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Hochaltar der Altstädtischen Kirche (Königsberg)

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Königsberg, Altstädtische Kirche, Altaraufsatz, 1606.

Der Hochaltar der Altstädtischen Kirche St. Nikolaus in Königsberg (Preußen) ist ein Kulturdenkmal. Der Altar wurde 1606 geschaffen, beim Abbruch der Alten Altstädtische Kirche in den Jahren 1826/1828 wurde der Altar in den Neue Altstädtische Kirche von 1838 gebracht. Im 2. Weltkrieg wurde das Werk im Jahre 1943 unter der Leitung des Museumsleiters Paul Kimritz ausgebaut und bei Arnau ausgelagert. Seitdem gilt das Werk als verschollen. [1]


Beschreibung

[2]

Unterbau

Die Predella zeigt zwei Skulpturengruppen. Eine vollplastische Figurengruppe stellt das Pessachfest (Sederabend) dar und die andere Figurengruppe das Letzte Abendmahl. In den Nischen der Säulensockel befinden sich zwei Figuren der Aposteln.[3]

Hauptgeschoss

Das Hauptgeschoss ist im Stil gotischer Schreinaltäre gestaltet. Zu sehen sind fünfteilige Relieftafeln bestehend aus einem festen Mittelteil und vier beweglichen Seitenflügeln, zwei Seitenflügel auf jeder Seite. Der feste Mittelteil zeigt mehrere verschiedene Skulpturengruppen: Der gekreuzigte Jesus und die beiden gekreuzigten Schächer. Die andere Figurengruppe zeigt Johannes, Maria und Selbdritt. Die letzte Figurengruppe im Mittelteil zeigt Kriegsvolk und die würfelnden Soldaten. Auf dem linken oberen geöffneten Seitenflügel werden Jesus auf dem Ölberg und der Judaskuss dargestellt, während auf den linken unteren Seitenflügel die Geißelung Christi und die Händewaschung des Pilatus gezeigt werden. Auf dem rechten oberen Seitenflügel werden Jesus vor Kaiphas und die Kreuztragung dargestellt, während auf dem rechten unteren Seitenflügel die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu dargestellt werden.[4]

Obergeschoss

Das erste Obergeschoss zeigt einen schmalen Mittelteil flankiert von zwei Ovalen Medaillons (Verkündigung und Geburt Christi).

Der Mittelteil zeigt die Geburt Jesu mit Maria und Joseph. Dazu zwei stehende und zwei kniende Hirten. Zahlreiche Putten umgaben die Szene, in den Wolken, in den Zwickeln und als Schlussstück.

  • Im linken ovalen Medaillon Seitenflügel wurde dargestellt: Die Verklärung auf dem Berge Tabor mit dem Heiland. Zudem Moses und Elias als Halbgestalten in den Wolken mit Petrus, Johannes und Jakobus. Darüber zwei Apostel.
  • Im rechten ovalen Medaillon Seitenflügel wurde dargestellt: Die Verkündigung an Maria. Darüber zwei Tugenden, darunter eine Allegorie auf den Glauben.

Bekrönung

Das zweite Obergeschoss Pessach-Lamm in der Mitte geschmückt mit den Allegorien auf Glaube, Hoffnung, Liebe und Gerechtigkeit. Ganz oben befindet sich die Figur des Evangelisten Matthäus.

Kunstgeschichtliche Bedeutung

Laut Mühlpfordt sei es eine "hervorragende Königsberger Arbeit, besonders trefflich die beiden Schächer; an Wert etwa dem Jörg Zürn gleich" [5] Anton Ulbrich denkt an niederländischen Einfluß und Martin Konrad ordnet das Werk Hans v. Mildert zu.



Laut Dehio Knüpfte das Werk an die Komposition des Herzog-Albrecht-Denkmals im Dom an. Italienische Spätrenaissance ist „die Flächigkeit des ganzen“ [6] Nordischer Floris-Stil ist „die Elemente der alle Gliederungen überspinnenden Dekoration“ [7] Das Programm: Passion, Evangelisten, Tugenden. Deio vermutet aufgrund seiner Wirkung auf gleichzeitige schaffende Bildhauern und einer Reihe von Schulwerken eine Königsberger Bildhauerwerkstatt.

Laut Dehio ist das eine „Leistung des norddeutschen Manierismus“ [8] Laut Dehio entspricht das Werk dem Überlinger Altar von Jörg Zürn (1616) und dem Altar in Varel von Ludwig Münstermann (1614) oder dem Erfurter Altar von Hans und Paul Friedemann (1625).

Literatur

  • Georg Dehio; Ernst Gall; Bernhard Schmid: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. [7], Deutschordensland Preußen. Deutscher Kunstverlag, München ; Berlin 1952, OCLC 878777190.
  • Herbert Meinhard Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen und ihre Meister 1255-1945. Holzner, Würzburg 1970, OCLC 4261883.
  • Anton Ulbrich:Vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in die Zeit von 1685 bis 1725 mit Einleitung über die gotische Kunst und die Renaissancezeit. In: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 1. Band, Gräfe und Unzer, Königsberg 1926.
  • Martin Konrad: Hans von Mildert, genannt der Deutsche. Ein Königsberger Bildhauer im Kreise des Rubens und seiner ostpreußischen Frühzeit. In: Mitteilungen der Verfasser für Geschichte von Ost- und Westpreußen Jahrgang VI. S. 53-56. Königsberg 1932.
  • Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Bernhardt Teichert, Königsberg 1897, OCLC 312871065.
  • Anton Ulbrich:Der Altaraufsatz in der evangelischen Altstädtischen Kirche zu Königsberg. In: Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926-1929, S. 77-80.

Einzelnachweise

  1. vgl. Mühlpfordt (1970), S. 218.
  2. Die Gliederung und Inhalt folgt Anton Ulbrich: Der Altaraufsatz in der evangelischen Altstädtischen Kirche zu Königsberg. In: Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926-1929, S. 77-80.
  3. vgl. Ulbrich, S. 78.
  4. vgl. Ulbrich, S. 78f.
  5. Mühlpfordt (1970), S. 218
  6. Dehio (1952), S. 381.
  7. Dehio (1952), S. 381.
  8. Dehio (1952), S. 381.


Einzelnachweise


Kategorie:Christlicher Altar Kategorie:Kultur (Königsberg) Kategorie:Altar (15. Jahrhundert) Vorlage:Wikipedia-Artikel