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Peja

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Datei:SCG Pec Peje.png
Lage von Peć/Pejë in Serbien und Montenegro

Peć (albanisch Pejë oder Peja) ist eine Stadt im Westen des Kosovo (serbisch Kosovo i Metohija / albanisch Kosovë oder Kosova). Sie ist Hauptsitz der Großgemeinde Peć/Pejë in der zu Serbien gehörenden, aber von der UNO verwalteten Provinz Kosovo.

Geografie

Die Stadt befindet sich etwa 10 km südlich und östlich der Grenze zu Montenegro und ungefähr ebensoweit nordöstlich der Grenze zu Albanien. Peć/Pejë liegt an der Pećka Bistrica (albanisch Lumbardh e Pejës). Diese entspringt westlich der Stadt hinter über 2500 Meter hohen Gipfeln in einem bereits zu Montenegro gehörenden Teil des Prokletije-Gebirges und mündet etwa 25 Kilometer südöstlich von Peć/Pejë in den Weißen Drim (serbisch Beli Drim / albanisch Drin i Bardhë). Der Weiße Drim, der größte Fluss des Kosovo entspringt unweit der Stadt am Weg zur montenegrinischen Grenze.

Bevölkerung

Nach der umstrittenen Volkszählung von 1991 lebten am 31.03.1991 in der Großgemeinde Peć/Pejë 127.796 Menschen, die sich auf folgende Volksgruppen verteilen: Albaner 96.441 (75,46%), Bosniaken 9.875 (7,73%), Serben 7.815 (6,12%), Montenegriner 6.960 (5,45%), Roma 4.442 (3,48%), Jugoslawen 297 (0,23%), Sonstige 1.966 (1,53%). Nach Schätzungen der OSZE von Ende 2005 leben derzeit in der Großgemeinde rund 91 100 Menschen, davon sind etwa 78.000 Albaner, 1000 Serben, 6.300 Roma, Ashkali und Ägypter sowie rund 5000 Bosniaken.

Im Gefolge des Kosovo-Krieges verließen offensichtlich viele Angehörige der nichtalbanischen Minderheiten die Großgemeinde. Die dort verbliebenen Serben wohnen nach Angaben der OSZE im Dorf Goraždevac/Gorazhdevc. Während der Unruhen im März 2004 wurden 22 mit westlicher Hilfe wieder aufgebaute serbische Häuser niedergebrannt.

Die Mehrheit der Bevölkerung sind Muslime (Albaner, Bosniaken, Kosovo-Ägypter und Roma), dazu kommt eine 3000köpfige katholische Gemeinde (Albaner) in Pejë/Peć selbst sowie in den Dörfern Gllaviqicë/Glavičica, Gllogjan/Glođane und Potërq/Pertić. Die Serben gehören ihrer orthodoxen Nationalkirche an.

Geschichte

Peć/Pejë ist eine sehr alte Siedlungsstätte. Die Römer nannten die Stadt Picaria. Von dieser Bezeichnung leitet sich möglicherweise auch der heutige Name der Stadt her. Eine andere Begriffserklärung liefern die zahlreichen Höhlen im Gebirge Prokletije (albanisch Bjeshkët e Namuna, zu deutsch auch Albanische Alpen), das sich am südwestlichen Ende der Stadt auftürmt. So soll sich Peć aus dem serbischen Wort pećina für Höhle ergeben haben. Während der Türkenzeit (bis 1912) trug die Stadt den Namen Ipek.

Peć/Pejë gehört damit zu demjenigen Bereich Südosteuropas, der am längsten unter türkischer Herrschaft gestanden hat. Erst nach dem Ersten Balkankrieg ziehen die Türken ab und Peć/Pejë wird Teil des Königreichs Montenegro, während der Rest des heutigen Kosovo dem Königreich Serbien angeschlossen wird. Ende 1918 wird Peć/Pejë nach dem Beitritt Montenegros zu Serbien und nach dessen Vereinigung mit den südslawischen Gebieten Österreich-Ungarns Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien). Erst im föderalen System des sozialistischen Jugoslawien ab 1945 kommt Peć/Pejë zur neu geschaffenen Republik Serbien als Teil der Provinz Kosovo und Metochien. In dieser Zeit ist Peć/Pejë Sitz eines serbischen Verwaltungsbezirkes.

Seit 1999 gehört die Stadt gehört zu der unter UN-Verwaltung stehenden, offiziell zu Serbien gehörenden Provinz Kosovo. Gemäß der derzeitig für das Kosovo gültigen administrativen Gliederung durch die UNMIK ist Peć/Pejë Hauptsitz der gleichnamigen Großgemeinde.

Politik

Gemeinderat

Das Parlament der Großgemeinde Peć/Pejë besteht aus 41 Mitgliedern und setzt sich seit den Wahlen 2002 aus Mandaten der folgenden Parteien zusammen:

  • 19 LDK
  • 12 AAK
  • 4 PDK
  • 6 einzelne Abgeordnete (Parteien ethnischer Minderheiten, kleine Parteien und Unabhängige)>

Verwaltungschef

  • Ramiz Zeka LDK

Wirtschaft und Infrastruktur

Landwirtschaft und Arbeitslosigkeit kennzeichnen die Wirtschaft der Region. 1989 gab es schätzungswseise 18.000 Arbeitnehmer, heute liegt diese Zahl nach offiziellen Angaben bei etwa 2.750. Es gibt 2.731 angemeldete Firmen. Größere Arbeitgeber am Ort sind eine Brauerei, eine Bäckerei, eine Ziegelei, ein Produzent von Bauholz und kleinere Handels- und Dienstleistungsfirmen. Von der schlechten Wirtschaftslage sind vor allem die ethnischen Minderheiten betroffen (Roma, Kosovo-Ägypter und Serben).

Verkehr

In früherer Zeit lag Peć/Pejë an der wichtigen Handelsroute zwischen Dubrovnik und Istanbul, die aber längst ihre Bedeutung verloren hat. Allerdings bleibt Peć/Pejë sein Status als nördlicher Verkehrsknotenpunkt der Landschaft Metochien (serbisch Metohija/albanisch Rrafshi Dukagjint) erhalten.

Über Peć/Pejë führen nach wie vor die einzigen direkten Verkehrsverbindungen von Kosovo und Metochien nach Montenegro - nach Rožaje in nördlicher und nach Andrijevica in westlicher Richtung. Nach Süden führt eine Hauptstraße über Dečani/Deçan und Đakovica/Gjakovë nach Prizren, nach Osten eine Hauptstraße nach Priština/Prishtinë. Die Straßen in der Stadt und die Straßen in den ländlichen Regionen der Großgemeinde sind in einem schlechten Zustand.

Sowohl nach Priština/Prishtinë als auch nach Prizren führen Eisenbahnlinien.

Medien

Es gibt fünf Radiostationen aber keine Tageszeitung. Die größeren Kosovoweit erscheinenden Blätter haben Korrespondenten im Ort.

Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler

Peć/Pejë liegt in einer malerischen Landschaft und beherbergt mit dem Patriarchenkloster das für die serbisch-orthodoxen Christen wohl bedeutendste Bauwerk. Etwa 15 km südlich von Peć/Pejë liegt außerdem das serbisch-orthodoxe Kloster Visoki Dečani, das seit 2004 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.

Die Rugova-Schlucht

Auf ihrem Weg hinunter nach Peć/Pejë durchfließt die Pećka Bistrica (albanisch Lumbardh e Pejës) die atemberaubende Rugova-Schlucht (serbisch Rugovska klisura / albanisch Grykë e Rugovës). Sie liegt eingezwängt zwischen den höchsten Gipfeln Serbiens, Montenegros und Albaniens. Die zum Teil in die steilen Felswände gehauene Straße, die von Peć/Pejë durch die Rugovo-Schlucht und über den 1849 Meter hohen Čakor-Pass führt, verbindet Kosovo und Metochien mit Montenegro. Die albanischen Bewohner dieser Gegend sind mit ihrer ursprünglichen Tracht und ihren martialischen Volkstänzen auch im Ausland zu einiger Berühmtheit gelangt.

Das Patriarchenkloster

Bevor die Pećka Bistrica die Stadt Peć/Pejë erreicht, passiert sie das etwa einen Kilometer westlich der Stadt gelegene Patriarchenkloster von Peć (serbisch Pećka Patrijaršija), in dem heute noch einige serbisch-orthodoxe Nonnen leben.

Im Jahr 1253 hatte Peć/Pejë die Funktion als Sitz der serbischen Erzbischöfe von Žiča übernommen. Dies war als Folge der Süderweiterung und –verlagerung des serbischen Machtbereichs geschehen. 1346 erhebt Zar Dušan Peć in den Rang eines Patriarchats. Auch nachdem die Türken nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 das serbische Reich nach und nach erobert hatten, bleibt Peć/Pejë Sitz der serbisch-orthodoxen Kirche. Einer eigenartigen Gegebenheit der Geschichte verdankt das Patriarchat, dass es, nachdem die Türken es im Jahr 1463 aufgehoben hatten, im Jahr 1557 wiederhergestellt wird. Durchgesetzt hatte dies Mehmed Pascha Sokolović, Großwesir des Sultans – und Bruder des neuen serbischen Patriarchen Macarius. (Im Osmanischen Reich wurden regelmäßig sogenannte Knabenlesen unter der christlichen Bevölkerung durchgeführt. Auch Mehmed Pascha Sokolović wurde als Kind bei einer Knabenlese ausgesucht und an den Hof des Sultans nach Istanbul verschleppt. Später stieg er zum Großwesir auf.)

1766 unterstellen die Türken das serbische Patriarchat dennoch dem Patriarchat von Konstantinopel, nachdem es zuvor zu blutigen Auseinandersetzungen mit der serbischen Bevölkerung gekommen war, die zudem zu einer gewaltigen Auswanderungswelle von Serben aus dem Kosovo Richtung Vojvodina geführt hatten. Die Neugründung des serbischen Patriarchats erfolgt erst 1920 in Belgrad.

Die Ursprünge des Gebäudes gehen auf einen ersten byzantinischen Bau (vermutlich 11. Jahhrundert) zurück dessen Teile in der Apostelkirche integriert sind. Der Kern des alten Klosters – die drei miteinander verbundenen Kirchen – hat die Zeit sehr gut überstanden. Der älteste Teil, die Apostelkirche wurde möglicherweise vom ersten serbischen Erzbischof Sava begonnen. 1323-1324 wurde im Norden die Kirche St. Demetrius angebaut, um 1330 im Süden die Jungfrauenkirche mit der Nikolauskapelle.

Die im Raška- und Kosovo-Metohija-Stil erbauten Kirchen umfassen beeindruckende Fresken, anhand derer sich die Entwicklung der serbischen Malerei vom 13. bis zum 16. Jahrhundert verfolgen lässt. Hinzu kommen ein Ikonen-Schatz mit Exemplaren aus dem 14. bis 19. Jahrhundert und viele illustrierte Handschriften in altkirchenslawischer Sprache.

Mit seinen Kunstschätzen, Gräbern und Schreinen gilt das Patriarchenkloster als Schatzkammer serbischer Geschichte und heiligster Ort der serbisch-orthodoxen Kirche.

Die rote Moschee

Ihren Namen hat die rote Moschee von den roten Ziegelsteinen, mit denen sie erbaut wurde. Gemäß einer Inschrift über dem Eingang wurde sie im Jahre 1173 islamischer Zeitrechnung (1759-1769) und 1307 islamischer Zeitrechnung (1889-1890) renoviert. Das Gebäude ist heute eine ausgebrannte Ruine, erhalten sind noch Teile der Fassade, die marmorne Minbar und Mihrab sowie das Minarett. Die UNESCO hat die Wiederherstellung des Gebäudes empfohlen.

Die Kurshumli-Moschee (Blei-Moschee)

Ihren Namen erhielt die Moschee von der bleiernen Dachbedeckung. Die Moschee wurde mehrere Male zerstört und wiederhergestellt. Zu jugoslawischen Zeiten diente sie als Munitionsdepot, seit 1965 wurde sie wieder als Gebetshaus von umliegenden muslimischen Gemeinden genutzt. Im Mai 1999 wurde sie niedergebrannt. Das Gebetshaus ist zwölf mal zwölf Meter groß und war ursprünglich von einem nach außen mit Blei bedeckten hölzernen Kuppelgewölbe überdacht. Die Wände sind aus Bruchstein bedeckt mit weißem Gips. Erkennbar noch die Gebetsnische. Das ursprüngliche Minarett wurde 1989 ersetzt durch einen Neubau ohne historischen Wert. Die hat die Wiederherstellung des Gebäudes empfohlen.

Die Bayrakli-Mosche (Bannerträger-Moschee)

Das auch Al-Fatih-Moschee genannte Gebäude wurde Ende des 15. Jahrhunderts von Sultan Mehmet al-Fatih erbaut. Nachdem es im Juni 1999 niedergebrannt worden war, wurde es mit italienischen Spenden wieder hergestellt. Die Bayrakli-Moschee besteht aus einem Portikus und dem Gebetsraum, der reich mit ornamentaler Malerei versehen ist. Das Minarett gehört wahrscheinlich zu einer früheren Moschee. Das Gebäude gilt als ein Beispiel ottomanischer Architektur in Europa.

Kirche des heiligen Jeremias

In dem in der Großgemeinde Pejë gelegenen Ort Gorazdevac befindet sich die auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datierte Blockhütten-Kirche des heiligen Jeremias. Sie ist die einzige Kirche dieser Art im Kosovo. Örtlichen Überlieferungen zufolge wurde sie von den so genannten „Srbljaci“ erbaut, einer serbischen Siedlungsgruppe, die sich um 1737/38 am Oberlauf des Flusses Lim niederließ. Das Gebäude ist nur siebeneinhalb auf dreieinhalb Meter groß und liegt auf dem Gelände des Friedhofes von Gorazdevac. Es wird seit 1936 nicht mehr als Kirche benutzt wurde aber im Jahre 1968 detailliert restauriert.