenommen zu werden.

Auch wesentlich kleinere deutsche Ballungsräume versuchen nun, sich als europäische Metropolregion im Sinne der MKRO (Ministerkonferenz für Raumordnung) zu qualifizieren. Im Zuge der Profilierung als Metropolregion kommt es durchaus zu Reibungsverlusten. Bei natürlich gewachsenen Metropolregionen wie Berlin folgt der Gleichtakt der politischen Ereignisse einfach nur dem faktischen Gleichtakt im wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Region. Wo die Politik dem Leben jedoch vorauseilt, dort werden widerstreitende Interessen nicht zwangsweise durch das soziale Leben geglättet, sondern müssen schwierig am Tisch ausgehandelt werden.

Siehe auch