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Animal Forensics

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Der Begriff animal forensics („Tiere in der Kriminalbiologie“) bezieht sich auf ein Teilgebiet der Gerichtsmedizin, bei dem Tiere direkt oder indirekt in Kriminalfälle verwickelt sind bzw. eine forensische Auswertung biologischen Spurenmaterials tierischen Ursprungs erfolgt.

Von diesem Bereich im engeren Sinne abzugrenzen sind die forensische Entomologie sowie die gerichtliche Veterinärmedizin, die sich mit Tierkaufsrecht, tierschutzwidrigen Tötungsdelikten, Kunstfehlern bei der Behandlung von Tieren und ähnlichem befasst.

Anwendungsgebiete

In der Kriminalistik ist ein direkter oder indirekter Bezug von Tieren zu forensischen Fragestellungen denkbar. Ersterer umfasst überwiegend versicherungsrelevante Straftaten wie Verkehrsunfälle durch Haus- und Wildtiere oder Hundebissattacken, erstreckt sich aber auch auf Betrugsdelikte (Wilddiebstahl, gefälschte Abstammungsdokumente, sonstige Betrugsfälle). Bei letzterem dagegen kann die Analyse tierischen Spurenmaterials an Tatorten zur Klärung von Gewaltverbrechen an Menschen beitragen („Tiere als Ermittlungshelfer“).

Als weitere Einsatzmöglichkeiten sind der Verbraucherschutz (Verfälschung von tierischen Lebensmitteln durch Zumischung minderwertigen Gewebes oder Mitverwendung anderer Tierarten, z. B. beim Döner) sowie der Artenschutz (Nachweis, daß bestimmte Produkte aus Tieren geschützter Vorlage:Speciesen hergestellt wurden) zu nennen.

Material

Das untersuchte Spurenmaterial umfasst Blut, Haare bzw. Federn, Speichel, Kot, Haut- und Schleimhautproben und andere Körperzellen bzw. Gewebe.

Diagnostische Möglichkeiten

Prinzipielle diagnostische Möglichkeiten anhand forensischer Analysen sind die Speziesbestimmung, die Rassebestimmung, Identitätsnachweise und Abstammungskontrollen.

Untersuchungsmethoden

Das Methodenspektrum gliedert sich einerseits in konventionelle Disziplinen wie Traumatologie, Odontologie, Blutgruppendiagnostik, vergleichende Morphologie etc., andererseits beziehen moderne Untersuchungsmethoden verstärkt molekulargenetische Analysen mit ein.

Für molekularbiologische Nachweise kommen verschiedene methodische Ansätze in Betracht:

  1. Analysen von DNA (DNS) aus dem Zellkern (nukleärer DNA)
  2. Verwendung mitochondrialer DNA (mtDNA)

Wichtige Verfahren bei der Untersuchung der Kern-DNA (nukleär) umfassen:

  • den genetischen Fingerprint
  • Mikrosatelliten-Analyse
  • y-Haplotypen
  • RFLP-Methoden

Verfahren bei der Untersuchung mitochondrialer DNA beziehen sich auf:

  • 12sRNA/16sRNA
  • Cytochrom B/C
  • Kontrollregion (d-loop):
    • repetitive Elemente
    • hypervariabler, nicht repetitiver Teil

Verwendbares Spurenmaterial

Haarforensik

Mikroskopische Unterschiede der Haarstruktur

Vergleichende Morphologie, Mikroskopie und Histologie stellen klassische Methoden im Bereich forensischer Haaranalysen dar.

Jede Säugerspezies besitzt Haare mit charakteristischer Länge, Farbe und Wurzelstruktur sowie spezifischen morphologischen internen Merkmalen. Ein Haar besteht aus der Haarwurzel und dem Haarschaft, der prinzipiell aus Mark, Rinde und Kutikula aufgebaut ist.

Beim Tier kommen Leit-, Stamm-, Deck-, Fell- und Grannenhaare, Flaum- und Wollhaare, Borsten, Langhaare (Schwanz, Mähne), Wimpern und Tasthaare vor. Haare verschiedener Körperregionen können dabei innerhalb eines Individuums beträchtliche Variabilität aufweisen.

Die Struktur von Mark und Kutikula ist streng tierartspezifisch und erlaubt folglich auch eine sichere Unterscheidung zwischen Mensch und Tier. Als Kriterien zur Speziesbestimmung dienen die Struktur der Markzellen, Markstrahldicke, Kontinuität, Anzahl der Markzellschichten, Dickenverhältnis Mark/Rinde, Pigmentgehalt und Verteilung sowie das Oberflächenprofil der Kutikulazellen.

Haarwurzeln im Vergleich

Während der anagenen Phase zeigt das Haar aktives Zellwachstum. Die Zellteilung im Bereich der Haarpapille führt zur Ausbildung der Hauptbestandteile Mark, Cortex, Cutikula und Wurzelscheide. In der telogenen Phase dagegen ruht der Haarfollikel. Die Übergangszeit zwischen beiden bezeichnet man als katagen.

Aufgrund der Wurzelrückbildung findet der natürliche Haarverlust überwiegend in der telogenen Phase statt. Da lose Haare leicht auf andere Individuen/Gegenstände transferiert werden können, bilden sie die Hauptquelle forensischer Haarspuren. Haarverlust kann auch in einem aktiven Wachstumsstadium stattfinden, z.B. durch Hängenbleiben an einem Gegenstand. Eine mikroskopische Analyse der Haarwurzel erlaubt nicht nur die Bestimmung der Wachstumsphase, sondern auch eine Unterscheidung zwischen „ausgerissen“ und „ausgefallen“.

Haarstrukturen im Vergleich

Die Analyse eines tierischen Haares umfasst zuerst die Zuordnung der Spezies aufgrund seiner Morphologie. Anschließend erlaubt die „Vergleichsmikroskopie“(Verwendung zweier Lichtmikroskope, die über eine optische Brücke verbunden sind) eine simultane Beurteilung des fraglichen Haars und einer Haarprobe bekannten Ursprungs. Letztere entstammt einer Referenzprobensammlung bzw. ist die Vergleichsprobe eines verdächtigen Tieres. Weist das untersuchte Haar übereinstimmende mikroskopische Eigenschaften mit der Referenz auf, resultiert daraus ein gemeinsamer Ursprung beider Haare. Tierhaare weisen in der Regel jedoch nicht genug individuelle morphologische Eigenschaften auf, um mit absoluter Sicherheit einem bestimmten Individuum unter Ausschluss anderer ähnlicher Tiere zugeordnet werden zu können.

Die klassische Mikroskopie ermöglicht folglich eine Bestimmung von Spezies, Rasse, Haartyp und Haarstatus; anhand einzelner Haare ist jedoch keine Individuenzuordnung möglich. Die Aussagekraft morphologischer Vergleichsuntersuchungen variiert in Abhängigkeit von Erfahrung und Training des Forensikers, der Verfügbarkeit von Haarstandards sowie einem adäquaten technischen Equipment.

Bei gewaltsam herausgerissenen Haaren ist anhand anhaftender Gewebeteile eine Bestimmung von Geschlecht (Färbung des geschlechtsspezifischen Chromatins in den Follikelzellen) und Blutgruppe prinzipiell möglich; sie wird jedoch in der Routine nicht umgesetzt. Präzisere Anhaltspunkte bezüglich der möglichen Herkunft eines Haares können molekulargenetische Tests basierend auf Analysen nukleärer und mitochondrialer DNA liefern.

Forensische Blutuntersuchungen

Klassische Methoden in der Analyse von Blut waren die Blutgruppenserologie, die Bestimmung von Serumproteinen und Isoenzymen sowie die Charakterisierung von MHC-Antigenen. Sie wurden ursprünglich für die Abstammungskontrollen angewendet. Eine höhere Ausschlusswahrscheinlichkeit beim Einsatz moderner molekulargenetischer Methoden führte ab Mitte der 90-er Jahre kontinuierlich zur Verdrängung der konventionellen Verfahren.

Moderne Analysen von Blut umfassen das ganze molekulargenetische Methodenspektrum. Die Wahl der Methode ist abhängig von Menge und Qualität der zur Verfügung stehenden Probe. Die Untersuchung von Blut spielt eine Rolle bei Abstammungskontrollen, Identitätsnachweisen, Bissattacken Tier/Tier und Tier/Mensch sowie Tötungsdelikten, Wilderei und Unfällen.

Speichelproben

Speichelspuren werden regelmäßig im Zusammenhang mit Biß-Attacken gegen Menschen oder Tiere sichergestellt und dienen der Identifizierung und Überführung verdächtiger Täter-Tiere. Für molekulargenetische Analysen wird die DNA aus den im Speichel enthaltenen Epithelzellen der Maulschleimhaut isoliert. Methoden der Wahl sind – in Abhängigkeit von Qualität und Quantität der Proben-DNA- die STR-Typisierung und Sequenzierung mitochondrialer DNA (d-loop). Problematisch kann eine Kontamination des Speichels mit Blut oder Haaren des Opfers sein. Dennoch wurde in der Literatur eine positive Korrelation zwischen Schwere der Bißverletzungen und der Erfolgsquote bei Isolierung der Täter-DANN aus Speichel konstatiert.Vorlage:Ref

Analyse von Knochen, Muskulatur und sonstigem Gewebe

In der Kriminalbiologie ist in Einzelfällen, vor allem im Zusammenhang mit tierschutzwidrigen Tötungsdelikten, die Untersuchung von Gewebeproben erforderlich. In Abhängigkeit vom Erhaltungszustand der Probe können alle molekurgenetischen Methoden verwendet werden. Gewebeproben unterschiedlichster Art sowie tierische Produkte werden in der „Wildlife-Forensik“ (Artenschutz) und in der forensischen Untersuchung von Lebensmitteln (Betrugsdelikte, Fehldeklaration, Verbraucherschutz) regelmäßig analysiert. Hierbei finden überwiegend Verfahren zur molekulargenetischen Spezies- und Gewebetypbestimmung Anwendung

Sperma

Im Gegensatz zur Humanforensik spielt die molekulargenetische Analyse von Sperma bei Tieren kaum eine Rolle. Sie wird überwiegend im Bereich der Abstammungskontrollen genutzt. Sie wird überwiegend im Bereich der Abstammungskontrollen genutzt und hat bisweilen Bedeutung bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch durch Tiere.

Tiere in der Kriminalbiologie

Tiere als Opfer

Tatbestände, bei denen Tiere zu Opfern werden, umfassen in erster Linie Diebstahl, Tierquälerei und Tötungsdelikte.

Ein bekanntes Beispiel für Tierquälerei in Deutschland ist der „Pferderipper“, dessen Identität noch immer ungeklärt ist. Ungeachtet diverser Nachahmungstäter werden ihm im Zeitraum 1993 bis 2003 über 50 Taten zugeordnet, bei denen mehr als 100 Pferde mittels Stich- bzw. Schnittwaffen (Lanzen) oder durch Schüsse getötet wurden. Die Zielgruppe umfasste Pferde unterschiedlichen Geschlechts, Alters sowie verschiedener Größe und Rasse. Die Taten wurden auf abgelegenen Weiden, in Ställen sowie bewohnten und unbewohnten Reithallen begangen.

Die molekularbiologischen Aufgabenstellungen in diesem Bereich umfassen

  • die genetische Charakterisierung tierischen Spurenmaterials sowie Identifizierung einzelner Individuen anhand von Referenzmaterial
  • Nachweis der kriminellen Handlungen anhand von Tatortspuren
  • Klärung der Täteridentität (Speziesbestimmung und Identifizierung des Indivduums)

Zur Klärung dieser Fragen kann eine Kongruenz von DNA-Spuren an Tatwaffen mit der Opfer-DNA ebenso beitragen wie die Übereinstimmung von tierischen Überresten (z. B. Blut- und Haarspuren auf dem Asphalt) mit Referenzproben (aus Bürsten und Decken gesammelte Haare). Der Mangel an Vergleichs-DNA des Individuum selbst kann auch durch eine Analyse der Elterntiere ausgeglichen werden: Über den Nachweis einer engen Verwandtschaft kann die Identät von Tier und Besitzer geklärt werden.

  • 14 durch Abwürgen getötete Wildwiederkäuer in einem ungarischen Zoo wurden offensichtlich Opfer eines Hundekampftrainings. Durch vergleichende mikroskopische Untersuchungen von Tatortspuren gerieten die Wachhunde des Zoos in Verdacht. Die STR-Analyse der Haare und einiger Blutspuren vom Tatort schloss sie jedoch als Täter aus und machte ein Einzeltier unbekannter Rasse für die Tat verantwortlich.{{Ref|Padar 2001).
  • Mittels DNA-Forensik konnte ein Hund identifiziert werden, der ein Minipferd getötet und ein zweites schwer verletzt hatte. Die Überführung des Täters gelang durch Spuren von Pferdeblut am Rand der Wasserschüssel, die mit dem Profil des getöteten Pferdes übereinstimmten.Vorlage:Ref
  • Vier gestohlene Rinder konnten über eine STR-Analyse der angegebenen Muttertiere eindeutig identifiziert werden.Vorlage:Ref
  • In einem Fall in Argentinien wurden die Referenzproben von den eindeutig gekennzeichneten Überresten der abgeschlachteten Kadaver genommen und zusammen mit sichergestellten Fleischstücken in einem Geschäft einer komparativen DNA-Analyse unterzogen.Vorlage:Ref

Dopingfälle aus Hunde- und Pferderennsport beinhalten z.B. die Untersuchung von Pferdeurin sowie den Identitätsnachweis bei Caniden.

  • Ein Fall diente der Identitätsbestimmung eines Rennpferdes, dem Drogen mittels Spritze injiziert worden waren. Nach Abwischen der Spritze konnte darüber hinaus auch das genetische Profil jener Person bestimmt werden, die diese verabreicht hatte.Vorlage:Ref

Tiere als Täter

Tatbestände, bei denen Tiere zu „Kriminellen“ werden, umfassen in erster Linie tätliche Angriffe gegen Mensch und Tier, Verkehrsunfälle und Sachbeschädigung.

Hundebissattacken

Hundebissattacken haben oft einen tödlichen Ausgang oder führen beim Opfer zu bleibenden Schäden. Opfer sind meist Kleinkinder, alte Menschen oder auch andere Tiere. Mit Hilfe der Odontologie können anhand charakteristischer Bissmarken Aussagen zu Tierart und Rasse des Angreifers gemacht werden (Weite des Zahnbogens, Tiefe der Abdrücke, rassetypische Zahndefekte). Das Angriffsverhalten und die Zahnstellung des Haushundes führen zu pathognomonischen Verletzungen („a-hole-and a tear combination“), die aus einer Kombination von stichförmigen Einbissen der Canini mit multiplen, klaffenden Reißwunden bestehen, oft begleitet von oberflächlichen Gewebedefekten und Klauenmarken (meist vier bis fünf parallele, schmale Abschürfungen). Der Abdruck beider Zahnbögen führt in der Regel zu typischen runden Verletzungen.

Zusätzlich zur konventionellen Aufarbeitung eines solchen Tatorts und dem Vergleich von Zahnabdrücken hat die DNA-Analyse für die Klärung dieser Fälle zunehmend Bedeutung erlangt. Hierbei werden Blutspuren und menschliche Haare auf dem Fell, im Maul oder am Halsband des Tätertieres ebenso berücksichtigt wie die Untersuchung von Haaren und Speichelspuren auf der Kleidung oder dem Körper des Opfers. Sowohl die STR-Analyse als auch die mtDNA-Haplotypisierung finden dabei erfolgreich Anwendung. Der Einsatz mitochondrialer Cytochrom b–Fragmente eignet sich darüber hinaus zur eindeutigen Speziesbestimmung bei Asservaten nichtmenschlichen Ursprungs.Vorlage:Ref

  • 2000 wurden in Oklahoma C. Ohman und V. A. Borja beschuldigt, einen bösartigen Hund zu besitzen, nachdem ihr Pit Bull Trek die 74jährige Nachbarin angefallen und eine bleibende Behinderung verursacht hatte. Die aus Speichelspuren auf der Kleidung des Opfers isolierte Hunde-DNA stimmte mit Trek´s genetischem Profil überein.
  • Im März 2000 wurde auf einem Sportgelände die Leiche eines 7jährigen Jungen entdeckt. Als Todesursache wurden Hundebisse festgestellt. Obwohl die Justiz durch falsche Zeugenaussagen behindert wurde, konnten letztlich durch eine STR-Analyse von Speichelresten, Haaren und winzigen Blutspuren die beiden Wachhunde des Vaters als Täter identifiziert werden.Vorlage:Ref
  • Ein junges Mädchen wurde Opfer einer schweren Hundebissattacke. Die STR-Analyse von Blutspuren, die vom Fell eines in Frage kommenden Hundes gesammelt wurden, ergab jedoch keinen Zusammenhang mit der Beißerei. Andere forensische Beweise wie Haare, Fasern und odontologische Untersuchungen konnten ebenfalls kein bestimmtes Individuum mit diesem Fall in Verbindung bringenVorlage:Ref
  • 1998 konnten im Falle eines 11jährigen Jungen, der von Hunden lebensgefährlich zerfleischt wurde, die in Frage kommenden Pitbulls identifiziert werden, sodaß die Hundebesitzer zur Verantwortung gezogen werden konnten.Vorlage:Ref
  • Im Fall eines 9jährigen Jungen konnte eine von drei Dänischen Doggen anhand von Speichel auf der Kleidung des Opfers zweifelsfrei als Täter identifiziert werden, sodaß auf eine Euthanasie der anderen beiden Tiere verzichtet wurde.Vorlage:Ref

Verkehrsunfälle

Um bei Verkehrsunfällen den Tierhalter für den entstandenen Schaden haftbar zu machen, ist es nötig, das verursachende Tier auf DNA-Basis eindeutig zu überführen und zu identifizieren. Als Techniken können hier sowohl die STR-Analyse als auch mitochondriale Sequenzierung eingesetzt werden.

  • Ein Hund stand im Verdacht, einen Verkehrunfall verursacht zu haben. Haarfragmente vom beschädigten Fahrzeug wurden einer Sequenz-Analyse der mitochondrialen DNA unterzogen. Die Ergebnisse wurden mit Referenzproben des beschuldigten Hundes sowie mit Proben von vier unabhängigen Kontrolltieren unterschiedlicher Rassen verglichen. Da das Beweismaterial nicht mit dem verdächtigen Hund übereinstimmte, konnte dieser als Quelle der Haare ausgeschlossen werden.Vorlage:Ref

Tiere als Bindeglied bei Kapitalverbrechen

Ca. 69 Millionen amerikanische Haushalte beherbergen momentan Hunde oder Katzen. Ebenso allgegenwärtig wie die Vierbeiner selbst sind auch ihre Haare in der näheren Umgebung ihrer Besitzer sowie an Kleidung und Gegenständen zu finden. Haare werden durch physischen Kontakt übertragen (Transfer), ihr Vorkommen kann einen Verdächtigen folglich mit einem Opfer oder Opfer/Täter mit dem Tatort verbinden.

Wird ein Opfer z.B. in einem Fahrzeug deponiert oder an einem Ort festgehalten, zu dem Tiere regelmäßig Zugang haben, resultiert daraus meist ein Transfer von Tierhaaren auf die Kleidung des Opfers. Eine Übertragung von Tierhaaren auf das Opfer/den Tatort ist ebenso möglich, wenn der Verdächtige ein Haustier hat, dessen Haare sich während des physischen Kontakts an seiner Kleidung befinden. Dies wird als sekundärer Transfer von Spurenmaterial bezeichnet. Katzen-/Hundehaare sind ebenfalls sehr häufig auf klebenden oder anhaftenden Flächen von Lösegeld- oder Erpresserschreiben zu finden.

Haartyp, Anzahl und Erhaltungszustand beeinflussen ihren Wert als Spurenmaterial. Der mikroskopische Vergleich morphologischer Merkmale eines in Frage kommenden Haares mit Vergleichsproben kann erkennen lassen, ob ein Transfer stattgefunden hat.

[Grafik]

Haare tierischen Ursprungs an Tatorten oder der Kleidung von Verdächtigen/Opfern können auch von einem Pelzmantel oder Tierfell stammen. Sie sind bisweilen künstlich gefärbt oder getrimmt und weisen oft keine Wurzel auf.

Die Analyse von Hunde- und anderen Tierhaaren, Speichel und zahlreichen Gewebespuren an Tatorten erlaubt es den Kriminologen, anhand des tierischen Spurenmaterials einen Verdächtigen mit der Tat in Verbindung zu bringen. Der Wert des Beweismaterials für das Knüpfen einer solchen Verbindung wird dabei von der Wahrscheinlichkeit beeinflusst, dass Zuordnung/Ausschluss auf einen Zufall zurückzuführen ist, dass die Zuordnung durch einen Fehler des Spurenteams zustande kam; und von der Wahrscheinlichkeit, dass es alternative Erklärungen für das Vorhandensein dieser Spuren gibt (sekundärer Transfer, Kontamination, Legen falscher Spuren).

Berühmte Kriminalfälle

Bei der Suche nach der verschwundenen Shirley Duguay 1994 auf Prince Edward Island wurde in einem Waldstück eine blutbefleckte Männerlederjacke gefunden. Das menschliche Blut stimmte mit dem Profil des Opfers überein. Der verdächtige Exmann konnte jedoch nicht mit dem Kleidungsstück in Verbindung gebracht werden. Die im Jackenfutter entdeckten weissen Haare als Katzenhaare identifiziert. Aus einer Haarwurzel isolierte DNA diente als Grundlage zur Genotypisierung. Das genetische Profil wurde mit dem Blut von Snowball verglichen, einer weißen Katze, die im Elternhaus des Ehemanns lebte. Es lag 100% Übereinstimmung vor, kombiniert mit der Wahrscheinlichkeit von 6,9 x 10-7, dass eine weitere Katze mit demselben Profil in den USA existiert (probability of match identity). Auf Grundlage dieser Beweise wurde der Ehemann 1997 des Mordes schuldig befunden. Dieser berühmte Kriminalfall gilt als Präzedenz für die Möglichkeit, Tatverdächtige anhand des genetischen Profils von Tierhaaren mit Kapitalverbrechen in Verbindung zu bringen.

DNA match A / D

In Seattle, Washington, verurteilte eine Jury Kenneth Leuluaialii und George Tuilefano wegen besonders schweren Mordes und Verletzung des Tierschutzrechts im Zusammenhang mit den 1996 erschossenen Jay Johnson, Raquel Rivera und dem Mischlingshund Chief. Die Blutspuren auf Hose und Jacke der beiden Verdächtigen waren mit Chief's genetischem Profil identisch, die Irrtumswahrscheinlichkeit betrug 1:350 Millionen.

Als einer der bekanntesten auf tierischem Beweismaterial beruhenden Kriminalfälle gilt der Mord im Jahr 2002 an der 7jährigen Danielle van Dam in San Diego. Die Hundehaare, die im Haus des Tatverdächtigen David Westerfield gefunden wurden, konnten dem Weimaraner der van Dams zugeordnet werden und erwiesen sich als wichtigstes Bindeglied zwischen Westerfield und dem Tod des Mädchens.

Bei der Aufklärung eines versuchten Raubmordes an einem Ladenbesitzer in Pampa, Texas, wurde 1999 bei der Anhörung zur Beweisaufnahme eine Analyse caniner mitochondrialer DNA als Beweismittel zugelassen. Obwohl dieser Fall nie zur Verhandlung kam, stellte er den Präzedenzfall für die Anerkennung forensischer caniner mitochondrialer DNA–Analysen als Beweismittel vor Gericht dar.

Im Jahr 2000 wurde im Zusammenhang mit dem Mord an einem Soldaten ein einzelnes Deckhaar caniner Herkunft untersucht, das auf dem Körper des Toten in einem See gefunden wurde. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes des Haars stellte dieser Fall eine labortechnische Herausforderung dar. Die Sequenzanalyse schloss den Hund des Tatverdächtigen aus. Obwohl die Verteidigung letztendlich keinen Gebrauch davon machte, wurde dieser Beweis vor Gericht zugelassen.

Während eines sexuellen Übergriffs beobachtete das Opfer den Urinabsatz ihres Hundes an den Reifen des Täterfahrzeugs. Obwohl der Verdächtige bestritt, jemals in der Nähe des Hauses gewesen zu sein, in dem das Opfer wohnte, stimmte das genetische Profil des Hundes perfekt mit den sichergestellten Spuren auf dem Reifen überein.Vorlage:Ref

Einige der Blutspuren, die in der Gasse neben einem erstochenen Londoner Barkeeper gefunden wurden, stammten weder vom Opfer noch waren sie menschlicher Herkunft. Sie wurden als Hundeblut identifiziert und konnten dem Hund des Hauptverdächtigen zugeordnet werden.Vorlage:Ref

Geschichte/Entwicklung

  • der erfolgreiche Einsatz molekularbiologischer Methoden in der Forensik war untrennbar mit der Humangenetik und ihren Fortschritten gekoppelt ( DNA, PCR; Entwicklung von Sonden, Entdeckung von Mini- und Mikrosatelliten)
  • Vorreiter immer die Humanforensik, wichtige Namen: Jeffreys etc. (Paper)
  • Standardisierung und Automatisierung in den Labor- und Auswertungsmethoden führten zur Schaffung von Datenbanken, die als statistische Grundlage für populationsgenetisch gestütze Wahrscheinlichkeitsberechnungen dienen können (probability of match identity, exclusion probability, maternal Index): im Gegensatz zur Humanforensik hier noch Nachholbedarf durch konkurrierende Forschergruppen; in Deutschland und Österreich beginnendes Standardisierung durch die CADNAP)
  • der Nutzen forensischer Beweise auf DNA-Basis ist abhängig von der Bereitschaft der Justiz, diese Indizien anzuerkennen (klassisches Beispiel: Snowball)
  • die Methoden wurden überwiegend aus anderen Bereichen wie Abstammungs-kontrolle, Populationsgenetik, conservation genetics und der Grundlagenforschung adaptiert

Quellen

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Viele animal forensics' Fälle unter diesem Link: http://www.questgen.biz/cv.htm#casework

Arbeitsgruppen/Institutionen in Deutschland

Literatur

  • Praxisnahe Methoden für die Untersuchung von Haaren zur Tierartbestimmung in forensischer Sicht. Egbert Lechtenböhmer. 1982
  • Savolainen P., Lundeberg J.: Dog Genetic Data and Forensic Evidence. In: The Genetics of the Dog. Ed by. A. Ruvinsky & J. Sampson. CABI Publishing, New York, NY 2001, 521-536, ISBN 0-85199-520-9
  • Menotti-Raymond M.A., David V.A., O'Brian S.J.: Pet cat hair implicates murder suspect. In: Nature 386, 774 (1997)
  • Padar Z., Angyal M., Egyed B., Furedi S., Woller J., Zoldag L., Fekete S.: Canine microsatellite polymorphisms as the resolution of an illegal animal death case in a Hungarian zoological garden. Int J Legal Med 115, 79-81 (2001)
  • Padar Z., Egyed B., Kontadakis K., Furedi S., Woller J., Zoldag L., Fekete S.: Canince STR analyses in forensic practice. Observation of a possible mutation in a dog hair. In: Int J Legal Med 116, 286-288 (2002)
  • De Munnynck K., Van de Voorde W.: Forensic approach of fatal dog attacks: a case report and literature review. In: Int J Legal Med 2002 Oct;116(5):295-300