Zum Inhalt springen

Rumänen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. März 2006 um 00:54 Uhr durch 80.143.171.202 (Diskussion) (Die rumänische Ethnogenese). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter Rumänen (in heutigem Rumänisch români, historisch auch rumâni) versteht man:

  1. die Staatsbevölkerung von Rumänien
  2. die Angehörigen der rumänischen Volksgruppe(n) innerhalb und außerhalb Rumäniens mit rumänischer Sprache und rumänischer Kultur.

Die Rumänen als Volksgruppe stellen die Mehrheit der Einwohner von Rumänien und Moldawien. In beiden Ländern leben neben ihnen auch große ethnische Minderheiten; andererseits leben auch Rumänen in einigen Ländern der Region als ethnische Minderheit (so besonders in Ungarn und Serbien).

Manchmal werden die Rumänen im geschichtlichen Zusammenhang auch als Walachen bezeichnet – dieser Begriff stammt aus dem Slawischen und wurde benutzt, um alle romanischen Völker auf dem Balkan zu bezeichnen, siehe auch Panromanismus.

Die rumänische Ethnogenese

Eine bis heute in der Wissenschaft und Politik umstrittene Frage ist, ob die Ethnogenese der Rumänen sich weitgehend im heutigen rumänischen Raum abgespielt hat oder eher außerhalb des heutigen Rumäniens. Diese Auseinandersetzung betrifft nicht die Herausbildung der rumänischen Nation innerhalb der letzten fünf Jahrhunderte, wohl aber die Zeit davor. In der Geschichtswissenschaft gibt es zwei Hauptströmungen: Während die eine Seite zu einer Herkunft der Rumänen aus dem südwestlichen Balkan tendiert, besteht die andere Seite auf einer Abstammung der Rumänen von der romanisierten Bevölkerung Dakiens. Im Sinne dieser Auseinandersetzung spielt daher eine wichtige Rolle, was in den Jahrhunderten nach 271 im vormals römischen Dakien passiert ist. Zwei Hypothesen werden in diesem Zusammenhang angeführt:

  1. Es wurden nicht nur die römischen Truppen abgezogen, sondern auch die Bevölkerung über die Donau etwa ins heutige Serbien evakuiert. Damit wäre der Boden des heutigen Rumäniens bis zur Einwanderung zunächst von Slawen, dann von Ungarn weit gehend unbesiedelt gewesen.
  2. Es wurde nur die römische Armee sowie die staatliche Verwaltung zurückgezogen, die restliche Bevölkerung blieb in Dakien. Der dako-romanischen Kontinuitätstheorie zu Folge haben sich die Reste der römischen Kolonisten und die romanisierte dakische Bevölkerung nach Abzug der römischen Truppen und Verwaltung in das Gebirge zurückgezogen und dort die Zeiten der Wandervölker überstanden. Die kleinen Herrschaftsbildungen des Hochmittelalters in Siebenbürgen sind deren Verdienst und wurden durch ungarische Eroberer zerstört. Die bereits christianisierte frührumänische Bevölkerung ist in der Folge in Abhängigkeit der ungarischen Eroberer gekommen.

Argumente zugunsten der ersten Hypothese:

  • Heute existieren wenige Ortsnamen aus römischer Zeit, dafür aber lateinische Flussnamen. Die Toponymie weist für das heutige rumänische Gebiet zudem zahlreiche slawische Namen auf.
  • Gerade in den aufgelassenen Provinzen an der römischen Nordgrenze scheint die Evakuierung bzw. Abwanderung der römischen/romanisierten Bevölkerung üblich gewesen zu sein. Es stellt sich die Frage, warum dies ausgerechnet für das relativ kurze Zeit römisch besetzte Dakien (Dacia Superiora) anders gewesen sein sollte.
  • Es gibt zahlreiche Übereinstimmungen in der sprachlichen Struktur zwischen dem Rumänischen und dem Albanischen. Diese erklären sich am leichtesten, wenn man von einer zeitweiligen direkten Nachbarschaft etwa im Gebiet Südserbien-Kosovo ausgeht. Sie können aber auch auf die Erhaltung von gemeinsamen thrakischen und römischen Sprachwurzeln in Gebirgsländern wie Albanien im Balkan und Rumänien in den Karpaten zurückgeführt werden.

Argumente zugunsten der zweiten Hypothese:

  • In den antiken Quellen ist nirgends von dem behaupteten völligen Rückzug die Rede. Im Gegenteil, viele Archäologische Funde beweisen das Weiterleben der Dako-Romanischen Kultur in Siebenbürgen, auch nach dem Aurelianischen Rückzug aus Dakien.
  • Angesichts der weiten Verbreitung der rumänischen Sprache auf dem gesamten Balkan von Istrien (Istrorumänische Sprache bis nach Griechenland (Aromunische Sprache) ist vielleicht davon auszugehen, dass in der späten Antike und im frühen Mittelalter die "Urrumänen" das Leben von Wanderhirten gepflegt haben, wie dies bei den Aromunen noch bis vor Kurzem der Fall war. So würde auch das Fehlen der Siedlungskontinuität erklärt.
  • In vielen Ländern wurde die Sprache der (unterprivilegierten) Schichten erst relativ spät verschriftlicht. Die vorherrschenden Sprachen bei der Verschriftlichung waren das Lateinische/Griechische, auch das Kirchenslawische und zum Teil das Idiom der herrschenden bzw. privilegierten Schichten. Dies könnte erklären, warum in Siebenbürgen der Nachweis rumänischer Sprache im Mittelalter z.T. schwer fällt.

Ein Politikum wurde aus der Frage durch den Zankapfel Siebenbürgen. Aus nahe liegenden politischen Gründen wurde die erste Hypothese hauptsächlich von ungarischen Forschern vertreten. Damit wäre nämlich der ungarische Anspruch auf Siebenbürgen sozusagen aus der Frühzeit bekräftigt worden. Andererseits wird die Idee der Kontinuität bereits im 15. Jhd. von den im Auftrag Vatikans durch die rumänischen Ländern reisenden italienischen Gesandten ins Feld geführt. Umgekehrt vertraten rumänische und internationale Forscher aus dem entgegen gesetzten Blickwinkel stets den zweiten Standpunkt.

Die Kontinuität wird bejaht in:

Eine weitere Darstellung:

Siehe auch