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Emissionen im praktischen Fahrbetrieb

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Emissionensmessung im praktischen Fahrbetrieb bei einem Mazda6

Der Begriff Emissionen im praktischen Fahrbetrieb, auch im Deutschen weit verbreitet unter dem englischen Begriff Real Driving Emissions (RDE), beschreibt das reale Abgas-Emissionsverhalten von Autos, Lastwagen und Bussen im alltäglichen Gebrauch. Im weiteren Sinne ist hiermit auch das RDE-Prüfverfahren gemeint.

Historie

Der zuständige Fachausschuss der Europäischen Union beschloss im Mai 2015 im Hinblick auf die Aufdeckung hoher Abweichungen von Abgastestverfahren zum realen Emissionsverhalten von Fahrzeugen, dass unter anderem die Vermessungen der Emissionen im praktischen Fahrbetrieb die zur Typgenehmigung bislang durchgeführten Testverfahren ersetzen sollen (NEFZ).[1][2] Die bislang durchgeführten Messverfahren (NEFZ) zur Typgenehmigung fanden ausschließlich im Labor statt. Unter Laborbedingungen können jedoch andere Messergebnisse als in der Realität erzeugt werden, weswegen Messungen im Labor nicht zwingend das reale Emissionsprofil eines Fahrzeugs wiedergeben müssen. Davon haben sich vor allem Dieselfahrzeuge als betroffen erwiesen. Die Vermessung der RDE soll laborgestützte Testverfahren ergänzen.[3]

RDE-Prüfverfahren

Das RDE-Prüfverfahren soll Auskunft über das reale Emissionsverhalten von Fahrzeugen geben und in der Europäischen Union ab September 2017 gelten. Das Ziel ist, die Unterschiede von den unter Laborbedingungen erhaltenen Messergebnissen im Vergleich zu denjenigen im normalen Gebrauch zu reduzieren. Des Weiteren soll die Verwendung von Abschaltvorrichtungen während der Tests verhindert werden. Hierzu wird das Fahrzeug im Freien auf einer Strecke gefahren und dort zufällig beschleunigt und abgebremst. Mit Hilfe einer mobilen Emissionsmessung (Portable Emission Measurement System, kurz PEMS) soll unter anderem die Partikelzahl und die Konzentration von Stickoxiden bestimmt werden.[3]

Einführung des RDE-Verfahrens für Pkw

Im Oktober 2015 haben die EU-Länder im Zuge des VW-Abgasskandals entschieden, dass die RDE-Tests für neue Fahrzeugtypen ab dem 1. September 2017 verpflichtend werden, für alle neu zugelassenen Fahrzeuge ab dem 1. September 2019. Allerdings gilt dann noch ein sogenannter Konformitätsfaktor von 2,1, das heißt der gemessene Stickoxid-Ausstoß darf maximal auf das 2,1-fache des Laborwertes (aus dem NEFZ oder WLTC) ansteigen. Die Übergangsphase endet am 1. Januar 2020 für neue Fahrzeugtypen und am 1. Januar 2021 für alle neu zugelassenen Fahrzeuge. Anschließend sinkt der Konformitätsfaktor und damit die zulässigen Überschreitungen dauerhaft auf das 1,5-fache.

Einführung des RDE-Verfahrens für Lkw

Für Lastkraftwagen, die eine Zulassung nach Euro VI beantragen, wird bereits seit 2011 der Ausstoß der Stickstoffoxide im realen Fahrbetrieb auf der Straße gemessen und ist zu einem Bestandteil der Typzulassungsprüfung geworden.[4]

Messungen im Kanton Zürich

In der Gockhauserstrasse in Dübendorf bei Zürich werden vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich (AWEL) seit dem Jahr 2000 Messungen bezüglich der realen Abgaswerte von Fahrzeugen durchgeführt. Hierbei werden die Emissionen der Fahrzeuge gemessen und mit Hilfe der Kontrollschilder ausschließlich die Typen der Fahrzeuge ermittelt. Die Messreihe erfasst hierbei bis heute bis zu 500.000 Fahrzeuge. Hierbei stellte sich heraus, dass die Fahrzeuge vieler Hersteller die Abgasnorm im täglichen Verkehr nicht einhalten[5] – trotz bestandener Abgastests. Dies macht nach Meinung von Experten ein neues Testverfahren notwendig.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kein Pardon mehr für Stinker: Real Driving Emissions. In: Die Welt. 20. Mai 2015, abgerufen am 8. Oktober 2015.
  2. Autohersteller müssen Schadstoff-Ausstoß künftig unter realen Bedingungen messen lassen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, 19. Mai 2015, abgerufen am 9. Oktober 2015 (Pressemitteilung Nr. 112/15).
  3. a b Fragen und Antworten zu Emissionsgrenzwerten für Luftschadstoffe. Europäische Kommission, 25. September 2015, abgerufen am 8. Oktober 2015.
  4. Neues Emissionsmessverfahren: Der Reality-Check. In: Spiegel Online. 19. Mai 2015, abgerufen am 27. November 2015.
  5. Feldüberwachung von Fahrzeug-Abgasen im realen Strassenverkehr. (PDF; 136 KB) Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich (AWEL), 8. Mai 2013, abgerufen am 8. Oktober 2015.
  6. Zürcher Messungen zeigen, wie dreckig Diesel wirklich sind. In: Tages-Anzeiger. 23. September 2015, abgerufen am 8. Oktober 2015.